Mittlerweile sind wir in Tunesien und es fühlt sich an wie eine andere Welt. Nach den vielen Monaten in Ländern fernab westlicher Konsumgesellschaften (Mauretanien, Guinea-Bissau) ist es für uns noch etwas komisch, mitten im überbordenden Konsum gelandet zu sein – wobei Tunesien ja noch gemäßigt ist im Vergleich zu anderen Ländern. Aber es fühlt sich auch nach „Heimspiel“ an, so oft waren wir schon in Tunesien.

Vor allem aber fühlt es sich nach „Aufatmen“ an. Denn unser Weg von Guinea-Bissau nach Tunesien führte über den Senegal, weil die Flüge aus Dakar wesentlich billiger sind als aus Bissau. Wie schon im letzten Blogpost angerissen: wir haben uns im Senegal menschlich überhaupt nicht wohl gefühlt. In der Casamance gab es schon ein paar Orte, wo das der Fall war, aber in Norden des Landes wurde es für uns im Direktvergleich zu Guinea-Bissau nun doch ziemlich quälend. Den letzten Tag im Senegal, den Sonntag, haben wir unsere Unterkunft nicht mehr verlassen und nur noch darauf gewartet, dass Montag und somit Abreisetag wurde. Ja, unsere Nerven lagen blank.

Kein schlechter Ort, um die Nerven vor der Außenwelt zu schonen 🙂

Schon bevor wir Anfang des Jahres in den Senegal eingereist sind, hatte ich so meine Erfahrungen mit Senegalesen (6 Jahre Kapverden) und war bereit, diese als „Vorurteile, entstanden durch Einzelfälle“ zu revidieren. Nach nun insgesamt rund zwei Monaten im Land hat auch Jan ein Problem mit einer bestimmten Volksgruppe Senegalesen: junger Männer, die in muslimischen Bruderschaften organisiert sind. Je nach Quelle sind 70-90% aller Senegalesen in muslimischen Bruderschaften organisiert. Diese infiltrieren die Politik mittlerweile so sehr, dass man fast schon von einer „Maraboukratie“ statt „Demokratie“ sprechen kann. Wer sich in das Thema einlesen möchte, fängt vielleicht mit diesem Artikel an: Senegal auf dem Weg in die Marabukratie? Insbesondere im Norden Senegals gibt es Zigtausende „Talibés“: Bettelkinder. Schätzungen gehen von bis zu 80.000 Kindern aus, die von ihren Eltern auf Koranschulen statt in staatliche Schulen geschickt werden, wo sie Koranverse auswendig statt Lesen und Schreiben lernen, arabischsprachige Gebete statt Französisch (oder Arabisch) beigebracht bekommen und jeden Tag von den „Lehrern“ zum Betteln auf die Straße geschickt werden. Diese Kinder, rappeldürr mit Krätze auf dem Kopf und in Lumpen gehüllt, betteln Ausländer wie Einheimische nonstop um Essen oder Geld an, welches sie an die „Lehrer“ weitergeben müssen. Ganz offiziell ist das im Senegal verboten, aber weil auch da die islamischen Bruderschaften ihre Finger im Spiel haben, wird das Verbot nicht durchgesetzt. Das macht uns ziemlich wütend. Auch hier kann man sich tief einlesen und mit diesem Text anfangen: Das Leid der Talibés

Erkennungszeichen Pudelmütze. Siehe Text unten.

Die Talibés Bettelkinder sind irgendwann erwachsen, haben nichts gelernt, aber werden durch die Bruderschaften in einer Gemeinschaft aufgefangen, die für sie sorgt. Da diese Bruderschaften ganze Branchen des Landes beherrschen (die Touba beispielsweise haben das Transportgewerbe komplett „besetzt“), entkommt man ihnen auch als „Ungläubiger“ nicht. Busse, Taxis und LKWs im Land gehören alle zur Bruderschaft aus Touba und diese sind bekannt für ihre Muridengesänge, die man immer und überall in völlig verzerrter Lautstärke hört. Und das zehrt an den Nerven. Wir haben unsere (christliche) Airbnb Gastgeberin gefragt, wie sie das aushält mit der Dauerbeschallung. Ihre ausweichende Antwort war, dass sie ja sowieso die Hälfte des Jahres in Frankreich sei und durch Umzug nun an einem Ort wohne, wo nur bei „schlechtem Wind“ der Krach zu ihr weht.

Obwohl im Senegal Staat und Glauben auf dem Papier getrennt sind, ist das in der Praxis nicht so. der Alltag, überall und alles steht unter dem Einfluss der Bruderschaften. Beispiel Fähre: die Fähre von Ziguinchor nach Dakar ist in der Hand einer muslimischen Bruderschaft. Alle, die für die Fährgesellschaft arbeiten, sind entweder züchtig gekleidete Frauen (zum Beispiel im Fährbüro am Fahrkartenschalter) oder Männer mit Pudelmütze (ein Erkennungszeichen einer der Bruderschaften). Wir sind während des Ramadans von Ziguinchor, einer sehr christlichen Stadt, nach Dakar gereist. Der Islam erlaubt es grundsätzlich Reisenden, auch während des Ramadans zu essen und zu trinken. Wir waren im Ramadan 2019 im Iran (dazu haben wir extra einen Beitrag verfasst: Reisen im Iran während des Ramadan) und dort war es entspannter als auf der Fähre. Dort gab es nämlich einfach für alle Passagiere zwischen 6 Uhr morgens und 20:30 nichts zu essen. Wegen Ramadan, wie zahlreiche Zettel hungrige Passagiere informierte. Passagiere, die in der Mehrzahl aus der Casamance, also Christen waren. Das haben wir so noch nicht mal in einer islamischen Republik erlebt, wo der Islam Staatsreligion ist! Immerhin wurden wir von musikalischer Beschallung verschont und unsere Kabinennachbarn waren ebenfalls Christen, sodass wir in der Kabine offen essen und trinken konnten.

Besonders nervig: Talibés (Bettelkinder), die irgendwann erwachsen sind, haben ihr Leben lang nichts anderes gelernt, als wildfremde Menschen anzulabern und ihnen etwas aus dem Kreuz zu leiern. Und weil das für sie normal ist, machen sie das auch als Erwachsene. Uns ist einen Tag nach Ende des Ramadans fast die Hutschnur hochgegangen: wir aßen ein Sandwich zum Frühstück, welches uns eine wirklich nette Senegalesin gezaubert hatte. Während wir kauten, laberte uns ein Pudelmützenträger an und bat nach kurzem Smalltalk um Reis für sein Hühnchen Essen. Da diese Menschen ein „nein“ erst nach 100 Versuchen (wenn überhaupt!) akzeptieren, dauerte es ein Weilchen, bis der zweite Nervtöter seine Chance wahrnehmen konnte und uns seine Lebensgeschichte erzählte. Weil wir aus leidvoller Erfahrung von mehreren Wochen im Senegal wissen, dass solche Monologe in der Bitte um Unterstützung enden, haben wir ihn so gut wie möglich unser Sandwich mümmelnd ignoriert. Unser Schweigen nahm Nervtöter Nummer drei zum Anlass, sich neben uns aufzubauen, auf rostigen Sägeblättern herumzuklimpern und schräg „Afrikaaaa! Afrikaaa“! zu „singen“. Wir schluckten schnell den letzten Bissen und verschwanden in unserem Airbnb, was wir nur noch zum Abendessen in der Strandbar verließen. Dieses Frühstück war ein typisches Beispiel von dem, was der nördliche Senegal für uns oft war. Diese Menschen in Kombination mit den 24/7 andauernden Muridengesängen waren eine echte Zerreißprobe für unsere Nerven. Im Direktvergleich aus Guinea-Bissau kommend, fast unerträglich.

Natürlich haben wir auch super nette Senegalesen kennengelernt, aber die waren eigentlich alle Christen und selbst Leidtragende. Natürlich ist das pauschalisierend und wie immer gibt es Ausnahmen. Aber als es endlich Montag war und wir endlich im Flieger saßen, fühlte es sich schon ein wenig nach „gelungener Flucht“ an. Nicht ganz gelungen, bis wir in Casablanca gelandet sind, denn mein senegalesischer Sitznachbar machte sich extrem breit und schaute auf seinem Handy Filme in voller Lautstärke ohne Kopfhörer und rotzte dabei die drei Stunden Flug laut herum. Aber dann waren wir in Marokko und atmeten wirklich auf. Wie unterschiedlich Länder doch sein können! Guinea Bissau ist auch zu Hälfte muslimisch, Mauretanien sogar eine islamische Republik und trotzdem ist es in diesen beiden Nachbarländern des Senegals so unendlich menschlich angenehm.

Der Flughafen von Casablanca ist weit außerhalb der Stadt und wir hatten im nächsten Dorf 5km vom Flughafen entfernt ein Bett bei einer super lieben Frau in ihrer Wohnung gebucht, die zwar kein Französisch sprach, mir aber ihre Hausschuhe lieh, weil ich keine dabei habe. Leider war die Bettwäsche benutzt. Willkommen zurück in Marokko, das hatten wir dort und in Mauretanien fast täglich. Am nächsten Morgen hatten wir eigentlich für 5:30 ein Taxi bestellt, doch der Taxifahrer, der am Abend noch den doppelten Fahrpreis wegen der frühen Uhrzeit ausgehandelt hatte, beschloss wohl, dass auch das nicht genug war, um ihn aus dem Bett zu bewegen. Er ging auch nicht ans Telefon und so liefen wir vor zur Schnellstraße, in der Hoffnung, dort ein Taxi oder einen Bus zu finden. Nichts. Wir trafen aber einen Arbeiter, der auch zum Flughafen musste und uns zu einer Kreuzung brachte, an der weitere Arbeiter auf Transportgelegenheiten zum Flughafen warteten. Die Zeit tickte, kein Transport kam. Ein anderer Arbeiter, der um 6 Uhr Schichtbeginn hatte, wurde um 5:55 nervös und nahm uns zügig laufend zur nächsten Kreuzung mit, wo er endlich für uns alle ein Sammeltaxi ergatterte und noch einen Kollegen aufsammelte. Die beiden brachten uns dann obwohl sie zur spät zur Arbeit kamen, noch zum richtigen Eingang des Flughafens und wir schafften es noch rechtzeitig in den Flieger.

Der flog erstmal die marokkanische Küste entlang, traf bei Gibraltar aufs Mittelmeer und überflog dann Europa, bis er wieder gen Süden nach Tunesien abbog. Die Royal Air Maroc hat eindeutig keine Überflugrechte über Algerien. Wir landeten in Tunis bei allerbestem Wetter und als wir zum Ausgang des Flughafens liefen, kam mir ein bekanntes Gesicht entgegen. Weil das nicht sein kann, lief ich weiter, doch dann blieben wir beide stehen, drehten uns um und begrüßten uns. Die Welt ist tatsächlich winzig und wird für uns täglich klitzekleiner. Matthias wohnt seit fast 30 Jahren in Tunesien und weil ich seit über 25 Jahren regelmäßig für Sandkastenspiele nach Tunesien komme oder er für Sandkastenspiele nach Europa, treffen wir uns regelmäßig, meist zufällig. Nun halt auf dem Flughafen in Tunis. Wir fuhren mit dem Taxi in die Stadt, wo wir ein Zimmer in der Jugendherberge reserviert hatten.

Die Jugendherberge ist in einem ehemaligen Palast, wunderschön restauriert mitten in der Medina. Leider auch mit gebrauchter Bettwäsche und überall mangelnder Hygiene, aber immerhin in historischem, märchenhaftem Ambiente. Wir waren beide schon wirklich oft in Tunesien, aber noch nie in der Medina von Tunis und die ist wunderschön!

Wir brauchten Geld und Essen. Beides war schnell gefunden und wir schlemmten in der Mittagspause mit Tunesiern Leckereien für 7€ für uns beide zusammen. So lecker! Aber die Shrimps aus Westafrika vermissen wir trotzdem ein bisschen. Nachdem wir Simkarten hatten, konnten wir auch zuverlässig und ohne Diskussionen per App Taxi fahren und fingen an, unsere „to do Liste“ abzuarbeiten, indem wir in eine Mall fuhren.

Nach all den Monaten in sehr armen Ländern Westafrikas, in denen es sehr wenig gibt, hat uns der Konsumtempel doch etwas erschlagen. Der Supermarkt war für europäische Verhältnisse eigentlich recht klein, doch die Masse an Produkten dort fühlte sich für uns ungewohnt und absolut verschwenderisch und unnötig an. Dinge, die wir ein wenig vermisst hatten (Chips und Schokolade) gab es dort mehrere Regalmeter lang und wir brauchten zwei Anläufe, bis wir zumindest zwei Tafeln Schokolade kauften.

Wir fanden ein Paar Schuhe für mich, die ich (nachdem meine Schuhe vor mittlerweile sechs Wochen kaputt gegangen waren) nur noch in Flipflops unterwegs war. Flipflops ist „Westafrican Style“, hier trägt sie keiner und es sind auch 20°C weniger auf dem Thermometer. Jan ließ die Batterie seiner Uhr wechseln (Sondergröße und auch hier nicht auf Anhieb möglich), den Rest der To-do-Liste verschoben wir und fielen, etwas überwältigt von der Konsumwelt, ins Bett. Unser Betthupferl: Cashewnüsse vom Lädchen um die Ecke. Guinea-Bissau ist der sechstgrößte Cashew-Produzent der Welt und irgendwie war das die letzten Wochen unser Standart-Snack. Mangels Schokolade und Chips. Ob wir Guinea-Bissau vermissen? Wahrscheinlich schon. Aber wir genießen gerade Tunesien sehr!

Weil das Jugendherbergsfrühstück erwartungsgemäß „jugendherbergig“ ausfiel, landeten wir in einem „Druckerei-Café“, in dem uns der Inhaber, Sohn einer Druckereifamilie, seine Schätze zeigte: eine Heidelberger Druckmaschine von 1950 (voll funktionsfähig und erst seit 2 Jahren zur Dekoration im Café) und den Inhalt der „Theke“, die eigentlich ein alter Archivschrank voll Siebdruckplatten ist. Und die Schubladen sind noch gefüllt! Wunderschöne Motive! Nachmittags, nachdem die „Konsumwelt-to-do-Liste“ abgearbeitet war, kamen wir wieder und der junge Inhaber freute sich sehr. Druckerei-Kinder unter sich. 😊

Wir haben meinen Silberschmuck, der durch den vielen Schweiß der letzten Wochen in Westafrika schwarz geworden war reinigen, einen neuen „Stein“ in meinen Ehering einarbeiten, beide Ringe aufpolieren lassen, haben für Jan einen neuen Ledergürtel gekauft (und anpassen lassen), es gab eine neue Schutzfolie für Jans Handy, frischen Orangensaft und Fettgebackenes dazu und einen langen Spaziergang durch die Gassen des Souks, um all das zu erledigen. Einkaufen im Souk ist für uns nach all den Jahren und Reisen in der arabischen Welt so normal wie für andere der Brötchenkauf beim Bäcker (den wir nicht mehr machen, seitdem wir wissen, was im deutschen Sonntagsbrötchen für Chemie steckt). Und im Souk, Basar oder auf dem Markt fühlen wir uns auch wohler als in Konsumtempeln wie Shopping Malls. Insbesondere nun, dass wir aus einem Land „kommen“, in dem es all den Konsum nicht gibt.

Die Medina von Tunis ist eigentlich nur in zwei Gassen touristisch: die Gasse zur großen Moschee hin und die nächste Gasse von der Moschee weg. Der Rest der Altstadt ist authentisch und wunderschön. Tunesien wird von Reisenden immer zugunsten von Marokko links liegen gelassen und wer nach Tunesien reist, will entweder in einem der Resorts am Strand in der Sonne braten oder im Süden im Sandkasten spielen. Zur letzteren Gruppe gehören wir eigentlich, aber nun fahren wir mal da hin, wo wenige Leute hinfahren und genießen ein ganz anderes Tunesien.

Wir müssen uns noch ein wenig an die Temperaturen gewöhnen. Es sind 20°C weniger als in Guinea-Bissau, weswegen wir ganz froh sind, dass wir die in Westafrika aussortierten Wintersachen im Gepäck haben. Die dicke Winterdecke war schon im Einsatz! Aber es ist natürlich angenehmer, bei 14°C als bei 27°C zu schlafen und das tut auch richtig gut. Wenn man die richtige Umgebung dazu hat. Und dazu gehörte die Jugendherberge definitiv nicht. Die “Zimmer” in 4m hohen Räumen waren durch 2m niedrige hölzerne Stellwände voneinander getrennt, sodass wir alles aus dem “Nachbarzimmer” mitbekamen: Licht an, Licht aus, Gepäck packen, Telefongespräche zu asiatischer (und nicht tunesischer) Arbeitszeit, Selbstbefriedigung, Husten, Bettquietschen,… Grausam.

Wir ließen das inkludierte Jugendherbergsfrühstück liegen und liefen in der Medina zu einem Restaurant, welches in einem ehemaligen Palast mit wunderschönen Deckenmalereien, Holzdecken, Schnitzereien, Treppenaufgängen und Dekorationen untergebracht ist. Das online inserierte Frühstück gab es dort zwar nicht, aber immerhin echten Kaffee aus der Maschine statt von Nescafé und so konnten wir für den Preis von 1,50€ pro Tasse das wunderschöne Ambiente genießen und das riesige Haus in aller Ruhe erkunden. Morgens um 8:30 waren wir die einzigen Gäste und hatten den ganzen Palast für uns. Allein das in sich verschlungene Treppenhaus war den Besuch wert! Frühstück gab’s dann im Souk: Banane-Erdbeer-Dattel-Apfel Milkshake zu Brötchen mit Quark für uns beide zum Preis einer Tasse Kaffees im Palast.

Wir fuhren zum Flughafen, denn wir hatten einen Mietwagen reserviert. Für 25€ pro Tag sollte es eigentlich das kleinste Fahrzeug sein, aber wir bekamen einen Upgrade und fahren seitdem mit einem Suzuki Ciaz herum. Eigentlich groß und lang genug, um darin zu schlafen, aber nachdem wir erfolglos nach dem Umklapp-Mechanismus für die Rückbank suchten, fanden wir einen Testbericht online: „Dass sich die Rückbank nicht umklappen lässt, ist enttäuschend.“. Wirklich enttäuschend, aber wir hatten aufgrund ziemlich teurer Unterkünfte in Tunesien schon Plan B: ein Zelt kaufen!

Wir fuhren zuerst zu Carrefour, kauften 2 Kissen samt Bezügen für rund 12€ und gaben dann bei Decathlon nochmal 48€ für ein Zelt und zwei Isomatten aus. Den Preis für die Neuanschaffung haben wir in nur zwei Nächten „rausgeschlafen“ und dafür sogar immer saubere Bettwäsche. Unsere eigene Winterdecke nämlich, die wir aus dem Motorrad-Reisegepäck wegen Hitze in Westafrika nun aussortiert haben. Nun waren wir bereit für das Reisekapitel „Tunesien“!

Wenn man in Tunesien ankommt, egal ob per Fähre oder Flugzeug, „landet“ man immer in Carthage, dem ehemaligen Karthago der Römer. Sogar eine der Fähren heißt so! UNESCO Weltkulturerbe und weltbekannt. Und trotzdem waren wir noch nie in den Ruinen der riesigen Römerstadt! Wir kauften ein Ticket und besuchten die Antonius-Pius-Thermen, die das Highlight sein sollten. Ja, hier hätten wir als Römer auch eine Therme errichtet. Es gab damals schon einen Infitiy-Pool direkt am Meer!

Die dreischiffige Basilika mit Mosaikfußböden wuchert leider völlig zu.

Leider hatten wir uns mehr erhofft. Die Ruinen sind zum Teil von Gras überwuchert, nichts ist abgesperrt, überall kletterten amerikanische Kreuzfahrtgäste auf den antiken Steinen herum und man konnte in einer kleinen Grabkapelle (in der wir ganz alleine waren) sogar auf den römischen Mosaikfußböden laufen! Wir waren ziemlich geschockt. Hinweisschilder und Beschriftungstafeln fehlten (die rostigen Metallgestelle standen leer herum) und die Vegetation wucherte wieder über die Ausgrabungen.

In Karthago kann man römische Mosaikfußböden buchstäblich mit den Füßen (be-)treten. 🙁

Das Tagesticket für alle antiken Stätten Karthagos kostet 3,50€ für Ausländer, was wir für viel zu billig halten. Die ganzen Kreuzfahrtgäste und auch wir würden ganz bestimmt auch 15€ für das Tagesticket zahlen (oder mehr), wenn damit die Stätten erhalten bleiben – oder wenigstens so abgesperrt werden, dass kein Tourist sich ein „Souvenir“ aus den Mosaiken brechen kann und auch durch wildes Herumklettern keinen weiteren Schaden anrichtet. Es gab nicht mal Wärter, die die wilde Meute hätte aufhalten können! Ja, die Lage von Karthago ist toll, die Thermen waren riesig und die gesamte Stadt gigantisch und doch waren wir enttäuscht. Und hinterher froh, doch nur 3,50€ ausgegeben zu haben.

Den eigentlichen Plan, zum Minztee vom Dörfchen Sidi Bou Said aufs Meer zu gucken, hatten auch alle Kreuzfahrtgäste und der Parkplatz war komplett voll mit Reisebussen. Wir verschoben den Plan und fuhren zum Strand nach La Marsa, einem Vorort von Tunis, an dem nur Einheimische unterwegs waren. Dort warteten wir, bis es Zeit war, in unser Airbnb einzuchecken. Im Airbnb wurden wir von Hund und Katze (und den dazugehörigen Frauchen/Herrchen) begrüßt. Die wunderschöne Dachterrasse war nebensächlich, denn Kater Stevie verlangte und bekam unsere volle Aufmerksamkeit. Er durfte sogar ins Gästezimmer und Bett! Haustiere sind wirklich das, was wir beim Reisen besonders vermissen und so sind AirBnb Unterkünfte mit Haustieren immer unsere allererste Wahl…

Wir verbrachten mit den beiden Gastgebern (und ihren Vierbeinern) einen wunderschönen, ellenlangen Abend auf ihrer Dachterrasse. Es kamen noch Freunde vorbei und es war 1:30, als wir ins Bett krabbelten. Einer der Freunde, die noch dazustießen, arbeitet seit 4 Jahren in Deutschland und war auf Heimaturlaub. Er berichtete, was der Rest der Tischrunde kaum glauben konnte: in Deutschland kommunizieren Ämter per Briefpost und Papier mit den Bürgern und die Ämter selbst kommunizieren auch nicht untereinander, das muss der Bürger selbst mit Papierformularen tun. In Tunesien, so berichteten alle einstimmig, braucht man nur ein einziges Mal in seinem Leben Papier für eine Behörde: zur Beantragung des ersten Reisepasses mit 18 Jahren. Alles andere (und unsere Gastgeber sind selbstständig) läuft digital. Tja, da ist Deutschland also auch schon von Afrika überholt…

Morgens gab’s noch Frühstück mit Quark, Olivenöl und Tymian sowie fettgebackene Sterne mit Sesam von Muttern und wir trennten uns voneinander. Wir waren die ersten Airbnb Gäste des Paares und obwohl das für uns Gäste (wegen fehlender Bewertungen etc.) immer ein gewisses Risiko ist, hatten wir eine unglaublich schöne Begegnung und gemeinsame Zeit. Das ist, was wir an Airbnb so mögen: mit den Menschen unter einem Dach wohnen, Teil ihres Alltags zu sein und zu lernen, wie das Land außerhalb touristischer Infrastruktur tickt. Und offensichtlich tickt Tunesien ziemlich digital.

Das letzte Video aus Guinea-Bissau ist mittlerweile auch online: Schaut, welch Trauminseln im Atlantik wir im Bijagos Archipel besucht haben! Nach dem Video werdet Ihr verstehen, warum diese Inselgruppe UNESCO Biosphärenreservat ist…

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