Angola treibt uns gerade in einem Tempo durchs Land, das wir nicht gewohnt sind: 30 Tage sind viel zu wenig für ein so großes und vielseitiges Land! Aber wir geben uns Mühe, so viel wie möglich zu sehen und zu erleben.

Dazu gehört auch, dass wir noch das Wochenende in der Hauptstadt Luanda verbracht haben, um Kizomba zu tanzen. Schließlich kommt Kizomba aus Angola, so wie Rumba aus dem Kongo kommt!

In vielen Städten Angolas wird zu festgelegten Zeiten auf offener Straße Kizomba getanzt. In Luanda ist das jeden Sonntagabend. Lautsprecher werden aufgebaut und schon geht es los. Alle tanzen ungefähr drei Stunden lang zusammen vor der Skyline Luandas, dass der Schweiß fließt. Die Kizomba hat sich aus dem traditionellen angolanischen Tanz „Semba“ entwickelt und wird heute in vielen Regionen Afrikas getanzt. Zu Kolonialzeiten brachten Sklaven aus Angola die Semba nach Brasilien und dort wurde die Samba daraus weiterentwickelt. Wie die Rumba ist also auch die Samba eigentlich kein lateinamerikanischer Tanz, sondern ein zentralafrikanischer Tanzstil, der erfolgreich exportiert wurde.

Nachdem auch ich Kizomba getanzt hatte, konnten wir aus Luanda los. Luanda hat uns gefallen: manche Gassen wie irgendwo in Portugal, andere wie irgendwo am Persischen Golf. Ein neues „Afrika Gefühl“, was sich noch fremd anfühlt für uns: am Wochenende wird in der Bucht gesegelt, im Yachtclub liegen teure Boote und parken Luxuskarossen, entlang der Corniche glitzern und funkeln die Hochhäuser, die Autos sind alle recht neu, es gibt Restaurants und Cafés wie auch in Portugal, eine elegante Mall und viel Charme aus alten Kolonialbauten.

Und leider überall: penetrant bettelnde Straßenkinder, wie wir das seit Senegal und Guinea nicht mehr erlebt haben. Dort waren es die von ihren muslimischen „Lehrmeistern“, den Marabus, zum Betteln versklavte Kinder, die Talibés. Hier sind es geschätzt 5000 Kinder, die ohne muslimischen Hintergrund betteln. Manche müssen durch Betteln für ihre Familien „anschaffen“ und haben ein Zuhause, andere leben tatsächlich auf der Straße. Angola ist menschlich durch einen der längsten und brutalsten Bürgerkriege der Vergangenheit zerrüttet. Das schnelle Bevölkerungswachstum und die Landflucht tun ihr Übriges. Für uns war es deshalb nicht immer angenehm, durch die Straßen Luandas zu laufen.

Wir rollten entspannt (wirklich entspannt, in Luanda ist der Verkehr sehr geordnet und wir haben keine Staus erlebt dank sehr guter Verkehrsplanung) aus Angolas Hauptstadt hinaus gen Osten, ins Landesinnere. 370km lagen vor uns, nach 312km gaben wir auf. Weil ja immer noch Regenzeit ist, regnete es teilweise extrem (nicht vergleichbar mit europäischem Regen) und wir waren unglaublich gelangweilt von der Landschaft: sobald wir auf der Hochebene waren, ging es nur stumpf geradeaus und rechts und links der Straße gab es nur Landwirtschaft: Kühe und Getreidesilos. Sonst nichts.

Das mag vielleicht aus einem warmen Auto mit Scheibenwischern erträglich klingen, im Regen auf 1000m Höhe dumm geradeaus fahren und weder rechts noch links Interessantes zu sehen, zehrt an Nerven und Geduld. Wir beschlossen, uns ein Zimmer zu nehmen und die Weiterfahrt zu verschieben. Damit verschenkten wir zwar einen unserer kostbaren 30 Tage im Land, aber zur Not reisen wir halt einfach aus, ohne alles gesehen zu haben. Noch finden wir Angola nämlich nicht so umwerfend, wie andere Reisende davon schwärmen. Statt Huhn mit Reis gab es Spaghetti mit Fleisch und Knochensplittern und wir gingen früh ins Bett. Das ist immer das Beste bei leerem Magen und schlechtem Wetter.

Am nächsten Tag sah die Welt schon anders aus: es regnete nicht mehr und als sogar die Sonne rauskam, fuhren wir los zu den zweitgrößten Wasserfällen Afrikas. Die Kalandula Fälle sind die zweitgrößten Wasserfälle bezogen auf Wassermasse und Breite, direkt nach den Viktoriafällen. Zu den „Vic Falls“ fahren wir noch. Jan kennt sie schon und sagt nur so viel: „es ist da ganz anders“.

Angefangen vielleicht beim Eintrittsgeld: auf der Seite Simbabwes kosten die Wasserfälle 50$ Eintritt und man teilt sich die Aussicht mit hunderten (oder noch mehr) anderen Touristen. Hier gibt man dem Parkplatzwächter 80 Cent und ist die ganze Zeit alleine mit den Wasserfällen und der Aussicht.

Wir sind ja in Angola, also gibt es Infrastruktur und so saßen wir dekadent bei einem Tässchen Kaffee auf der Terrasse und genossen das tosende Spektakel vor uns. Während die Gischt alles mit feinen Wassertröpfchen überzog und Vögel in den Regenbogen der Gischt flogen, graute es uns davor, ins südliche Afrika weiter zu reisen – und das auch noch zur Weihnachtszeit, also Hauptsaison… In Island hatten wir schon die Kombination aus Massentourismus und Wasserfall erlebt und wir sind nicht ganz sicher, ob das jetzt wieder vor uns liegt…

Rund drei Stunden genossen wir das Naturschauspiel, dann wurden die Wolken immer dunkler und wir fuhren schnell los, um die 50km zu unserer Unterkunft noch im Trockenen zu schaffen. Kaum waren wir angekommen, platterte der Regen los. Perfekte Punktlandung! Und dank der Regenzeit haben wir die Kalandula Wasserfälle auch rauschender und tosender erlebt, als manch andere.

Eine zweite Sehenswürdigkeit, die wir schon auf vielen Fotos von anderen Reisenden gesehen hatten sind die „Pedras Negras“, die „schwarzen Steine“, zu denen wir am nächsten Morgen aufbrachen. Waren wir die ersten 900km in Angola zu Tode gelangweilt von der Landschaft, fuhren wir nun über eine Kuppe und vor uns tat sich ein Panorama auf, das uns zum ersten Mal in diesem Land gefiel: am Horizont sah man die „schwarzen Steine“. Auf kleinerer Fläche als gedacht, aber das war auch in Nigeria in Idanre so.

Der „Sapo“ Felsen. Sieht aus, wie er heißt: Kröte.

In Nigeria waren die „Steine“ wesentlich größer und höher (wir sind damals über 700 Treppenstufen zum Einstieg der Wanderung gelaufen) und es gab oben, versteckt zwischen den Riesenfelsen ein Dorf. Hier in Angola gibt es auch ein Dorf inmitten der Felsen, allerdings genau mittig auf einer Art „Lichtung“ zwischen Riesensteinen, durch die der Zugang zum Dorf gut kontrollierbar ist. Heute ist da eine Polizeistation, wo man parken kann, um von dort aus auf einen der Felsen zu krabbeln.

Mit Crossstiefeln und mit einem drohenden Gewitter im Nacken entschieden wir uns gegen den Aussichtspunkt und beschlossen, lieber Fotos drumherum zu machen und Jan ist mit der Drohne viel über und um die Felsen geflogen, ich war das bewährte Fotomodell, das mal hier und mal da samt Motorrad zwischen den Felsen dekorativ hin und her fuhr.

Man hätte dort noch mehr entdecken und weitere Plätze anfahren und fotografieren können, aber der Himmel wurde immer schwärzer und der Wind frischte schon auf: allerhöchste Zeit, die Flucht anzutreten! Wir düsten dem Regen davon, so schnell es durch die Schlaglöcher ging.

Nach 50km wurde die Straße perfekt, denn wir fuhren an zwei großen Stauseen vorbei: Angola hat, im Gegensatz zu anderen Ländern entlang unserer Route, keine Stromprobleme. Nur in abgelegenen Orten außerhalb von Siedlungen ist der Strom auf nachts limitiert, ansonsten ist hier auch die gesamte Infrastruktur auf „Strom“ ausgelegt: Straßenlaternen, Klimaanlagen, fließend Wasser, oft WiFi,… Hatten wir lange nicht!

Nur eine Infrastruktur funktioniert gar nicht: Benzin. Angola hat so viel Öl und auch eigene Raffinerien, aber trotzdem gibt es an vielen Tankstellen nur im Shop etwas zu kaufen und nicht an der Zapfsäule. Hat eine Tankstelle den Tank voll, muss man anstehen. Wir müssen immer in der Schlange für Motorräder warten und wenn die Motorradfahrer nicht nur volltanken, sondern auch mit Karte zahlen (auch das gab es seit Marokko nirgends!), dann stehen wir da manchmal lange.

Die Landschaft blieb attraktiv. Noch nicht begeisternd, aber Angola gab sich Mühe, und nach nun 1000km doch mal ein wenig zu begeistern. Es wurde hügeliger und es gab sogar Kurven statt elendige Geraden! So langsam konnten wir uns mit Angola etwas anfreunden. Vor uns drohte eine dicke, schwarze Wand und wir schafften es mit den allerersten Tropfen noch in eine Unterkunft: ein Hotel auf einer Eierfarm: Agrotourismus! Auch das fühlt sich so nach „Zivilisation“ an, denn schon oft hatten wir uns gewünscht, insbesondere im Kongo, auf einer der vielen Farmen übernachten (und essen) zu können.

Als wir am nächsten Morgen weiterfuhren, zog Angola den Joker und es wurde richtig schön! Überall große Felsen, schroffe Berge, grüne Hügel, Panoramen und Kurven. Den ganzen Tag! Ich hatte bei der Routenplanung nach irgendeiner Sehenswürdigkeit gesucht, um uns die 670km bis zur nächsten Stadt zu versüßen, fand aber nichts. Außer einer Kaffeefarm, die Zimmer vermietet und auf der man Essen bekommt. Das perfekte Ziel für uns!

Die kleine Nebenstraße war teilweise schlammig, aber wunderschön: sie schlängelte sich durch Berge und Felsen auf teilweise 1400m Höhe, entlang eines Bergrückens mit toller Aussicht auf noch mehr Berge und Felsen und durch gut entwickelte Dörfer und Städtchen. Es war nicht der direkte Weg gen Süden, aber ganz sicher der kurvigste und schönste!

Auf der Kaffeefarm angekommen, gab es alles, was das Herz begehrt: ein Sofa mit Kuscheldecke, Zimtkekse, Hund und Katze und nette Arbeiter, die gerade dabei waren, die getrockneten Kaffeebeeren in einer Rotationsworfelmaschine zu schälen und die geschälten, rohen Kaffeebohnen in große Jutesäcke zu nähen.

Auch das Abendessen war super: mit Gemüse und richtig roten Tomaten. Nicht so gut wie bulgarische Tomaten, aber trotzdem mega. Den ganzen Tag schon waren wir nicht nur durch tolle Felsen, sondern auch durch viele Felder und Farmen gefahren: Fazenda hier, Fazenda dort, Gewächshäuser, Obstplantagen, große Felder, kleine Gärten. Die Hochebene scheint unglaublich fruchtbar zu sein.

Das Frühstück am nächsten Morgen war so ziemlich das beste der letzten Jahre: jeder bekam einen vollen Teller mit frischem Obst aus dem Garten, dazu gebratene Bananen, frisch gepresste Säfte, rote Tomaten, zwei verschiedene selbstgebackene Kuchen, zwei Sorten Brot und ein Gemüseomelette mit ganz viel Petersilie. Nein, kein vier Sterne Hotel, sondern eine Kaffeefarm für 32€ die Nacht. Inklusive: Blick in die wunderschöne Landschaft.

Die Weiterfahrt war eine der schönsten Strecken der letzten Wochen: die kleine Straße schlängelte sich um einen riesigen Felsen nach dem anderen, hoch und runter und in jede Richtung so tolle Aussichten, dass wir alle paar Kilometer, ach was: Meter – anhielten, um zu fotografieren. Wir erkannten eine Kletterwand, die sich senkrecht bis in die Wolken erhob und uns an Grönland erinnerte. Ja, Grönland, wo mit Tasermiut eine der schwierigsten und längsten Kletterwände der Welt ist.

Irgendwann fielen die Wolken auf 1000m hinunter und drückten immer tiefer, sodass wir uns in einer dicken, dicken Nebelsuppe vorsichtig vorwärts tasteten. Wir sahen kaum etwas, es war kalt, nass, ungemütlich. In einem Wort: November. In einer Kehre war ein LKW verunglückt und wir staunten, wie wenig afrikanisch hier so etwas geregelt wird und wie gut die Polizisten mit ihren Regenmäntel-Uniformen aussahen. Angola fühlt sich manchmal so gar nicht nach Afrika an. Außer, man fällt gerade mal wieder in ein Schlagloch.

Ab und zu klarte es für ein paar Meter auf und wir sahen Baobab – Bäume. So viele, dass es fast Wälder waren. Hätten wir mehr gesehen, sicherlich wunderschön, aber wir stocherten weiter im Nebel herum. Als wir auf 300m endlich wieder etwas sahen, aber immer noch nicht aus der Wolkendecke aufgetaucht waren, merkten wir: das mit der tollen, spektakulären Landschaft war vorbei, wir waren zurück im langweiligen und öden Geradeaus und es zog sich. 300km hatten wir uns vorgenommen und wenn es nichts zu sehen gibt und man den Straßenverlauf bis zum Horizont sehen kann, ist das nicht wirklich spaßig.

Auch nicht spaßig: nach so viel Fahrerei wollten wir eigentlich mal zwei Tage an einem Ort bleiben, weil wir zum Beispiel das Visum für Namibia online regeln müssen, aber weil Feiertag und somit langes Wochenende ist, haben wir keine Unterkunft gefunden, die uns zwei Nächte unterbringen kann. Angola gestaltet sich für uns schwierig und wir erleben das Land ein wenig anders. Die Bergstrecke allerdings und die Felsen waren definitiv ein Highlight!

Während wir nach Unterkunft suchend herumirren, einen Border-Run planen, weil unsere 30 Tage Zoll und Visum ablaufen und uns etwas stressen, könnt Ihr die beiden Hauptstädte Kinshasa (Demokratische Republik Kongo) und Brazzaville (Republik Kongo) in bewegten Bildern vergleichen: das Video ist online!

Euch gefällt unser Blog? Schön! Dann unterstützt uns und sagt Danke! Das geht ganz einfach aus fremden Taschen:

  • Abonniert unseren YouTube channel: unser YouTube Kanal
  • Kauft über unseren Amazon Affiliate Link ein: Amazon.de
  • Bucht Reisen und Unterkünfte über unser Booking Affiliate: Booking.com
  • Lest oder verschenkt unser EISREISE Buch (und hinterlasst eine Bewertung): unser EISREISE Buch
  • Designt über diesen Link T-Shirts und mehr für Euch oder als Geschenk: https://travelove.myspreadshop.de/
  • Oder zückt Euer eigenes Portemonnaie und ladet uns virtuell zum Kafee ein. Paypal Spende: https://www.paypal.me/travelove4u
  • Möchtest Du uns regelmäßig auf ein Käffchen einladen, schau mal hier: Steady
  • Überweisung: Jan-Hendrik Neumann, IBAN: LT81 3500 0100 1111 0216 BIC: EVIULT2VXXX (Bank: Paysera LT, UAB)
  • Wir gehen mit der Zeit und akzeptieren auch Bitcoins. 🙂 Unser Wallet: 3PVxaabSZGwfWwzFykxLJqTwV7rYrpqjK8

Als Dankeschön für die Spende gibt’s ein Foto von uns mit Deinem Namen und dem “Investitionsgut”. Du findest Dich dann in dieser Galerie wieder.

Danke, dass Ihr nicht nur unsere Inhalte konsumiert, sondern uns auch dabei unterstützt, die Kosten für Website & Co zu decken.

Als Amazon-Partner verdienen wie an qualifizierten Verkäufen