So flogen wir Mitte Dezember mit 98kg Gepäck von Almaty nach Frankfurt: 30kg Fahrrad und Gepäck für einen Fahrradreisenden und ca. 60kg sonstiges Gepäck für andere uns unbekannte Menschen, denen wir unser im Rückflug mit Air Astana inkludiertes Reisegepäck angeboten hatten. Wir selbst hatten nur etwas Handgepäck mit Weihnachtsgeschenken, denn das Wichtigste trugen wir am Leib: unsere Winterklamotten.

Hänschen Klein aus Musterhausen zur Einreise in Deutschland angemeldet. Geht in Neuland!
Bei der Einreise nach Deutschland wurde tatsächlich unsere Einreiseanmeldung (die wir im Flieger auf Papier ausgefüllt hatten) eingesammelt. Wir hätten aber auch lügen können, denn der Papierzettel war nur für diejenigen, die ehrlich angegeben hatten, ihre Einreise nach Deutschland nicht vorher schon online angemeldet zu haben. Niemand kontrolliert irgendwas (wir hätten auch unsere testweise Anmeldung von unserem Passat Hans abgeben können) und unsere zwei Papierzettel erhöhten den großen Stapel auf dem Tisch einfach nur um ein paar Millimeter und landen wahrscheinlich erst im Sommer per Fax übertragen in irgendeiner Datenbank, die dann sowieso niemanden mehr interessiert. Kleiner Vergleich mit z.B. Bulgarien: dort bekommt man bei Einreise mit Quarantänepflicht einen bestimmten Zeitrahmen vorgeschrieben (z.B. 8 Stunden), den man auf direktem Weg von Grenze zur angegebenen Adresse nicht überschreiten darf. Und dann kontrolliert das in unregelmäßigen Abständen die Polizei. In Deutschland kontrolliert keiner was, aber da wir den Zettel nun mal abgegeben hatten und somit offiziell im Transit waren, hatten wir nur 24 Stunden Zeit, uns auf dem direkten Weg nach Bulgarien aus Deutschland heraus zu begeben. Ohne Übernachtung versteht sich. Macht auch voll Sinn, sich nach einem Nachtflug und 5 Stunden Zeitverschiebung noch hinters Steuer zu setzen und 600km im Halbschlaf durch Deutschland zu gurken.

Tetris für Fortgeschrittene 🙂
Wir hatten erstmal die Herausforderung, mit dem Übergepäck vom Flughafen Frankfurt weg zu kommen. Der glückliche Fahrradbesitzer hatte uns den riesigen Fahrradkarton schon am Ankunftsgate abgenommen, jetzt hatten wir nur noch 70kg Gepäck. Und weil wir zum COVID-19 Selbstschutz in Deutschland keinen ÖPNV fahren (hier eine Studie aus 2018 zum Thema Infektionsrisiko ÖPNV), hatten wir online den billigsten Mietwagen gebucht, den wir finden konnten. Preisdifferenz zum ÖPNV auf einfacher Strecke: 15€. Die Frau am Mietwagenverleih schaute auf unser Gepäck und fragte, ob wir nicht lieber eine größere Fahrzeugklasse wollten? Nein, wollten wir nicht, wir spielen Tetris aus Leidenschaft 😊 Dass bei dem Renault Twingo der Kofferraum eher „Handtaschenklappe“ heißen sollte, wurde uns erst bewusst, als wir davorstanden. Irgendwie hat dann aber doch alles reingepasst. Tetris Meisterklasse.
Bei Papa angekommen, fielen wir zunächst ins Bett und verbrachten den Rest des Tages damit, unser Gepäck in versandfertige Pakete umzupacken, damit alle Weihnachtsgeschenke, Klamotten und fremde Besitztümer in Deutschland ihren Bestimmungsort erreichen konnten. Dann verstießen wir gegen das Übernachtungsverbot und überschritten am nächsten Morgen auf der Post die 24 Stunden Aufenthaltsdauer. Da wir ja einen negativen PCR Test (der in Deutschland zur Vermeidung von Quarantäne jedoch ungültig ist) und einen negativen Antikörpertest in der Tasche hatten, waren wir zwar illegal, aber trotzdem sicher, niemanden durch die von uns gebrochene Regel zu gefährden. Im Gegenteil: alle vier Angestellten auf der Post (Postfiliale Typ „Ladentheke“ ohne Schalter etc.) trugen keine Maske. Und der Regaleinräumer und die Fleischverkäuferin bei REWE auch nicht. Deutschland gefährdete uns, nicht umgekehrt.
Also schnell weg aus der Virenhölle und los mit unserem Passat Hans auf große Fahrt: einmal quer durch Deutschland und Österreich. Es wiederholte sich, was wir bei der Herfahrt schon erlebt hatten: keinerlei Kontrolle an der deutschen Grenze. Es hätte niemand gemerkt, wenn wir das Land gar nicht verlassen hätten und es merkte somit auch niemand, dass wir die uns erlaubten 24 Stunden Transit überschritten und gegen das Übernachtungsverbot verstoßen hatten. Diese Einreiseanmeldung ist völlig nutzlos und reinste Augenwischerei.
In Wien lieferten wir das letzte Gepäckstück aus Kasachstan ab: eine große Kuscheldecke, die wir in China von einem anderen Reisenden (schaut hier: Jochen Dieckmann hat ein Buch über diese Reise geschrieben und wir kommen auch drin vor: Ferner Osten auf der Überholspur) geliehen bekommen hatten, um sie auf der Rückfahrt von China in Wien dort abzugeben, wo er sie geliehen bekommen hatte 😊 Eine weit gereiste Kuscheldecke! Das Foto von Kittymobil und dem WoMo entstand in China am Tag der Übergabe der Kuscheldecke 🙂 Wegen COVID-19 fand die Übergabe in Wien nur über das Gartentörchen statt, aber es war schön, diese Geschichte zu Ende gebracht zu haben. Auch der Tag war zu Ende, wir waren hundemüde von über 800km Fahrt und in Kasachstan war es längst weit nach Mitternacht. Unsere innere Uhr lief noch nach kasachischer Zeit. Doch was tun? In Österreich herrschte Beherbergungsverbot, wir waren im Transit mit Übernachtungsverbot und es war kurz vor 20 Uhr, es begann die Ausgehsperre. Die Gesetzeslage zwang uns theoretisch, trotz Übermüdung weiter zu fahren bis Ungarn. Doch wir konnten einfach nicht mehr. Wir parkten unser fahrendes Bett am Waldrand neben einem Christuskreuz und vertrauten auf den Schutz des Herrn.
Aber der war wohl gerade zu beschäftigt oder verpetzte uns bei den Ösis: nachts um eins klopfte die Polizei am Auto. Zwei Polzisten klärten uns darüber auf, dass das, was wir taten, höchst illegal sei. Wir klärten sie darüber auf, dass eine Weiterfahrt in unserer Situation höchst riskant gewesen sei. Einer der Polizisten wollte, dass wir sofort weiterfahren, der andere hatte Verständnis und erlaubte uns, noch „ein wenig zu ruhen“, doch wenn er wiederkäme, müssten wir weg sein, sonst… Wir hatten gegen die Ausgangssperre, das Übernachtungsverbot und das „Campierverbot“ verstoßen. Hätte uns auch der zweite Polizist zur Weiterfahrt gezwungen, hätten wir uns ihre Personalien geben lassen, um im Falle eines Unfalls wegen Übermüdung die Verantwortung abgeben zu können. Seltsame Blüten, die Infektionsschutz da treibt! Es ist neuerdings sicherer, völlig übermüdet am Straßenverkehr teilzunehmen als am Waldrand im Auto zu schlafen. Andererseits finden wir es super, dass in Österreich tatsächlich kontrolliert wird und sind der Meinung, dass das in Deutschland auch wichtig wäre. Im Gegensatz zu Deutschland hat während unseres Aufenthaltes in Kasachstan nämlich Österreich die Infektionszahlen konstant gesenkt, während sie in Deutschland rasant stiegen.
Noch vor Sonnenaufgang brachen wir auf und fuhren weiter nach Ungarn. Diesmal wurden wir wieder genau kontrolliert, aber wir bekamen keinen großen gelben Transit-Aufkleber wie auf der Hinfahrt, obwohl sich die Regeln nicht geändert hatten. War wohl das Papier ausgegangen. Wir durchquerten Ungarn im Sauseschritt. Nach Rumänien dürfen Deutsche ja nur mit negativem PCR Test einreisen (den wir in der Tasche hatten), aber da wir im Transit nach Bulgarien waren, hat keiner danach gefragt. Und dann fuhren wir endlich über die Donau nach Bulgarien. Herrlich! Hans hupte in die Dunkelheit vor Freude, wir fühlten uns erleichtert: Bulgarien hatte, während wir in Kasachstan waren, kurzzeitig seine Grenzen komplett für alle ohne bulgarischen Wohnsitz geschlossen, nach wenigen Tagen aber nachjustiert: EU-Bürger dürfen trotzdem rein, sind ja eh alle virenverseucht. Wir waren zurück, Hans in seinem Heimatland und wir dort, wo der ganze unnötige Ritt über zwei Kontinente, knapp 5000km Autofahrt und mit fünf Flügen begonnen hatte. Warum das alles, könnt Ihr hier nochmal nachlesen: Völlig unnötig nach Kasachstan.
Und warum Bulgarien? Auch das haben wir schonmal ganz ausführlich erklärt und an der Situation hat sich bis heute nichts geändert: Warum Bulgarien? Ein weiterer Grund war dazu gekommen: Seit Mitte Oktober mieteten wir in Bulgarien ein Haus, seit Anfang November lebten wir dort eigentlich (wären wir nicht urplötzlich nach nur 5 Tagen nach Kasachstan aufgebrochen) in einer WG mit einem anderen deutschen VW T4 Reise-Pärchen. Als wir nach einer Nacht im Truckstop wieder in „unserem“ Haus ankamen, fanden wir dort viele liebe Willkommensgrüße der beiden. Wir kamen tatsächlich „nach Hause“, obwohl unser wirkliches Zuhause in Almaty in der Tiefgarage steht. Danke an Euch zwei!
Während unserer Abwesenheit hatte Bulgarien die Infektionsschutzmaßnahmen verschärft, aber wirtschaftsverträglich gestaltet. Die Schulen (und andere Bildungseinrichtungen) ab der 5. Klasse waren ja schon seit Ende September geschlossen, weil bulgarische Kinder (im Gegensatz zu deutschen Kindern, sehr schönes Zitat aus Deutschland: „Schulen sind und werden nicht die Brutstätten der Infektion sein“ oder hier sehr schön vom November: „Schulen nicht Treiber der Pandemie„) sehr wohl bedeutend zum Infektionsgeschehen beitragen. In Deutschland kommt man erst jetzt, Anfang 2021,, auf die vage Idee, dass geschlossene Schulen vielleicht doch wirksam sind. Vielleicht. 🙂 In Hongkong z.B. hat man das 2009 bei der Vogelgrippe schon herausgefunden und asiatische Länder haben diese Studie in den vergangenen 11 Jahren wohl auch gelesen und daher seit März die (mindestens weiterführenden) Schulen geschlossen und die Infektionszahlen niedrig gehalten…
Seit Mitte November sind in Bulgarien auch die Grundschulen und Kindergärten wieder dicht und sämtliche Restaurants, Bars und Kulturbetriebe geschlossen. Der Einzelhandel aber bleibt geöffnet, jedoch gibt es zu Stoßzeiten Aufpasser, die darauf achten, dass nicht zu viele Kunden auf einmal bei LIDL & Co einkaufen können und sich alle die Hände vor dem Einkauf desinfizieren und Maske tragen, außerdem gibt es spezielle Einkaufzeiten für alle über 60 Jahren. Haben wir erstmal vergessen (gibt es auch schon seit ein paar Monaten) und Jan wurde sofort erwischt, als er morgens versuchte, zu Rentnerzeiten etwas zu trinken zu kaufen. Richtig so, Jan ist noch nicht über 60!
Es gibt kein Beherbergungsverbot in Bulgarien, aber man darf nicht im Hotelrestaurant essen, die Mahlzeiten müssen aufs Zimmer gebracht werden. Nachvollziehbar. Wir lehnten im Truckstop dankend ab. Zu müde! Märkte (auch Weihnachtsmärkte) finden nur draußen statt, jedoch mit „Hygienekonzept“ wie „Einbahnstraßen“, Handdesinfektion, Maskenpflicht, Aufpasser etc. Es besteht Reisefreiheit, jedoch nur für Individualtourismus, Gruppenreisen sind nicht erlaubt. Die Regeln sind klar und verständlich. Sicher interessiert es Euch auch, wie das hier mit dem Impfen läuft: Seit dem 28.12. wird hier zunächst nur das medizinische Personal geimpft (schließlich sind das ja diejenigen, die sich selbst schlecht schützen können und alle anderen retten müssen), aber da die EU ja etwas… vorsichtig… bei der Bestellung der Impfdosen war und diese nach der Bevölkerungszahl verteilt werden (Bulgarien hat vergleichsweise sehr wenige Einwohner), war nach zwei Tagen der Impfstoff schon verbraucht und erstmal vier Tage erzwungener Impfstopp. Und so geht es seitdem immer wieder: die EU gibt gefühlte drei Impfdosen frei, die Bulgaren impfen die in kürzester Zeit weg und dann passiert wieder tagelang nichts, bis es die nächste Charge von den Mini-Mengen der EU gibt… Läuft! Nicht.

Dezember in Bulgarien kann so aussehen: 16°C und Sonne!
Wir merken in unserer vorübergehenden Sesshaftigkeit fast nichts von der Pandemie und fühlen uns gut aufgehoben. Dass das Wetter nach unserer Ankunft in Bulgarien eher Frühling als Winter war, ist ein weiteres großes Plus hier. Was wir hier alles so machen (Abgesehen vom Füllen der Reisekasse, Fotos sortieren, das Blog auf den aktuellen Stand bringen und Videos schneiden), erzählen wir Euch beim nächsten Mal. Und der folgende Blogpost wird dann auch der erste seit August 2020 sein, der wirklich „up to date“ ist.
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