Wir haben – angenommen, wir bekommen das Visum für Algerien – nur genau zwei Wochen Zeit in Tunesien. Obwohl das Land so klein ist und wir beide zum sechsten (Silke), bzw. dritten (Jan) Mal hier sind, bedeutet das für uns, dass wir vom Reise- in den Urlaubsmodus wechseln müssen und das Reisetempo sehr erhöht haben, um in zwei Wochen zu schaffen, was wir uns vorgenommen haben.

Als wir das nette Airbnb mit Katze, Hund, Schildkröte und Dachterrasse verließen, wagten wir einen zweiten Versuch mit dem Dörfchen Sidi Bou Said. Am Vortag hatten wir nicht mal parken können, weil so viele Reisebusse der beiden im Hafen von Tunis liegenden Kreuzfahrtschiffe ihre Ausflügler dort hin brachten. Wir sind jetzt schlauer und schauen immer erst in der „Vessel Finder“ App, ob ein Kreuzfahrtschiff in der Nähe ist. Keins in Sicht, also gab’s nicht nur einen Parkplatz, sondern das Dörfchen fast für uns.

Wie auch in Tunis (und anderen Städten in Tunesien), sind dort alle Häuser grellweiß gestrichen mit „griechisch blauen“ Fensterläden und Türen. Die Gassen steil auf dem Felsen hoch über dem Meer, die Sträßchen gepflastert, die Bougainvilles in voller pinkfarbener Blüte und die Aussicht auf das türkisblaue Wasser traumhaft.

Man könnte meinen, auf einer griechischen Insel zu sein, aber wir sind in Tunesien. Da ist das Essen auch super lecker, die Menschen richtig lieb und die Preise deutlich niedriger. Seitdem wir in Tunesien sind, kommt die immer selbe Frage auf: „Sind Tunesier auch so nervig wie Marokkaner?“. Nein, sind sie nicht. Hier ist erstens weniger Tourismus und zweitens halten auch Tunesier wenig vom Gebaren der Marokkaner, wie wir von unseren Airbnb Gastgebern erfuhren. Also: wer Nordafrika mag, Touristenrummel und nervige Einheimische hasst, der kann ganz entspannt nach Tunesien fahren. Selbst in Sidi Bou Said, wo Busse weise Kreuzfahrtgäste herangekarrt werden, ist es nicht nervig. Falls man angesprochen wird (falls!), wird ein „Non, merci!“ absolut respektiert.

 

Für uns, die wir völlig genervt von Senegalesen in Tunesien ankamen eine absolut willkommene Entspannung, nach der wir uns kurz vor Abflug aus Dakar sehr gesehnt haben. Nach mittlerweile 10 Tagen und weiteren touristischen „Hotspots“ können wir sagen, dass uns nur ein einziger Mensch wirklich genervt hat, weil er mit uns einen „Dorfspaziergang“ machen wollte und auch eine halbe Stunde später unser „nein“ nicht hören wollte. Ein einziger Fall. In Marokko wären es wahrscheinlich zwei pro Stunde gewesen… Also: kommt her und schert nicht alle Nordafrikaner über einen Kamm!

Unser Airbnb Gastgeber ist Hochzeitsplaner und empfahl uns, einen Palast zu besichtigen, den man unter anderem für Hochzeiten mieten, aber auch ganz normal für 2,50€ pro Nase besichtigen kann. Er wurde für Baron Rudolph von Erlanger gebaut und ist ein Meisterwerk islamisch-arabischer Architektur. Manche Wände sehen aus wie geklöppelte Spitze, es gibt ein hauseigenes Hamam und von fast jedem Raum (auch von der Toilette!) einen traumhaften Blick aufs Meer. Im zweiten Weltkrieg haben die Deutschen im Palast gehaust und leider viel zerstört. Heute ist der Palast renoviert und war eines der ersten Museen Tunesiens.

Wir verbrachten ziemlich viel Zeit im Ennejma Ezzahra Palast und stellten uns vor, wie es wäre, darin zu leben. Wo wir gemütlich sitzen und Bücher lesen würden (auf der breiten Fensterbank mit Meerblick), welches Schlafzimmer unseres wäre (das mit dem Himmelbett) und dass der Esstisch an einer anderen Stelle platziert werden müsste. Ach ja: und dass wir natürlich auch Personal bräuchten, um dieses riesige Anwesen nicht selbst putzen zu müssen. Nachdem wir die Besuchertoilette (mit Meerblick natürlich!) ausgiebig gefilmt haben, machten wir uns auf den Weg die Nordküste entlang nach Bizerte.

Bizerte ist eigentlich bekannt für die völlig authentische und untouristische, weiß-blaue Medina zwischen bestens erhaltenen Festungsmauern. Wir schlenderten Eisschleckend durch die engen Gassen, die so herrlich frisch weiß-blau getüncht aussehen und verstanden nicht, warum wir keine anderen Reisenden dort trafen. Es sieht aus wie in Griechenland, Marokko oder Italien, das Essen ist super, das Wetter auch und alles so herrlich entspannt…

Der alte Hafen von Bizerte mit seinen bunten Häusern und Booten ist mindestens genauso schön wie die Medina und hat italienischen Flair. Man merkt dort auch kulinarisch, dass Italien nicht weit ist: die Spaghetti mit Meeresfrüchten dort waren genial – mit einer ordentlichen Portion tunesischer Chili-Paste „Harissa“. Dazu gab’s scharfe Suppe vorneweg und überraschenderweise Sardinen, Brick (In Strudelteig frittiertes Ei), gegrillte Chilischoten und Tomatenragout. Wir platzten fast! Der Norden Tunesiens gefällt uns richtig gut!

Es wurde Zeit, unser neues 35€ Zelt einzuweihen und so fuhren wir ans Meer, um am nördlichsten Punkt Afrikas zu übernachten. Was wir dabei nicht ganz so bedacht hatten: es handelt sich um ein Kap. Und sowas ragt natürlich immer ziemlich einsam aufs Meer heraus und ist immer richtig windig. Wir wissen nun: die kleine grüne Hundehütte ist erstaunlich windstabil. Die Nacht war jedoch nicht so gut, sodass wir morgens sehr früh die letzten Meter zum wirklich nördlichsten Fleckchen Festland des afrikanischen Kontinents liefen.

Bis 2014 dachte man, das Cap Blanc sei der nördlichste Punkt des Kontinents, aber dann wurde neu gemessen und siehe da: das Cap Angela liegt tatsächlich 30m weiter im Norden! Der nördlichste Punkt Afrikas ist so ganz anders als der nördlichste Punkt Europas. Im Norden Tunesiens sind keine Touristen unterwegs und man muss auch kein Vermögen Eintritt für ein Besucherzentrum ausgeben, um ein Foto zu machen. Nur das mit dem Wind, das ist gleich. Allerdings hat der hier morgens schon angenehme Temperaturen, die am Nordkap nie erreicht werden.

Jetzt müssen wir nur noch gemeinsam den südlichsten Punkt Afrikas, Cape Agulhas erreichen. Von der Strecke entlang der Westküste haben wir vielleicht schon 1/3 geschafft… entlang der Westküste sind es nämlich deutlich mehr als bloß die 8060km entlang der Ostküste. Wir sind schon über 10.000 km unterwegs…

Der Norden Tunesiens ist saftig grün. Wir fuhren durch blühende Bergwiesen, trafen einen Igel auf einer Blumenwiese, kurvten durch Korkeichenwälder, rollten durch Getreidefelder, beobachteten Störche beim Frösche Fangen, glitten an Honigverkäufern vorbei und hielten an einem Erdbeerstand. Was wir beim ersten Erdbeerkauf noch nicht wussten: die Mindestmenge Erdbeeren ist „eine Kehrschaufel voll“, was ungefähr einem Kilogramm entspricht. Der Verkäufer war völlig irritiert, dass ich diese „kleine Menge“ schon viel fand. Wir beobachteten die tunesischen Hausfrauen, wie sie mehrere Kehrschaufeln in Tüten füllen ließen oder gleich eine Obststiege voll wegtrugen. Das Kilo kostet übrigens zwischen ein und zwei Euro…

Wir machten Zwischenstopp in Tabarka, einem Badeort, der bis zur Pandemie auch aus Deutschland mit Charterflügen direkt angeflogen wurde. Jetzt gibt es nur noch Direktflüge aus Frankreich, aber immer noch deutsche Badegäste. Drei davon saßen im Strandcafé am Nachbartisch und wünschten uns „einen schönen Urlaub noch“. Tatsächlich fühlt es sich für uns in Tunesien auch wirklich nach Urlaub an. Im Vergleich zu Westafrika ist es hier richtig europäisch, die Infrastruktur super, das Reisen absolut entspannt und wir genießen das „Herumgondeln“ sehr.

Ein paar Kilometer westlich von Tabarka ist die algerische Grenze. Da wir immer noch keine Visa für Algerien haben, bogen wir ab gen Süden und verließen die tunesische Nordküste. Wir kurvten und schlängelten uns durch die Berge und wunderschöne Landschaft nach El Kef. Dort sollte es ein sehenswertes Fort und eine nette Medina geben.

Als wir dort ankamen, hatte alles geschlossen. Es war kein Feiertag, aber trotzdem standen wir überall vor verschlossenen Türen. Der ganze Ort wirkte ausgestorben. Normalerweise suchen wir uns immer am späten Nachmittag ein Restaurant, um dann 1-2 Stunden vor Sonnenuntergang satt auf Schlafplatzsuche zu gehen. Bloß hatte in El Kef kaum ein Restaurant auf und wenn, gab es dort nichts zu essen. Wir fragten letztendlich an einer Snack Bar, die mit Pommes und Burger warb, ob es Essen gäbe. „Essen?“ wurden wir ungläubig gefragt, „mais non!“. Aha. Wir fuhren mit google maps Restaurant für Restaurant ab und fanden schließlich ein geöffnetes nettes kleines Restaurant, in dem wir schon vor der Bestellung das Essen auf den Tisch bekamen. Die Köchin servierte höchstpersönlich und sprach kein Wort Französisch. Ein Gast half: das sei alles, was sie noch habe. Wir würden von ihren Resten satt werden, aber könnten halt nicht wählen. Sie behielt recht: ihre Resteküche machte uns endlich satt und wir fanden mit unserem alten Trick (zu jedem Funkmast führt eine Piste, auf der nie jemand fährt und jeder Funkmast steht auf einer ebenen Fläche) einen guten Schlafplatz mitten im Wald auf einer Lichtung auf halbem Weg zum Funkmast.

In der Nacht fing es an zu regnen und obwohl uns die Verkäuferin noch extra gewarnt hatte, dass das 35€ Zelt auf keinen Fall wasserdicht und nur für gutes Sommerwetter geeignet sei, blieben wir trocken. Auf der Weiterfahrt zur nächsten Sehenswürdigkeit hörte der Regen auf, aber der Himmel blieb wolkig, was uns wirklich willkommen war, denn im antiken Dougga gibt es keinen Schatten.

Dougga/Thugga war wie Karthago eine römische Großstadt, allerdings in traumhafter Lage auf einem Bergplateau. Die antike Stadt ist sehr gut erhalten und trotz des lächerlich geringen Eintrittsgeldes von 1,80€ war die gesamte Anlage unglaublich gut gepflegt. Wir waren ja vom Zustand und den Zuständen in Karthago ziemlich geschockt, doch hier gab es „Aufpasser“, die allein durch ihre Anwesenheit in Warnwesten verhinderten, dass Besucher auf Mosaiken und Steinen herumtrampelten, die Mosaike waren entweder abgesperrt oder man lief über Gitter darüber, es wurde Unkraut gezupft und es wuchsen auch keine Büsche und Bäume in mühsam von Archäologen freigelegten Gebäuden.

Wir hatten das Amphitheater ganz für uns und konnten unser eigenes Schauspiel veranstalten, genossen die Anlage mit viel Zeit, versuchten, unsere Lateinkenntnisse anzuwenden und stellten fest: nutzlos, dass wir beide das Latinum haben! Die Inschriften sind wie in jeder Ruine aus römischen Zeiten unvollständig und so wissen wir nicht, was dort über „den größten Teil Deutschlands“ geschrieben wurde. Ohne Latinum wären wir genauso schlau. Wird der Mist eigentlich immer noch an deutschen Schulen unterrichtet?

Wir verbrachten fast drei Stunden in der alten römischen Stadt und in der gesamten Zeit kamen nur vereinzelte Besucher und eine Schulklasse, die hoffentlich nicht mit Lateinunterricht gequält und deswegen zu dem Ausflug gezwungen waren. Wo sind die ganzen Touristen eigentlich? Sind die alle in Marokko und trampeln sich da tot?

Wir mögen ja Orte, über die man nicht viel weiß. Orte, die kaum jemand kennt. Orte, die von der Wissenschaft „wiederentdeckt“ wurden, obwohl die lokale Bevölkerung seit Jahrtausenden mit dem Wissen lebt. So wie die Wüstenkrokodile in Mauretanien oder die Megalithen rund um Elles. Das kleine Dörfchen mitten in traumhafter Berglandschaft ist umgeben von zahlreichen solcher Steingräber. Dokumentiert sind 72 Stück, aber wer weiß, was der Wissenschaft da noch alles entgangen ist?

Ein Steingrab ist im Dorf mit Infotafeln ausgestattet, aber wie bei den meisten Sehenswürdigkeiten im Land, kostet es keinen Eintritt. Alle anderen Gräber kann man bei einem Spaziergang über die Felder selbst entdecken und erforschen, darin herumkraxeln und selbst zum Forscher werden. Völlig unbehelligt von den in der Nähe spielenden Kindern oder vorbeikommenden Dörflern.

Die Sträßchen, die wir dann weiterfuhren, waren winzig, wir ratterten über Brücken aus Holzbohlen, entdeckten römische Bauwerke mitten im Nirgendwo, trafen winkende Schäfer und sahen zottelige Esel, kurvten um enge Kehren und freuten uns wieder daran, mit unserem Mietwagen ein Fahrzeug zu fahren, mit dem man überall hinkommt und über (fast) jede Bretterbrücke ohne Bedenken fahren kann. Kleine Reisefahrzeuge tragen einfach unglaublich zur Entspannung bei! Die Nacht verbrachten wir unter Olivenbäumen versteckt in einem Olivenhain.

Am nächsten Morgen rollten wir über einen Bergkamm und waren urplötzlich in einer anderen Welt: das Grün war komplett aus der Landschaft verschwunden, um uns karge, ockerfarbene Berglandschaft, keine Landwirtschaft mehr, nur ein paar Ziegen und Esel. Der Süden des Landes hatte uns weiter nördlich überrascht, als wir dachten. Und das, obwohl ich schon genau dort unterwegs war! Das merkte ich aber erst, als wir auf den Parkplatz des Tamerza Wasserfalles rollten: da war ich vor exakt 23 Jahren schonmal! Schon damals fragte ich mich, was da für ein Rummel für das bisschen Wasser veranstaltet wird, und so fuhren wir gleich weiter.

Eigentlich wollten wir mit dem Zug durch einen ganz engen Canyon zwischen Tabeddit und Matlaoui fahren. Diese Zugfahrt ist sogar in der Fernseh-Doku „Eisenbahn-Romantik“ eine eigene Folge wert gewesen und auf der Webseite der tunesischen Bahn gab es auch einen Fahrplan dazu. Bloß: der Bahnhof in Tabeddit, zu dem wir unseren Mietwagen über teils sandige Pisten scheuchten, war völlig verwaist. Ein Bahnhof weiter östlich entlang der Strecke war zumindest noch von einem Bahnhofswärter „belebt“, der uns, ordentlich in Bahn-Oberhemd gekleidet erklärte, die Strecke sei seit 2016 blockiert und es gäbe seitdem keinen Zug mehr. Warum er dann noch auf einen unnütz gewordenen Bahnhof in Uniform aufpasst, ist eines der Mysterien weltweiter Bahnbetriebe, die sich uns nie erschließen werden…

Der eine Canyon war somit unmöglich für uns, also fuhren wir zum nächsten: der Mides Canyon war Filmkulisse im „Englischen Patient“, „Indiana Jones: Jäger des verlorenen Schatzes“ und „Fort Saganne“ (zu deren hauptsächlicher Kulisse in Mauretanien wir wegen Regen ja nicht kamen) und schlängelt sich wirklich fotogen durch die Landschaft. Wir tranken gemütlich einen Minztee, schwätzten mit dem Wirt (Sprache öffnet auch hier die Herzen), der mir eine Sandrose schenkte, weil er sich darüber freute, dass ich schon so oft in seinem Land zu Gast war.

Dass ich sogar schon 2001 am Mides Canyon war, habe ich allerdings erst realisiert, als ich ein paar Tage später in der Cloud Fotos vorheriger Tunesienreisen durchgeklickt habe. Da parkte doch meine damalige DR350 genau dort, wo jetzt ein mangels Touristen ziemlich verwaistes Restaurant steht! Ganz offensichtlich hat mich der Canyon 2001 nicht so beeindruckt, sonst könnte ich mich heute noch daran erinnern. Wir buchten den Ausflug als „ganz nett“ ab.

Ebenfalls „ganz nett“ war der Spaziergang zum Chebika Wasserfall. Wir nennen es das „Wasserfall-Syndrom“. Wenn man schon ein paar der „großen“ Wasserfälle gesehen hat (Angel Fall in Venezuela, Iguazu in Südamerika, Niagara Falls in Nordamerika oder Victoria Falls in Afrika), hat man einfach gigantische Vergleiche. Wenn dann wie hier in Tunesien etwas Wasser aus einer Felswand tröpfelt, dann ist das für tunesische Sonntagsausflügler die Massenwanderung wert, für uns nicht ganz. Besonders, da wir teilweise wirklich im Gänsemarsch liefen.

Mein Motorradgeschmack ist seit 23 Jahren unverändert. Das Fahrkönnen Gott sei Dank nicht. 🙂

Danach waren wir ratlos. Und jetzt? Irgendwie setzte dann eine Art „Stalldrang“ ein. Wir hatten nie geplant, nach Douz zu fahren, denn da waren wir beide jedes Mal, wenn wir in Tunesien waren und es gibt dort nichts Neues für uns und auch nichts, was man mit dem Mietwagen hätte machen können. Trotzdem peilten wir das als Etappenziel an. Wahrscheinlich hatten wir nach Monaten immer wieder Neuem einfach nur das Bedürfnis nach Altbekanntem, vielleicht ein wenig Heimatgefühl. Douz ist „das Tor zur Wüste“ und von dort aus starten die meisten europäischen Wüstenfahrer und alle, die es werden wollen, zum ersten Mal in die Wüste. Wir beide haben hinter der Kamelrennbahn mit den Motorrädern gelernt, wie man Sand und Dünen fährt. Wir beide haben uns zwischen Douz und Ksar Guilane im Sand völlig aufgearbeitet, bis wir den Dreh mit dem Sand raus hatten. Rund um Douz üben viele europäische Wüsten-Einsteiger, weil es der von Europa nächstgelegene Sandkasten ist.

Karl der Käfer? Nein: auch Jan lernte Sand- und Dünenfahren rund um Douz.

Wir waren zuletzt vor zwei Jahren als Teil der Fenix Rallye Organisation in Douz. Als Passagiere in einem Auto mit Wüsten-Neulingen. Da haben wir gemerkt: der tunesische Sandkasten rund um Douz ist uns zu klein geworden. Wir sind da irgendwie „rausgewachsen“. Wir saßen bei den Bulgaren auf der Rücksitzbank und während die beiden vorne ganz aufgeregt mit GPS navigierten und Spuren lasen, gaben wir von hinten locker Richtungsanweisungen. Wir kennen die meisten Strecken dort auswendig. Wüstennavigation ist gar nicht schwierig, wenn man es zu einer Zeit gelernt hat, wo russische Generalstabskarten das Maß aller Dinge waren und man sich an Landmarken und nicht nach dem Pfeilchen auf dem GPS-Gerät orientiert hat…

Auf dem Weg nach Douz lag für uns die Filmkulisse des “Dorfes” Mos Espa aus der vierten Star Wars Episode. Ich war vor exakt 10 Jahren schon dort, aber Jan noch nicht. Es war surreal, plötzlich wieder zwischen Sanddünen herumzugurken und mit Kamelen die Straße zu teilen. Die letzten Kamele haben wir Anfang des Jahres in Mauretanien gesehen!

2013 mit Spaß im Sand.

Vor zehn Jahren war Mos Espa das Ziel einer Etappe der Tuareg Rallye. Eine der ermüdendsten Etappen, an die ich mich in Tunesien erinnern kann, aber ich weiß noch jeden einzelnen Rallyekilometer dort. Der spektakuläre Start frühmorgens eine weiße Dünenwand hoch, gestartet von Karl-Heinz im Darth Vader Kostüm mit Laserschwert, die fluffigen Sandwege, die weißen Dünen, mein Freudentanz auf der höchsten Düne (weil’s so schön war!) und das nicht enden wollende Kamelgras im letzten Drittel. Dass ich damals einem anderen Teilnehmer (und späteren Dakar Rallye Fahrer) Benzin abgegeben habe unter der Bedingung, zusammen zum Ziel zu fahren, falls ich trockenfalle und dann das Erlebnis, in der Star Wars Kulisse nach einem anstrengenden Fahrtag anzukommen. Wer das Video dazu sehen will: Tuareg Rallye 2013, Etappe IV. In Minute 6 bin ich als dritte kurz im Bild.

Nun standen wir mit einem gar nicht dünentauglichen Mietwagen vor dem Sandhaufen, auf den wir damals im Minutentakt mit den Motorrädern hoch gestartet sind. Die Tuareg Rallye gibt es nicht mehr, mein Rallyemotorrad habe ich letztes Jahr heulend für das aktuelle Reisemotorrad, die Honda CRF300L in Zahlung gegeben. Zeiten ändern sich.

 

Damals waren die Filmkulissen touristisch fast unerschlossen. Eigentlich erstaunlich, da sie dort seit 1977 im Sand stehen! Heute war auf dem „Hauptplatz“ des Filmdorfes eine lange Doppelreihe von Souvenirständen, die alle Achate, Sandrosen, Quarzkristalle oder kleine Fossilien anboten. Blöd zum Fotografieren, aber auch dort wurde ein „non, merci“ sofort akzeptiert – falls sich einer der im Schatten sitzenden Verkäufer überhaupt dazu aufraffen konnte, uns etwas anzubieten. Andere Touristen außer uns: drei.

Spontan beschlossen wir, die Warnung „nur mit Allradfahrzeug möglich“ in den Wind zu schlagen und zur Kulisse des Zuhauses von Luke Skywalker, wo er im Film mit Tante und Onkel wohnte, mitten auf den Salzsee Chott el Djerid rauszufahren. „Das Chott“ ist mit 70x200km ein riesiger Salzsee, der an den meisten Stellen ausgetrocknet ist. Wir haben beide Erfahrung mit Salzseen und wissen, wie schnell es dort brenzlich werden kann, wenn man Fahr- oder Navigationsfehler macht oder das Wetter umschlägt. Aber die Piste zur kleinen weißen „Hütte“ (die im Film nur der Eingang zum Haus darstellt) ist bei Trockenheit auch für Mietwagen ohne Allrad autobahnähnlich befahrbar. Und NOCH war es trocken.

Die Kulisse hatten wir ganz für uns alleine, konnten ein bisschen Star Wars spielen, auf den „Knöpfen“ der Haustürklingel herumspielen und so tun, als seien wir gar nicht mit dem Mietwagen in Tunesien auf dem Salzsee, sondern mit einem Raumflitzer unterwegs. Wir flitzten zurück zur Straße, durchbrachen dabei fast die „Lichtmauer“ und fuhren einer schwarz-gelben Wand entgegen: Sandsturm.

Davon hatten wir eigentlich seit Mauretanien genug, denn dort saßen wir ganze zwei Tage lang in einem dunklen Kämmerlein und harrten einem buchstäblich wüsten Sandsturm aus. Wir hofften, dass wenn wir schnell genug nach Süden über den Salzsee (diesmal auf der Straße über einen Damm!) fahren, wir dem Wetter entkommen konnten, aber der Sturm war schneller als unser Mietwagen und so tauchte er uns bald ein in dicksten gelben Sand. Mit dem Auto im Sandsturm fahren ist deutlich angenehmer als mit dem Motorrad und nicht das erste Mal für uns, sodass wir recht zügig voran und bald in Douz ankamen. Eigentlich wollten wir auf DEN Campingplatz (Desert Club) gehen, dort hoffentlich nette, gleichgesinnte Urlauber treffen und in Erinnerungen schwelgen, doch um uns herum wütete immer noch der Sandsturm, dass wir in der Stadt kaum die Augen offen halten konnten. Unsere „Hundehütte“ ist zur besseren Belüftung oben offen und wäre im Sandsturm vom Zelt zum Sandeimer mutiert, weswegen wir erstmal versuchten, das Ganze beim Abendessen in DEM Restaurant auszusitzen. Douz ist schon so ein bisschen “Heimkommen”…

Erfolglos. Während der Hauptspeise buchte Jan ein vier Sterne Hotel zum 40€ Last-Minute Preis. Kaum dass wir unsere wirklich unglaublich luxuriöse Bleibe bezogen hatten, ging draußen die Welt unter. Der Himmel hörte gar nicht mehr auf, von Blitzen erhellt zu werden, es schüttete in Strömen und ich fragte mich, wie elastisch Palmenholz ist, bevor eine Palme im Sturm umknickt. Wir kuschelten uns dankbar für Jans spontane Entscheidung in saubere Betten und genossen am nächsten Morgen das riesige Frühstücksbuffet und die zweite heiße Dusche seit Anfang Februar. Den Rest des Tages verbrachten wir in der riesigen Lobby, nutzten das recht gute WiFi zum Arbeiten und zogen am späten Nachmittag auf den Campingplatz um, den wir beide mit so vielen guten Erinnerungen verknüpfen.

Keiner da. Der Campingplatz total leer. Bis auf die “Kuschelcamper” direkt neben unserem Zelt.

Er ist immer noch so, wie er vor 23 Jahren auch war: sauber, ordentlich, heiße Dusche, es gibt Seife und ein Café mit netten Angestellten… Alles wie immer. Nur die Gäste waren anders. Wir hatten nachmittags unser Zelt unter einem von drei Schattendächern aufgebaut. Als wir abends zurückkamen, hatten französische Autofahrer ihre Sitzgruppe genau neben unser Zelt platziert (der Campingplatz war ansonsten komplett (!!) leer)!

Wir machten erst noch Star Wars Filmabend im Mietwagen, dann war es wirklich spät und die Franzosen hockten immer noch rauchend und laut schwätzend neben unserem Zelt, sodass das Zelt einer Räucherkammer glich. Was ist das für eine Unsitte mit dieser Kuschel-Camperei? Das hat uns in Skandinavien schon so dermaßen genervt! Wir trugen unser Zelt in eine andere, komplett leere Ecke des Campingplatzes und verbrachten eine ruhige Nacht, bis früh morgens das Müllauto auf den Platz fuhr. Okay. Es war ein nostalgischer Aufenthalt, aber wir sind dem Konzept „Campingplatz“ wohl irgendwie entwachsen…

Weil wir nie geplant hatten, so weit in den Süden zu fahren, ging es genauso planlos weiter. Eigentlich wollten wir nach Matmata, aber bogen dann spontan nach Bir Soltane ab, einem früher legendären Café an der berühmt-berüchtigten, nun seit Jahren asphaltierten „Pipelinepiste“. Wir waren dort vor zwei Jahren in der Dämmerung schon vorbeigefahren und wollten sehen, ob das Café, was damals schon verlassen wirkte, wirklich geschlossen ist. Es bewahrheitete sich: alles zugesandet, die Einrichtung ordentlich in einem Nebengebäude aufbewahrt. Traurig. Hier hatten Ralf und ich uns zum ersten Mal getroffen, hier waren wir beide oft auf einen Tee. Später erfuhren wir: die Pandemie hat zur Schließung geführt.

Mit Überraschung stellten wir fest, dass eine Piste von der ehemaligen Pipelinepiste gen Osten nun auch eine asphaltierte Straße war und fuhren spontan dort entlang. Mir war eingefallen, dass es dort zu einem Ksar, einer Speicherburg auf einem Berg geht, in der man zumindest 2001 übernachten konnte. Mal schauen, wie es da heute aussieht! Unverändert. Das Ksar el Hallouf war von 2008 bis 2016 geschlossen, hat jetzt einen neuen, super netten Betreiber und man kann dort immer noch übernachten. Wir tranken Tee und ließen uns von dem netten Mann die Ölmühle zeigen. Da man keinen Eintritt zahlen muss, warfen wir 10 Dinar in die Spendenbox zum Erhalt der Speicherburg.

Die Ölmühle war in den letzten 22 Jahren geputzt worden, damals stank sie nach ranzigem Olivenöl, jetzt war sie sauber. Die Speicherburgen dienten den Nomaden zur Aufbewahrung ihrer Vorräte wie Getreide und Oliven oder Olivenöl und waren auch sozialer Treffpunkt im Nomadenleben. Hier wurde das Olivenöl gepresst und sich auf dem großen Platz in der Mitte getroffen und so lange „gewohnt“, bis das Öl und die Einlagerung der Vorräte fertig war. Dann zog man weiter.

In der Region Tataouine gibt es bis heute über 150 solche „Ksar“ und sie sind leider alle außer Betrieb. In manchen der Wohn- und Lagerhöhlen findet man sogar einen alten Wasseranschluss, aber die Schulpflicht, die 1955 in Tunesien eingeführt wurde, führte dazu, dass die Nomaden sesshaft wurden und im Ksar nur übergangsweise wohnten, bis sie in eine „richtige feste Behausung“ zogen. Es gibt heute noch Nomaden in Tunesien, man sieht ihre dunklen großen Wollzelte noch in der Landschaft, aber es sind nicht mehr viele.

Spontan fuhren wir zum nächsten Ksar aus meiner Erinnerung: Ksar Haddada war 1977 und später in 2007 nochmal Drehort einer Star Wars Episode und ich war vor 23 Jahren dort. Ein Teil des großen Ksar ist nun ein komfortables Hotel mit 30 Zimmern in den ehemaligen Speicherkammern. Immerhin musste man dort 80 Cent Eintritt zahlen, was wir gerne taten! In Tunesien sind die meisten Sehenswürdigkeiten ohne Eintrittsgeld und wir hätten oft gerne etwas gezahlt, um damit den Erhalt der Dinge zu unterstützen.

Wir fragten nach Essen und überforderten damit das Personal. Das Restaurant sei nur für Hotelgäste und außerdem erst vor 2 Wochen neu eröffnet und man wisse jetzt nicht… Wir lernten den Koch kennen, der uns noch ein paar schöne Ecken der Anlage zeigte und dann sagte, er würde für uns Couscous machen. Zur vereinbarten Zeit saßen wir im Restaurant (auch in einem Speicher) und ein Kellner in Jogginghosen (die Hotelgäste wurden erst abends erwartet) servierte uns lachend und fröhlich erzählend unser verfrühtes Abendessen. Als er erfuhr, dass wir zelten und uns teure Hotels sparen, bot er uns spontan eine Dusche im Hotel an. Wir lehnten dankend ab, kamen wir doch gerade vom Campingplatz.

Eigentlich wollten wir nach dem Essen einen Schlafplatz suchen, aber auf der Suche danach kamen wir an einem riesigen, völlig unberührten und unrenovierten, authentischem Ksar vorbei, dessen großes Holztor offenstand. Wir liefen hinein und stellten uns vor, wie toll es wäre, dort zu zelten. Ein lieber Mann kam angelaufen und es stellte sich heraus, dass er in der alten Speicherburg ein kleines Café betreibt. Es gab kein Schild, keinen Hinweis, nichts. Ich sagte ihm, er müsse ein Schild auf die Straße stellen, damit Leute wie wir ihn finden. Er antwortete, dass die Leute ja wissen, dass es ihn gibt, das reiche völlig aus. In anderen Ländern geht man nicht so „entspannt“ mit dem eigenen Business um…

Das Türschloss aus Palmholz, der Schlüssel aus Olivenholz.

Er hatte eigentlich auch schon geschlossen und daher nahm er sich die Zeit, uns herumzuführen. Das Ksar El Ferch ist das größte Ksar der Region und mit insgesamt drei langen Innenhöfen wirklich riesig. Unser neuer Freund machte uns auf ein Detail aufmerksam: Jedes „Speicherabteil“ im Ksar hat ein Loch neben der Tür. Das Loch führt einmal direkt ins Innere des Raumes und einmal um die Ecke zur Tür. Es diente dazu, dass die Katzen während der Abwesenheit der Nomaden in die Räume gelangen konnten, um Mäuse von den Vorräten zu verjagen. Und es war das Türschloss, welches man mit einem riesigen Holzschlüssel bediente. Wir waren beeindruckt. Er zeigte uns im Nebenraum seines Cafés ein solches ausgebautes Schloss.

Leider war es nicht möglich, im Ksar zu zelten und wir fragten, ob wir zum Frühstück wiederkommen könnten. Er habe eigentlich kein Essen im Angebot, aber er könne uns etwas zubereiten. Wir verabschiedeten uns und fanden einen Schlafplatz nicht weit entfernt. Wir sitzen normalerweise immer so lange im Auto, bis es dunkel ist und bauen erst dann das Zelt auf, um nicht zu viel Aufmerksamkeit zu erregen, falls uns jemand entdeckt. Insbesondere in Afrika gibt es doch immer wieder viele neugierige Zuschauer und manchmal entwickelt sich ein Schlafplatz anders, als erhofft und solange das Zelt nicht steht, können wir schnell wieder weg. Die Sonne war fast untergegangen, als wir plötzlich einen alten Mann sahen, der etwa 50m vom Auto entfernt stand und interessiert zu uns blickte. Ich sprach ihn an. Er sei Schäfer und wollte wissen, ob wir eine Panne hätten. Ich konnte ihn beruhigen. Falls wir irgendetwas bräuchten, er wäre nicht weit weg und könnte uns bei allem helfen. Ich bedankte mich und er spazierte davon. Wie lieb ist das denn bitte? Weit und breit nichts zu sehen, er musste weit gelaufen sein, als er das Auto sah. Nomadenvölker geben einfach aufeinander acht. In der Mongolei kamen auch Nomaden zu uns ans Kittymobil, um zu fragen, ob alles in Ordnung sei. Uns war so warm ums Herz!

Die Nacht war mit 12°C weniger warm, aber dafür haben wir ja unsere in Westafrika aussortierte Winterdecke dabei. Morgens fuhren wir zurück zum Ksar el Ferch, wo der Mann in seinem Café schon auf uns wartete: er hatte einen Teller mit Olivenöl gefüllt, Baguette, Joghurt und hartgekochte Eier besorgt und servierte uns das als Frühstück. Das sei, was Tunesier morgens essen. Und es war köstlich! Einfach, aber gut. Auch, wenn mir das tunesische Olivenöl grundsätzlich zu mild ist. Ewig konnten wir nicht bei dem lieben Mann sitzen bleiben, denn wir wollten nach Chenini, was ein beliebtes Ausflugsziel der Pauschalurlauber der Strandresorts auf Djerba ist.

Chenini ist ein Bergdorf mit integriertem Ksar, welches rundumlaufend um einen Berg gebaut ist. Alle Bauten verschmelzen farblich mit dem Berg, nur die Moschee ist weiß getüncht und thront wie in Europa eine Kapelle, oben auf dem Bergkamm. Wir stiegen über zahlreiche Treppen und steile Wege auf und umrundeten Chenini einmal komplett. Wir krabbelten in verlassene Wohnstätten und erkundeten aufgegebene Lagerräume, in denen noch große Tongefäße standen oder Amphoren für Olivenöl im Boden vergraben waren.

Chenini steht auf der Anwärterliste für UNESCO Weltkulturerbe und das macht auch Sinn, denn es ist wirklich einzigartig. Allerdings besteht ziemlicher Handlungsbedarf, dann mit jedem Regen zerfallen die Mauern immer mehr. Wieder wurde kein Eintrittsgeld kassiert, welches wir unglaublich gerne gezahlt hätten. Um wenigstens ein kleines bisschen Geld im Dörfchen zu lassen, tranken wir eine frische Zitronade und aßen Nussteilchen mit Blick auf die verfallenen Häuser. Und mit Blick auf den großen Parkplatz im Tal, auf dem die ersten Reisebusse einparkten. Zeit für den Abstieg und die Weiterfahrt!

Weil wir ja nie so weit im Süden sein wollten, hatten wir auch keinen Plan, wohin. Doch der Wirt auf dem Berg hatte uns einen Bildband zum Anschauen hingelegt, in dem wir noch zwei weitere Ksar entdeckten, die wirklich schön aussahen. Schon hatten wir ein Ziel! Die Speicherburgen in Tunesien sind grundsätzlich in zwei verschiedene Typen eingeteilt: die der Ebene und die der Berge. Die, die wir bisher gesehen hatten, waren in der Ebene, also maximal zweistöckig mit flachen, breiten Räumen. Wir fuhren nun in die Berge Richtung libysche Grenze, um uns zwei mehrstöckige Ksar anzuschauen. Diese haben lange, schmale Räume.

Das Ksar Ouled Soltane war auch mal Drehort von Star Wars und daher in gutem, teilrestauriertem Zustand. Anders als die Ksar der Ebene, welche meist mehrere längliche Höfe in Reihen umschließen, ist der „Bergtyp“ immer rechteckig um einen großen Innenhof angeordnet. Wurde in der Ebene einfach noch eine weitere Reihe zur Erweiterung angebaut, hat man in den Bergen ein neues rechteckiges Gebilde um einen weiteren Innenhof gebaut. Auch hier: es gab niemanden, dem wir ein Eintrittsgeld hätten geben können und auch keine weiteren Touristen außer uns.

Das letzte Ksar, das wir uns auf dieser Reise anschauten war das Ksar Ezzahra. Völlig authentisch, komplett unrestauriert, teilweise noch in der Nutzung mit Metalltüren und Vorhängeschlössern und natürlich auch ohne Kassenhäuschen, um solche Kulturgüter zu erhalten. Nur ein paar Kinder, die herumtobten.

Ich hatte morgens eine WhatsApp bekommen, dass internationaler Star Wars Tag sei. Von dem Satz des Films „May the force be with you“ wurde „may the fourth“ und es gibt weltweit Star Wars Aktionen. Da wir uns gar nicht weit weg von Matmata und damit einer weiteren Filmkulisse befanden, hatten wir die Hoffnung, dort irgendeine Veranstaltung erleben zu können. Wir kurvten durch schöne Berglandschaften auf allerbestem Asphalt und vermissten unsere Motorräder – und Motorradreisende. Die fahren aus uns völlig unerklärlichen Gründen alle wie die Lemminge nach Marokko weil irgendwer mal irgendwo behauptet hat, in Tunesien ginge es nur geradeaus, es gäbe keine Berge und sonst nur Sand (den nur wenige Motorradfahrer mögen und deswegen extra nach Douz kommen). Dabei ist Tunesien so viel näher als Marokko!

In der Region rund um Matmata wohnen die Berber in „Wohnhöhlen“, die rund um ein tiefes Loch in der Erde angeordnet sind. Das große Erdloch dient als Innenhof und als Verbindungselement zu den daraus abgehenden Höhlenzimmern und weiteren Innenhöfen. Ein solches „Loch“ ist im Film das Haus von Onkel und Tante Skywalker, bei denen Luke wohnt. Heute ist es ein Hotel, für das man immerhin 30 Cent Eintritt zahlen muss, um es zu besichtigten.

Auch dort: keiner da außer einem weiteren Pärchen mit Mietwagen. Leider war das Zimmer im Hotel überteuert (der location geschuldet), sonst hätten wir als Luke und Leia dort übernachtet. Wir schauten noch in ein paar weitere „Löcher“ von oben hinein, kamen uns dabei aber etwas komisch vor, weil man dabei fremden Leuten quasi ins Wohnzimmer glotzt. Wir aßen etwas und machten uns auf die Schlafplatzsuche.

Völlig überbelichtete Nachtaufnahme dank Vollmond 🙂

Wir fanden einen herrlichen Platz auf einer kleinen Wiese mit Palmen und verbrachten eine so ruhige und friedliche Nacht wie seit der letzten Nacht an unserem täglichen Schlafplatz in Bulgarien in Passat „Hans“ nicht mehr. Absolute Stille. Keine „Hintergrundrauschen“ wie überall in Westeuropa, keine Moschee, keine Touba-Muridengesänge, keine kläffenden Hunde, keine anderen Gäste, die um 4:30 mit Rollkoffern die Treppen herunterbollern, kein Wind, nichts. Nur mit Sonnenaufgang Vogelgezwitscher. Was für ein Balsam für die Seele!

Wir sind nun wieder auf dem Weg gen Norden. Am 9.5. geht unser Flieger nach Algiers. Ob wir darin sitzen werden, ist immer noch unklar, denn unsere Visa sind immer noch nicht eingetroffen. Für den Fall, dass Algerien wieder nicht klappt, arbeiten wir schon an Plan B. Es geht immer weiter, auch wenn es manchmal anders ist, als Plan A 😊

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