Wer nicht so ganz mit unseren Reiseplänen auf dem Laufenden ist, wird verwirrt sein: warum sind wir jetzt in Ägypten? Und was machen wir da? Wo sind eigentlich die Motorräder? Und warum sind wir immer noch nicht dort, wo wir sie geparkt haben?
Nachdem wir aus Moldawien zurück zu unserer Base nach Bulgarien gekommen waren, ging alles Schlag auf Schlag: wir bekamen Besuch und verbrachten vier wunderschöne Tage mit Freunden aus meiner Studienzeit. Vor einem Vierteljahrhundert haben wir drei, Kathi, Charly und ich, viel zusammen unternommen und mit jedem der beiden habe ich die Welt bereist. Kathi und ich haben uns in Chile, Argentinien, Bolivien, Thailand und Laos getroffen, sind zusammen nach Prag und Wien gereist (um dort Charly zu treffen), haben im Winter die Skipsten gemeinsam unsicher gemacht und diverse Uni-Partys gefeiert. Charly und ich waren vor 26 (!) Jahren zusammen in Ägypten. Dann kamen Ehen und Kinder und wir trafen uns nur noch einzeln. Nun, nach über 20 Jahren, waren wir wieder zu dritt unterwegs!
Während Charly und Kathi mit uns unsere Wahlheimat Bulgarien neu kennenlernten, haben Jan und ich uns für dieses Jahr von Bulgarien verabschiedet. Wir besuchten ein Folklorefest, ein Freilichtmuseum, besichtigten eine Festung und fuhren zum „Ufo“ Buzludzha hoch, erkundeten (auch für uns neu) ein Thrakergrab und schlemmten uns durch die bulgarische Küche. Als wir am Abend vor dem Abflug nach Afrika am Lagerfeuer saßen, fühlte es sich auch an wie ein Abschied vom Sommer. Ein Sommer, der für uns nicht ganz so gelaufen war, wie ursprünglich gedacht (aber irgendwann kommen wir ganz sicher noch nach Rumänien!), aber dafür kann’s nur besser werden!
Dankbar für die schöne gemeinsame Zeit trennten sich am Sonntagabend unsere Wege wieder und Jan und ich stiegen in ein Flugzeug nach Rom. Beziehungsweise: wollten einsteigen, aber wegen eines Gewitters im Luftraum wurde der Flughafen Sofia gesperrt und wir kamen mit über zwei Stunden Verspätung in Rom an. Warum Rom? Naja, weil einfach alle Wege nach Rom führen. Insbesondere die nach Afrika, denn letztes Jahr waren wir auch in Rom, als wir auf dem Weg nach Marokko waren.
Die riesige Verspätung war blöd, weil wir uns eigentlich auf einen gemeinsamen Abend mit Alessio und Alessandra gefreut hatten, aber dann direkt nach Ankunft und nach Mitternacht nur allesamt völlig übermüdet ins Bett fielen. Aber wir hatten ja noch einen ¾ Tag in Italien, den wir so gut wie möglich zusammen verbrachten. Ich bin auch italienischen Sportwagen Lamborghini gefahren! Gut, er fährt nur 40km/h, aber Spaß hat’s trotzdem gemacht, den italienischen Traktor zu bewegen.
Unsere italienischen Freunde wohnen in einer Kleinstadt bei Rom, die wir gemeinsam mit Alessio erkundeten. Herrlich authentisch und untouristisch! Schönes Flair, hübsche Altstadt, malerische Lage auf einem Berg und Bella Vita mit Käsesandwich vom Krämerlädchen und einem Getränk auf dem Bürgersteig vorm Café. Herrlich! Wir mögen Italien und sind jedes Mal erstaunt, wie es auf exakt gleicher geographischer Höhe wie unsere Base in Bulgarien so anders sein kann!
Alessandra konnte früher Schluss machen und so fuhren wir zu einem verspäteten Mittagessen nach Fiumicino. Alessandra hat früher dort gewohnt und kannte daher ein tolles Restaurant, in dem es ehrliche Küche gibt. Nur Fisch und Meeresfrüchte zu erschwinglichen Preisen und richtig lecker. Dort bestehen die Calamari-Ringe nämlich nicht nur aus billiger Panade, sondern aus dickem Tintenfisch! Danach noch nen Espresso im Café nebenan und wir mussten uns leider von den beiden und Italien wieder verabschieden.
Wir hatten einen 39€ Flug mit WizzAir ab Rom nach Kairo gebucht. Doch warum bloß Kairo? Warum Ägypten? Und warum nicht Westafrika? Weil wir sowieso nach Kairo müssen, um nach Socotra zu kommen. Socotra? Ist das in Westafrika? Nein, das ist Jemen. Jetzt wird’s kompliziert…
Als wir letztes Jahr im Oktober nach Westafrika aufgebrochen sind, haben wir uns geschworen, dort nicht in der Regenzeit unterwegs zu sein. Wir sind beide tropenerfahren und wenn man nicht unbedingt muss (und ich musste mal, arbeitsbedingt), sollte man besser nicht zur Regenzeit in Afrika sein. Regenzeit bedeutet zwar nicht, dass es dort nonstop regnet, aber es bedeutet, dass die hohe Luftfeuchtigkeit und regelmäßige tropische Starkregenereignisse dazu führen, dass sich die unbefestigten Straßen (und davon gibt es viele in unseren nächsten Ländern) in Schlammpisten verwandeln. Die Straßen trocknen schlichtweg über Monate nicht richtig ab und werden zur Schlammhölle, in der manche LKW teils wochenlang feststecken. Wer sich das nicht vorstellen kann, schaue sich die Videos von „Itchy Boots“ an, die uns genau zu dem Zeitpunkt, als wir im Mai unsere Motorräder eingelagert haben, überholt hat und in das Drama hineingefahren ist.
Drama verkauft sich gut, aber da wir kein Drama brauchen und unser Geld anders verdienen, sind wir froh, weder unsere Motorräder noch uns selbst im elendigen Matsch zerstört zu haben. Selbst wenn man nicht die Kupplung verbrennt, kriecht der Matsch in sämtliche Lager, verschleißt die Kette und führt zu Schimmel im Gepäck. Muss man sich das antun, wenn man es vorher weiß? Nein. Deswegen sind wir immer noch nicht zurück bei den Motorrädern, denn in Westafrika ist immer noch Regenzeit. In Nordafrika gibt’s das nicht und das ist ein Grund, weswegen wir zuerst in Tunesien und nun in Ägypten sind. Wir verbringen die Regenzeit in Westafrika einfach in trockenen Teilen Afrikas!
Der zweite und ursprüngliche Grund für unsere derzeitige Ägypteneise ist tatsächlich der Jemen, und zwar die Insel Socotra. Vor rund 1,5 Jahren haben uns befreundete Reisende von der Insel erzählt, die bis heute nur 1x wöchentlich regulär angeflogen wird und so unglaublich isoliert liegt, dass sich dort eine absolut einzigartige Natur (und Kultur) entwickeln konnte. Leider erfuhren wir von denselben Reisefreunden Anfang dieses Jahres, dass auf der Insel ein großes Flugfeld gebaut werden soll, um den „Anschluss an die Zivilisation“ zu ermöglichen (und den VAE mehr Kontrolle zu geben). Dieses Flugfeld würde das einmalige Plateau zerstören, auf dem Drachenblutbäume wachsen, die weltweit nur dort vorkommen. Wer die Insel in ihrem ursprünglichen „unberührten“ Zustand (sowohl die Natur als auch die Menschen betreffend) erleben möchte, muss jetzt dort hin. Und das machen wir. Weil Jemen derzeit „nicht ganz einfach“ ist und man aufgrund von Sanktionen den einzigen Linienflug auf die Insel (mit Yemenia Airways) nur in bar vor Ort in Kairo buchen kann, sind wir hier. Wie genau wir Socotra bereisen werden, erklären wir Euch, wenn es im Oktober so weit ist.
Ein dritter Grund ist, dass es derzeit sowieso kaum möglich ist, Ägypten mit dem eigenen Fahrzeug zu bereisen. Die sogenannte „Ostroute“ Afrikas endet derzeit in Kenia, da Äthiopien eine horrende Kaution in Bar verlangt, um mit eigenem Fahrzeug einzureisen. In den letzten Jahren haben leider zu viele Reisende dort ihre Fahrzeuge illegal „entsorgt“. An sich ist eine Kaution ja kein Problem, wenn man sich benimmt, allerdings ist die Abwicklung des Ganzen nicht wirklich durchdacht, sodass Äthiopien derzeit nicht in Frage kommt. Und selbst wenn: was im Sudan los ist, wisst Ihr selbst. Nach derzeitigem Stand ist eine Rückreise aus Afrika über Ägypten daher nicht möglich, wir „müssen“ per Flieger kommen. Und das haben wir jetzt gemacht.
Der Flug ab Rom war schon sehr afrikanisch, bevor wir überhaupt abhoben. Niemand saß auf seinem Sitzplatz (diese werden bei WizzAir zufällig zugewiesen, nebeneinander sitzen kostet extra), alle hatten zu viel Gepäck (Aufgabegepäck kostet bei WizzAir auch extra) und es gab zu wenig Stauraum, die vielen, vielen Kinder mussten angeschnallt werden (was nicht jede ägyptische Mutter tat und den Stewardessen Albträume bereitete), es bildeten sich Schlangen vor den (vor dem Start grundsätzlich geschlossenen) Toiletten und die Menschen blockierten den Gang,… Am Ende saß ich ziemlich amüsiert auf Platz 28E statt 37F, Jan sogar neben mir (er hätte eigentlich auf 31F gesessen) und mit einer Stunde Verspätung kamen wir in Kairo an und fielen später ziemlich müde in der Innenstadt ins Bett.
Am nächsten Morgen gab’s schnell Simkarten (88Gb auf 2 Simkarten für 26€) und wir liefen los. Reist man mit dem Flugzeug in ein Land, platzt man quasi direkt ins Herz hinein, statt wie sonst mit dem eigenen Fahrzeug sich langsam den Highlights zu nähern und langsam anzukommen. Ich war schon in Ägypten, sodass das keine harte Landung in einer fremden Welt war, trotzdem fühlte es sich komisch an: zack, da! Wir haben Glück und es ist noch Mango-Saison und nach einem ersten Mangosaft standen wir schon mitten im Ägyptischen Museum. Da, wo all die Schätze des alten Ägypten aufbewahrt und gezeigt werden: die Sarkophage der Pharaonen, die Grabbeigaben, die archäologischen Funde, Mumien und mehr.
Das Museum wurde 1902 eröffnet und weil seitdem fast täglich große Funde gemacht werden (zum Beispiel wurde Tutanchamuns Grab erst 20 Jahre nach Museumseröffnung gefunden), platzt es aus allen Nähten. Manche Räume sind so voll, dass Tische und Vitrinen quer stehen und größere Objekte wild im Raum platziert wurden „wo halt noch Platz ist“. Die Beschriftung der Stücke ist auch, wenn vorhanden, antiquarisch (per Hand oder Schreibmaschine) und so wird es Zeit, dass das neue Museum in Gizeh eröffnet wird. Es soll das größte Museum der Welt sein und Ende des Jahres eröffnet werden.
Das bedeutete für uns: viele Vitrinen leer, einige Säle ganz geschlossen und einige Arbeiten, bei denen wir zusehen konnten, wie mit Kränen tonnenschwere Ausstellungsstücke bewegt wurden. Schade, dass wir die großen Highlights also nicht sehen konnten, aber immerhin war Tutanchamun noch da und wir hatten Freude an den Tiermumien, besonders den zahlreichen mumifizierten Katzen, denn schließlich muss das geliebte Haustier mit ins nächste Leben des Pharaos! Nicht immer steckte in der Mumie auch wirklich eine Katze (die starb ja nicht zeitgleich), manchmal wurde eine Attrappe mumifiziert. Wenn das neue Museum eröffnet ist, fliegen wir einfach wieder für 39€ hierher und schauen es uns an! Im Juni konnten einige „Testbesucher“ das Museum schon ausprobieren und was ich davon auf Instagram gesehen habe, ist eine Reise nach Kairo wirklich wert!
Der erste Tag endete mit einem Koshari-Fressgelage. Koshari ist das typische ägyptische „Streetfood“ aus Reis, Nudeln, Linsen, Tomatensauce, Knoblauch, Chili und Röstzwiebeln. Eine sattmachende Schüssel kostet 1$, aber wir gönnten uns das „volle Programm“ mit einer Extraportion Kichererbsen, Brotchips und zwei verschiedenen Salaten für 2€. Vegan in allen Varianten. Darf man nur niemandem verraten, sonst isst es kein Europäer mehr. Weil die Koshari-Buden hier hauptsächlich voll Männer sind, merkt das aber auch kein Tourist, wie gesund und klimafreundlich die traditionelle ägyptische Küche ist – und die so vieler Länder weltweit. Wir müssen immer schmunzeln, wie vegane Küche in Westeuropa verdammt wird, obwohl sie im Rest der Welt Alltag ist und keiner deswegen ein Fass aufmacht.
Für den zweiten Tag hatten wir der Einfachheit halber im Hostel eine Tour gebucht. Das habe ich vor einem Vierteljahrhundert auch so gemacht, denn um die Pyramiden rund um Kairo per ÖPNV zu erreichen, braucht man pro Pyramidenanlage je einen Tag. Mit einer Tour für 20$ schafft man alles an einem Tag – und wird von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit in einem Fahrzeug mit Klimaanlage chauffiert. Luxus, der bei derzeit rund 40°C ohne Schatten jeden Cent wert ist. Unser Guide sprach super Englisch und war ein echter Mehrwert, da sie kleine Details zeigte, die ich bei meinem ersten Besuch (damals ohne Guide) nicht gesehen hatte.
Die Pyramiden von Gizeh waren damals noch nicht mit einer Asphaltstraße miteinander verbunden, Charly und ich hatten uns Pferde gemietet und einen halben Tag damit verbracht, von Pyramide zu Pyramide zu reiten. Heute parkt man direkt vor der Cheopspyramide, fährt mit dem klimatisierten Fahrzeug durch die Anlage, hält an Aussichtsunkten und schafft alles in kürzerer Zeit. Allerdings knubbelt es sich dadurch mehr. Die Fahrzeuge dürfen natürlich nur auf Parkplätzen halten und dort sind dann alle Besucher gleichzeitig. Sicherlich waren 1997 ähnlich viele Leute dort, doch da man sich damals frei in der gesamten Anlage bewegte, verteilte es sich mehr.
Die Pyramiden sind natürlich gleich beeindruckend wie damals. Einfach riesig! Und trotz der Konzentration der Besucher auf wenige Plätze war es für mich wesentlich entspannter als früher: die ewig nervenden fliegenden Händler, die einem immer in furchtbarer Penetranz unnötigen Kram wie Plüschkamele oder Plastikpyramiden andrehen wollten, fehlten. Damals sprangen sie hinter gefühlt jedem Stein hervor und strapazierten die Nerven, seit 2018 ist das verboten und macht den Besuch doch recht entspannt.
Was es auch entspannter macht: damals bin ich mit einer Spiegelreflexkamera und großer Kameratasche gereist, die überall für Stress sorgte. Entweder musste man ständig Fotogebühr zahlen oder, wenn man das nicht wollte, die Kamera bei irgendeinem Nervtöter hinterlegen, der dafür ordentlich Bakschisch nahm. Heutzutage hat jeder sein Handy mit Kamera in der Hosentasche stecken und die Nerverei hat ein Ende. Wo man nicht fotografieren darf, lässt man es halt in der Hosentasche, ohne großes Tamtam darum. Meine Sorge, dass das zweite Mal bei den Pyramiden enttäuschend sein würde, war unbegründet. Es war sehr anders, aber nicht schlechter.
Die große Sphinx haben wir auch besucht, aber damals wie heute ist sie halt einfach kleiner als man immer denkt und es gibt wesentlich schönere Exemplare. Aber sie gehört halt dazu. Man sagt, sie ist nur da, weil der Fels, aus dem sie gehauen wurde, den Blick auf die Cheops-Pyramide versperrt hat und man ihn nicht sprengen konnte, sondern einfach zur Sphinx machte.
Weiter ging’s nach Saqqara, der ersten „richtigen“ Pyramide der Welt. Die Djoser-Pyramide zeigt noch große Stufen (aus denen die späteren, „verfeinerten“ Pyramiden im Grunde ja auch gebaut sind), auf denen 1997 ziemlich viel Sand lag. Damals hatte ich mich gefragt, ob man den nicht mal runter schaufeln könnte, um die Pyramide „richtig“ zu zeigen? Mittlerweile ist der Sand tatsächlich von den Stufen und auch vom riesigen Innenhof der Anlage davor geräumt und Besucher laufen bequem über gepflasterte Wege und stapfen nicht mehr wie damals durch Sandverwehungen.
Saqqara an sich ist das größte bisher entdeckte Gräberfeld Ägyptens und man kann fast sicher sein, bei Schritt und Tritt auf irgendwelchen Schätzen herumzulaufen. Jedes Jahr wird dort Neues entdeckt und so hatte sich für mich einiges verändert. Es gab mehr zu sehen! Die Hauptattraktionen sind allerdings gleichgeblieben und man betritt durch das riesige, rekonstruierte Tor den Pyramidenkomplex.
Im Komplex befindet sich nicht nur die älteste Pyramide (die Djoser-Stufenpyramide), sondern auch die kleinste ägyptische Pyramide von König Unas. Anders als bei den Pyramiden von Gizeh kann man hier ohne Aufpreis (das hätte ich Gizeh 20$ extra pro Person gekostet!) ins Innere der Pyramide in die Grabkammer krabbeln. Sie ist die älteste verzierte Grabkammer und hat einen Sternenhimmel und in die Wände eingravierte, blaue Hieroglyphen, in denen Totensprüche notiert wurden. Einige davon dienten zur „Absicherung“ des Toten (zum Beispiel Spruch zur Abwehr von Schlangen), andere enthielten Anweisungen an den Pharao für sein späteres Leben.
Die Alabaster-Wände sind darüber hinaus noch so bearbeitet, dass sich bei seitlichem Lichteinfall ein 3-D-Relief des Königs in der Hieroglyphen-Wand ergibt. An den 3-D-Trick mit der Taschenlampe konnte ich mich nicht mehr erinnern und wie schweißtreibend stickig es im Inneren einer Pyramide bei 40°C Außentemperatur ist, auch nicht. Aber vielleicht waren es damals nur 35°C…
In einem anderen Grab gab’s Comics zu sehen, die einerseits den Alltag der damaligen Zeit zeigten (zum Beispiel Fischer auf dem Nil), Rückschlüsse auf die Verwaltung ziehen lassen (Finanzbeamte und ein „Schlägertrupp“ für säumige Steuerzahler), aber auch Lustiges zwischendrin: In einer Szene sieht man, wie ein Nilpferd geboren wird und hinter Mama Nilpferd schon ein riesiges Nilkrokodil nach dem Baby schnappt.
Unser letzter Stopp des Tages war für mich auch neu: wir fuhren nach Memphis („walking in Memphis…“), der ersten Hauptstadt des alten Ägyptens. Von der Stadt selbst sind nur noch wenige „tote alte Steine“ übrig, aber das Highlight dort ist eine Statue von König Ramses II, die mit dem Gesicht nach unten im Schlamm lag und daher perfekt erhalten ist. Sie Statue war 11m hoch und wog 83 Tonnen. Weil man den Koloss nach dem Fund im Jahre 1820 nicht vom Fundort wegtransportieren konnte, wurde ein Museum um Ramses II herum gebaut.
Doch das große Rätsel ist: das Gestein, aus dem die Riesenstatue gefertigt wurde, wurde bei Abu Simbel, über 1000km entfernt von Memphis abgebaut. Wie wurden die 83 Tonnen Gestein vor über 3000 Jahren transportiert, wenn es 1820 nicht möglich war, das Ding nur 20km weit bis Kairo zu transportieren? Eines vieler ungelöster Rätsel, wegen derer manche Menschen glauben, auch die Pyramiden von Gizeh seien von Außerirdischen gebaut …
Im Garten des Museums steht noch ein weiterer wunderschöner Fund aus dem Schlamm des Nils: eine Sphinx mit dem Gesicht von Königin Hatschepsut. Sie trug einen falschen Bart, um als Frau in der Rolle des Pharaos anerkannt zu werden. Diese Sphinx ist zwar wesentlich kleiner als ihre berühmte „Kollegin“ aus Gizeh, uns hat sie aber viel besser gefallen. Vielleicht auch, weil uns Hatschepsut sympathisch ist und die gesamte Sphinx wesentlich besser erhalten ist.
Zurück in Kairo verbrachten wir einen schönen Abend mit leckerem Koshari vom Imbiss nebenan, Katze auf dem Schoß und einem bunten Haufen anderer Reisender aus Norwegen, Mexiko, USA, Australien und Frankreich. Das Durchschnittsalter der Gäste im Hostel ist erstaunlicherweise über 40 und uns tat es gut, nach so langer Zeit wieder unter Reisenden zu sein, die sich auch für das Land, in dem sie sind, interessieren. Die Reisenden, die wir in Westafrika so treffen, sind größtenteils nur daran interessiert, so schnell wie möglich weiterzukommen, um sagen zu können „ich habe die Westküste geschafft!“. Nach Ägypten kommt man nicht „auf der Durchreise“, sondern weil man das Land kennenlernen möchte, und auf dementsprechend höherem Niveau waren die Gespräche. Das tat so gut!
Wir hatten noch eine Nacht in Kairo verlängert und bekamen dafür sogar ein kostenloses Zimmer-Upgrade: 22$ Downtown Kairo mit Frühstück und Balkon! Wir machten uns auf, die königlichen Mumien zu besuchen. Viele (nicht alle) sind im neuen „Zivilisationsmuseum“ zu sehen. Wer dort nicht ausgestellt ist, kann im noch nicht eröffneten neuen Museum in Gizeh besichtigt werden. Man darf keine Fotos machen, aber es war einfach toll.
Die Mumien lagen in Glasvitrinen und man konnte sie ganz genau betrachten. Uns fiel auf: die Zähne waren alle intakt! Zumindest die, die man sehen konnte. Damals gab’s ganz sicher keine Porzellanzähne und künstliche Gebisse, aber das, was wir gesehen haben, war besser als die Kauleisten vieler Europäer gleichen Alters (nämlich zwischen 30 und 50 Jahren) in Ländern, in denen Zahnarzt nicht oder nur rudimentär in der staatlichen Krankenversicherung inkludiert ist. Frankreich zum Beispiel.
Ein tolles Museum rund um „verschrumpelte Tote“ am heutigen Stadtrand von Kairo und nicht weit entfernt von dem, was früher Kairo war: „Alt-Kairo“, das koptische Kairo. Nach der Zeit der Pharaonen wurde Ägypten christlich (die Griechen und Römer waren‘s!) und das heutige Kairo mit unzähligen koptischen Kirchen und Klöstern entstand. Später übernahmen die Araber das Zepter und konvertierten das Land zum Islam. Bis heute sind nur noch 10-15% der Einwohner Ägyptens Christen. Unser Guide von den Pyramiden ist Koptin und durch sie bekamen wir dann doch Lust, uns das koptische Kairo anzuschauen.
In der Vergangenheit haben wir die Erfahrung gemacht, dass wenn wir in muslimischen Ländern christliche Museen oder Sehenswürdigkeiten besuchen, man buchstäblich bei Adam und Eva beginnt und man auch uns erklärt, wer Jesus ist. Deswegen sind wir nicht ins koptische Museum, sondern direkt ins „Alt Kairo“, ein Gewirr aus winzigen Gassen auf etwa einem Quadratkilometer. Auf dieser kleinen Fläche gab es über 20 Kirchen und Klöster, wir haben uns treiben lassen und nur drei angeschaut.
Besonders beeindruckend fanden wir die Kirche, die auf der Höhle errichtet wurde, in der sich angeblich die Heilige Familie auf der Flucht von Herodes versteckt hat. Heute ist die Höhle die Krypta der Kirche und wir erlebtem amerikanische Kopten bei einem Gottesdienst mit Abendmahl. Dass die Worte des Priesters beim Abendmahl anders waren, lag nicht an der Fremdsprache, sondern an der koptischen Liturgie, wie wir uns noch in der Kirche „schlau googelten“.
Mit der „hängenden Kirche über Babylon“ schlossen wir das koptische Kairo für uns ab. Das Babylon hier ist eine ehemalige römische Festung, auf der die „hängende Kirche“ auf Stelen errichtet wurde. Sie ist besonders schön. Schön bunt und mit 110 Ikonen, die ein englischsprachiger Reiseleiter seinen asiatischen Gästen (begleitet von „Ahs“ und „Ohs“) ausführlich erklärte.
Während Ihr das lest, sind wir in der Wüste. Die Sahara ist auch hier und wo die Sahara ist, sind wir. Oder so. Wir sind einfach „wüste Typen“ und lieben diese Landschaft, von der jeder, der sie nicht kennt denkt, sie sei langweilig. Seid gespannt, was für einen Zauber wir diesmal in der Wüste sehen werden!
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