Die Färöer Inseln waren, nach Burkina Faso, unsere herzallerliebste positive Überraschung des bisherigen Reisejahres 2024!

Weil es ja im Sommer spät oder gar nicht richtig dunkel wird, hatten wir einen wunderschönen Flug von Island auf die Färöer, obwohl wir 11 Stunden später als geplant flogen. Nach drei Starts und Landungen in Reykjavik wurde auch endlich mein Wunsch erfüllt, den aktuellen Vulkanausbruch bei Grindavik vom Flugzeug aus zu sehen! Island hat uns doch noch ein Abschiedsgeschenk gemacht.

Da liegen die Färöer! Direkt auf dem Weg nach Island.

Die Landung auf den Färöer in Vadar war spek-ta-ku-lär! Unglaublich wow! Als Flug- und Flugzeugfan weiß ich nicht, wo ich schonmal so absolut beeindruckend gelandet bin und hinterher erfuhren wir auch, dass die landeseigene Fluggesellschaft, Atlantic Airways, die Piloten extra schult und spezielle Systeme an Bord hat, um dort eine Landung auch bei Nebel zu schaffen. Man fliegt nämlich mit dem Flieger in (!) einem langen Fjord entlang, an dessen Ende die Landebahn liegt. Absolut spektakulär, wenn man zu beiden Seiten des Flugzeuges nur grüne Felswände sieht und die Landschaft gefühlt zentimeternah an einem vorbeifliegt.

18 Inseln gehören zu den Färöer!

Schon vor der Landung haben die Färöer uns also gefesselt. Wir hatten zwar einiges über die Inseln gelesen, aber das mit dem Landeanflug stand nirgendwo. Liegt wohl daran, dass Autoren von Reiseführern eher keine Möchtegern-Piloten sind. Der Flughafen ist winzig, das Gepäck kam sofort und schon standen wir vor der Tür, mitten im Nichts. Wir hatten im 6km entfernten Nachbardorf ein Hostel gebucht, aber weil es mittlerweile so spät war, fuhr kein Flughafentransfer mehr und jeder stürzte sich auf die drei Taxis. Da beschlossen wir, unseren Mietwagen zu entführen…

Wir hatten zusammen mit unserer Freundin Eva, die erst am nächsten Tag anreiste, eine Pauschalreise aus Mietwagen und Hotel gebucht und vom Veranstalter schon alle Informationen zum Mietwagen bekommen – inklusive dem Hinweis, der Autoschlüssel liege unter der Fußmatte. Wir hatten die Abholung des Mietwagens erst am nächsten Morgen geplant, doch wer würde das mitten in der Nacht merken, wenn wir ihn ein paar Stunden früher abholen? Wahrscheinlich niemand. Und so entführten wir unseren Mietwagen, der tatsächlich schon abholbereit bereitstand.

Als wir mit dem kleinen Kia Picanto zum Hostel fuhren, dämmerte es dann doch und wir setzten das Staunen, was im Flugzeug begonnen hatte, während der 6km Fahrt fort: überall Wasserfälle und tolle grüne Felsen! Ja, Wasserfälle. Nicht solche Dinger wie auf Island, sondern kleine, süße direkt neben der Straße.

Im Hostel war zu der späten Uhrzeit nur noch ein netter Mensch per Telefon, der uns die gebuchten Betten im Reisebus zuwies. Yepp, wir ehemaligen Vanlifer schliefen in einem zum Hostel umgebauten Reisebus. Sehr, sehr cool! Theoretisch. Leider schnarchte der Mensch unter mir so sehr, dass ich mich samt Bettzeug aufs Sofa verzog und dort eine richtig gute Nacht verbrachte. Wir brauchen keine Sternehotels, Nächte in Fahrzeugen sind meist die besten!

Wir hatten uns aus Reykjavik noch die zweitbesten Zimtschnecken der Welt mitgebracht, die ich im Ofen zu einem tollen Frühstück aufbacken konnte. Zum Hostel gehört ein Kater und so waren unsere ersten Stunden auf den Färöer schon absolut fürs Herz: spektakulärer Landeanflug, tolle Landschaft, Bett im Omnibus, Zimtschnecke zum Frühstück und Kater auf dem Schoß. Das fing ja schon vielversprechend an!

Draußen war von dem mistigen, ewig grauen, nassen „Islandwetter“ keine Spur, wir waren ja auch auf den Färöer. Die Sonne zog uns nach draußen und wir fuhren mit dem Mietwagen zurück Richtung Flughafen, um Eva abzuholen. Unsere Idee: an einem schönen Aussichtspunkt warten, bis der Flieger durch den Fjord schwebt und winken. Spoiler: Eva saß auf der anderen Seite.

Unser Aussichtspunkt war oberhalb von Bour, einem Örtchen wie aus dem Bilderbuch: wunderschöne, mit Gras bewachsene Häuser, enge Gassen – und sogar Menschen in Tracht, die alle zu einer Feier in ein Restaurant strömten. Alles wirkte so authentisch und ehrlich und wir waren verzaubert. Und dann kam Evas Flieger reingeschwebt und wir waren zu dritt.

Gut, dass Eva nur Handgepäck hatte, denn mit unserem ganzen Wintercamping-Gepäck von Grönland war der kleine Picanto schon mehr als voll. Wir fuhren gleich zu einem der wohl beliebtesten Fotostopps der Färöer: der Mulafossur. Ein Wasserfall, der sehr fotogen vor dem ebenfalls fotogenen Dorf Gasadalur ins Meer stürzt.

Nachdem wir auf Island schon unsäglich viele Wasserfälle gesehen hatten, waren wir im Vorfeld nicht so sicher, ob uns auf den Färöer irgendein Wasserfall noch begeistern können würde. Alle Sorge umsonst, denn alles auf den Färöer ist hübsch, niedlich und liebenswert. Auch Wasserfälle.

In der Nähe fand gerade Schafschur statt: die Schafe waren in Gattern zusammengepfercht und die Schäfer schoren eins nach dem anderen. Die Schurwolle wurde auf der Wiese nach Farben sortiert. Wir fassten sie an: weich, so weich!

Auf Island gab es ja auch überall Schafe und alle immer im Dreierpack. Das liegt an der isländischen Rasse, die Mehrlingsgeburten hervorbringt und die drei Schafe sind immer Zwillinge mit Mutterschaf. Auf den Färöer ist das nicht so: es gibt Einzelgänger, Pärchen und Herden. Jeder macht, wonach ihm der Schafskopf steht.

Wolle ist auf den Färöer ein wichtiges Gut, gefühlt hat jedes Dorf ein Wollgeschäft und jede Frau strickt, was das Zeug hält. Egal wo. Und die handgestrickten Pullis, Socken, Handschuhe, Mützen, Schals und anderen wunderschönen Sachen werden in kleinen Lädchen verkauft. Ich sagte es ja bereits: auf den Färöer ist alles niedlich und liebenswert. Und die Pullis wunderschön.

Weil das Wetter so super war, fuhren wir noch zum „Hexenfinger“, beziehungsweise zum Parkplatz, von dem aus man zum Aussichtspunkt des Hexenfingers läuft. Der „Hexenfinger“ ist ein Felsen, der aussieht, wie ein dünner, knochiger Finger – ein Hexenfinger eben!

Weil es im Sommer kaum dunkel wird, muss man immer auf die Uhr schauen, um nicht um Mitternacht noch draußen herumzuspringen. Wir mussten noch bis zur Hauptstadt Torshavn fahren, wo das Hotel unserer Schnäppchenreise war. Wir hatten wegen Überbuchung des ursprünglich geplanten Reisepakets einen kostenlosen Upgrade auf ein Viersternehotel bekommen. Unser Zimmer war eher 1970er Style, aber die Aussicht auf die Stadt super und das Frühstück mega.

Nach dem Frühstück fuhren wir mit der Fähre zur südlichsten Insel der Färöer: Suduroy. Wir hatten nicht so genau den Plan, außer dass wir bis zur letzten Fähre zurück die kleine Insel erkundet haben wollten. Also fuhren wir zuerst zur nördlichsten Siedlung. Es gibt auf den Färöer keine wirklichen Sehenswürdigkeiten und so ließen wir uns einfach durch die wilde, grüne Landschaft treiben.

In Sandvik, dem nördlichsten Örtchen, fuhren wir bis die Straße endete und wurden überall freundlich von Einheimischen begrüßt. In der Zeit auf den Inseln wurden wir übrigens immer zuerst auf Färöisch angesprochen, nicht auf Englisch wie auf Island. Das liegt daran, dass man ja als Tourist auf Island keine Isländer trifft und weil es auf den Färöer keine Touristen gibt. Also kaum, obwohl die Fähre, die alle Islandurlauber an Bord hat, auf den Färöer Zwischenstopp macht. Steigt nur kaum einer aus, alle suchen in Island ihr Heil. Wir haben es auf den Färöer gefunden.

Die Kohlemine bei Hvalba haben wir nicht gefunden, man hätte sich auch vorher anmelden müssen, um in den Stollen einzufahren und weil Sonntag war und wir spontan nach Suduroy gefahren sind, hat das natürlich nicht klappen können. Egal, die sattgrüne Landschaft war so schön, da ist jeder Umweg ein Geschenk.

Mit Stopps hier und da, in diesem und jenem Dörfchen, an dieser oder jener Klippe, Bucht oder Aussichtspunkt gondelten wir bis zur Südspitze der Insel, wo es tatsächlich unsere neuen Freunde, die Puffins zu bestaunen gab!

Wir standen auf der Steilküste und unter uns flatterten in ihrer typischen, hektischen Art, die Puffins herum. Wir wurden im starken Wind fast weggepustet, doch die etwas plumpen Puffins schafften es, dagegen anzuflattern.

Unser Plan, mit der letzten Fähre zurückzufahren ging fast schief, denn wir hatten verpennt, dass an einem Sonntagabend irgendwie jeder zurück zur Hauptstadt musste oder wollte und alle außer uns natürlich auch schon online Ticket gekauft hatten. Wir wurden im Hafen direkt zur Seite gebeten und mussten hoffen, dass noch Platz für den kleinen Picanto auf dem Autodeck sein würde. Wir hatten Glück und beobachteten auf der Fährfahrt die Einheimischen beim Stricken, während sich die Fähre durch die doch etwas raue See kämpfte.

Auch, wenn die See grau und das Wetter nordisch kühl ist, gibt es tatsächlich auf den Färöer auch einen Surfer-Ort: Tjornuvik! Das Örtchen liegt in einer hübschen Bucht und hat eine Surfschule mit Surfboard-Verleih. Allerdings nur bei passender Tide und das war nicht, als wir dort waren.

Macht nix, der Ort ist auch ohne Surfer toll: fast ausschließlich traditionelle, dunkle Holzhäuser mit Grasdach. Enge Gassen, weiße Holzfenster, dramatische Klippen als Hintergrund. Sehr sauber, gepflegt und fotogen.

Irgendwie haben uns die Färöer ein bisschen an Moldawien erinnert. Da fährt auch keiner hin, obwohl es wunderschön ist, da gibt es auch süße Dörfchen, die toll herausgeputzt sind und Einheimische, die „süß“ und „hübsch“ verinnerlicht haben, wenn es um ihre Häuser und Gärten geht.

Der Riese (links) und sein Weib.

Man hat vom Ort aus einen guten Blick auf den „Riesen und sein Weib“, zwei Felsen, zu denen es eine Sage gibt, dass die beiden aus Island auf die Färöer kamen. Weil sie die Inseln so schön fanden (merkt Ihr’s? Das geht nicht nur uns so im Vergleich zu Island!), wollten sie die Färöer klauen und mit einem Seil nach Island abschleppen. Bei der Frage, wie und wo das Seil zu befestigen sei, damit man sicher bis Island kommt, verloren die beiden Fabelwesen so viel Zeit, dass die Sonne aufging und sie zu Stein erstarrten. Deswegen sind die Färöer immer noch da, wo sie sind und Island ist bis heute so, wie es ist…

Der angeblich schönste Wasserfall der Inseln, einfach „Fossa“ genannt, fällt direkt neben der Straße von der Kante und wir sind zunächst einfach daran vorbeigefahren, weil wir noch nicht kapiert hatten, dass Sehenswürdigkeiten auf den Färöer keine Massenveranstaltung sind wie auf Island. Es gibt für diesen Wasserfall nicht mal einen Parkplatz! Man hält einfach auf dem Fahrstreifen seiner Fahrtrichtung und alle kurven freundlich drumrum.

Wir fanden in einer Art Industriegebiet eine Fish&Chips Bude und weil wir mal wieder durch das Tageslicht in der Uhrzeit verwirrt waren, hatten die eigentlich schon zu, als wir hungrig ankamen. Doch die nette Frau dort machte uns noch drei Portionen, bevor sie den Laden schloss, während wir noch davor unseren Fisch schlemmten. Übrigens zu völlig normalen Preisen. In Hamburg sind Fish&Chips wirklich teurer.

Frisch gestärkt fuhren wir nach Saksun. Eigentlich ein für die Färöer touristischer Ort, aber nicht zu der Uhrzeit. Es gibt auf den Färöer Bauern und andere Landbesitzer, die möchten nicht, dass die Insel touristisch wird und verlangen, um über ihr Land spazieren zu dürfen, teils heftige Summen. Die berühmte Wanderung auf Vagar entlang einer Klippe, über die ein Wasserfall fällt, kostet daher 30€. Auch Saksun, ein Gehöft, kostet Eintritt. Aber wir wollten nicht zum Gehöft, wir wollten zum Meer.

Saksun liegt am Ende eines kleinen Fjordes und eine kleine, weiße Kirche überblickt die grünen Wiesen hinunter zum Meer. Pferde grasen auf den steilen Hängen, Schafe blöken gemütlich dazwischen. Wir liefen in dieser traumhaften Kulisse hinunter zum Wasser.

Eva, die Wasserratte, war super mutig und entschied sich spontan für ein Bad im kalten Fjord. Brrrr! Die Flut drückte schon mit aller Kraft in den Fjord und wir mussten uns beeilen, noch sicher zurückzukommen, bevor uns das Wasser den Rückweg abschnitt. Mit nassen Füßen schafften wir es noch. Was für ein schöner, wilder Abendspaziergang!

Die Färöer entpuppten sich für uns jeden Tag aufs Neue als Wundertüte voll Authentizität, voll spektakulärer, grüner Landschaft, voll wilder Natur, schöner Dörfer, hübscher Täler, rauem Wetter (aber jeden Tag kam die Sonne!) und liebenswerten Menschen. In gewissem Sinne wirkte alles auch unberührt, weil wir nirgends Touristenmassen trafen – und das obwohl auch gelegentlich Kreuzfahrtschiffe anlegen!

So sind die Straßen auf den Färöer. Perfekt für den Picanto.

Der Slogan von Suduroy „Unspoiled, Unexplored & Unbeliveable“ trifft auf die gesamten Inseln zu. Genau das, was wir nach Island brauchten. Mehr davon nächste Woche! Bis dahin könnt Ihr schauen, wie wir mit Sunshine den afrikanischen Kontinent verlassen und Spanien abseits der ausgetretenen Pfade entdeckt haben:

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