Während Jan den Motorschaden der Honda CRF300L in Kamerun repariert hat, habe ich mich noch in Bulgarien um ein paar Dinge gekümmert, die nicht verschoben werden konnten und bin dann am Sonntag alleine nach Douala geflogen.

Am Dienstag ging frühmorgens der Zug und Jan hat mich in Edea mit meiner Honda vom Bahnhof abgeholt. Das war die erste größere Probefahrt (80km) und die Honda hat sie bestanden! Nach zwei Tagen mit weiteren kleineren Reparaturen und Gepäcksortieren sind wir nun auf dem Weg Richtung Republik Kongo: unser Visum hat nämlich schon am 5.8. angefangen, zu laufen. Das „kleine Kongo“ oder „Kongo Brazza“ ist für uns jedoch erstmal nur kurze Zwischenstation auf dem Weg in die Zentralafrikanische Republik.

Soweit die Kurzfassung für alle, die kein Interesse an technischen Details zur Ursache des Motorschadens der Honda CRF300L haben oder super Schlaubären sind und aus der Ferne ganz genau wissen, dass es „Klingelsprit“ war und die Honda CRF300L ein extrem hochwertiges Fahrzeug ist. Wer die technischen Details wissen möchte und keine vorgefestigte Meinung hat, darf gerne weiterlesen.

Nachdem Jan nun den Motor der Honda in der Hand hatte und mit einem OBD-Auslesegerät den Fehlerspeicher ausgelesen hat, ist uns nun klar, wie es zum Motorschaden kommen konnte. Da ich nicht die einzige mit dem exakt gleichen Schadensbild bin, sondern wir von insgesamt 12 solchen Motorschäden wissen, ist es leider kein „Pech“ und „Montagsmotorrad“, sondern ein modellspezifisches Problem. Es liegt auch nicht an Westafrika oder dem viel beschworenen „afrikanischen Klingelsprit“ den insbesondere die Leute am besten kennen, die noch nie in Afrika waren, denn die gleichen Motorschäden passieren auch in Deutschland, Griechenland oder Nordamerika. Wie kam es bei mir dazu?

Freetown in Sierra Leone: da finge die Probleme schon an.

Ich hatte in Sierra Leone beginnend Probleme mit der Einspritzung. Die CRF lief „wie eine Ziege“, meckerte, köttelte und zuckelte herum. Der Anfangsverdacht „Benzinfilter, Benzinpumpe, Luftfilter etc.“ erwies sich als falsch. Ich habe mir dann aus der Schweiz Einspritzdüsenreiniger nach Monrovia, Liberia, einfliegen lassen, nach dessen Anwendung das Problem rund 1500km behoben war. In der Elfenbeinküste habe ich wieder Einspritzdüsenreiniger gekauft und auch damit nach jeder Anwendung immer wieder rund 1500km annehmbar fahren können. Was allerdings blieb, war ein schlechtes Startverhalten und gefühlter Leistungsverlust, den wir aber auf eventuell eingelaufenes Ventilspiel schoben. Da wir mit zwei Motorrädern immer exakt gleich tanken und das exakt gleiche Öl fahren, die KTM aber kein Ruckeln, kein „kötteln“, keinen Leistungsverlust zeigte, musste es an der Honda liegen.

Nachdem ich in Accra (Ghana) die Einspritzdüse getauscht und sich das Ventilspiel als optimal herausgestellt hatte, blieb das schlechte Startverhalten und der Verdacht, es könnte etwas Schlimmeres dahinterstecken, wuchs. Nicht zuletzt deshalb, weil wir von anderen Honda CRF300L mit Motorschaden wussten. Hatte die defekte oder verstopfte Einspritzdüse getropft, diese Tropfen dann zu früh gezündet und damit zu einem Haarriss im Kolben geführt? Visafristen trieben uns weiter, wir reisten nach Nigeria ein und die Probleme wurden schlimmer.

Letztendlich mussten wir die geplante Route durch die Berge Nigerias abbrechen, weil sich zum schlechten Startverhalten nun auch Sensorprobleme eingestellt hatten, wegen derer die Honda nun auch während der Fahrt ausging und immer schwerer zu beherrschen war. Das Idle Control Valve war völlig verdreckt (hier hat Honda eins verbaut, was man besser nicht in ein Fahrzeug verbaut, was als „Enduro“ vermarktet und genutzt wird) und auch sonst stimmte mit der Einspritzung so einiges nicht mehr.

Ich schaffte es noch mit Mühe die Grenze nach Kamerun zu überqueren, wo dann am zweiten Tag, mitten im Bürgerkriegsgebiet und im Militärkonvoi, der Motor einfach aus und nie wieder an ging. In Douala war schnell klar: keine Kompression mehr. Die Umstände (Beginn der Regenzeit, kein wettergeschützter Ort zum Schrauben) ließen es nicht zu, den Motor zu öffnen, aber da wir von anderen Geschädigten schon genau wussten, wie das Schadensbild aussieht, war das auch nicht nötig. Wir entschieden, die Motorräder einzulagern und noch zwei Monate weiter als Backpacker durch Zentralafrika zu reisen.

Im Mai haben wir zuhause in Bulgarien die zur Reparatur des Motors benötigten Teile aus Thailand bestellt und Jan hat im Bastelkeller das Top-End vormontiert. Während ich noch ein paar Tage länger in Bulgarien war, hat Jan in Kamerun den Motor der Honda geöffnet und genau das vorgefunden, was wir erwartet hatten: Kolben und Zylinder kaputt – an der Einlass-Seite fehlte ein Teil vom Kolben, welches dort den Zylinder zerkratzt hat. Exakt wie bei allen anderen Honda CRF300L mit Motorschaden. Unsere Vermutung, dass die defekte Einspritzung schon in Sierra Leone zu einem Vorschaden am Kolben geführt hatte, erwies sich als richtig. Die später defekten Sensoren (MAP und Idle Control Valve) führten zu einer fehlerhaften Zündung und die Kombination aus beidem letztendlich zum Motorschaden.

Bei genauerer Betrachtung fiel uns (schon in Nigeria) und einem aufmerksamen virtuellen Mitreisenden auf, dass Honda bei der CRF300L einen Sensor verbaut hat, der nicht für Fahrzeuge geeignet ist, die als „Enduro“ verkauft (und genutzt) werden. War wohl billiger oder lag bei Honda noch im Regal rum. Auch die Einspritzung scheint nicht wirklich auf Langlebigkeit ausgelegt zu sein. Wahrscheinlich ist auch die Qualität des Kolbens und anderer Komponenten nicht das, was man von einer Honda erwarten könnte, denn schließlich ist dieses Modell nicht „made in Japan“ und extrem günstig. Um dem in Zukunft vorzubeugen, haben wir beschlossen, die Sensoren und Einspritzdüse regelmäßig prophylaktisch zu tauschen. Und ich habe beschlossen, weiter Motorräder mit Vergaser und Kickstarter zu fahren. Ich besitze derzeit vier Motorräder und die Honda ist die einzige mit E-Starter und Einspritzung.

Wer bis hierher gelesen hat: Danke fürs Zuhören. Ich habe versucht, die technischen Hintergründe vereinfacht darzustellen, damit es leichter zu verstehen ist. Wer ernsthaftes Interesse (und ein wenig Technikverständnis) hat, darf uns gerne für Details kontaktieren. Wir haben alles mit Fotos und Screenshots dokumentiert und helfen gerne anderen Betroffenen. Meldet Euch!

So. Und jetzt fahren wir mit hoffentlich wenig Regen der „Lunge Afrikas“ entgegen: dem Regenwald Zentralafrikas. Die ersten hunderten Kilometer mit dem neuen Motor sind erfolgreich gewesen, nach einem erneuten Ölwechsel in Yaoundé rollen wir dann Richtung Kongo. Wir freuen uns schon sehr auf das, was vor uns liegt!

Jan hat die Videos der vorherigen Reise-Etappen fertig und mangels Blogposts in den vergangenen Wochen bin ich hier ein wenig hinterher damit, sie Euch zu zeigen. Lasst Euch als erstes vom Norden Nigerias verzaubern: die Hyänenmänner, die zweitgrößte Pferdeparade der Welt und fast biblischer Zauber während der Durbar-Feierlichkeiten in Zaria und Kano:

Nach der Märchenwelt Nigerias sind wir in eine komplett andere Welt geflogen: in die Golfstaaten Katar, Bahrain und Saudi-Arabien. Schaut Euch an, was wir im winzigen Land Katar alles erlebt haben: wir waren eine knappe Woche in dem Zwergstaat!

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