Seit Ostermontag sind wir Backpacker – und ab Montag wieder Vanlifer – oder Autoschieber in die falsche Richtung?

Die letzten Wochen sind wir immer mit dem Blick auf den Wetterbericht gereist und das bedeutete, von Orten abzureisen, an denen wir gerne länger geblieben wären oder Strecken und Sehenswürdigkeiten auszulassen, da diese nur bei trockenem Wetter machbar oder sinnvoll sind. Das war in den letzten Wochen noch okay, aber jetzt haben wir beschlossen, die Regenzeit einzuläuten und die Motorräder einzulagern, um am Ende der Regenzeit (im Herbst) zurückzukommen, und weiter durch Westafrika zu reisen. Wie letztes Jahr werden wir während es in Westafrika regnet, uns noch weiter in Afrika aufhalten und weiter reisen. Nur eben nicht da, wo es regnet und auch nicht mit Motorrädern. Motorräder sind ja nicht das einzige Fortbewegungsmittel und uns kommt es auf das Reisen an, egal mit was. Die Motorräder (samt komplettem Gepäck und Ausrüstung) stehen nun in bester Gesellschaft in Accra.

Unsere Motorräder (nicht im Bild) verbringen die Regenzeit in allerbester Gesellschaft.

Weil es im Norden Ghanas (relativ) trocken ist, wir dort aber sowieso nicht mit den Motorrädern hingefahren wären, sind wir am Ostermontag dort hingeflogen. Warum wir nicht mit den Motorrädern gefahren wären? Aus zwei Gründen: Der Norden Ghanas hat Sicherheitsprobleme mit dem IS und es ist daher nicht ratsam, in Richtung Burkina Faso zu reisen und den Norden des Landes intensiv zu erkunden. Kann man machen, wenn man sich nicht informiert oder ignorant ist (dazu gleich), sollte man aber besser lassen.

Alles muss absolut keimfrei eingelagert werden – sonst gibt’s Schimmel während der Regenzeit!

Die Region bis ungefähr zum Mole Nationalpark ist relativ sicher, aber das hieße, wir wären die 650km nach dort „in einem Rutsch“ gefahren und genauso wieder rückwärts. 1300km auf Reifen, Kette, Öl und sonstiges Material fahren, nur um hinterher sagen zu können „wir waren auf eigener Achse da“? Das haben wir noch nie verstanden. Ein Inlandsflug kostet 70€ und das würden wir für Benzin, Übernachtung und Verpflegung unterwegs und Verschleiß auch fast ausgeben. Und dabei auch noch nass werden. Nö. Also haben wir den Reisemodus von „Motorradreisende“ zu „Backpacker“ gewechselt. Ich habe für 11€ einen Schulrucksack gekauft, Jan nimmt seine kleine Ortlieb-Hecktasche. Wir sind gewohnt, mit Handgepäck zu reisen, das Motorrad-Gepäck bleibt in Accra.

Das Visum, was wir in Abidjan für die Weiterreise beantragt und trotz drei Terminen auf der Botschaft nicht bekommen haben, haben wir immer noch nicht und werden es erstmal weder nochmal beantragen, noch bekommen. Unser ursprünglicher Plan war, von hier über Bamako (Hauptstadt von Mali) in den Senegal zu fliegen, weil das der billigste Flug gewesen wäre. Das beim Flugticket gesparte Geld hätten wir gerne in ein Visum für Mali und eine Woche Sightseeing in Bamako investiert, denn jeder, der Bamako kennt, schwärmt davon. Mali ist derzeit jedoch aufgrund islamischen Terrors ein Land, in dem man besser nicht über Land reist. Eigentlich ist nur Bamako sicher genug und nur dafür hatten wir uns auch ein persönliches Einladungsschreiben organisiert. Leider ignorieren aber einige Overlander solche Hinweise, in welche Regionen eines Landes man besser nicht reist und während wir vergeblich auf unser Visum warteten, fuhr ein amerikanischer Overlander mit seinem Landrover nicht nur in Burkina Faso, sondern auch in Mali in Gegenden herum, wo man als Tourist besser fernbleibt. Was genau passiert ist, weiß man noch nicht, am Ende der Geschichte landete der Typ in Sicherheit der US-Botschaft und die malischen Sicherheitskräfte fangen seitdem Ausländer auf offener Straße ab, um sie „in Sicherheit“ zu bringen. Wie das alles zusammenhängt und was passiert ist, wissen wir noch nicht, jedenfalls gibt es derzeit einfach keine Visa. Wir freuen uns immer wieder über die Dummheit (oder ist es Arroganz?) anderer Reisender. Nicht.

Wir werden also direkt nach Dakar fliegen. Doch zunächst flogen wir in den Norden Ghanas. Der Tag wurde unendlich lang, denn wir mussten schon um 4 Uhr raus, um den ersten Flug des Tages nach Tamale zu erwischen. Im Flieger saß zufällig ein deutsches Pärchen, was auch in den Nationalpark wollte. Im Taxi vom Flughafen zur Stadt bot uns der Taxifahrer an, uns allesamt in seinem VW Gol mit Klimaanlage für umgerechnet 12,50€ pro Person den ganzen Tag zu fahren – inklusive der 140km zum Nationalpark. Wir stimmten zu, ließen uns aber erstmal zum Frühstück zum Libanesen fahren, weil das Kunstzentrum, das wir besuchen wollten, noch nicht geöffnet hatte.

Der Künstler Ibrahim Mahama kommt aus Tamale, stellt aber international, zum Beispiel auf der Documenta oder Biennale aus. Im Ausland ist er wohl am bekanntesten durch seine Installationen mit Jutesäcken, weswegen er bei uns intern „Christo aus Ghana“ heißt. Aus diesen Jutesäcken näht er riesige Decken, mit denen er Performance Art macht und zum Beispiel die Torwache in Kassel und diverse öffentliche Gebäude in Ghana verhüllt hat. Seine Gedanken hinter solchen Installationen sind, auf die Folgen des globalen Handels aufmerksam zu machen. Die Jutesäcke stammen aus Asien, kommen aber nach Ghana und werden dort mehrfach verwendet, um Kohle oder landwirtschaftliche Erzeugnisse zu verpacken. Dabei bekommen die Säcke ihren „Charakter“ aus Löchern, Flecken, Schweiß der Arbeiter etc. und ihren Namen: „Capital Corpses“.

In seinem Kunstzentrum in Tamale hat auch er eine riesige Wand aus 2000 Kisten der Schuhputzer erstellt, die ursprünglich von den Schuhputzern aus diversen recycelten Materialen hergestellt wurden. Wir bekamen eine Führung durch das Kunstzentrum und gezeigt, aus was die Schuhputzboxen gebastelt wurden: hier ein altes Kanu, dort eine Kiste einer Farbfabrik, hier eine Holzkiste von Maschinenteilen,… Auch hier steht der Hinweis auf den globalen Handel im Fokus der Installation.

Das Kunstzentrum ist riesig und die Räume, extra für die Kunst gebaut (und zum Teil noch im Bau) ähneln großen Fabrikhallen. Hier eine Wand voll Krankentragen aus dem 2. Weltkrieg, dort ein Regal mit traditionellen Kleidern Dorfältester aus dem Norden Ghanas, in der nächsten Halle ein Regal voll musealer Alltagsgegenstände, eine Halle weiter eine Wand aus (gekürzten) Internatsbetten, gefüllt mit aus Zementsäcken gefalteten Bauarbeiter-Hüten,…. Die Gemeinsamkeit aller Materialien ist, dass sie im Tausch „erworben“ wurden. Zerschlissener Jutesack gegen neuen Jutesack, Schuhputzbox mit Charakter gegen neue Kiste etc.

Zwei Installationen haben uns besonders Spaß gemacht: die der Schultafeln und die der Nähmaschinen. In einer Halle hängt eine ganze Wand voll mit Schultafeln, die der Künstler in den Dörfern rund um Tamale im Tausch gegen neue Tafeln eingesammelt hat. Die Bedingung: der Schulstoff des letzten Unterrichts durfte nicht weggewischt werden. Und so standen wir vor der riesigen Wand und staunten über Hausaufgaben, die wir teilweise selbst nicht lösen konnten, über Schulinhalte zu den diversen Ethnien des Landes, komplizierte Rechenaufgaben oder einfache englische Grammatik.

Im selben Raum sind auf den zu den Schultafeln gehörigen Schulpulten über 100 elektrische Nähmaschinen aufgebaut. Auch diese Maschinen wurden im Tausch gegen neue Nähmaschinen gehandelt. Viele der Maschinen sind tatsächlich elektrisch angeschlossen und über ein paar Fußschalter kann man mehrere Maschinen ansteuern und mit ihren diversen Klängen „Musik“ machen. Der Klang der frühen wirtschaftlichen Ambitionen Ghanas nach der Unabhängigkeit, als Nähmaschinen als leichten Einstieg in die Wirtschaft propagiert wurden.

Die Nähmaschinen, die man über die Fußschalter ansteuert, werden in der Interpretation der Installation von den „Geistern der Vergangenheit“ betrieben, die damit die damaligen „Träume einer besseren Zukunft“ aus unsichtbaren Stoffen nähen. Wir durften alle vier die Fußschalter bedienen und den Maschinen ihre „Geister der Vergangenheit“ einhauchen.

Ibrahim Mahama ist auch Flugzeugfan. Auf seinem riesigen Gelände stehen deswegen auch diverse Flugzeuge und in einer Halle kann man einen Propellerantrieb und eine Turbine samt „Innereien“ aus nächster Nähe betrachten. Der Besuch des Zentrums ist kostenlos und mit den Flugzeugen möchte der Künstler Technik für alle erlebbar machen, die in ihrem Leben niemals in ein Flugzeug steigen werden und es immer nur von weitem am Himmel sehen.

Im nächsten Leben bin ich Pilot.

Der Guide schloss uns die AN-2 Antonov auf. Ein ehemaliger Privatjet, der einige Jahre in Memmingen stationiert war, dann aber bei einem Tankstopp in Ghana von den Sicherheitsbehörden wegen technischer Mängel festgesetzt wurde. Der Besitzer lieferte sich einen langen Streit mit den Behörden. Ich habe ellenlange, teils ziemlich rassistische Rechtfertigungstiraden in online-Foren gefunden, in denen der Besitzer den ghanaischen Sicherheitsbehörden alles Mögliche vorwirft. Für uns sind die Vorwürfe nicht nachvollziehbar (was sollte Ghana mit einem uralten russischen Flieger in technisch labilem Zustand anfangen?), aber letztendlich wurde die Antonov per LKW ins Kunstzentrum nach Tamale gekarrt, wo man sie heute erkunden kann.

Weitere Flugzeuge zweier aus Sicherheitsgründen gegroundeter Fluggesellschaften Ghanas (zum Beispiel drei „Jumbolinos“) stehen auch auf dem Gelände, sowie mehrere ehemalige DDR-Eisenbahn-Passagierwaggons und eine Lok, die entlang der Küste eingesetzt wurden. Im Norden gab es nie eine Eisenbahn und auch hier ist der Gedanke, den Menschen ihnen unbekannte Alltagstechnik erlebbar zu machen. Weil ich im nächsten Leben Pilot werde und in diesem Leben gerne nähe ist klar, welche Teile des riesigen Kunstzentrums für mich besonders toll waren.

Im Anschluss krabbelten wir zu viert samt Gepäck in den VW Gol (ähnlich wie ein VW Polo), was nur möglich war, weil wir allesamt nur mit kleinem Gepäck reisen. Stellt Euch vor: vier Backpacker mit riesigen Rucksäcken und ein VW Polo. Geht nicht, mit großem Gepäck limitiert man sich selbst. Nicht nur in Sachen Gepäck verstanden wir vier uns gut: beide hatten schon einige Zeit in Kenia gelebt, sie auch in Thailand gearbeitet und beide weit gereist. Während der zweistündigen Fahrt entwickelten sich Gespräche über „wie wach macht eine Kaffeezeremonie in Äthiopien“ und andere Reisethemen. Uns tat es auch gut, endlich wieder Gleichgesinnte zu treffen: Menschen, die sich für das bereiste Land interessieren und nicht bloß dort sind, weil es auf dem Weg liegt.

Kurz vor dem Nationalpark hielten wir noch in Larabanga. In jedem Souvenirgeschäft Ghanas findet man Fotos und kleine Figuren, Anhänger, Kühlschrankmagnete oder Postkarten mit der dortigen Moschee. Es ist die älteste Moschee des Landes und im sudanesischen Stil aus Lehm gebaut. Wir mögen diese Bauweise und haben schon die Moschee in Kong (Elfenbeinküste) und Bobo-Dioulasso (Burkina Faso) besichtigt. Also war klar: nach Larabanga müssen wir auch!

Entweder ist Jan ein Riese oder die Moschee ein Zwerg. 🙂

Nun ja. Wir wurden überrascht. Die Moschee, von der jeder Tourist schwärmt, ist winzig. Winzig klein und eher eine Parodie dessen, was wir schon gesehen haben. Doch nicht uninteressant und wir zahlten brav unsere 3€ Eintritt. Ein-tritt. Doch nach dem Zahlen erfuhren wir: eintreten dürfen wir als Ungläubige (so wurden wir tatsächlich genannt) nirgends. Nur das tun, was wir schon vor dem Zahlen getan hatten: von außen gucken. Willkommen im islamischen Norden des Landes!

Wir bekamen dann noch eine „Führung“, die eher einer Märchenstunde glich (zum Beispiel sei das Fundament der Moschee schon von Allah errichtet worden, um das Zentrum des Islams in Ghana festzulegen) und fühlten uns alles andere als willkommen. Großzügig wurden wir aufgefordert „schaut Euch alles an!“. Jaja. Dafür hatten wir ja auch Ein-tritt bezahlt. Um von der Straße aus zu gucken.

Danach gab es noch eine „freundliche Aufforderung“, doch bitte für die „Schule der Gemeinschaft“ eine Spende dazulassen. Na klar, für die nächste Koranschule, welche die staatliche Schulausbildung unterwandert und den IS-Terrorismus in diesem Teil des Landes vielleicht sogar duldet? Sicher nicht. Gequält-freundlich lächelnd stiegen wir vier wieder in den VW und fuhren weiter zum Mole Nationalpark.

Ziemlich k.o. (der Tag war schon 12 Stunden alt und die Nacht zuvor sehr kurz), kamen wir im Nationalpark an. Wir bezogen unsere Zimmer (65€ ohne Klimaanlage bei über 40°C) und wollten dann zu viert „nur mal schnell zum Besucherzentrum uns über Safaris informieren“ und dann erstmal Mittagsschläfchen machen. Daraus wurde nichts.

Vor dem Besucherzentrum standen eine Holländerin und eine Britin, die noch Mitfahrer für eine Safari suchten. Da man auch mit eigenen Fahrzeugen auf Safari gehen kann, muss man als Fußgänger Safariautos mit Fahrer und Guide mieten. Je mehr Passagiere (bis zu sieben), desto billiger. Obwohl es eh schon richtig billig ist. Letztendlich zahlten wir mit sechs Personen umgerechnet 7,50€ pro Person für zwei Stunden Safari inklusive Fahrzeug, Eintritt, Guide und Fahrer. Da sind die 65€ für das Hotelzimmer schnell relativiert! Schwupps saßen wir auf dem Safariauto und aus Mittagsschlaf wurde nichts.

Aber die spontan-Safari hat sich so gelohnt! Gleich am ersten Wasserloch badete ein 50 Jahre alter, riesiger Savannenelefant und um ihn herum schwammen lauter Krokodile. Unser Guide war super und hat so viel erklärt! Zum Beispiel, dass Elefanten bis zu 200kg pro Tag fressen müssen. Und weil deren Verdauung nicht so effektiv ist, pupsen Elefanten viel (das haben wir schon in Guinea gemerkt, als wir dort hinter Waldelefanten gelaufen sind) und ihre „Elefantenköttel“ riechen würzig, wenn sie frisch sind. Natürlich lag auch ein fetter Elefantenköttel am Ufer des Wasserlochs, in dem der Elefant auch gleich eindrucksvoll demonstrierte, wie man sich selbst einen Whirlpool schafft…

Um das Wasserloch herum tummelten sich noch andere Tiere: Warzenschweine, Antilopen, Paviane, Perlhühner, Enten, Ibisse und andere Vögel, doch für uns, insbesondere Jan als großen Elefanten-Fan, war der badende Elefant genug Highlight.

Der Elefant allein hätte schon gereicht, doch die Safari ging zwei Stunden lang und kaum fuhren wir ein paar Minuten, stand der nächste Elefant im Wald. Sehr beeindruckend groß! In Guinea waren wir ja auch bis auf ca. 50m an den Elefanten dran, aber die dortigen Waldelefanten sind kleiner als die hiesigen Savannenelefanten. Und dazu stand dieser hier auch noch auf einem Hügel und wirkte dadurch noch größer!

Die Ranger haben zwar ein Gewehr dabei, kennen aber viele Tiere gut genug, um Besucher aus dem Auto aussteigen zu lassen – oder nicht. Der Elefant im Wasserloch (zu identifizieren an einem Loch im Ohr) sei freundlich und der auf dem Hügel auch. So durften wir tatsächlich auf etwa 10m an das Tier heran. So nah waren wir auf Safaris in Ostafrika noch nie in freier Wildbahn an diesen riesigen Tieren! Beeindruckend!

Es gibt einen Elefanten, der so sehr an Menschen gewöhnt ist, dass er sogar gelegentlich am Hotelpool auftaucht und die Gäste in ihre Zimmer vertreibt: „Nash“. Wir erlebten Nash beim Bäume Fällen: einmal kurz den Rüssel um den Baum, kurz geruckt und schon ist der Baum gefällt. Schien nicht zu schmecken, er hat dann an einem anderen Baum Blätter gepflückt. Da kann man (wie damals in Guinea auch) schon verstehen, dass es zu Konflikten mit der lokalen Bevölkerung kommt…

Der Ranger erklärte uns zwischen all den Tieren auch ganz viele Pflanzen und Vögel, aber wir waren ehrlich gesagt nur wegen der Elefanten da, von denen es im Nationalpark 6-700 Tiere geben soll. Obwohl der Park riesig ist, hat man deswegen trotzdem fast eine Garantie, mindestens einen Elefanten pro Safari zu sehen. Für uns hat sich allein diese zweistündige Safari sehr gelohnt!

Das Abendessen gab es auf der Hotelterrasse mit Blick über die Savanne und ein Wasserloch (in dem regelmäßig Elefanten badeten) und es fühlte sich für uns nach „richtig Afrika“ an. Wie im Bilderbuch ging die Sonne über der Savanne unter, und wenn wir nicht so übermüdet gewesen wären, hätten wir bei fast Vollmond noch länger dort sitzen können.

Wir fielen gegen 20 Uhr völlig erschöpft ins Bett und verbrachten eine „heiße Nacht“: wir hatten uns die Klimaanlage gespart, was auch eigentlich richtig war, denn es gab zeitweise nachts keinen Strom, sodass auch der Ventilator nicht lief. Die Nachttemperaturen sinken derzeit kaum noch unter 30°C und so schwitzten wir die ganze Nacht mehr oder weniger schlafend vor uns hin. Mein Trick aus meiner Zeit auf den Kapverden: in nassen Klamotten schlafen und nachts immer wieder neu durchnässen hat ganz gut funktioniert. Die Nacht war dann auch recht früh zu Ende, denn wir wollten noch den „Morning Game Drive“ machen.

Wir teilten uns das Auto wieder mit den beiden Deutschen und diesmal drei Däninnen und hatten Glück, denselben Ranger vom Vortag zu erwischen. Er wollte uns eine andere Ecke des Nationalparks zeigen. Doch wir kamen kaum los. Denn Nash stand plötzlich neben dem Besucherzentrum und entlaubte einen Baum. Beeindruckend, wie Elefanten mit ihrem riesigen Rüssel so viel Gefühl haben, dass sie vorsichtig auch von kleinen, dünnen Zweiglein die Blätter abstreifen können, um sie sich dann ins Maul zu schieben! Und im nächsten Moment fällen sie mit demselben Rüssel einfach einen Baum…

Kein Husarenaffe. Ein hundsgewöhnlicher Pavian.

Als wir uns an Nash sattgesehen hatten, fuhren wir in einen weiter entfernten Teil des Parks, wo es weitere zwei Wasserlöcher gibt. Die Trampelpfade und Spuren am Ufer zeigten deutlich, dass dort normalerweise richtig was los ist, aber wir hatten Pech: keiner da. Dafür sahen wir den schnellsten Affen der Welt: einen Husarenaffen. Diese können bis zu 55km/h rennen, aber derjenige, den wir sahen, spazierte sehr gemütlich durchs Unterholz. Weil die Regenzeit schon eingesetzt hat und es in der Savanne schon kräftig Regen gab, war es sehr grün und überall wuchs es, was die Beobachtung (und das Fotografieren) von Tieren natürlich etwas schwieriger macht.

Plötzlich stand ein gar nicht so freundlicher Elefant auf der Piste: ein weiteres Safariauto hatte vor ihm angehalten und nun kam unser Auto auch noch von der anderen Seite um die Kurve, sodass sich der Elefant in die Enge getrieben fühlte und entschied, uns in unserem Auto zu vertreiben. YouTube ist voll von Videos, in denen Elefanten Safariautos jagen und all dem, was dann passieren kann. Unser Fahrer fuhr immer zügiger rückwärts, nur war er darin nicht wirklich geübt und wäre dabei mehrmals fast in den Graben gefahren… Spannend! Irgendwann beschloss der Elefant, dass er uns auf genug Abstand gebracht hatte und verschwand im Grün.

Wir sahen die „üblichen Tiere“: diverse Arten Antilopen, einen großen Springbock und Vögel, Warzenschweine und Affen und obwohl die beiden Wasserlöcher „unbevölkert“ waren, hat es sich für uns auch an diesem Morgen gelohnt. Ich glaube, nur der Ranger selbst war enttäuscht, denn er allein weiß, wie viele Tiere man sonst dort sehen kann. Aber schließlich ist das kein Zoo und wir waren sehr zufrieden.

Die beiden Deutschen blieben noch und gönnten sich eine Nacht in der 350$ Luxus-Lodge, wir wurden von unserem VW-Fahrer wieder abgeholt und zurück nach Tamale gebracht, wo wir in Erwartung einer dringend benötigten erholsamen Nacht in ein hübsches 30€ Zimmer mit Klimaanlage eincheckten. Nun ja. Seit der Elfenbeinküste sind die Matratzen gefühlt aus Beton und wenn man wie ich kein Gewicht hat, um die Matratze zumindest ein wenig zum Einsinken zu bringen, schläft man halt auf einem Brett und wacht nachts dank Klimaanlage nicht wegen Hitze auf, sondern weil die Körperhälfte, auf der man liegt, „eingeschlafen“ ist. Unsere Hoffnung, in einer höherpreisigen Unterkunft ein kuscheliges Bett zu finden, hatte sich somit auch zerschlagen… Irgendwann schlafen wir wieder richtig. Irgendwann!

Nur diese Woche nicht mehr. Vielleicht nächste? Wir flogen zurück von Tamale nach Accra, holten unser Fluggepäck ab (Jan schickt seine Enduristan Gepäcktaschen als Garantiefall zurück und tauscht seine Sitzbank aus), bevor wir in unser Airbnb der Vorwoche eincheckten. In der Nacht zu Freitag flogen wir nach Dakar (wieder eine Nacht ohne Schlaf), wo wir am Montag von Backpackern zu Vanlifern werden und einen 47 Jahre alten holländischen VW LT28 aus dem Zolllager befreien, um ihn nach Hause zu bringen. Wir freuen uns auf diesen Roadtrip!

Ghana hat uns in den ersten drei Wochen gut gefallen. Ein sehr einfach zu bereisendes Land mit vergleichsweise guter allgemeiner und touristischer Infrastruktur, was bedeutet, dass es auch viele Touristen und Backpacker gibt. Für uns eine willkommene Abwechslung und auch ein bisschen das Gefühl von “Urlaub”. Wir freuen uns darauf, im Herbst wiederzukommen und noch mehr zu entdecken. Unser wunderschöner Flug (schaut mal, wie zauberhaft Accra bei Nacht glitzert!) in den Senegal hat uns ein wenig wehmütig gemacht, aber wir kommen ja wieder.

Wir sind jetzt das vierte Mal im Senegal. Ein Land, das uns nur in der Casamance gefallen hat, aber da wir am Montag nach Dakar müssen, sind wir nun zum dritten Mal in unserem “Hideaway” ganz in der Nähe der Stadt. Ursprünglich mal über Airbnb entdeckt, sind wir seit Herbst 2022 mit unserer Gastgeberin in Kontakt und fühlen uns in ihrem Paradies fast zuhause. Es war richtig schön, am Flughafen abgeholt, mit Wasser begrüßt zu werden und in ihrem wunderschönen Garten mit Meerblick mit selbstgemachter Mangomarmelade und echtem Kaffee bewirtet zu werden. Wir genießen nun ein Wochenende am Strand, mit Katze, Kaffee, leckerem senegalesischen Essen (seit Guinea südwärts vermissen wir gutes Essen) und Familienanschluss, bevor wir am Montag das neue Reisekapitel “richtig” aufschlagen. Unser erstes Video aus Ghana ist online. Schaut mal, wie schön!

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