Unsere drei Nächte in Nubien waren purer Seelenbalsam, den wir dringend nötig hatten. Drei Tage waren wir dort in einem Homestay in einem kleinen Dorf am Westufer des Nils. Nicht „das“ nubische Dorf, in das Touristen geschleppt werden, sondern „irgendein“ kleines, vom Tourismus unbehelligtes Dorf, was hoffentlich noch lange so bleibt, wie es ist.

Nubien ist kein Land. Nubien ist eine historische Region, die sich über Ägypten und den Sudan erstreckt, in der das Volk der Nubier lebt. Die Nubier sind eine afrikanische Ethnie und hatten ihre eigenen Königreiche und Götter. Bis heute leben sie ihre von Ägyptern doch sehr andere Kultur und Traditionen. Durch den Bau des Assuan-Staudamms liegt jedoch der größte Teil ihres ursprünglichen Siedlungsgebietes unter Wasser und das gesamte Volk wurde zwangsumgesiedelt und lebt nun in rein nubischen Siedlungen im Sudan und Ägypten. Nubier bezeichnen sich nicht als Ägypter (oder Sudanesen) und legen großen Wert darauf, unter sich zu bleiben und sich von Ägyptern zu distanzieren.

In Ägypten isst man Tauben und hält sich “Frischfleisch” im Taubenschlag auf dem Dach.

Für uns nach nur drei Tagen nachvollziehbar, ist doch die nubische Kultur purer Seelenbalsam: es gab früher einen nubischen Gott für Ehrlichkeit und Gerechtigkeit und diese Werte sind bis heute fest im nubischen Alltag verankert. Für uns bedeutete das nach drei Wochen Lug und Betrug, Abzocke und Korruption in Ägypten eine wahre Erholung. Wir konnten unbehelligt durch die Straßen laufen, mussten nicht um jeden $ Wechselgeld kämpfen, wurden weder belogen noch betrogen.

Nubischer Kaffee: Zubereitung wie in Äthiopien.

Der nubische Kaffee wird wie in Äthiopien über glühenden Kohlen geröstet, mit viel Ingwer gemörsert und in speziellen Kannen aufgekocht. Die nubische Musik klingt für uns sudanesisch und das Essen erinnert uns auch mehr an Äthiopien als an Ägypten. Die Häuser der Nubier sind bunt bemalt und manche Verzierungen erinnern uns an Mali oder den Osten Mauretaniens. Nubien fühlt sich für uns nach „zurück in Afrika“ an und tatsächlich sagt man, dass auf nubischer Seite des Nils (das Westufer) von Assuan, Afrika beginne.

Wir saßen allabendlich am Nilufer unter einem Mangobaum und genossen die Kühle des Flusses, ein Glas Tee vom „Baumnachbarn“ und kurierten unser strapaziertes Nervenkostüm. So ganz gelang uns das nicht, denn das Gedröhne der Stadt Assuan schallt weit. Viele Kilometer entlang des Nils ankern die vielen (hunderte!) Kreuzfahrtschiffe. Um Strom zu erzeugen, laufen die Schiffsdiesel nonstop. Über der Stadt Assuan (und Luxor auch) hängt deswegen ein dauerhaftes Brummen – und eine Dunstglocke aus Dieselabgasen. Das Dröhnen und der Dunst werden vom Wind weit getragen. Bis zu uns unterm Mangobaum, der dadurch nicht ganz so idyllisch war.

Wir sehnten uns nach einer Nacht in absoluter Stille. Ohne Gedröhne oder Verkehrslärm. Die letzte solche Nacht hatten wir vor einem Monat in der Weißen Wüste. Wir freuten uns darauf, zwei Nächte auf einem Segelboot, einer Felucca, auf dem Nil zu schlafen und erhofften uns dort die Stille der Natur, nach der wir uns wirklich sehnten. Ein bisschen Glucksen des Wassers am Schiffsrumpf, ein paar Vögel am Morgen, sonst nichts. Tagsüber lautloses Segeln über glitzerndem Wasser. So stellten wir uns das vor.

Eine Felucca ist ein traditionelles, alt-ägyptisches Segelboot, das ganz ohne Motor auskommt. Bei Flaute lässt man sich von der Strömung treiben, bei Wind wird gesegelt. Früher waren die Feluccas Handelsschiffe, heute kann man sie für Segeltörns chartern. Normalerweise, um damit vor Kairo, Luxor oder Assuan zu Sonnenuntergang ein bisschen hin- und herzufahren, aber wir haben drei Tage auf so einem Schiff gelebt: geschlafen wird an Deck, zum Waschen springt man in den Nil und gegessen wird, was der Kapitän (der sich nicht ganz sicher war, ob er lieber Koch oder Kapitän ist) auf dem Gaskocher zaubert.

Wie so immer auf solchen Touren mit Verpflegung, ist das Essen traumhaft. Nasser, unser Kapitän und Koch, zauberte aus seiner „Bordküche“ (ein Campingkocher) drei Mal täglich Leckereien, die wir nicht erwartet hatten, denn angeblich bekomme man auf günstigen Feluccas „nur Nudeln mit Tomatensauce“. Aber Nasser erklärte uns, dass er, wäre er nicht Kapitän geworden, wie sein Bruder gerne Koch auf einem großen Schiff geworden wäre. Aber da müsste er zwischen Wänden schlafen und das enge ihn nach spätestens einer Woche ein. Ob er uns geglaubt hat, dass es uns genauso geht? Wir freuten uns so auf Nächte an Deck unterm Sternenhimmel!

Es hätte so schön sein können, doch der Nil ist ein extrem befahrener Fluss. Extrem befahren von riesigen Kreuzfahrtschiffen, die laut dröhnend hintereinanderfahren und tiefschwarze Rußwolken produzieren, in denen die Passagiere (und wir auch) während der Fahrt atmen. Auch die als „klassisches Segelschiff“ vermarkteten kleineren Kreuzfahrtschiffe “Dahabeyas”, werden von dröhnenden und rußenden Schleppern gezogen, weil sonst der straffe Zeitplan der Kreuzfahrt nicht machbar ist. Der extreme Verkehr macht das Segeln zu manchen Tageszeiten unmöglich, da man den Fluss nicht kreuzen kann und wir am Ufer ankern mussten, um zu warten, bis sich eine „Lücke im Stau“ auftat.

Der Traum von der „stillen Nacht“ war auch schnell ausgeträumt. Die erste Nacht haben wir kaum geschlafen, weil die Kreuzfahrtschiffe nur von 00:30 bis 5:30 Pause haben, dann geht das Dröhnen wieder los. Nasser hatte extra hinter einer kleinen Insel für die Nacht geankert, damit wir nicht die Wellen, die diese Schiffe verursachen, voll abbekommen, aber eine flache Insel wirkt weder schall- noch lichtisolierend.

An dem Tag haben wir bei 70 Kreuzfahrtschiffen aufgehört zu zählen, es wurden sicherlich 100, bis wir in leichten Schlaf fielen. Manche Kreuzfahrtschiffe beleuchten zudem ihre Umgebung mit „Suchscheinwerfern“, damit die Passagiere bei der Nachtfahrt auch etwas sehen können. Und diese „Fußballfeldbeleuchtung“ schien dann natürlich auch in unser „Bett“. Dazu das dauerhafte Dröhnen wie mitten im Hamburger Hafen: eine ungünstige Kombination für Schlaf. Wir haben das nur drei Tage erlebt, aber die Einheimischen haben den Lärm und Ruß täglich. Und es ist noch nicht mal Hauptsaison…

Aber wenn mal keine Ruß- und Lärmschleuder unterwegs war, haben wir das emissions- und lautlose Segeln auf dem Nil sehr genossen! In der zweiten Nacht war weniger los, sodass wir tatsächlich besser schliefen. Aber von der „stillen Nacht in der Natur“ träumen wir noch heute. Wir hatten noch eine allein reisende, gleichaltrige Holländerin mit an Bord und die konnte leider keine einzige Nacht schlafen. Insofern ging es uns wirklich noch gut.

Segeln ist hier übrigens erschwinglich: das komplette Boot inklusive Crew und Verpflegung kostet 75€/Tag, die wir unter drei Passagieren geteilt haben. Also 50€ pro Person für drei Tage. Drei Tage auf einem rußenden Kreuzfahrtschiff (da diese Schiffe im Konvoy fahren, atmet man an Bord immer den Ruß vorausfahrender Schiffe) kosten mit Verpflegung ab 500 bis 1000€. Wir waren froh, nur maximal 1/10 dessen ausgegeben zu haben und hatten zu dritt eine gute Zeit. Auch, wenn wir uns unter „Segeln auf dem Nil“ etwas anderes vorgestellt haben.

Jan, Silke, Kapitän Nasser, Helfer Mustafa, Holländerin Maja.

Kapitän Nasser war von Anfang an, von der ersten Kontaktaufnahme bis zum Abschied, immer 100% ehrlich zu uns, sein Preis war (weil ohne Vermittler) der günstigste, den wir genannt bekommen haben und dabei blieb es auch. Insgesamt im menschlichen Sinne eine entspannte Woche: zuerst die Tage in Nubien, später drei Tage auf dem Wasser. Nur der Schiffsgehilfe Mustafa war ein wenig nervig, da er ein Auge auf die Holländerin geworfen hatte (auch ein Dauerthema in Ägypten, absolut nervtötend!) und das ständig unterschwellig an Deck schwappte.

Am Abend des zweiten Tages und Morgen des dritten Tages war Flaute und wir konnten nur mit Fließgeschwindigkeit des Nils driften, aber nicht segeln. So kamen wir nicht wirklich weit, aber das war ja auch nicht das Ziel. Da, wo wir an Land gingen, gab es zwar einen kleinen Bahnhof, aber dort hielten nur wenige Züge. Die Holländerin wollte nicht mit dem Zug fahren (sondern versuchen, mit den für Touristen eigentlich nicht erlaubten Minibussen zu reisen) und so trennten sich unsere Wege und Jan und ich fuhren mit einem Tuk-tuk in die nächste Stadt mit größerem Bahnhof. Von dort waren wir dann schnell und komfortabel wieder zurück in Luxor. Zurück in „unserem“ Zimmer von vor 10 Tagen, zurück in „unserer“ Hostelblase, die wir den nächsten Tag nicht verließen, sondern auf der Dachterrasse in unsere Laptops starrten. Das muss auch mal sein, ist aber in Ägypten wirklich schwierig, weil das Internet stark reglementiert ist und man selbst mit VPN nicht immer auf alle Seiten zugreifen kann oder das Netz zusammenbricht.

Wir hatten abends schon über das Hostel den Flughafentransfer gebucht und bezahlt: 200 Pfund. Egal, zu welcher Uhrzeit, egal, wie viel Gepäck, Fixpreis pro Auto. Beim Frühstück lernten wir dann einen Schweden kennen, der denselben Flug gebucht hatte und nahmen ihn mit. Dafür wollte der Taxifahrer dann plötzlich nochmal 200 Pfund extra. Weil das Taxi sowieso fast ½ Stunde zu spät kam und die Zeit drängte, schlug der Schwede bei 100 extra ein. Der Tag begann schon wieder prächtig.

Nach weiterem Ärger an der Sicherheitskontrolle Nummer vier (vier!) des Tages, bei der die Zwilling Nagelschere, die seit fast 10 Jahren unbehelligt nach internationalen Richtlinien mit Jan im Handgepäck fliegt, konfisziert wurde, schafften wir es gerade so pünktlich zum Gate. Jan blutend, denn er hatte die äußerst robuste und teure Schere lieber zerbrochen, als sie dem ägyptischen Sicherheitsmenschen zum Weiterverkauf auszuhändigen. Seine Sammlung an konfiszierten Gegenständen, die eigentlich erlaubt sind (Schneidwerkzeuge mit einer Klingenlänge bis 6cm) war beachtlich. Es war also klar, was da im „Nebenerwerb“ läuft. Im Flieger trafen wir zwei Spanier wieder, die wir schon in Abu Simbel getroffen hatten und beschlossen, uns ein Taxi zu teilen.

Der Flug von Luxor nach Sharm el Sheikh auf die Sinai Halbinsel war mit 50 Minuten kurz, aber trotzdem billiger als der Zug, denn seit kurzem müssen ja alle Ausländer ihre Zugtickets in Dollar teuer bezahlen und so war der Flug ans Rote Meer billiger als der Zug nur bis Kairo. Verhältnisse wie in manchen europäischen Ländern… In Sharm El Sheikh angekommen, ging das nächste Theater los. Die Spanier hatten per inDrive Taxi-App einen Fahrer bestellt. Als der erfuhr, dass wir zu viert sind, verdoppelte sich fast der Preis und er verspätete sich. Als „Plan B“ rief ich auch ein Taxi über die App (zu einem besseren Preis) und auch hier hielt man uns hin. 45 Minuten Diskussion, während der wir gleichzeitig mit zwei Apps und zwei Handys versuchten, mindestens ein gebuchtes Taxi dazu zu gewinnen, auch zu kommen und uns zum vereinbarten Preis zu fahren. Parallel dazu waren wir auch beschäftigt, mit den Taxifahrern am Flughafen sinnlose Preise zu verhandeln. Der angeblich „offizielle“ Preis sei 110$. Dank der App und unserer Unterkunft wussten wir, dass es maximal 20$ sind. Nach fast einer Stunde Diskussion mit vielen Taxifahrern gleichzeitig in Person und per App oder Telefon bestiegen wir zu viert eine Klapperkiste und fuhren für 30$ nach Dahab.

Anflug auf Sharm El Sheikh

Dahab ist ein unter Israelis beliebter Ferienort am Meer, so ganz ohne Hochhäuser, Hotelkomplexe und Massentourismus. Leider aber auch mit israelischen Preisen. Eigentlich hatten wir davon geträumt, eine Bretterhütte am Strand zwischen Nuweiba und Taba zu beziehen und die Seele baumeln zu lassen. Aber für so einen Bretterverschlag ohne Strom und Süßwasser werden Preise ab 35€ pro Nacht aufgerufen. Wir bezogen stattdessen für 15€ ein Zimmerchen am Ortsende Dahabs, keine 20m vom Meer entfernt. Der ägyptische Inhaber des „Camps“ heißt Michael Georg  (Kopte, ich hör Dir trapsen!) und als wir nach einer Nacht Schwitzen in eine Hütte mit Klimaanlage umziehen wollten, bot er von sich aus die 20% Rabatt an, die wir bei der Buchung über booking.com bekommen hatten.

So wie mit Michael ist es in Dahab meistens: Ägypter, die weder lügen noch betrügen noch dies versuchen. Man kann auch relativ unbehelligt die 2km lange Strandpromenade entlanglaufen. Anders als in Luxor oder Assuan wird man dabei weder verfolgt noch bedrängt. Auch die Holländerin von der Felucca, die mittlerweile zum Kitesurfing in El Gouna, nördlich von Hurghada ist, schrieb uns, dass sie endlich wieder auf die Straße gehe und nicht mal beim Einkaufen betrogen würde. Das ist bei uns nicht ganz so, aber wir erfragen immer die Preise und verlassen lieber sofort den Laden, als mit Lügnern zu diskutieren. Es gibt schließlich auch sehr viele Läden in Dahab, die normale Preise berechnen.

Ob da die Bürgermeister der kleineren Örtchen begriffen haben, dass Urlauber gerne wiederkommen, wenn sie nicht belästigt und betrogen werden? Ob es vielleicht lokale Vorschriften gibt, um solche kleinen Orte als Ferienörtchen zu erhalten, statt Touristen zu vergraulen? Kulturreisende kommen nur 1x nach Ägypten, da ist es egal, wie sehr man die in Luxor oder Assuan bedrängt, belästigt, belügt und betrügt. Die Massen kommen sowieso. Und das seit 100 Jahren. Doch wir und die Holländerin können uns vorstellen, dass man in solchen kleinen Örtchen verstanden hat, wie man Ausländer behandelt, damit sie wiederkommen. Nur eine Vermutung.

Später am den Abend pustete der starke Wind das Essen von der Gabel.

Dahab ist ein Paradies für Taucher und Schnorchler. Und ab Mitte Oktober auch für Kitesurfer. Das wussten wir nicht. Wir wollten eigentlich nur einen Ort, an dem wir nicht alle drei Meter gegen Lug, Betrug und Ägypter kämpfen müssen und am Meer sitzen können. Wir dachten aber auch, dass wir das legendäre Blue Hole und die Blue Lagoon „erschnorcheln“, aber es war seit unserer Ankunft sehr stürmisches “Nodseewetter bei 35°C”, sodass es beim Schnorcheln nur aufgewirbeltes Sediment zu sehen gegeben hätte. Der Wind war jedoch toll für das „Red Bull Winds of Sinai“ Kitesurfing Event, das in der Blue Lagoon stattfand. Die Teilnehmer (und Fans) zeigten auch außerhalb des Wettbewerbs, was sie für tolle Tricks können und wir hatten Lust, uns das Spektakel anzuschauen. Leider war es für uns unmöglich, einen Roller oder ein Quad zu mieten. Die gibt’s hier nur mit geführter Tour und für 25$ pro zwei Stunden und Person. Auch Sicherheitsgründen.

So ging es uns leider auch mit dem Katharinenkloster am Mount Sinai, das wir gerne besucht hätten. Die organisierten Touren sind alle auf „christliche Bergsteiger“ gemünzt, die den Mount Sinai zum Sonnenaufgang besteigen möchten. Die beiden Spanier haben eine solche Tour mangels Alternativen mitgemacht und es sei „gewöhnungsbedürftig“ gewesen, den Aufstieg mit mehreren, Kirchenlieder singenden und betenden Gruppen zu machen. Nochmal würden sie das nicht tun. Einen Mietwagen bekommt man hier aus Sicherheitsgründen als Ausländer auch nicht und nur wenige lizensierte Fahrer mit lizensierten Fahrzeugen dürfen Ausländer zum Kloster fahren. Der „Spaß“ kostet uns dann über 80€. Da warten wir dann doch lieber, bis die Sicherheitslage Individualreisen in Ägypten wieder zulässt!

Also: dank des starken Windes war nix mit „am Meer sitzen“, nix mit Schnorcheln, aufgrund der Sicherheitslage konnten wir nicht zum Kitesurfing Wettbewerb oder zum Kloster fahren. Das hatten wir uns anders vorgestellt, aber so nutzen wir dann die Zeit, uns um „Büro“ zu kümmern. Wir fanden ein deutsches Café, in dem Arbeiten ausdrücklich erwünscht ist (es gibt an allen Plätzen viele Steckdosen und akzeptables, stabiles Internet) und wurden dort Stammgast. Bei „Schönemanns“ gibt’s Müsli und echten Kaffee (statt den in Afrika üblichen Nescafé) zum Frühstück. Und eine Katze, die sich auch sehr gut um die Gäste kümmert. Nach drei Tagen bei „Schönemanns“ fanden wir einen Coworking Space und arbeiteten dort nochmal zwei Tage ordentlich was ab, da das Café schon um 15 Uhr schließt und das Internet in unserer Unterkunft sehr schwankend war. So verbrachten wir die Woche in Dahab arbeitend am PC statt auch mal schnorchelnd auf dem Riff oder im Kloster. Nicht schlimm, das muss auch mal sein! Außerdem trafen wir uns mit einem dort tauchend urlaubenden Freund aus Basel und verbrachten viele Stunden quatschend in der lauen Luft der Nacht.

Cowoking Space in Dahab. Links Loungemöbel zum Lümmeln, hinter mir Telefonkabinen.

Während Ihr das hier lest, sind wir zurück in Kairo und freuen uns auf den Reiseabschnitt, der uns überhaupt erst nach Ägypten gebracht hat: Socotra! In der Nacht zu Montag fliegen wir über Aden nach Socotra und werden dort eine Woche verbringen. Wir sind dann komplett ohne Handynetz und Internet und werden Euch erst in zwei Wochen berichten können, welch Zauber wir dort erlebt haben. Wir wissen jetzt schon: es wird ganz, ganz besonders!

Nach über fünf Wochen in Ägypten reicht es jetzt für uns. Der Knickpunkt in der Motivation, weiter durch Ägypten zu reisen, war nach etwa drei Wochen am vierten Tag in Luxor erreicht. Wir haben dann noch mit Assuan und Abu Simbel weitergemacht, aber hatten eigentlich keine Nerven mehr. Ägypten hat so viel zu bieten: spektakuläre Geschichte, unglaublich tolle Tempel, die Pyramiden und Pharaonen, wunderschöne Wüste und so viele außergewöhnliche Sehenswürdigkeiten. Aber all das Tolle verblasst fast im ständigen Kampf „Tourist gegen Ägypten“, sodass wir nach zwei Wochen schon ein ziemlich angekratztes Nervenkostüm hatten. Ja, wir kommen nochmal nach Ägypten (alle 25 Jahre mal oder so), aber nur noch gezielt zu den Dingen, für die am Ende dieses Reisekapitels keine Zeit mehr war. Wir wären zum Beispiel noch gerne nach Siwa gefahren, aber das machen wir dann, wenn das neue Museum in Gizeh eröffnet ist und wir wieder für 39€ mit der WizzAir nach Kairo fliegen.

Die beste Zeit in Ägypten hatten wir im Norden, als wir zu völlig untouristischen Zielen unterwegs waren: das Sankt Antonius Kloster, der Suezkanal, Alexandria und El Alamein. Dort wurden wir nur selten belästigt, trotzdem öfter betrogen, aber der Ärger hielt sich die Waage mit der Freude. Je touristischer es wurde, mit den Höhepunkten Luxor und Assuan, desto extremer wurde der ständige Kampf gegen Lug, Betrug und Belästigung, wie wir es in dem Ausmaß in über 90 Ländern dieser Erde nicht erlebt haben (außer ich vor 26 Jahren exakt an denselben Orten). Nirgendwo auf der Welt haben wir uns vor der Außenwelt freiwillig isoliert und Essen liefern lassen, um nicht mit Einheimischen in Kontakt treten zu müssen. Mehr als einmal machten wir Pläne über „wenn wir jetzt da und dort wären…“ oder „wenn wir hier weg sind, dann…“, die wir nicht in die Tat umsetzen konnten, weil wir ja einen fixen Abreisetag aus Ägypten hatten.

Ägypten war einerseits unglaublich anstrengend, nervtötend und menschlich schwierig, andererseits aber auch wahnsinnig spektakulär (allein in den Gräbern der Pharaonen!) und unfassbar schön (Weiße Wüste), dass wir niemandem von einer Ägyptenreise abraten würden. Man muss nur mit einem richtig dicken Fell kommen – oder nach 2 Wochen wieder abreisen – oder sich in Nubien oder der „Hostelblase“ aufhalten. Jetzt fliegen wir erstmal nach Socotra und lassen uns dort von einer wirklich einzigartigen Insel verzaubern! Wir wissen: es wird ganz, ganz besonders und ganz besonders einmalig!

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