Zum Abschied von Mauretanien gab’s Tiere, die gibt’s gar nicht. Eigentlich. Denn die Wissenschaft hat sie für ausgestorben erklärt, obwohl man einfach mal mit Einheimischen hätte sprechen können…
Wir schafften die Rückfahrt aus Oualata nach Kiffa, wo wir unsere Motorräder untergestellt hatten Gott sei Dank in einem langen statt wie auf der Herfahrt zwei Tagen. Das war unser letzter Ausflug ohne die Motorräder in Mauretanien, denn für die restliche Fahrtstrecke hatten wir noch Benzin vorausgeschickt – und in Kiffa gab es Benzin von der Tankstelle. Nach einem Ruhetag („Ruhetag“ ist immer relativ: ein Tag, an dem wir nicht reisen, aber z.B. 4 Stunden mit Eimern Wäsche per Hand waschen oder Videos schneiden, Fotos sortieren etc.) machten wir uns auf, die ausgestorben Tiere zu finden.
Das „Saharische Wüstenkrokodil“ ist ein Relikt aus der Zeit vor etwa 7000 Jahren, als das Klima in der heutigen Sahara noch feucht war und auch die Felszeichnungen von Agrour (bei Chinguetti) angefertigt wurden. Die Felszeichnungen zeigen nämlich unter anderem eben jenes Krokodil, das vor rund 20 Jahren noch als ausgestorben galt. Warum die Wissenschaft das angenommen hat, ist uns unerklärlich, denn wenn man mit Einheimischen spricht, kennt jeder das nächste „Krokodil-Loch“ in seiner Nähe. Doch es bedurfte 1999 einer „Expedition“ deutscher Forscher aus Bonn, um in Mauretanien und im Chad noch „Restpopulationen“ zu finden. Angeblich eine “wissenschaftliche Sensation“. Nun ja. Wir hätten da einfach mal bei google Satellitenansicht nach „Gueltas“ (artesische Wasserstellen) geschaut und die Leute im nächsten Ort gefragt, aber wir sind halt keine Wissenschaftler. In diesen „Gueltas“, Feuchtstellen in der Sahara, haben die Urzeitviecher bis heute überlebt.
Wir hatten nur eine GPS-Koordinate und wegweisende Einheimische, die uns zeigten, welche Piste der richtige Einstieg war. Ab dann fuhren wir „frei Schnauze“ nach Himmelsrichtung über herrlich fluffig weiche, schön geschwungene sandige Pisten durch die Savanne, dass das Herz aufging. Fahrerisch wie landschaftlich eine echte Wonne!
Irgendwann standen wir vor einer Felslandschaft und fingen an, zu laufen. Mit Motocross-Stiefeln in felsigem Terrain nicht besonders komfortabel, aber es waren schließlich „Krokodil-Schutzstiefel“ und daher doppelt sinnvoll. Vor uns lag irgendwann eine Oase wie aus dem Bilderbuch: grünes Wasser, Bäume, tolle Felsen – und Krokodile! Ganz, ganz viele! Leider lagen sie alle im Wasser, als wir kamen.
Doch dann sahen wir ein paar Höhenmeter über uns das französische Rentnerpärchen, welches wir schon in Tichitt getroffen hatten. Die beiden haben wie wir auch ihre Visa für Mauretanien verlängert und reisen entlang der alten Dakar Strecken zu den landschaftlichen Highlights. Sie haben einen Diesel und wir schon längst beschlossen, irgendwann „später“ mit einem Diesel Algerien und Mauretanien nochmal zu bereisen und überall da hin zu fahren, wo wir diesmal wegen Guide-Pflicht (Algerien) und Benzinmangel (Mauretanien) nicht hingekommen sind. Wir wissen auch schon ganz genau, welches Auto: „Unsere Else“, mit der wir 2021 in Tunesien waren. Wir müssen „nur noch“ die Besitzer davon überzeugen, dass sie uns „Else“ verkaufen… 😊Menschlich konnten wir vier untereinander so überhaupt nichts miteinander anfangen, die französischen Rentner und wir, aber weil wir die einzigen Reisenden in der Region sind, setzt man sich dann halt zusammen und zeigt sich ein paar Fotos und wartet darauf, dass die Krokodile wieder an Land gehen. Das taten sie auch und Jan zählte 25 Tiere, denen wir, solange wir versteckt und leise auf dem Felsen saßen, ganz nah sein konnten.
Faszinierende Tiere, die rund 6000 Jahre (damals führte ein Klimawechsel zur Wüstenbildung) in einer Umgebung überlebt haben, die für sie ursprünglich gar nicht gedacht war. Im Laufe der Jahrtausende haben sie etwas an Körpergröße eingebüßt, aber ihre Rückzugsorte gefunden, um zu überleben. Und das in friedlichem Miteinander mit den Kühen, die zum Trinken ans Wasser kommen. Ob sie auch mit Menschen so friedlich sind, wollten wir trotz unserer „Krokodil-Sicherheitsstiefel“ nicht ausprobieren.
Auf der Rückfahrt nach Kiffa wurde es dann noch lustig. In Mauretanien gibt es überall an Ein- und Ausfallstraßen von Ortschaften diverse Kontrollen von Polizei und Militär. Da muss man immer einen „Fisch“ (Datenzettel „fiche“) abgeben und Fragen beantworten wie „wo kommt Ihr gerade her?“ und „Wohin fahrt Ihr heute noch?“ oder „Welche Nationalität habt Ihr?“. Manchmal werden die mündlichen Angaben oder die vom „Fisch“ noch genauer überprüft, zum Beispiel durch Vorlage von Pass, Visum, Kennzeichenkontrolle oder Anruf beim vorherigen Kontrollposten. Doch genau den gab es bei den Krokodilen ja nicht.
Der Polizist fragte, wo wir herkamen. Dem Gesicht nach (helle Haut) war er ganz bestimmt nicht aus der Grenzregion zu Mali (da haben die Menschen sehr schwarze Haut). Das macht bei Polizei und Militär auch Sinn, damit man keinen „Heimvorteil im Amt“ hat. Bloß gibt’s im Norden des Landes keine Krokodile und der gute Mann dachte, Jan erzählt Märchen. Also hat er mich befragt. Über unsere Sena Intercom hatte ich ja schon mitgehört und wusste, dass er das mit den Krokodilen nicht glaubte. Ich musste mit ins Diensthäuschen und den Kollegen das alles nochmal genau auf Französisch erklären. Wo wir waren, wie viele Kilometer entfernt, ob sie das richtig verstanden hätten mit Krokodilen und dass es da keinen Kontrollposten gibt? Ich schien immer noch unglaubwürdig, bis jemand nach Fotos fragte. Die sind ja mit Zeit und Datum versehen und so glaubte man uns dann und wir durften weiterfahren. Ob die werten Herren der Wissenschaft vielleicht diese Beamten aus dem Norden befragt hatten, als sie die Krokodile für ausgestorben erklärten?
In Kiffa waren wir mittlerweile zum 2. Mal, aber für die Einheimischen sah es so aus, als seien wir dort sesshaft. Wir ließen im Lädchen um die Ecke anschreiben und bekamen eine Tasche geliehen, an der großen Kreuzung fragte uns der Verkäufer, für wen im Ort wir arbeiten und wo wir unser Haus hätten. Es war definitiv Zeit, weiterzuziehen… Für die Weiterfahrt zur senegalesischen Grenze hatten wir 12 Tage zuvor nochmal 20l algerisches Benzin aus Atar über Tidijikja nach Aleg geschickt. An einen Unbekannten, dessen Name wir auf Arabisch auf einem Zettel samt Telefonnummer notiert bekommen hatten. Ob der unseren Kanister wie versprochen bei der Transportgesellschaft abgeholt und bei sich eingelagert hatte? Ein Fremder für Fremde? Er hatte! Mauretanier sind solche Goldschätze von Menschen!
Spontan entschieden wir, nicht wie geplant entlang des Senegalflusses zur senegalesischen Grenze zu fahren, sondern 120km Umweg über Nouakschott. Erstens gibt es da gesichert Benzin für die letzten Kilometer, zweitens ein Bett (entlang des Flusses sind laut google Satellittenansicht nur Reisfelder, in denen man logischerweise nicht wildcampen kann) und Essen. Jan hatte die Idee, zum Inder zu gehen, bei dem wir vor fünf Wochen schonmal gegessen hatten, bevor wir wussten, dass wir danach nur noch Hammel und dünne Wassersaucen zu Couscous bekommen würden. Ein Freund hatte uns 20€ als Dankeschön für Jans YouTube Videos geschickt (Danke, Alessio!) und weil der lange in Indien gelebt und gearbeitet hat, hatten wir gleich zwei Gründe für das indische Restaurant.
Außerdem träumten wir nach fünf Wochen trocken Brot und Wasser oder Instantkaffee zum Frühstück von einem richtigen Frühstück im Café und von frischem Obstsaft. Hätten wir natürlich alles genau einen Tag später im Senegal haben können, aber warum nicht sofort? In Nouakschott sprangen wir nur schnell in unsere Jeans und Flipflops schon saßen wir in „unserer“ marokkanischen Konditorei und Saftbar. Wir glauben, ein Mauretanier würde nie eine Saftbar mit Café eröffnen und die Kundschaft sieht auch wenig mauretanisch aus. Der Marokkaner begrüßte uns zurück, wollte wissen, wie es uns in den Wochen unserer Abwesenheit ergangen ist und mixte gleich einen Khaki Milchshake. Dazu bestellten wir Milchkaffee. Herrlich! Und hinterher noch nen Milchshake und nen Smoothie. Fünf Wochen ohne Obst und Gemüse waren wirklich hart.
Wir verließen Mauretanien mit einem etwas lachenden und einem stark weinenden Auge. Das Land hat uns wirklich „geflasht“. Es ist eines der ursprünglichsten Länder, welches wir beide in den letzten 30 Jahren bereist haben. In Zeiten von Internet, Globalisierung und Digitalisierung ist Mauretanien trotzdem noch unglaublich authentisch geblieben. Die Männer tragen bis heute alle ihre traditionelle Kleidung aus blauem Umhang und Turban, der Tourismus hat weder die Sehenswürdigkeiten noch die Menschen negativ beeinflusst. Weil es einfach nur sehr wenige Touristen gibt. Wir lasen von 1500 pro Jahr und wie wir leider miterlebt haben, fahren die meisten davon stumpf die Küste entlang in den Senegal und tragen die Mär nach Hause, in Mauretanien gäbe es „nichts außer Sand“. Realistisch gesehen sind es aber nur 40%, laut Wikipedia. Und wir hoffen, dass wir Euch zeigen konnten, wie viel mehr als Sand es gibt!
Mauretanien ist ungefähr drei Mal so groß wie Deutschland, aber mit 4,3 Millionen Einwohnern leben dort nur 1/20 der Menschenmassen wie in Deutschland. So mögen wir das! In Europa weiß man wenig über Mauretanien und das Land wird zu Unrecht immer wieder mit anderen Ländern „in einen Topf geworfen“ die innenpolitisch instabil sind. Wir haben im letzten Blogbeitrag schon intensiv zur Sicherheitslage im Land und zur Reisewarnung westlicher Staaten geschrieben und möchten daher nur nochmal kurz auf den Artikel von 2019 hinweisen, in dem erklärt wird, wie schlau es Mauretanien geschafft hat, den Terrorismus der umliegenden Länder im eigenen Land im Keim zu ersticken: “How Mauritania managed…” Wer den Artikel nicht lesen will (er ist auf Englisch), ganz kurz die Eckdaten: es gab 2007 einen einzigen Terrorakt. Vier Franzosen wurden ermordet. Danach ist Ausländern nie wieder ein Haar gekrümmt worden, weil Mauretanien den IS komplett aus dem Land hält. Wie, steht im Artikel. Nun denkt mal nach: wie viele Menschen kamen in Deutschland in den letzten 16 Jahren durch Rechtsradikalismus ums Leben? Na? 2020 waren es allein schon 12 Tote. Deutlich mehr als vier. Mauretanien ist also nicht gefährlich, es wird Euch nur glauben gemacht.
In Mauretanien gibt es wie oben erwähnt viele Checkpoints. An Grenzen von einer zur anderen Region oder vor und nach Städten gibt es immer bis zu fünf aufeinanderfolgende Kontrollpunkte, die alle nur wenige Kilometer auseinander liegen: Zoll, Gendarmerie, Militär, Umweltbehörde und Straßenverkehrsamt. Für uns relevant waren nur Gendarmerie und Militär, da wir weder Fracht noch mauretanische Kennzeichen noch landwirtschaftliche Güter haben. Die Beamten waren immer unglaublich freundlich, haben immer dieselben Fragen gestellt (Woher? Wohin?) und unsere „Fische“ eingesammelt. Die Einheimischen reisen wie wir mit einem Stapel Zettel und keiner, wirklich keiner murrt. Wir haben exakt 75 „Fische“ verteilt, davon etwa 15 in der Westsahara.
Mauretanien war genau das, was wir gebraucht haben. Nach den Jahren auf der Seidenstraße und zuletzt Skandinavien haben wir nach Authentizität gegiert, die wir außer im Irak, Iran, China, dem tiefsten Sibirien und der Mongolei fast überall vermisst haben. Wir haben den ungeschliffenen, etwas kantigen und rauen Diamanten gesucht und in Mauretanien gefunden. Ein Land, das bei Afrika- Einsteigern, die aus Marokko einreisen zu Kulturschock und intensiver Ablehnung führt. Ein Land, das sicherlich nicht für Anfänger geeignet ist und insbesondere mit dem eigenen (Benzin-) Fahrzeug einiges an Organisation erfordert. Es gibt außer in drei Städten weder Geldautomaten noch Benzin, das Essen ist absolut grausam und die Unterkünfte unglaublich einfach. Reisen wie vor 30 Jahren, als man auch in heute modernen Ländern genau planen musste, wann man wo wie viel Geld tauscht und wo man was genau bekommt.
Aber genau das hatten wir vermisst. Zentralasien hat sich für uns nach „Disneyland“ (Usbekistan) und Europa angefühlt. Überall in der ehemaligen GUS gibt’s sogar leckeres Graubrot und richtig Käse! Wir haben uns ziemlich gelangweilt. Schön, aber weder exotisch noch aufregend. Kein Herzklopfen. Das war der Hauptgrund, weswegen wir entschieden haben, die Westküste Afrikas entlang zu reisen und Mauretanien als zweites Land dieses Reiseabschnittes hat uns da wirklich alle Wünsche erfüllt.
Das Land hat uns verzaubert und in Bann gezogen. Aber es war gleichzeitig auch hart. Wir sind in Regionen gereist, die aufgrund westlicher Reisewarnungen und schwieriger Erreichbarkeit seltenst von Touristen bereist werden. Dinge, die für Euch Leser Alltag sind, hatten wir fast zwei Monate nicht. Wir haben aus Eimern kalt geduscht, Wasser und die linke Hand statt Toilettenpapier verwendet, bekamen zum Frühstück trocken Brot und Instantkaffee serviert und haben abends, wenn überhaupt, oft Hammel oder dünne „Wassersauce“ mit Couscous bekommen und mit der (rechten) Hand gegessen. Wir haben mit den Einheimischen wie die Einheimischen selbst gelebt. Das Essen ist immer ungewürzt in Mauretanien, der Hammel hat ja genug Eigengeschmack, haha… Wir haben in Unterkünften meist weder Bettwäsche (geschweige denn: saubere!) noch Decken gehabt, wie die Einheimischen auf Matten auf dem Boden geschlafen, uns immer wieder einen Einzelsitz in Fahrzeugen geteilt (auch 10 Stunden lang), haben Sandstürme in dunklen Kammern ohne Strom ausgesessen und wochenlang nonstop im Staub gelebt. In Mauretanien ist alles staubig. Der konstante Wind (gerne auch der Harmattan) sorgt für ständige Bewegung in der Luft und so ist alles, was wir besitzen, in all den Wochen in Mauretanien komplett zugestaubt.
Das schlechte Internet hat es uns zusätzlich erschwert, unsere Reise zu organisieren, zu recherchieren und verlässliche Infos zu suchen. Mobilfunk funktioniert in weiten Teilen des Landes mit Solar und Batterien. Ist es dunkel und die Batterie leer, gibt es auch kein Mobilfunknetz. Und wenn es Netz gibt, dann ist die Geschwindigkeit so schneckig, dass man wirklich nur das Nötigste erledigen kann. An Arbeit und Telefonieren war nur in Nouakschott zu denken. Wir verließen Mauretanien mit einem riesigen Haufen aufgelaufener „Büroarbeit“.
Die trockene Luft, der Staub und Sand hat unsere Haut in Reibeisen verwandelt. Unsere Füße blieben jeden Abend im Schlafsack stecken, weil sich die Haut im Stoff verfängt, die Hände kratzten beim An- oder Ausziehen entlang der Ärmel und verfingen sich in der Funktionsfaser. Die Haare wurden zu Stroh, obwohl der Staub die Haarwäsche fast unnötig machte. Anfangs hatten wir auch Nasenbluten, bis die Schleimhaut sich daran gewöhnt hatte.
Als “Ernährungstante” kann ich sagen, dass wir wochenlang mangelernährt waren. Von trocken Brot (manchmal mit Marmelade) zum Frühstück und Couscous mit Hammel (weil wir den nicht aßen, sondern liegen ließen) oder „Wassersauce“ bekommt der Körper nicht genug Eiweiß. Und da es nur völlig zerkochtes Gemüse, oft sogar aus der Dose gab, sind Vitamine ebenfalls Mangelware. Die Dorflädchen bieten auch nur das, was wir serviert bekamen und kein Obst. Es gab viele Tage, da haben wir nur trocken Brot und mit Glück eine Kindergartentüte Chips gegessen und dazu Mangolimo getrunken. Wenn man wie ich hauptberuflich anderen Leuten erklärt, wie gesunde Ernährung „geht“, nicht ganz einfach. Der mehrfach aufgetaute und wieder eingefrorene „EU-Hühnermüll“ („Endlich kein Hammel!“) hat zur ersten kleinen Lebensmittelvergiftung geführt, die aber mit der alltäglichen Schonkost aus „trocken Brot, Mangolimo und Chips“ schnell vorbei war.
Und trotzdem. Trotzdem werden wir Mauretanien unglaublich vermissen. Diese geballte Ladung an UNESCO Weltkulturerbe, diese von der Weltöffentlichkeit vergessenen Orte, die so viel wichtiger als das so bekannte (und vielleicht gehypte), sagenumwobene Timbuktu waren, in denen bis heute unglaubliche Schätze an Wissen in hunderte Jahre alten Manuskripten lagern, nur amateurhaft in Privatbibliotheken verwahrt. Diese Wüstenmetropolen, die im Mittelalter schon so viel hochentwickelter waren als europäische Orte, diese mystischen Handelszentren der legendären Karawanenrouten, die einzigartige Architektur von Tichitt, bis heute völlig abgeschieden und ohne Anbindung mitten in der Wüste, die wunderschönen Portale und Wandverzierungen in Oualata… Mauretanien bietet spektakuläre Kultur und Geschichte, doch keiner weiß davon.
Und zwischen dieser UNESCO Weltkulturerbe-Highlights tolle Landschaften, die Teile Marokkos oder Omans in tiefe Schatten stellen: der zweitgrößten Monolith der Welt, den Ben Amira, die modernen Skulpturen rund um Aisha mitten in der Wüste, die Canyonlandschaft südlich Atar, die weiten Dünenfelder, die rauen Hochplateaus, bilderbuchhafte Oasen mit Palmen, wilden Felsen, weitläufige Savannen, natürlich auch Strände, Flüsse und Seen. Und eigentlich ausgestorbene Krokodile. Mauretanien ist so viel mehr als „nur Sand“! Mauretanien ist wirklich ein Rohdiamant, den kaum jemand als solchen erkennt doch unter seiner Oberfläche steckt so unglaublich viel Zauber und Glitzer…
Nirgends weltweit haben wir so viele Kamele gesehen. Wilde Kamele in Herden und auch Kamele in Karawanenverbünden. Reiter auf Kamelen mitten in der Wüste, Kamele auf Viehmärkten, in großen Gehegen, auf Pickups, an Wasserstellen, mitten in der Savanne… Kamele überall. Und Esel. Verwilderte Hausesel in großen Herden von 20-30 Tieren, die frei in der Savanne leben und grasen. Allerdings fragen wir uns, ob das nicht bald zu einem Problem wird, denn die verwilderten Hausesel haben so gut wie keine natürlichen Feinde und machen dem Weidevieh (Ziegen, Kühe) und Kamelen ihre Lebensgrundlage streitig. Noch scheint genug Platz für alle zu sein – doch wie lange? So viele Esel haben wir noch nicht mal in Tibet gesehen, wo große Herden Wildesel über die Hochebenen ziehen…
Wir haben die Menschen als unbegreiflich hilfsbereit erfahren. Uns wurde geholfen, bevor wir um Hilfe gebeten haben, wir wurden fast auf Händen durchs Land getragen. Nur ein einziges Mal (1o Minuten in Tichitt) haben uns Kinder mit „Cadeau“ (Geschenk) genervt, wir wurden grundsätzlich immer und überall mit exakt dem Respekt und der Wertschätzung behandelt, mit der wir den Menschen weltweit genauso gegenübertreten. Mauretanier, mit denen wir längere Zeit verbrachten, sind mit uns über WhatsApp kontinuierlich in Kontakt geblieben, um immer und immer wieder ihre Hilfe anzubieten oder uns dafür zu danken, dass wir in ihrem Land reisen. Wir wurden kein einziges Mal „übers Ohr gehauen“, konnten uns immer auf alle Menschen und ihre Aussagen verlassen und ihnen vertrauen. Wir wissen, dass andere Reisende andere Erfahrungen gemacht haben, aber wir beobachten leider auch, wie deren Verhalten oft doch sehr stark von unserem abweicht und mit welchen Menschen sie zu tun haben. Das tut uns leid. Für die Reisenden wie auch vor allem für die Einheimischen, die dadurch zu Unrecht in ein Licht gestellt werden, in dem sie nicht stehen.
Wie wir uns verständigt haben? Mit den älteren Menschen (ab um die 60 Jahre) sehr gut auf Französisch. Die jüngeren Menschen (unser Alter abwärts) können das leider kaum noch bis gar nicht. Und Google Translate kennt kein Hassania, was in Mauretanien gesprochen wird. Aber weil es früher kein Google Translate gab (und man dazu sowieso Internet braucht), haben wir Hände und Füße genutzt, Zettel bemalt oder in den Sand skizziert. Oder irgendwer kannte irgendwen der irgendwo Jemanden kennt, den man anrufen kann, der Französisch oder gar Englisch kann. Weil Mauretanier so hilfsbereit sind, hat es immer geklappt.
Wir wissen, dass irgendwann dieser Rohdiamant entdeckt wird und zur Touristendestination geschliffen wird. Irgendwann ist dann die Authentizität weg. Irgendwann gibt es diese einfache Art Unterkünfte nicht mehr, in denen Muttern für die Gäste kocht und der Hausherr sich um die Gäste kümmert, wo das Geld bei der Familie im Dorf bleibt und nicht an Investoren oder Tourismusunternehmen aus der Stadt (oder gar Ausland) abwandert. Irgendwann werden die Männer ihre blauen Umhänge gegen Jeans tauschen und ihre Turbane gegen alberne Baseballcaps. Irgendwann werden im Auto nicht mehr traditionelle Gesänge vom USB-Stick gespielt, sondern internationaler Rock & Pop aus dem Radio. Irgendwann wird es Starbucks und Mc Donald’s geben, Touristen bekommen europäisches Essen serviert und werden mit warmen Duschen verwöhnt. Irgendwann gibt’s auch Bettwäsche und Bettdecken für Gäste und vielleicht ein Ei zum Brot zum Frühstück. Wir sind aber aufgrund vieler Erfahrungen aus mittlerweile 90 (Senegal ist unser Land Nummer 90) Ländern überzeugt, dass das alles auch mit einer Veränderung der Menschen einhergeht. Und wir sind dankbar, Mauretanien noch so unverfälscht, authentisch und als Rohdiamanten kennengelernt zu haben.
Jetzt aber freuen wir uns auf gewürztes Essen, echten Kaffee, eine richtige Dusche ohne Eimer und mit warmem Wasser, ein richtiges Bett mit Bettwäsche, eine staubfreie Umgebung, eine Toilette zum Sitzen mit Toilettenpapier, Waschbecken mit Wasser aus dem Wasserhahn, Tankstellen mit Benzin, verlässliches Internet und vielleicht den einen oder anderen netten Reisenden, um ein wenig unter Gleichgesinnten zu Quatschen. Wo keiner hinfährt, kann man auch keinen treffen! Aber im Senegal „knubbelt“ es sich vor lauter Reisenden, Overlandern und Touristen… Ob wir da einen Kulturschock bekommen?
Wie jeden Freitag ist auch diese Woche ein neues Video online gegangen. Es ist ein reines Motorrad-Fahrvideo und zeigt die Strecke von Atar nach Tidjikja. Inklusive der lustigen Wasserdurchfahrt, bei der ich so triefend nass geworden bin…
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