Jan

Man sollte meinen, es wäre einfach, für einen normalgewichtigen Mann die perfekte Motorrad-Weltreiseklamotte zu finden, die weder gelb-schwarz, noch Warnwestenfarben oder unterste Qualität ist. Doch auch Jan musste länger suchen und improvisieren, um seine perfekte Kombination aus Jacke und Hose zu finden, beziehungsweise zu basteln. Wichtig war ihm, dass die Klamotten kein Steppfutter haben. Denn das Futter ist die meiste Zeit ein nutzloses Bekleidungsstück im Gepäck. Wird es kalt (und ja, im Iran und in Armenien waren wir um den Gefrierpunkt unterwegs!), kommt die Daunen- oder Steppjacke oder Softshelljacke unter die Moppedjacke. Denn die ist sowieso im Gepäck. Schaut mal bei Jan in den Kleiderschrank!

Jan fährt nun schon seine dritte Motorradjacke auf dieser Reise. Die beiden ersten Jacken und warum sie den Reisealltag nicht überlebt haben, findet ihr unten erklärt. Nach Westafrika startet er mit einer Held Jacke ohne Futter und mit externer Gore-Tex Regenjacke. Für heiße Regionen ist es die beste Option, einen winddurchlässigen Oberstoff zu wählen, durch den der Fahrtwind den Körper kühlt. Das funktioniert übrigens nur so lange, wie die Temperaturen kühler sind als die Körpertemperatur. Ab 37°C kühlt der Fahrtwind nur noch beim Schwitzen – und das tut man dann auch. Zusätzlich zum winddurchlässigen Oberstoff hat die Jacke noch diverse Belüftungsöffnungen, die für noch mehr Durchzug sorgen.

Bei solchen Temperaturen helfen nur nasse Shirts unter der winddurchlässigen Jacke.

Die wasser- und winddichte, separat auch im Alltag als schlichte Regen- oder Windjacke tragbare Gore-Tex-Jacke wird bei Regen über der Motorradjacke getragen und kann auch als Wind- und Kälteschutz in die Jacke hineingezippt werden. Der Vorteil einer innen und außen tragbaren Gore-Tex “Schicht” ist, dass man nach dem Regen keine kiloschwere, triefendnasse und eisgekühlte Jacke hat, sondern nur die Regenjacke kräftig ausschüttelt und verstaut. Ein Steppfutter gibt es nicht – und das ist auch gut so. Steppfutter in Motorradklamotten nehmen einen Haufen Platz im Gepäck weg und sind zu nichts nütze. Man kann damit nicht bei kühlem Wetter ohne “Außenjacke” herumlaufen, man kann sie nur in der Motorradjacke nutzen. Wir nehmen lieber eine Stepp-, Daunen- oder Softshelljacke mit, die natürlich unter der Motorradjacke genauso wärmt wie an kühlen Abenden. Und das, ohne nach Innenfutter auszusehen. Schaut hier, was wir an Klamotten in Gepäck haben: Kleiderschrank Jan. Leider gibt es die Jacke nicht mehr von Held. Vom System her entspricht sie aber Silkes Held Carese Jacke. Nur der Schnitt ist anders.

Als “Fahrshirt” trägt Jan auch ein Funktionsshirt von Odlo. Das “Linen Cool” ist ultra dünn und luftig, sehr schnell trocknend und extrem atmungsaktiv. Durchgeschwitzt wandert das Shirt abends mit unter die Dusche, morgens ist es trocken. Warum wir beide nicht mit MX-Shirts fahren, obwohl es in Afrika meist richtig heiß ist? Weil diese Shirts für den Offroadgebrauch konzipiert wurden. Stürzt man dort, wo man normalerweise ein solches Shirt nutzt, fällt man auf Sand, Erde oder Schotter. Stürzt man mit einem solchen Shirt jedoch auf Asphalt (und davon gibt es außerhalb des eigenen Heimatlandes wesentlich mehr, als man von “Abenteuerreisenden” weis gemacht bekommt), schützen solche “Flatterhemdchen” so gut wie gar nicht. Man könnte auch nackig fahren, denn der dünne Stoff ist sofort aufgerissen – und die Haut darunter auch. Eine Motorradjacke ist abriebfest und schützt vor fiesen Verletzungen. Lieber drei Tropfen mehr Schweiß schwitzen als hinterher die Asphaltsteine aus großflächigen Wunden pulen müssen und im feuchtwarmem Klima monatelang mit nässenden, entzündeten Wunden herumlaborieren…

Nachdem Jan auch in Sachen Helm schon in den ersten Monaten schlechte Erfahrungen machen musste (genaue Beschreibungen zu den ausrangierten Ausrüstungsgegenständen immer unter dem Text), hat er sich entschieden, den Helm nochmal neu zu kaufen, der ihn in der Vergangenheit auf tausenden Rallyekilometern begleitet hat: den Scorpion VX-16. Ganz nach dem Motto “was nicht dran ist, kann auch nicht kaputt gehen” ist der MX-Helm simpel und leicht und ohne Schnickschnack. Ein MX-Helm braucht eigentlich eine MX-Brille, aber Jan vertritt die Philosophie, dass die billigste Skibrille von ebay gut genug ist. Und als Ersatz ist eine zweite Skibrille mit getönter Scheibe im Gepäck. Wem das nicht gut genug ist und wer die Ersatzbrille sparen möchte, der findet für MX-Brillen Austauschgläser in diversen Tönungen und dazu passende Etuis zur sicheren Aufbewahrung der Scheiben.

Weil man eine MX-Brille (oder Skibrille) nicht schnell genug vom Helm bekommt, wie man das unterwegs gerne hätte (zum Beispiel, um bei Polizeikontrollen den Polizisten direkt ins Gesicht schauen zu können oder Kindern gegenüber nicht als furchteinflößender “Robocop” entgegenzutreten), nutzen wir grundsätzlich “Quick Straps” an MX-Helmen. Damit kann man blitzschnell mit einer Hand die Brille lösen, um das Gesicht frei zu bekommen und weil die Brille dann sicher seitlich am Helm baumelt, bekommt sie auch keine Füße (und man kann sie auch nirgends liegenlassen). Man kann die MX-Brille damit aber auch wie gewohnt nach hinten schieben – siehe Foto oben von Jan mit Helm und Quick Straps.

Für uns steht die Sicherheit an alleroberster Stelle. Und dazu gehören nun mal Motocross-Stiefel, die den bestmöglichen Schutz für Füße, Fußgelenke und Unterschenkel bieten. Wir können nicht nachvollziehen, wie so manche Motorradreisende mit Wanderstiefeln unterwegs sind, um für den Fall, dass sie laufen müssen, bestens zu Fuß zu sein. Nochmal schnell nachdenken: laufen oder fahren wir mehr? Richtig, wir fahren. Jan schwört auf den Alpinestars Tech 10 Stiefel. Sie haben herausnehmbare Innenschuhe, die es viel einfacher machen, den Stiefel “olfaktorisch” zu pflegen. Bei der Hitze unterwegs ist das Öffnen der Stiefel am Abend immer wieder eine Überraschung. Die “Booties” nimmt man dann einfach schnell heraus, hängt sie zum Trocknen in die Sonne oder wirft sie in die Waschmaschine. Auch wenn es regnet sind die Stiefel dank der Innenschuhe innen schnell getrocknet.

Die Entscheidung, nur mit MX Stiefeln zu reisen, bringt ein Hosenproblem: keine weltreisetaugliche Motorradhose im Handel ist am unteren Bein weit genug geschnitten, um über die MX Stiefel zu reichen oder schmal genug geschnitten, um sie ohne Falten und Druckstellen im Stiefel zu tragen! Im Offroadsport sind solche Rallye- oder Baggy-Style Hosen aber völlig normal, sodass Jan irgendwann die Suche aufgab und sich seine KTM Rallyehose zur Weltreisehose umfunktionierte. Ein Reststück elastischer Netzstoff vom Kittymobil-Ausbau und ein fachkundiger Schneider ergaben passgenaue Protektorentaschen für SAS-Tech Protektoren an den Knien. Die KTM Rallyehose ist gut belüftet, aus extrem robustem Stoff gefertigt, mit Stretcheinsätzen an den richtigen Stellen, und mit Gürtel und großflächigen Ledereinsätzen für optimale Haltbarkeit ausgestattet.

Vor Regen und Kälte schützt eine US Army GoreTex Laminat Regenhose, die auch mit Stiefeln schnell übergezogen ist und auch über MX Stiefel reicht. Darüber hinaus ist das Obermaterial sehr robust, sodass ein Kontakt mit Büschen oder Steinen nicht sofort zu Löchern oder Rissen führt, wie sonst bei „normalen“ Regenhosen üblich. Außerdem sind „entscheidende Stellen“ wie Knie und Hintern doppelt verstärkt. Leider im Motorradzubehör nicht zu finden oder extrem überteuert. Diese Hose nennt sich “US Army ECWCS Desert Goretex” und kostet um die 80€ im Armyshop oder online und ist seit Jahren absolut dicht. Jan hat sie nicht erst für diese Reise gekauft, sondern schon viele, viele Regenkilometer vorher genutzt.

 

Jan hat bei Held auch die passenden Handschuhe gefunden: Modell „Sambia“: Rind- und Känguruleder schützen Jans Pfoten bei Stürzen in Kombination mit Knöchelschale und Materialverstärkungen. Die Haltbarkeit des Handschuhs bei (fast) täglicher Nutzung ist leider nur etwa zwei Jahre, sodass Jan mittlerweile das dritte Paar fährt. Der Handschuh ist ungefüttert, aber Jan hatte an seiner DR650 Heizgriffe verbaut. In Westafrika hofft er, an seiner KTM EXC500 keine Heizhandgriffe zu brauchen.

Falls ihm Lederhandschuhe zu warm sind, kann Jan noch auf seine Fox MX Handschuhe ausweichen. Heiß geliebt und schon einige Rallye-Kilometer alt.

Und ist es noch so warm, erinnert sich Jan immer wieder daran, was sein Fahrlehrer vor über zwanzig Jahren zum Thema Nierengurt gesagt hat…. ohne fehlt irgendwie etwas. Seitdem ist auch der klassische Held Nierengurt irgendwie immer dabei, egal ob Afrika oder Nordkap im Winter! Ob er im tropischen Westafrika immer noch so denkt, werden wir noch sehen…

 

Vorherige Klamotten:Jacke Jan

Leider hielt bei Jan wenig so, wie es Verkäufer, Marketing und Preis versprochen haben und er musste in den vergangenen Jahren mehrmals Jacken und Helm wechseln. Hier könnt Ihr lesen, warum er welches Teil gefahren ist und warum er das nicht mehr tut.

Das erste Jahr ist Jan diese Jacke gefahren: Alpinestars Revenant, aus GoreTex Dreilagenlaminat gefertigt (gibt’s leider seltenst in Damen-Motorradjacken). Besser geht’s nicht! Zwar ist der Oberstoff damit nicht luftdurchlässig, aber die vielen, vielen Belüftungsmöglichkeiten lassen den Fahrtwind direkt auf den Körper strömen! Das Dreilagenlaminat ist wesentlich steifer als Z-Liner Systeme, jedoch hat Alpinestars aus GoreTex Stretchmaterial an genau den richtigen Stellen Stretcheinsätze eingenäht, sodass die Jacke trotz des steifen Materials äußerst bequem ist. Außerdem hat sich Jan über die Möglichkeit gefreut, einen Trinkrucksack einzusetzen, der einen zusätzlichen Rucksack erübrigt. Jan hat sich für eine 1,5l Blase von Hydrapack entschieden. Darüber hinaus sieht die Jacke nicht nach „Paradiesvogel“ aus, sondern ist in schlichtem schwarz, welches nicht nur elegant wirkt, sondern auch schmutzunempfindlich ist. Auch in puncto Sicherheit überzeugt die Jacke: zusätzlich zu den üblichen Protektoren an Ellbogen, Schulter und Rücken hat sie sogar Brustprotektoren eingebaut! Wobei die Rücken- und Brustprotektoren separat gekauft werden müssen. Auch ein Airbag kann nachgerüstet werden, darauf hat Jan aber verzichtet. Die Jacke hat kein Steppfutter, aber da eine Steppjacke und (in den ersten Jahren der Reise) eine Daunenjacke sowieso im Reisegepäck waren und diese unter die Motorradjacke passen, sorgt das nicht für Unmut, sondern für besonders effektiv genutztes Reisegepäck. Apropos Gepäck: mit 8 Taschen ist die Jacke schon fast als Gepäckstück zu bezeichnen, so viel kann darin verstaut (und gesucht) werden! Die große Rückentasche unter dem Trinkrucksack lässt sich mit einem Reißverschluss vergrößern und abtrennen und dann tatsächlich als separates Gepäckstück nutzen!

Jan musste sich leider Anfang 2019 – unter großer Trauer – von seiner tollen Alpinestars Revenant Jacke trennen. Der Reißverschluss-Schlitten zerbrach im Herbst 2018. Da es sich um einen speziellen, wasserdichten Reißverschluss handelt, der nicht beim „iranischen Schneider um die Ecke“ repariert werden kann, hat Jan die Jacke direkt zu Alpinestars nach Italien geschickt. Dort versprach man, den Reißverschluss zu reparieren.

Leider ersetzten die „Helden des Kundenservices“ dort den wasserdichten Spezialreißverschluss durch einen stinknormalen, groben und luftig-wasserdurchlässigen Jackenzipper, sodass der Sinn einer 3-Lagen-Laminatjacke nun völlig dahin ist. Die Jacke gibt es angeblich nur noch auf dem US Markt (obwohl man sie bei Amazon.de noch ganz normal kaufen kann) und angeblich nicht mehr in Europa, sodass Alpinestars für seine verpfuschte Reparatur noch nichtmal eine neue Jacke liefern konnte.

Alpinestars entschuldigte sich zwar für die verpfuschte Reparatur und Jan hat die 850€ Anschaffungspreis von FC Moto zurück zu bekommen, aber unterm Strich nützen Entschuldigungen nichts, wenn man trotzdem ohne Jacke dasteht.

Alpinestars schickte in allerletzter Sekunde die Alpinestars Yaguara Jacke als Ersatz. Jan hatte dann zwar eine Jacke zum Anziehen, aber so gut wie seine ursprüngliche Motorradjacke ist sie nicht. Kein Gore-Tex, kein Trinkrucksack, dünneres Material, weniger Taschen, weniger Belüftungsöffnungen… Jan und die Jacke sind nie “Freunde” geworden. Deswegen wurde auch diese Jacke 2021 in den “Reiseruhestand” geschickt und ging bei einer “Kaffeefahrt” in Bulgarien im Oktober 2022 leider kaputt: die Verklebung von Außenhaut und Meshgewebe an der oberen Belüftungsöffnung hat sich gelöst. Nähen kann man eine Laminatjacke nicht.

Eigentlich wollte Jan 2018 mit seinem „fast neuem“ Crosshelm los fahren, aber als wir Ende Januar 2018 in Friedrichshafen auf der Messe „Motorradwelt Bodensee“ waren, musste doch ein neuer Helm her. Es war Liebe auf den ersten Blick: die Kombination aus Crosshelm, Integralhelm und Klapphelm zu einem Preis, zu dem es bei anderen Marken nur ein müdes Lächeln gibt. Der Scorpion ADX-1 Anima kann alles und hat sogar Details wie Sonnenblende und Pinlock Visier, die es sonst nur in der obersten Preisklasse inklusive gibt. Leider hat die untere Preisklasse auch Nachteile: der Mechanismus der Sonnenblende war schon nach drei Monaten gebrochen. Von Scorpion gab’s anstandslos sofort einen neuen Helm, allerdings nützt das nix, wenn man gerade im Kaukasus herumgurkt und man sich eigentlich auf die Ausrüstung verlassen können müsste. Improvisation und Bastelgeschick haben dafür gesorgt, dass Jan nicht dauerhaft mit heruntergeklappter Sonnenblende fahren musste. Langfristig ist der Helm aber in Reise-Ruhestand gegangen. Wer billig kauft, kauft zwei Mal!

Auch wenn es scheint, als wäre das hier Werbung: Jan hat jedes Teil selbst gezahlt (bis auf die Alpinestars Stiefel) und somit für seine persönliche Sicherheit mehr ausgegeben, als sein Motorrad Oskar in der Anschaffung gekostet hat. Ersatzteile für das Motorrad gibt es immer, für den Körper nicht!

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