
Gabun ist bekannt für Natur und Tierwelt. Mandrills, Elefanten, Nilpferde,… Wir haben eine ganz neue Art entdeckt: Meerpferde. Oder sind das dann Seepferdchen, wenn Flusspferde im Meer schwimmen? Doch vorher sind wir mit einem Graupapagei über den Brokkoli geflogen…
Gabun ist eigentlich ein reiches Land. Es gibt Erdöl, Erdgas, Mangan und andere Bodenschätze – aber trotzdem keine Infrastruktur. Libreville, die Hauptstadt, gehört zu den 20 teuersten Städten der Welt – und ist doch nicht über asphaltierte Straßen mit dem Rest des Landes und anderen Städten verbunden. Es gibt eine Zugverbindung bis Franceville im fernen Südosten, alle anderen Städte und auch Franceville werden von mehreren Fluggesellschaften mehrmals täglich angeflogen. Eine dieser Fluggesellschaften ist „FlyGabon“ und als wir im März dieses Jahres auf dem Weg nach Sao Tome in Libreville zwischenlandeten, waren mir schon deren hübsche Flugzeuge aufgefallen: ein Graupapagei ziert das Heck der Fluggesellschaft!

Weil die Flugzeuge Turboprops sind (ATR72) und die Konkurrenz mit Düsenjets schneller fliegt, ist ein Flug mit dem Graupapagei auch der erschwinglichste und ich war richtig glücklich, mit einem Graupapagei über den Regenwald fliegen zu können! Der hatte nämlich im März beim Landeanflug auf Libreville schon so toll ausgesehen: wie ein riesiger Brokkoli! Wir ließen die Motorräder in Moanda stehen, nahmen ein Taxi zum Flughafen und stiegen in den Graupapagei.

Am Vortrag hatte es nonstop geregnet, doch wir hatten riesiges Glück: die Wolkendecke riss auf und wir landeten direkt nach einem dicken Gewitter in Libreville. Den ganzen Flug über klebte ich mit der Nase am Fenster und schaute auf das grüne Meer unter uns: der Regenwald des Kongobeckens ist nach dem Amazonas-Regenwald der zweitgrößte, zusammenhängende Regenwald der Erde und seit Mitte August reisen wir darin herum.

Stadtstrand der Hauptstadt Libreville: sauber!
In Libreville angekommen, fuhren wir gleich zum Bahnhof, der etwa 20km außerhalb der Stadt liegt, um Fahrkarten für die Rückfahrt durch den Regenwald zu kaufen. Erfolglos – und die Hotline wurde bestimmt von der Deutschen Bahn eingerichtet, so nutzlos ist sie. Rechtzeitig zu Sonnenuntergang saßen wir am Strand und genossen die Stimmung am Meer. Trotz Hauptstadt waren nur ein paar Angler und Fußballspieler am sauberen Strand und tausende Flughunde zogen über uns auf dem Weg zu ihren Schlafplätzen. Selbst in der Hauptstadt ist in Gabun Natur präsent!

Am nächsten Morgen ging es früh durch den Berufsverkehr zum Hafen. Wer sich über den Verkehr in Libreville beschwert (und das tun einige Expats und Touristen), hat nicht im Ruhrgebiet gewohnt und war noch nie in Kinshasa oder Conakry. Im Hafen krabbelten wir in ein Boot, das uns in einer Stunde Fahrt zwischen lauter Containerschiffen, die auf die Beladung mit Manganerz aus Moanda warteten, in die Mangroven brachte.

Der Wasserweg wurde immer enger und enger um uns herum, bis wir an einem kleinen Bootsanleger ankamen. Dort wurde ein Pickup mit der gesamten Fracht des Bootes beladen (Lebensmittel und etwa 20 Kartons Rotwein) und wir oben drauf platziert. Dann ging es los. Die Weinflaschen unter uns rappelten vor sich hin, der Himmel wurde schwarz und es begann, zu regnen.

Da in der Fahrerkabine kein Platz mehr für uns war und die Weinkartons auch nicht nass werden durften, kramte der Fahrer eine blaue Plastikplane hervor, die er notdürftig mit einer Schnur irgendwie über die Ladefläche spannte. Jan und ich hielten jeweils eine Ecke fest und krochen unter die Plane. So fuhren wir durch den auf die Plane pladdernden Regen und sahen nichts von der Landschaft, durch die wir rumpelten.

Erst auf den letzten Kilometern hörte der Regen auf und wir krochen unter der Plane hervor. Wir fuhren durch wunderschönen Regenwald (das mit dem Regen ist in der Regenzeit mehr als wortwörtlich) zum mittlerweile vierten Mal dieses Jahres über den Äquator. Und in den Folgetagen noch so oft, dass wir mittlerweile aufgehört haben, zu zählen.

Wir kamen in Nyonié an, einem Ort, der rund um die Idee eines Franzosen entstanden ist, der sich vor 45 Jahren in Gabun verliebt und vor 35 Jahren seine Idee von Ökotourismus verwirklicht hat: kleine, einfache Hütten direkt am Meer inmitten zweier Nationalparks. Weil die Tiere ja nicht wissen, wo der eine Nationalpark endet und der andere beginnt, tummeln sie sich rund um das Camp, in dem der Franzose, eigentlich Koch, seine Gäste mit täglich zwei Dreigangmenüs bekocht. Klingt teuer, ist es aber nicht: 105€ pro Tag alles inklusive: Drei Mahlzeiten, ein 2,5 Stunden Game Drive, eine 2,5 Stunden Wandersafari, Übernachtung und alle Alkoholika und Snacks pro Tag. Das mit dem Alkohol haben wir nicht ausgenutzt, aber die frei zur Verfügung stehende Bar war sehr gut bestückt.

Nach dem hervorragenden Mittagessen ging es nachmittags los auf Safari. Wie immer waren wir die einzigen Gäste und hatten die Natur ganz für uns alleine – und den Guide, der uns bis in die Dunkelheit hinein, wesentlich länger als geplant, durch die Gegend fuhr. Es regnete und daher hatten sich die meisten Tiere in den Schutz des Waldes zurückgezogen und zeigten sich nur selten am Waldrand oder auf Lichtungen.

Als wir zum Abendessen zurückkamen, waren wir trotzdem zufrieden: wir hatten jede Menge Waldelefanten gesehen und Spaß dabeigehabt, sie zu beobachten, wie sie sich unsichtbar machten. Es ist schwer vorstellbar, aber diese riesigen Tiere schaffen es innerhalb von Sekunden, sich in Luft aufzulösen und fast geräuschlos im Wald zu verschwinden. Eben sahen wir noch eine ganze Elefantenfamilie am Waldrand, einen Augenblick später waren sie dann weg. Spurlos verschwunden.

Außer den vielen Elefanten gab es natürlich auch andere Tiere: insbesondere Büffelherden und Graupapageien, aber wir waren wegen der Elefanten da. Waldelefanten gibt es nämlich nur im Regenwald und nicht da, wo Hinz und Kunz Safari machen. Dort sind die Savannen-Elefanten und denen fehlt die Fähigkeit, sich in Luft aufzulösen. In der Savanne ist das schlicht unmöglich. Dort sind sie auch leichter zu sehen: einfach da, wo schon andere Safari Autos stehen…

Die Wandersafari startet früh um 5:30, aber es gab echten, richtigen Kaffee, der Jans Lebensgeister gut genug weckte, um im blauen Licht des Morgengrauens hinter unserem Guide her loszulaufen. Eigentlich waren wir auf der Suche nach noch mehr Elefanten, aber wir trafen zunächst nur eine schläfrige Herde Büffel, die es sich auf einer Wiese über Nacht gemütlich gemacht hatten.

Auf dem Sandweg entdeckte der Guide Fußspuren und führte uns zum Strand auf der Suche nach Nilpferden. Moment! Nilpferde und Strand? Seit wann leben Nilpferde in Salzwasser? Ja! Das gibt es nur in Gabun, und zwar hier, und im Bijagos Archipel in Guinea-Bissau. Sie zu sehen ist etwas ganz Besonderes, denn so etwas kommt nur an diesen beiden Orten weltweit vor. Wir bekamen erklärt, dass die Nilpferde eigentlich in einem Fluss leben, aber nachts über die Wiesen streifen, um zu fressen. Wird es hell, laufen sie zum Strand und schwimmen im Meer zurück zur Flussmündung.

Der Strand ist kilometerlang. Heller Sand, sauber und unberührt. Es ist immer wieder toll, wie auch auf Principe, die ersten Fußstapfen in den Sand zu setzen, damit die Unberührtheit zu zerstören und Spuren zu hinterlassen. Aber wir waren nicht überall die ersten: zwei Nilpferde hatten hier und da riesige Stapfen hinterlassen, die genau zeigten, woher sie kamen und wohin sie gingen: ins Wasser.

Und da sahen wir sie dann auch, wie sie entspannt und sanft in den Wellen schaukelten und das morgendliche Bad sichtlich genossen. Bloß sahen die beiden auch uns und als sie Anstalten machten, ans Ufer zu kommen, führte uns unser Guide auf eine Anhöhe, um die Tiere von dort aus sicherer beobachten zu können. Nilpferde sind die tödlichsten Tiere Afrikas. Nicht Krokodile, Löwen oder Haie. So plump ein Nilpferd auch wirkt: es kann ca. 30km/h und damit schneller als der Mensch laufen.

Wir liefen zurück für ein zweites Frühstück und legten uns nochmal aufs Ohr, während der Regen auf das Dach unseres Hüttchens trommelte. Nach dem üppigen Mittagessen saßen wir draußen, lasen und genossen die Stille, soweit es bei Meeresrauschen still sein kann. Das Essen war jedes Mal ein Dreigangmenü, denn der Franzose ist gelernter Koch, der früher für den Präsidenten von Gabun gekocht und vom Flugzeug aus den Ort für sein Ökotourismusprojekt entdeckt hat. Er ist als Sohn eines Militärarztes in diversen Ländern Afrikas aufgewachsen und findet es nach 15 Jahren „Versuchszeit“ in Frankreich definitiv besser, in Afrika zu leben. Hauptargument: das Wetter. Absolut nachvollziehbar.

Die Nachmittagssafari brachte uns bei leichtem Regen in die Nähe vieler Elefanten. Der Fahrer und Guide kannte alle Lieblingsecken der Tiere und wir sahen viele einzelne Tiere und auch kleinere Mütter- und Kinder Gruppen ziemlich nah, aus etwa 50m Entfernung.

Oft parkte er das Auto so, dass wir im Trockenen sitzen konnten und die Elefanten direkt vor uns ihre „Elefantensachen“ machten: Fressen, rüsseln, trompeten, herumlaufen – und dann plötzlich wieder unsichtbar werden. Einmal waren wir ganz sicher, dass drei Elefanten nur 2m neben dem Weg im Wald standen, aber außer ganz leicht wackelnden Zweigen sah man nichts. Wie oft fährt man ohne es zu wissen an Elefanten vorbei, wenn man durch Gabun reist? Unser Guide wusste, dass da drei Elefanten sind und gab dementsprechend Gas, um schnell vorbeizukommen. Schließlich sind wir Menschen ja im Territorium der Elefanten und für einen Elefanten ist ein Auto nur Spielzeug.

Jan als Elefantenfan kam an dem Nachmittag voll auf seine Kosten, so viele Elefanten sahen wir so nah! Natürlich auch Elefantenkinder, aber auch alte Elefanten mit riesigen, langen Stoßzähnen. Das Elfenbein der Waldelefanten ist dichter, härter und hochwertiger als das der Savannenelefanten. Außerdem schimmert es leicht rosa oder gelb und ist daher besonders beliebt. Heutzutage ist der Handel mit Elfenbein verboten, aber da Afrikaner Elefanten wegen ihres Fleisches jagen und dabei Elfenbein „abfällt“, gibt es leider immer noch lokale Märkte dafür.

In der Nacht wurden wir von Mücken geplagt. Es regnete und windete diesmal nicht und so hatten die Mücken ideale Bedingungen, in unser Hüttchen zu fliegen und uns dort zu überfallen. Weil wir mit leichten Gepäck nach Libreville geflogen waren, lag unser Mosquitonetz sicher verwahrt bei unseren Motorrädern, 1000km entfernt. Die Nacht war dementsprechend wenig erholsam, bevor wir wieder um 5 Uhr aufstanden.

Wir hatten genug Elefanten gesehen und baten den Guide, den Fokus auf die besonderen Nilpferde zu setzen. Oder wie die Tiere eigentlich heißen müssten, denn es gibt hier keinen Nil. Und weil die Tiere auch im Meer und nicht im Fluss schwammen, ist der Name „Flusspferd“ hier auch nicht richtig. Wir nennen sie deswegen „Hippos“ – da sind andere Sprachen wesentlich universeller.

Wir machten eine 4km lange Strandwanderung, fanden viele Spuren der Hippos – aber kein einziges Tier. Der Guide konnte anhand der Spuren genau nachvollziehen, welches Tier von wo auf den Strand kam, wo wieder aus dem Wasser stieg, um wo wieder zum Baden zurück ins Wasser zu stapfen. Wir waren zu spät. Später witzelten wir, dass die Hippos beim Nacktbaden keine Zuschauer wollen und deswegen noch im Dunkeln weggeschwommen sind…

Statt Hippos sahen wir jede Menge Graupapageien, Eisvögel und zum Schluss noch eine Elefantenfamilie mit Baby. Ein kleines Bonbon zum Abschied, direkt hinter dem Camp am Waldrand. Wir verabschiedeten uns von den grauen Riesen, genossen noch die letzten Stunden an diesem wundervollen Ort und stiegen nach dem Mittagessen auf den Pickup, der uns zurück zum Bootsanleger bringen sollte.

Während der Fahrt fing es wieder zu regnen an und wir krabbelten in die Fahrerkabine. Die Straße war mittlerweile sehr aufgeweicht und glitschig und trotz wirklich guter Reifen mit tiefem Profil rutschte und schlitterte das Auto hin und her. Wir waren froh, die richtige Entscheidung getroffen zu haben und mit dem Flugzeug statt mit Motorrädern nach Libreville gekommen zu sein. Selbst wenn die Straße, die den Osten mit dem Westen des Landes verbindet, letzte Woche nicht gesperrt worden wäre – spätestens jetzt wäre sie es – und das mit gutem Grund!

Wir zogen unsere Regenklamotten an und kletterten ins Boot. Solange wir in den Kanälen der Mangroven herumschipperten, ging es noch. Kaum waren wir mit dem Boot auf dem offenen Meer, wurde es wild. Bei Windstärke 4-5 wurden wir gepökelt und das Boot fiel von einer zu anderen Welle. Aber wir hatten ja Regenklamotten an und die helfen auch bei rauer See. Wir haben ja grundsätzlich Spaß an solch wilden Fahrten – insbesondere dann, wenn eine „Meerwasserentsalzungsanlage“ (Süßwasserdusche) in Reichweite ist.

Im Hafen angekommen entdeckten wir durch Zufall das in Südafrika nach Gabun verkaufte Boot von Jans Onkel und Tante. Mittlerweile war es umlackiert, lag aber unverkennbar auf dem Trockenen. Wir wussten, dass das Boot in Gabun war, aber Libreville hat alleine drei Häfen und die ganze Familie Neumann freute sich, das Boot an dem so viele Erinnerungen hängen, auf einem Foto wiederzusehen.

Wir sind mittlerweile schon am nächsten Ziel in Gabun. Mit dem ÖPNV, denn die Motorräder stehen ja 1000km entfernt. Bis es damit weiter geht, könnt Ihr ja das nächste Video anschauen. Es stammt aus der Zeit in Impfondo, wo wir in der Leprastation ausgeholfen und auf das Frachtschiff gewartet haben:
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