Seit fast drei Wochen sind wir nun schon in Bulgarien und die tägliche Frage scheint zu sein: „Warum Bulgarien?“ Gefolgt von „Warum nicht Deutschland?“ und „Wo ist Euer VW Bus Kittymobil?“ In den vergangenen Blogbeiträgen haben wir versucht, das schon verständlich zu erklären, aber es ist auch wirklich kompliziert. 😊

Silke und Jan mit ihren Motorrädern vor einem bulgarischen Straßenschild

Tja, warum Bulgarien? Unsere Weltreise open end startete ursprünglich 2018 (übrigens auch in Bulgarien) mit unseren beiden Motorrädern „Pet“ und „Oskar“. Im Juni 2019 wurde jedoch mein Motorrad „Pet“ getötet. Wir waren zu Servicearbeiten in einer Motorradwerkstatt in Teheran und haben wohl einen Moment nicht aufgepasst, jedenfalls entstand kurz darauf ein Motorschaden: Motorschaden im Iran Weil Visum und Carnet de Passage im Iran ausliefen, sind wir letzten Juni nach Armenien ausgereist und haben dort versucht, mit einem in Deutschland beim Händler gekauften und nach Armenien per Luftfracht gelieferten Austauschmotor „Pet“ zu reparieren. Der Austauschmotor war leider anders als versprochen und in solch miserablem Zustand, dass wir ihn nicht verwenden konnten. Aufgrund der darüber hinaus falsch angegebenen ccm Zahl war es noch nicht Mal möglich, aus zwei Motoren einen zu basteln.

Wir hatten aber schon lange im Voraus unsere sieben Wochen Reise durch China gebucht und bezahlt. Die dafür extra abgeschlossene Reiserücktrittsversicherung weigerte sich (wie jede Versicherung) natürlich zu zahlen und da die Reise mit „eigenem Fahrzeug“ erfolgen musste, brauchten wir schnell ein solches „eigenes Fahrzeug“. Während Jan beide Motorräder in Armenien einlagerte und Visa für Russland besorgte, flog ich heute vor genau einem Jahr nach Deutschland und fuhr in 4,5 Tagen unseren VW T4 „Kittymobil“ in den Kaukasus. Genau beschrieben ist das hier: Fahrzeugwechsel

Wir hetzten dann mit Kittymobil durch Russland, Kasachstan und Kirgistan und schafften es tatsächlich, pünktlich zum Einreisetag an der chinesischen Grenze zu stehen, um die Reise antreten zu können. Yey! Während wir durch China fuhren, holte der ADAC mein Motorrad aus Armenien ab, jedoch nicht den schadhaften Austauschmotor, das ganze Gepäck und Jans Motorrad. All das lagert bis heute in Armenien und bereitet uns Kopfzerbrechen. Denn erstens ist die Einlagerung des Motorrades 3x so teuer wie z.B. in Bulgarien, jedes Gepäckstück kostet extra Lagerkosten und das „TIP“ (temporäre Import-Erlaubnis), die einen zollfreien Aufenthalt des Fahrzeuges in der eurasischen Zollunion erlaubt, war nur bis Juni 2020 gültig. Das TIP ist mittlerweile verlängert, allerdings nur bis Ende September und die Lagerkosten steigen und steigen.

Unser VW Bus Kittymobil steht seit Mitte Januar in Kasachstan in einer Lackierwerkstatt. Geplant war, innen und außen neu lackieren zu lassen. Im Januar durften Deutsche ohne Visum nach Kasachstan einreisen und 30 Tage bleiben. Die Restaurierung von Kittymobil sollte länger dauern als die noch verbliebenen 15 Arbeitstage, die wir noch in Kasachstan bleiben durften. Kein Problem, wir flogen last minute als kasachische Pauschalreisende nach Istanbul auf „Visarun“. Das haben wir hier beschrieben: Visarun nach Istanbul

Als wir aus Istanbul mit neuen 30 Tagen Aufenthaltsrecht in Kasachstan einreisten, erfuhren wir vom Lackierer, er habe unerwarteten Rost gefunden und brauche länger. Um nicht wieder mit den 30 Tagen in die Enge zu kommen, entschieden wir, als Backpacker nach Usbekistan zu reisen. Nur mit kleinem Handgepäck, denn wir würden ja bald zurück sein bei Kittymobil. Und dann kam Corona. Wir blieben fast 5 Monate in Usbekistan. Und Deutschland beendete die Entwicklungszusammenarbeit mit Kasachstan. Und darüber hinaus nahmen die EU Botschaften Anträge für Schengen-Visa nicht mehr an. Zack! Plötzlich war der deutsche Pass nutzlos: theoretisch besteht nun Visapflicht bis voraussichtlich 1.11., bloß praktisch werden gar keine Visaanträge mehr angenommen. Kittymobil und all unser Hab und Gut ist also in Kasachstan in „Geiselhaft“. Weil der gesamte Ausbau inklusive sämtlicher Elektrik komplett ausgebaut ist, konnte uns auch niemand Kittymobil an die kasachisch-usbekische Grenze fahren.

Suzuki Motorrad DR650RSE Oskar

Soweit der Stand der Dinge. Und warum jetzt Bulgarien? Nun: wir müssen Jans Motorrad „Oskar“ ja aus Armenien abholen. Armenien hat nur zwei Grenzen: zu Iran und Georgien. Beide Grenzen sind noch für Ein-/Ausreise über Land (denn das ist ja der einzige Weg für ein Motorrad) geschlossen und wir müssen warten. Bulgarien ist ein Nachbarland von Georgien, denn es gibt – theoretisch – gleich zwei direkte Fährverbindungen über das Schwarze Meer. Wir sind schonmal mit dieser Fähre gefahren: Per Frachtfähre übers Schwarze Meer

Frachtschiff in Meer mit Sonnenuntergang

Allerdings nehmen die Fähren zurzeit keine Passagiere mit nach Georgien, weil die Landesgrenzen ja dicht sind. Wir sind also deshalb in Bulgarien, damit wir, sobald wieder Passagiere der Fähre nach Georgien einreisen dürfen UND Armenien die Grenzen bei Einreise auf dem Landweg öffnet, sofort auf die Fähre springen können, um „Oskar“ und unser Motorradgepäck samt Austauschmotor aus Armenien zu „befreien“.

Außerdem tut es gut, Zeit mit den vielen lieben Menschen und Freunden zu verbringen, die uns in den letzten Jahren hier in Bulgarien ans Herz gewachsen sind. Wenn der Bäcker die Bäckertüte mit dem Vornamen beschriftet, weil man Brot bestellt, wenn der Kaffee zum Frühstück im Café gratis ist und wenn man auf der Straße vor lauter Schwätzen nicht weiterkommt, wenn der Wirt einen persönlich begrüßt, man nicht nach dem Weg oder Adressen fragen muss, man mit Freunden abends draußen kocht, grillt oder endlos am Lagerfeuer zusammen sitzt, dann ist das fast schon wie Heimat. Wir haben immer noch nicht alle Menschen getroffen, die wir und die uns gerne wiedersehen möchten!

Und „warum nicht Deutschland“? Wir haben keinen dringenden Grund, in Deutschland zu sein. Wir haben in Deutschland keinen Wohnsitz, keine Wohnung, nichts. Nur 1,5 Garagen voll Kram, den wir nicht los geworden sind oder los werden wollten und ein paar Motorräder. Dazu kommt, dass unsere Krankenversicherung nur beschränkt in Deutschland gilt. Das haben wir vor 1,5 Jahren schonmal in diesen Beitrag genau erklärt: Krankenversicherung auf Weltreise. Außerdem ist Deutschland kein Nachbarland zu Georgien. Und: Deutschland rühmt sich selbst für seinen angeblich “erfolgreichen” Umgang mit der Pandemie. Es gibt aber Länder, insbesondere in Asien (und genau da steht unser Kittymobil), die sehen das ganz anders (zur Erinnerung: über 9000 Tote in Deutschland!) und haben für Einreisende aus Deutschland Beschränkungen wie Einreisesperre oder Quarantäne in staatlichen Quarantäne-Einrichtungen auf eigene Kosten. Wir würden uns mit einem Aufenthalt in Deutschland im Hinblick auf mögliche Weiterreisen in manchen Fällen also überhaupt keinen Gefallen tun.

Der Passat? Zurzeit ist er nur unser Haus und Fortbewegungsmittel, in dem wir durch Bulgarien reisen, in dem wir schlafen, vor dem wir kochen und mit dem wir die Freiheit in der Natur, fernab von Menschen, genießen. Sobald wir in den Kaukasus können, wird der Passat unser gesamtes Gepäck und den Austauschmotor von „Pet“ transportieren, während Jan sein Motorrad aus Armenien fährt. Ziel ist es, irgendwann alle unsere Fahrzeuge „eingesammelt“ zu haben. Das wird wahrscheinlich dieses Jahr nicht mehr klappen, aber vielleicht dürfen wir doch den Pamir Highway mit Kittymobil im Winter erleben? Wer weiß…

Nun wisst Ihr, warum wir in Bulgarien sind, warum wir nicht nach Deutschland kommen, warum wir einen Passat gekauft haben und warum wir überall auf der Welt Fahrzeuge und Zubehör verteilt haben: Jans Motorrad, mein Austauschmotor und das Motorrad-Reisegepäck in Armenien. Unser VW Bus in Kasachstan. Ersatzreifen und Kettensätze, Ölfilter etc. für die Motorräder in Kirgistan und der Mongolei. Und nun ein Passat in Bulgarien. 😊 Es ist wirklich verwirrend kompliziert. Aber vielleicht jetzt klarer für Euch. Und was wir so in Bulgarien erleben, berichten wir im nächsten Beitrag… Wir gehen davon aus, noch länger hier bleiben zu müssen. Wizz Air fliegt seit Wochen zu altbekannten zweistelligen Ticketpreisen aus Deutschland  nach Bulgarien, Ryanair auch. Wenn Ihr uns also sehen möchtet: ein Mietwagen kostet hier ab 13€/Tag und eine Portion Fisch am Strand 2,80€. Ihr seid herzlich willkommen!

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