Nach zwei so tollen Guides war es statistisch gesehen gar nicht möglich, wieder so perfekte Reisebegleiter zu bekommen. Wir lagen in Shangri-La im Bett und ich malte Horrorszenarien von weiblichen chinesischen Zwangsbegleitern mit riesigem Sonnenhut und Gesichtsmaske an die Wand. Am nächsten Morgen trafen wir dann die „Neue“, die sich „Audrey“ nennt, aber eigentlich „Ihting“ heißt, in der Lobby.

Da saß ein weibliches Wesen, etwas pummelig, mit Katzengesichtern auf den Knien ihrer Stretchjeans (sind so Hosen nicht für Menschen über 10 verboten?), mit rosa Plüschpullover, einem Panda-Anhänger um den Hals, einem Panda Rucksack, einer rosa Windjacke, einem riesigen Hartschalenkoffer, Schlafsack und Isomatte mit frischen Etiketten von Decathlon und einem Kuschelkissen im Arm. Dazu ein Igel-Notizheftchen. Am Abend zuvor hatte ich mir das genau so ausgemalt, allerdings fehlten Sonnenhut und Gesichtsmaske. Sie nutzt stattdessen einen speziellen Sonnenschirm.

Links “Audrey” mit Panda-Schulruckack unterm alubeschichteten Schirm. Bloß keine Sonne an die Haut! White is beautiful!

Es lagen 150 Tageskilometer vor uns und Audrey stieg mit ihrem Kuschelkissen im Arm vorne ein. Hatten wir jetzt ein Kind an Bord oder eine Reiseleitung? Auf dem Tagesprogramm stand die Tigersprungschlucht, auf die ich mich gefreut – und vorbereitet hatte. Die Erfahrung mit Phuphu hatte uns ja gelehrt: verlasse Dich nicht auf den Guide, den bezahlt man zwar, aber das Tagesprogramm, Besichtigungen und Aktivitäten bleiben unter Umständen auch Mal geheim, man muss sich selbst kümmern. Ich hatte mich gekümmert und gelesen: vor 2 Wochen gab es einen Erdrutsch und die Tigersprungschlucht sei unpassierbar. Unsere Reiseleitung wusste nichts davon und war auch nicht in der Lage, das herauszufinden. Die Polizei hielt uns dann auf, es war wirklich wegen Erdrutsch gesperrt. Schade!

“Selbst Kümmern” ist hier übrigens schwierig. Alle Webseiten, die wir zum “Kümmern und Planen” so nutzen, (Google, Wikipedia, Tripadvisor, iOverlander,…), sind aus China heraus gesperrt. Um diese erreichen zu können, braucht man einen VPN Tunnel. (Was das ist, haben wir hier erklärt) Wir haben zwei davon (Astrill und VPN Express), aber die Chinesen sind da schneller mit dem Blockieren als es die Iraner waren. Es gibt Tage, da kommt nur einer von uns mit ganz viel Geduld mit dem VPN online. Chinesische Seiten und Dienste sind natürlich frei, aber das bringt uns nichts, denn sie sind entweder nur auf Chinesisch, oder für Ausländer ohne Wohnsitz in China nicht nutzbar (AliPay, WeChatPay,…). Das Irre ist: wie auch im Iran nutzen die Chinesen “alle” einen VPN, obwohl es verboten ist, sind aber der Meinung, das sei richtig so mit den gesperrten Webseiten. “Jeder” kennt jemanden, der jemanden kennt, der einem eine Simkarte aus Hongkong besorgen kann (oder den VPN dort für einen registriert), mit der dann “legal” der VPN aufs chinesische Handy und den PC wandert. VPN Express ist übrigens beliebt unter Chinesen (und bei uns auch). Und dann gibt es sogar Hotels (wir sitzen gerade in einem solchen), in denen ist das freie W-Lan schon gleich über einen VPN geroutet, sodass man selbst gar nicht illegal zu werden braucht… Absurd, oder?

Unsere Agentur hatte inmitten der historischen Altstadt von Lijiang ein Hotel reserviert. Wir fuhren in eine Gasse, die jedoch eine Sackgasse war. Eine Frau mit Skateboard regte sich darüber auf, dass ihre Skateboardstrecke nun von Kittymobil blockiert sei und „Audrey“ fragte sie, wo man parken könne. Die Frau, mehr auf ihr Skateboard konzentriert, erklärte ihr, dass Autos gar nicht in die Altstadt dürften und außerhalb parken müssen. Unsere Bitte an „Audrey“, doch im Hotel vorbeizugehen und die Parkplatzsituation zu klären, verhallte ergebnislos. Wir haben keine Hoteldaten, das ist ihr Job. Sie blieb dabei: das Auto müsse weit außerhalb an der Straße parken. Wir erklärten ihr, dass das nicht in Frage käme, dass wir wenigstens einen bewachten Parkplatz bräuchten. Und dann begann das Pandabärchen zu handeln. Allerdings in einer Art und Weise, wie ich es als Reiseleiter weder gelernt noch jemals erlebt hatte: Wir gurkten durch die Stadt, das Pandabärchen surfte online nach Hotels und Parkplätzen und am Ende kam heraus: nichts. Ich bat unsere Agentur um Hilfe und dann gab es auch Unterkunft mit Parkplatz 2km außerhalb der Altstadt. Jan und ich waren neugierig, liefen zum ursprünglichen Altstadthotel und erfuhren dort: natürlich gibt es einen bewachten Parkplatz um die Ecke! Da hatte unser Pandabärchen den ersten Tag nicht gerade bravourös gemeistert: keine Infos zur Schlucht parat und ein Hotelchaos, das uns knapp 2 Stunde unserer kostbaren Zeit in Lijiang raubte…

Posieren für das beste Instagram-Foto. Andere Welt! 🙂

Die Altstadt von Lijiang ist nämlich wunderschön! Die Häuser und Gassen sind nicht wie in Shangri-La wiederaufgebaut, sondern im Originalzustand. Es gibt eine Hauptgasse, in der sich die Touristen durch schieben und in der es alles, was das chinesische Touristenherz begehrt, zu kaufen gibt. Doch alle anderen Gassen und Plätze sind menschenleer und fast verwunschen schön. Fast Bilderbuch-China!

Wir schlenderten durch die Gassen und ließen uns von lokalen Spezialitäten verführen. Wir waren in der Region Yunnan, in der es einige leckere Dinge gibt. Den Anfang machten wir mit „flower pastry“: handtellergroße Bollen aus einer dünnen Schicht Blätterteig, innen zentimeterdick gefüllt mit Rosenblätterkompott. Super lecker!

Außerdem probierten wir pizzadünne Brotfladen, die mit süßem Bohnenpüree gefüllt sind. Auch total lecker! Beide Leckereien gab es heiß aus dem Ofen, besser ging es nicht! Die Gassen führen entlang von Kanälen, Flüsschen und Bächen, man läuft immer wieder über kleine steinerne Brücken und fühlt sich auf dem Kopfsteinpflaster schnell ein paar Jahrhunderte zurückversetzt. Verwunschen schön!

In einer ruhigen Gasse entdeckten wir ein Teehaus. Ein Teehaus ist eine edle Angelegenheit, bei der ich in Peking schonmal gut Geld gelassen hatte. Daher war ich zögerlich, doch Jan überzeugte mich. Er hatte das noch nicht gemacht und schließlich gehört die Teehauskultur ja auch zu China. Also betraten wir das traditionelle Haus und setzten uns dem Teemeister gegenüber.

Die Region Yunnan ist berühmt für seinen Pu-Erh Tee, der hier seit Jahrhunderten wächst. Wir durften zunächst drei verschiedene Sorten Tee probieren und entschieden uns für den noch unfermentierten Pu-Erh Tee, der in großen, pfannkuchenähnlichen Fladen verkauft wird. Der gedämpfte frische und unfermentierte Tee wird in diese Fladen gepresst und reift dann über Jahre und Jahrzehnte von selbst weiter.

Man bricht dann ein Stück vom „Teefladen“ (manchmal auch Kugeln) ab und übergießt das kurz mit heißem Wasser. Das dient nur dem Waschen und wird in einen Eimer unter dem Tisch weggekippt. Der erste richtige Aufguss ist auch nur ultra kurz. Nach nur wenigen Sekunden (vielleicht zwei?) wird der fertige Tee abgegossen. Der erste Aufguss schmeckt sehr intensiv, fast rauchig, erst die folgenden Aufgüsse schmecken „rund“, wobei auch diese immer nur wenige Sekunden Ziehzeit haben.

Wir bekamen mit Hilfe von Übersetzungs-App und rudimentärem Englisch des Teemeisters erklärt, dass man Pu-Erh Tee auf diese Weise bis zu 20x aufgießen könne. So lange haben wir nicht durchgehalten, obwohl die Teeschalen, aus denen man trinkt, recht klein sind und wir „moon cake“ dazu gereicht bekamen: ein mit Nüssen und Trockenfrüchten gefüllter dicker Keks. Irgendwann war der Wasserbauch voll und wir verließen die Oase des Teehauses, in dem ein Mann die ganze Zeit auf einem Guqin Musik gemacht hatte. Das ist das Saiteninstrument, ähnlich einer auf der Seite liegenden Zither, das diesen typisch chinesischen „plingplang“ Klang macht… Das Geld hatte sich gelohnt, ein wirklich schönes und entspannendes Erlebnis!

Uns gefiel Lijiang sehr gut und wir waren gespannt auf die nächste Stadt, Dali, die auch eine sehr schöne Altstadt haben sollte. Doch zunächst nahmen wir „Audrey“ ins Gebet und erklärten ihr, dass wir sie für eine gewisse minimale (!) Leistung bezahlen und diese auch erwarten. Dass sie nicht heulend samt Kuschelkissen im Sessel der Lobby versank, war Glück. Über die Aktivitäten des aktuellen Tages wusste sie auch nichts, also beschlossen wir, einfach los zu fahren und es auf uns zukommen zu lassen.

Die „drei Pagoden“ sind das Wahrzeichen Dalis und ich hatte sie auch schon auf Bildern gesehen. Allerdings erinnere ich mich nicht, auf Fotos den Moloch drumherum gesehen zu haben. Die Pagoden stehen erhöht über Dali an einem großen See und waren ursprünglich Teil eines großen Tempels. Der wurde jedoch durch ein Erdbeben zerstört und in den 1970er Jahren wiederaufgebaut. In dem für die 1970er Jahre typischen Betonchic.

So liefen wir also Treppe für Treppe den Berg hoch, von Betontempel zu Betontempel und vermissten Tibet. „Audrey“ war so aufgeregt, dass sie sich bei jedem Satz verhaspelte und es uns schwerfiel, ihren Worten zu folgen. Am Ende blieb für uns: wunderschöne, uralte Pagoden in einem schönen Park. Und wenn wir nochmal Betontempel besichtigen sollen, lassen wir das „Audrey“ aber alleine machen.

Im Hotel baten wir das Pandabärchen um ein Briefing für die nächsten Tage, da wir 2 Nächte in Dali verbringen würden. Sie hatte weniger Plan als wir und als wir ihr sagten, sie habe nun 1,5 Tage frei, strahlte sie wie ein Kind vorm Weihnachtsbaum. Da wussten wir noch nicht, dass Dali DER Urlaubsort für Chinesen ist…

Wir hatten eine Altstadt wie die in Shangri-La oder Lijiang erwartet, was wir aber zu sehen bekamen war: Ballermann. Bestimmt toll für Pandabärchen in Stretchjeans mit rosa mit Katzenknien, aber wir waren doch erschlagen. Die Häuser sind wirklich schön, wenn man in den ersten Stock schaut, aber auf Straßenebene ist nichts vom südostasiatischen Flair übrig geblieben. Ein Laden mit Souvenirs („made in China“) neben dem anderen, dazu Bars mit überall gleicher lauter Lifemusik, Autovermietungen für die Cabriofahrt um den zugebauten See herum oder Rollervermietung für das perfekte Urlaubsfeeling.

Dazu ein Fast Food Laden neben dem anderen (ja, auch Mc Donald’s, KFC etc.) und Preise, die einen nach Luft schnappen lassen. In anderen Städten gab’s den Teller sattmachender Nudeln für umgerechnet 2,50$, hier sollte der Teller Pilze ab 12,50$ kosten, Reis und Geschirr (!) kosten extra. Ein Kulturschock! Wir fanden in einer anfangs ruhigen Gasse (bis auch dort die Lifemusik loslegte) einen geringeren Grundpreis fürs Abendessen und wurden für 13$ Gesamtpreis satt. Da das Klima in Dali feuchtwarm („südostasiatisch“) ist, wachsen in den umliegenden Wäldern sehr viele Pilze. Um alle Pilzgerichte der Region durchzuprobieren, müssten wir länger in Dali bleiben, als uns bei dem Rummel lieb wäre…

Selfie-time. Natürlich für Instagram. Ist zwar nur mit VPN zu erreichen und illegal, aber trotzdem extrem wichtig!

Den freien Tag verbrachten wir auf dem Hotelzimmer und nachmittags brachte uns das Zimmermädchen einen Korb, in dem ein großer, runder Fladen lag, Der war gefüllt mit einer Art Marzipan und Marmelade und richtig lecker, aber wir verstanden nicht ganz: warum bringt uns das Zimmermädchen einen ganzen Kuchen?

Wir waren schon länger in Kontakt mit Jochen und seinem Neffen Pablo, die mit einem 28 Jahre alten Wohnmobil aus Wuppertal auf dem Weg nach Kambodscha waren und sich auch richtig Zeit für China nahmen und nicht bloß im Transit in 5 Tagen durchrauschen. Jochen hat übrigens ein Buch über die Zuständer für Trucker in Europa geschrieben (Geschlafen wird am Monatsende), sodass wir mit ihm und unserem Buch (EISREISE – eiskalte Hochzeitsreise) einen Büchertausch gemacht haben. Jochen und Pablo konnten ihre Route einfacher ändern als wir mit Pandabärchen, also gaben sie Gas und trafen an unserem freien Tag in Dali ein. Und sie wussten auch, warum uns das Zimmermädchen Kuchen geschenkt hatte: es war Mondfest!

Der Vollmond im September ist ein Familienfest in China und Vietnam, zu dem man seiner Familie und auch Freunden Mondkuchen schenkt. Ein Mondkuchen kann süß oder salzig gefüllt sein, groß oder klein, hell oder dunkel, Hauptsache, er ist rund wie der Vollmond. Jochen und Pablo hatten einen Guide, der seinen Namen auch verdient und so organisierte er für uns gleich mit, dass wir in der schönen Altstadtunterkunft der beiden mit Chinesen Mondfest feiern konnten.

Beim Mondfest sitzt die Familie zusammen, isst runde Dinge die an den Vollmomd erinnern, singt Mondlieder und bewundert den Vollmond. Auf dem Tisch lagen viele verschiedene Mondkuchen und andere vollmondähnliche Dinge, dazu gab es Rotwein und Gesangsdarbietungen von „grausam“ bis „Gänsehaut“. Uns fiel spontan nichts mit „Mond“ ein, sodass wir zu dritt „Bruder Jakob“ im Kanon sangen, aber später erinnerte ich mich an sogar drei deutsche Mondlieder…

Das Frühstück im Hotel war am Tag zuvor „übersichtlich“ gewesen, sodass wir im Kittymobil Müsli mit Joghurt und Obst frühstückten. Da unser Pandabärchen sich exakt 1 Stunde zu früh zu uns verirrt hatte, saßen wir im Kittymobil und sie stand vor der Tür und beobachtete uns Zootiere beim Frühstück, bis Jan sie zum Internetsurfen in die Lobby schickte. Wir wollten mit unseren „extrem harten Overlanderfahrzeugen“ (ja, wo sind sie denn, die „echten“ Overlander?) zusammen weiterfahren und es war richtig schön, mal nicht alleine unterwegs zu sein.

Unser Tagesziel war Kunming und wenn Jochen und Pablo nicht gewesen wären, der Tag wäre einfach nur einer von vielen auf Chinas Autobahnen gewesen. Seitdem wir nicht mehr in Tibet sind, gibt es auch ordentlich asphaltierte Straßen und Autobahnen. Weil die Tagesetappen auf Landstraße kaum im Hellen zu schaffen sind, fahren wir neuerdings also Autobahn und zahlen uns dumm und dämlich dafür, nichts vom Land zu sehen. Es ist nicht unüblich, 30$ pro Tag für Maut zu zahlen! Eine riesige Umstellung im Gegensatz zu Tibet!

An einer Raststätte (übrigens in China vergleichbar mit Shoppingmalls oder Luxushotels mit super gepflegten Toiletten!) trafen wir ein chinesisches Wohnmobil, die uns stolz einen Blick in ihr Zuhause werfen ließen, welches sich seitlich ausfahren ließ, um den Wohnraum zu erweitern. Abends gingen wir zu viert in Kunming Hot Pot essen, dann war der Fahrtag auch vorbei. Es war richtig schön, hintereinander geradeaus zu fahren und uns austauschen zu können. Was wir nicht verstanden haben: warum mussten wir in eine knapp 7 Millionen große Stadt zu Feierabend bis fast zum Zentrum in die Stadt hinein fahren, nur um dort eine Nacht in einem nichtssagenen chinesischen Hotel zu schlafen? Zum Sightseeing war die Tagesetappe zu lang – und Sehenswürdigkeiten gibt es dort eh keine. Wer hat sich den Quatsch ausgedacht? Zum deutschen Reiseveranstalter besteht kein Kontakt, unsere chinesischen Ansprechpartner haben eine weitere Agentur beauftragt. Wer die Idee hatte, können wir nur raten… Dazu kam: Kittymobil ist mit 1,98m niedrig genug für jede chinesische Stadt, Jochens WoMo und viele typische “Overlander Fahrzeuge” jedoch nicht. Und um zum Hotel zu kommen, brauchte es eine Meisterleistung des Navigators mit Chimesischkenntnisen, dem Guide, um trotz all der Höhenbeschränkungen (massive Balken) doch noch anzukommen.

Besonders praktisch: da unser Pandabärchen es vorzog, den ganzen langen Tag zu schweigen, der Guide der Wuppertaler aber seinen Job machte, bekamen wir diesmal sogar Infos zu Minderheiten, die das Feuer anbeten (daher die Flammen-Dekoration entlang der Straße), zu einer großen Dinosaurier-Fundstätte und anderen Kleinigkeiten am Wegesrand. In Kunming angekommen, nahmen wir uns das Pandabärchen ein zweites Mal zur Brust und erklärten ihr nochmal, was wir als Minimum von ihr erwarten. Jan hatte da mehr Geduld als ich. Wäre nicht Wochenende gewesen, ich hätte sofort um Austausch gebeten.

Am nächsten Morgen hatte Pandabärchen ihre Sprache wieder gefunden und tatsächlich sogar eine Idee für eine Besichtigung des übernächsten Tages! Es gab da einen Wasserfall, der halb in China und halb in Vietnam liegt. Beim Wort „Wasserfall“ lehnen wir meist schon ab („Wasserfallsyndrom“, wenn man schon Iguazu, Angel Fall, Victoria Falls und Niagara gesehen hat), doch sie konnte uns mit Fotos überzeugen: da fahren wir hin! Aber zunächst fuhren wir mit Jochen und Pablo zum „Steinwald“.

Meine Patentante Elisabeth war vor mindestens 30 Jahren dort und wie nach jeder Reise bekamen wir auch damals die Urlaubsdias gezeigt. Schon damals dachte ich „da will ich hin“, war jedoch auch davon fasziniert, wie gut meine Patentante Chinesisch lesen konnte. Noch Wochen später malte ich die Symbole für „Steinwald“ und erklärte jedem in der Schule, wie man das macht. Nicht jeder glaubte mir, dass Chinesisch so einfach ist und irgendwann war ich mir selbst nicht sicher, ob meine Patentante uns Kinder nicht veräppelt hatte. Doch nun weiß ich: nein, hat sie nicht, „Steinwald“ kann wirklich jedes Kind auf Chinesisch schreiben! Es ist immer gut, wenn man sich vor Ort direkt überzeugt.

Der Steinwald an sich ist wunderschön, auch das dazugehörige geologische Museum war klasse. Allerdings erlebten wir chinesische Abzocke, die Jochen und Pablo schon gut kannten, wir aus Tibet kommend aber noch nicht: am Eingang kauft man die Eintrittskarte samt Extratickets, wenn man dann aber die Eintrittskarte eingelöst hat, stellt man fest: es wird gerade renoviert/gebaut/geputzt/umgeräumt und man bekommt nicht das für sein Geld, was man dachte! In diesem Fall hatten wir dafür bezahlt, mit dem Elektroauto rund um den Steinwald gefahren zu werden, aber das fand wegen „Bauarbeiten“ nicht statt. Geld zurück gab’s keins, denn wir waren ja 300m vom Eingang zum Museum gefahren! Unsere beiden Guides verstanden nicht, warum wir das nicht in Ordnung fanden.

Wir liefen lange im Steinwald selbst herum und hatten sofort Abstand vom allgegenwärtigen Massentourismus. Chinesische Touristen wissen nämlich mit ihren zwei Füßen nichts anzufangen (außer sie in lustiges Schuhwerk zu stecken) und wenn man sein eigenes Fahrwerk bedienen kann, steht man schnell allein im Wald. Und das war gut so. Der Guide der Wuppertaler kannte sich aus und wusste, wo es die schönsten „Steinbäume“ gab, wohingegen sich unser Pandabärchen schon im geologischen Museum verirrt und den Ausgang nicht gefunden hatte…

Nach fast 4 Stunden im Steinwald war es Zeit, uns von Jochen und Pablo in ihrem 28 Jahre alten Ford Transit „Emma“ zu verabschieden, denn sie sind ja auf dem Weg nach Kambodscha und wir auf dem Weg nach Hongkong. Schade, dass sich unsere Wege nur so kurz gekreuzt haben! Wir fraßen noch 400 Autobahnkilometer, bevor wir in einer Art Garage gegenüber des Hotels noch schnell etwas aßen und hundemüde ins Bett fielen. Wir reisen in China wie die Chinesen in Europa: in möglichst kurzer Zeit „alles“ sehen. Wir waren müde von dem Reisestil, aber immerhin hatte Pandabärchen im Laufe des Tages immer mehr Laute von sich gegeben und sogar abends einen richtig guten Plan für den nächsten Tag gehabt! Würden wir doch noch Tierfreunde werden und mit unserem Pandabärchen eine schöne Chinareise erleben?

Nach unseren ersten 5 Tagen in China stellen wir fest: China ist so ganz anders als Tibet! Die Menschen, ihre Mentalität, die Straßen und Städte,… alles das hat mit dem, was wir die 3 Wochen in Tibet gesehen und erlebt haben, so gar nichts zu tun. Wir weinen Tibet ein wenig hinterher. Aber es ist ja schon beschlossene Sache, dass wir zurück kommen!

P.S.: Aufgrund der im Text geschilderten Probleme mit dem VPN ist dieser Blogbeitrag schon etwas “veraltet”. Der darauffolgende Beitrag ist schon auf der Festplatte und geht hoffentlich bald auch online, um nicht ganz so schlimm hinterher zu hinken 🙂 Wir sind aktuell in Shenzen und fahren morgen nach Hongkong.

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