Wir sind immer noch in Tunesien. Geplant war das alles ganz anders, aber weil Tunesien sehr entspannte Aufenthaltsgesetze hat, sind wir da auch ganz entspannt…
Als wir den Süden Tunesiens, wo wir eigentlich gar nicht hin wollten, wieder Richtung Norden verließen, wurde es uns ein wenig schwer ums Herz. Irgendwie ist die Wüste doch unsere Landschaft. Blümchenwiesen und Berge sind schön, Strand auch hübsch anzusehen, aber die Wüste hat eine Magie, die andere Landschaften für uns nicht haben. Wir fuhren nach Kairouan.
Kairouan ist eine sehr muslimische und traditionsreiche Stadt, deren Medina komplett unter UNESCO Weltkulturerbe Schutz steht. Wir fanden ein Zimmer in einem Hotel direkt am „Platz der Märtyrer“ und zogen los, die wunderschöne Altstadt zu erkunden.
Man nennt Kairouan auch „die Stadt der 300 Moscheen“, wobei ein Passant uns erklärte, das sei untertrieben, in Wirklichkeit seien es nämlich 370. Egal, ob 300 oder 370: es sind wirklich sehr viele und es steht an fast jeder Ecke eine. Meist sind die Moscheen so klein und unscheinbar, dass man sie erst wahrnimmt, wenn der daran angebrachte Lautsprecher zum Gebet ruft.
Wir waren etwas spät und obwohl ein weiterer Passant (die Menschen sind hier so hilfsbereit!) für uns an der Tür eines sehenswerten Mausoleums klopfte, blieben alle Sehenswürdigkeiten für uns geschlossen. Um 14 Uhr scheint man in Kairouan die Bürgersteige hochzuklappen. Nicht weiter schlimm, denn die Gassen haben ja keine Öffnungszeiten und sind so schön, dass sie als Kulisse für den Kinofilm „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ das Kairo der 1930er Jahre darstellte.
Für uns nach Tunis die schönste Medina Tunesiens. Vielleicht noch ein wenig kitschiger als Tunis, weil es in Kairouan die vielen bunten Türen aus Tunis nicht gibt und alles in nur zwei Farben ist: weiße Wände und blaue Fenster und Türen. Vielleicht noch ein wenig ockerfarben der Steine. Die Altstadt hat richtig Charme!
Wir setzten uns zu Sonnenuntergang mit einem Erdbeersaft auf die Dachterrasse eines Cafés und blickten auf die große Moschee. Es ist die älteste Moschee Nordafrikas und riesig. Eigentlich hatten wir, nachdem wir schon viele Moscheen weltweit gesehen haben und keine so schön sein kann wie die des Iran, keine große Lust, sie uns anzuschauen und sie hatte (wie alles nach 14 Uhr) natürlich auch schon geschlossen. Doch wir ließen uns überraschen…
Zum Abendessen kehrten wir in eine Art „Suppenküche“ ein. Man isst in Tunesien an warmen Tagen abends, an kalten Tagen morgens „Lablabi“. Eigentlich ein „arme Leute Essen“, aber ein Klassiker der tunesischen Küche, den jeder mag. Das mussten wir probieren! In den „Lablabi-Küchen“ gibt es zwei große Bottiche: einer ist voll mit alten Brotwürfeln, im anderen schwappen gekochte Kichererbsen. Die Brotwürfel füllen die Suppenschüssel, darauf kommt eine große Kelle heiße Kichererbsen. Dann eine Prise Salz, großzügig gemahlener Kreuzkümmel, ein Schuss Olivenöl, ein Schwupp Essig und ein riesiger Klatsch Harissa (Chilipaste). Das ist das vegane Grundrezept, welches ich als „Ernährungstante“ als ziemlich ausgewogen beurteile. Wer will, lässt sich noch ein Ei aufschlagen.
Alle Gäste sitzen zusammen an wackligen Tischen und normalerweise wird der große Pott Lablabi mit allen am Tisch geteilt. Wir hatten jeder eine Suppenschüssel und outeten uns dadurch schon als Fremde. Wir verlangten auch „wenig“ Harissa, aber „wenig“ liegt ja im Auge des Betrachters… Für uns war das fertige Gemenge (man rührt alles zu einer unappetitlich aussehenden Pampe zusammen) schon ziemlich scharf, unsere Sitznachbarn am Tisch (die eine durch ganz viel Harissa fast rote Pampe löffelten) waren jedoch der Meinung, unser „blasses Lablabi“ bräuchte unbedingt mehr Würze. Uns tropften schon die Nasen…
Im Hotel wurde Jan spontan vom Rezeptionisten beim Schichtwechsel zum Kaffee eingeladen und beide Männer verschwanden im Gewimmel des Märtyrerplatzes, der nach Einbruch der Dunkelheit zum Teehaus mutiert war: überall hatte man Tische und Stühle aufgestellt und es sah so aus, als träfen sich alle Männer der Stadt dort zum nächtlichen Kaffeetrinken. Frauen dürfen nicht mitspielen und da spiele ich auch nicht die Emanze oder Westlerin. Wir sind Gäste und passen uns an. Reisende, die solche Dinge mit Einheimischen ausdiskutieren und muslimische Geschlechtertrennung boykottieren, treten die Gastfreundschaft mit Füßen. Ich kenne meinen Platz in der muslimischen Welt und nehme ihn automatisch und respektvoll ein. Das Treiben auf dem Platz kann man auch gut vom Fenster aus hinterm Fensterladen beobachten. Auch das ist Tradition, deswegen gibt es in vielen muslimischen Ländern ja diese „Halbbalkone“ aus Holz…
Viele Männer trugen Jasmin Blüten hinter dem Ohr. Für uns als Europäer, wo nur Frauen Blumen hinterm Ohr oder im Haar tragen, sieht das ein wenig „putzig“ aus, aber es hat hier tieferen Sinn. Der Jasmin ist die nationale Blüte Tunesiens und alles riecht hier danach. Egal, ob Seife, Waschmittel, Raumparfum, Weichspüler oder Putzmittel; das Land duftet wie ein riesiger Jasmin Strauch. Der Brauch, mit einem kleinen Jasmin Zweig hinter dem Ohr herumzulaufen, ist hier nicht auf Feierlichkeiten beschränkt, das ist auch am helllichten Tag ohne Anlass normal und gibt Auskunft über den Status der Person. Männer und Frauen, die Jasmin hinter dem linken Ohr tragen, sind „offen für Neues“ (und das muss nicht bedeuten, dass der Blütenträger unverheiratet ist!), wer den Schmuck rechts hinterm Ohr trägt, ist vergeben. Uns hat unsere tunesische Airbnb Gastgeberin erklärt, dass Jasmin hinter dem männlichen linken Ohr als „sehr männlich“ und ein wenig „macho“ gilt. Für uns wirkt es wenig männlich, aber trotzdem schön. Nur dann doch etwas befremdlich, als ein Mann auch zum Hotelfrühstück mit „Blümchen im Haar“ erschien. Bloß waren wir beide die einzigen, die das in irgendeiner Art und Weise bemerkenswert fanden. Total normal, macht man hier so.
Wir liefen nochmal durch die Gassen der Medina, in der Hoffnung, dass ein paar der am Vortrag um 14 Uhr geschlossenen Türen nun geöffnet seien. Die des Mausoleums war es nicht, trotz eindeutig angeschriebener Öffnungszeiten. Hm. Das beobachtete ein Mann, der in der Tür nebenan in der Sonne stand und fragte, ob wir uns stattdessen „sein Haus“ anschauen wollten. „Sein Haus“ war in Wirklichkeit ein ehemaliger Gouverneurspalast in großem Prunk. Der tatsächliche Besitzer saß in einem der 17 Räume und trank Tee, der Mann, der uns herumführte und für uns überall Licht anschaltete, war nur der Mieter, der dort Teppiche in spektakulärem Ambiente ausstellt.
Kairouan ist bekannt für seine Teppichkunst, aber um ehrlich zu sein, leiden wir auch da ein wenig am „Wasserfallsyndrom“, was wir im letzten Blogpost erklärt haben: wenn man schon zu viel davon gesehen hat, kann man vergleichen. Die tunesischen Teppiche sind wirklich schön (so schön, dass wir tatsächlich sogar einen recht großen tunesischen Teppich besitzen!), aber im Vergleich zu der Kunst, die wir in Tabriz im Iran gesehen haben, halt „einfach gestrickt“. Kein Vergleich zu einem echten Perserteppich!
Der Mann überzeugte uns, nochmal zur großen Moschee zu laufen und wir hatten uns mittlerweile auch schon „schlau gelesen“: In der Moschee gibt es 414 Säulen, die allesamt aus ehemals römischen Bauwerken aus Karthago, Sbeitla oder Dougga „upgecycled“ wurden. Dementsprechend „bunt zusammengewürfelt“ sieht es auch aus.
Die Bauherren damals haben nicht wirklich darauf geachtet, dass nebeneinander aufgestellte Säulen halbwegs zueinander passen, vielleicht aus ähnlicher Gesteinsfarbe oder -art bestehen, ähnliche Kapitelle haben oder wenigstens gleich lang sind. Es wurde genommen, was da war und irgendwie passend gemacht.
Das Gesamtbild ist schön, aber je genauer man schaut, desto lustiger wird es. Als nicht-Muslim darf man nur in den Innenhof, aber da gibt es genug „Kraut und Rüben“ zu sehen. Manchmal wurde auch einfach ein Bogen niedriger gebaut, statt eine Säule verlängert. Jeder hat halt irgendwie aus alten Teilen irgendetwas zurechtgebastelt und am Ende ist es sogar schön geworden. Richtig schön, wenn auch sehr schlicht.
Nach einem Mittags-Sandwich fuhren wir weiter nach Sousse. Die Medina von Sousse steht auch unter UNESCO Weltkulturerbe Schutz und wir hatten Fotos gesehen, die uns frohen Mutes nach Sousse lockten. Wir fanden ein winziges, aber günstiges Zimmer direkt in der Medina und wurden von den Menschenmassen erschlagen. Natürlich: wo es schön ist, Wochenende und dann auch noch UNESCO Weltkulturerbe, da kommen nicht nur wir hin! Die Menschenmassen schoben sich durch die engen Gassen und man sah wenig.
Wir liefen an den Strand. Da, wo Pauschaltouristen in der Sonne braten, es „Deutsch Café“ gibt und selbst der Kellner in der Eisdiele Deutsch spricht und der Kassierer Englisch. Der Strand ist wirklich schön, aber da wir von der anderen Seite der „Hotelburg-Meile“ kamen, sahen wir, dass Abwasser direkt und ungeklärt ins Meer entsorgt wird. In das Meer, in dem die Badegäste plantschen.
Die Besonderheit von Sousse sind die beiden Festungen innerhalb der Stadtmauern und die Tatsache, dass die größere Festung seit Jahrhunderten als Moschee genutzt wird, ohne Minarett zu haben und die andere Festung, die ihren Burgturm bis heute als Minarett zur Verfügung stellt. Aufgrund der Menschenmassen schauten wir uns beides nur von außen an.
Später lasen wir: Sousse ist nicht nur bei europäischen, sondern auch algerischen Urlaubern äußerst beliebt. Die Europäer grillen sich am Strand, die Algerier schieben sich durch die Altstadt. Uns waren das zu viele Menschen. Und auch zu hohe Preise für Essen, sodass wir in einem Schnellimbiss kurz den Hunger stillten und uns in unser „Kabuff“, das winzige aber sehr gemütliche Hotelzimmer verzogen. So viele Menschen auf einem Haufen hatten wir schon Monate nicht mehr!
Weil es im Hotel kein Frühstück gab und in der Altstadt alles überteuert ist, suchte ich online nach dem „besten Frühstück in Sousse“. Das sollte es angeblich in einem Café außerhalb der Stadtmauern geben. „Leider zu Fuß zu weit entfernt“ war die einzige negative Bewertung, die ich finden konnte. Also liefen wir hin und bestellten das „große Frühstück für zwei“. Preis: 8,50€, inklusive Kaffee und frisch gepresstem Saft. Konnte ja nicht so viel sein für das Geld. Doch wir waren in einem touristenfernen Viertel und etwas irritiert, als der Kellner den Nachbartisch zu uns heranschob. Die Massen, die er dann kunstvoll auf drei Etagen dekoriert heranschleppte, waren unglaublich. Hinter dem Wort „Gebäck“ auf der Speisekarte verbargen sich Croissants, riesige Donuts, Brownie, Blätterteigteilchen, drei Sorten frisch gebackenes, heißes Brot und unendlich viele weitere Leckereien wie Pfannkuchen, Käse, Aufschnitt, Olivenöl, Omelette, arme Ritter und, und, und. Wir kämpften zwei Stunden, schafften es nicht und wollten auch nichts mitnehmen. Der „zu weite Weg zu Fuß“ war gerade richtig, wir rollten fast!
Jan brauchte neue Badeschlappen und wir wurden in einer Mall fündig. Vollgefressen saßen wir dort auf einer Bank, etwas ratlos, wohin wir fahren sollten. Nach Tunis wollten wir noch nicht, die Küste voll touristischer Resorts, im Hinterland hingen dicke Regenwolken. Und eigentlich wollten wir zelten. Ah ja: das Zelt! Das mussten wir auch noch loswerden, bevor wir nach Algerien fliegen. Ich fragte meinen Bekannten Matthias, ob er jemanden in Tunesien wüsste, der unsere Campingausrüstung gebrauchen kann. Er gab mir den Kontakt eines anderen Matthias, der „was mit Camping und so“ mache. Dieser zweite Matthias konnte zwar unseren Kram nicht gebrauchen, hatte aber tolle Fotos auf seiner Instagram-Seite, sodass wir Lust hatten, dort zu übernachten.
Die Frage nach dem Übernachtungspreis blieb unbeantwortet, wir sollten einfach vorbeikommen. Und das taten wir spontan und saßen den ganzen Abend bei traumhaftem Blick mit Matthias und seiner Frau Leila zusammen. Die Rallye- und Offroad-/Wüstenfahrerszene ist klein und natürlich haben wir gemeinsame Bekannte! Als uns allen kalt wurde, durften wir in eines der Ferienhäuschen ziehen, aus denen Gäste gerade ausgezogen waren, die Putzfrau aber noch nicht gereinigt hatte. Jedes der drei „Häuschen“ ist anders. Es gibt einen alten Eisenbahnwaggon, ein Holzhaus mit Ententeich und ein Holzhaus, was eigentlich Baumhaus sein sollte. Jedes Häuschen hat einen eigenen kleinen, kreativ gemauerten Pool und eine herrliche Aussicht über Berge und Olivenhaine bis zum Meer.
Über die gesamte Anlage streunen verschiedene liebe Tiere: ein Esel, ein Pony und der gemeinsame „Ponyesel“ Nachwuchs, Pfauen, Hühner, Gänse, Enten, Perlhühner, Emus, Rehe, Hunde, Affen und Schafe. Herrlich! Wie schön können also Tage enden, wenn man keinen Plan hat und sich treiben lässt! Morgens brachte uns Matthias noch frisches Baguette, frische Eier von eigenen Hühnern, Käse und Orangensaft für ein Frühstück ins Häuschen, dann fuhren wir durch den Regen nach Tunis.
Unser Campingequipment waren wir nicht los und unser Visum für Algerien hatten wir auch nicht. Die Kopfkissen verschenkte ich an die Putzfrau im Parkhaus (die mich dafür herzte und küsste), das mit den Visa war schwieriger. Der Flug nach Algiers sollte am nächsten Morgen gehen und wir mussten den Mietwagen zurückgeben. Ein Organisationstag. Wir warteten bis 14 Uhr und hielten noch ein letztes Mal Rücksprache mit der algerischen Agentur: nichts. Kein Visum. Die Ausstellung des Visums mit dem etwas irreführenden Namen „Visa on arrival“ dauert meistens 7-10 Tage. Die Agentur hatte uns jedoch gebeten, bei der Buchung der für den Visumsantrag benötigten Flugtickets einen Sicherheitspuffer von 14 Tagen zu planen.
Da wir uns zu dem Zeitpunkt noch in Guinea-Bissau befanden, planten wir über drei Wochen ein. Drei Wochen, in denen unsere Anträge auf irgendeinem Schreibtisch unter irgendwelchen Papierstapeln oder unter irgendwelche Teppiche gerutscht sind. Wer abgelehnt wird, erfährt das recht bald. Wir erfuhren nichts. Außer Worthülsen wie „im laufenden Prozess“ oder „in Bearbeitung“ oder „wird überprüft“. Tja. Um 14 Uhr beschlossen wir, im Büro von Air Algérie über eine Erstattung oder Umbuchung unserer Flugtickets zu sprechen. Da wir den super billig Tarif von 89€ gebucht hatten, war die Umwandlung in ein „ticket ohne Datum“ nur kostenpflichtig möglich. Für 60€ pro Ticket. Ohne zu wissen, wann und ob wir das Visum bekommen, rechnet sich das nicht. Wir ließen den Flug verfallen.
Das Gute an Tunesien ist, dass es hier so entspannte Aufenthaltsgesetze gibt. Wir dürfen vier Monate bleiben und haben keinen Stress. Noch niedergeschlagen vor dem Büro der Air Algérie auf dem Flughafen sitzend schmiedeten wir einen neuen Plan, Plan B: wir bleiben einfach noch ein bisschen in Tunesien und vielleicht bekommen wir das Visum doch noch und können den Rest der für das Visum getätigten Buchungen (Rückflug und Hotel in Algiers) doch noch nutzen und die 500€ für alles sind noch nicht ganz verloren! Mal sehen, was sich ergibt. Und wenn nicht, dann hatten wir trotzdem eine gute (Warte-) Zeit in Tunesien! Wir taten, was wir schon lange mal machen wollten: vor Ort einen Last-Minute-Urlaub buchen. Wie oft hatten wir darüber schon nachgedacht, wenn wir durch Urlaubsregionen in der Türkei, am Schwarzen Meer, im Senegal, in Gambia oder Marokko gefahren sind? Was das wohl kostet? Gefühlt nichts. Noch bevor wir den Flughafen Tunis verließen, hatten wir bei der TUI gebucht: 9 Nächte im vier Sterne Hotel mit Halbpension für 226€. Normalpreis: 499€ – pro Person. Das Superschnäppchen gibt uns Zeit, in Ruhe auf das Visum für Algerien zu warten, was vielleicht doch noch ausgestellt wird und gleichzeitig Dinge abzuarbeiten, die in den letzten drei Wochen Reise von Bissau nach und durch Tunesien liegengeblieben waren. Durch unser hohes Tempo, um vor dem Abflug nach Algerien noch „ein wenig“ Tunesien zu sehen, ist die Liste der aufgelaufenen Arbeiten ziemlich lang geworden.
Bis zum Start unseres Last-Minute-Urlaubes hatten wir noch zwei Nächte zu überbrücken, die wir bei Emna und Ashref verbrachten, bei denen wir vor zwei Wochen schon im Gästezimmer gewohnt hatten. Wir verbrachten weitere lange und unterhaltsame Abende mit den beiden, knuddelten Hund und Katze, fütterten die Schildkröte, nutzten die Waschmaschine (welch Wunderwerk der Technik! Unsere Klamotten kannten seit Januar nur Handwäsche!) und genossen das gute Restaurant um die Ecke.
Tunesien hat auch eine hohe Lebensqualität für uns: gute Lebensmittelqualität, gutes Klima, nette Menschen. Hier könnten wir länger bleiben und es ist nicht schlimm, noch etwas in Erwartung des Visums im Land auszuharren. Wir genossen ein letztes Frühstück (mit so leckeren, süßen Erdbeeren!) auf der Dachterrasse, dann fuhren wir zum Bahnhof, um zu unserem Urlaubsort Hammamet zu fahren. Das Zugticket kostete nur 1,20€ und auf dem Ticket standen Gleis und Abfahrtszeit. Die zwei Stunden Wartezeit überbrückten wir in einem netten Café (in dem es wieder nur Instantkaffee mit Zuckercreme gab) und stiegen dann in den Zug.
Der war total sauber (keine Graffitis, kein Vandalismus, keine fleckigen Sitze, wie auch im Senegal alles tippitoppi!) und fuhr sogar pünktlich ab. Allerdings gab es nach der Hälfte der Strecke eine Durchsage. Unser Sitznachbar übersetzte: „Dieser Zug endet hier“. Was? Warum? Tja, wir hatten wohl schon andere Durchsagen auf dem Bahnhof nicht verstanden. Nämlich dass unser Zug „heute ausnahmsweise nicht an Glas 2“ abfuhr und wir in einem anderen Zug saßen, der zwar in die richtige Richtung fuhr, aber nur die halbe Strecke. Wir sind Deutsche, das hätten wir erwarten müssen…
Da der nächste Zug erst zwei Stunden später das restliche Stück Strecke fuhr, brachte uns unser Sitznachbar zur Bushaltestelle. Es waren nur noch 50km bis zu unserem Ziel und wir mussten nur 1x umsteigen. Der erste Bus kam auch sofort und wir kamen zügig voran. Bloß, Murphy’s law, war der zweite Bus gerade abgefahren, als wir ankamen. Die Frau die hinter uns saß teilte unser Schicksal (obwohl sie ganz woanders hin wollte) und so kamen wir miteinander ins Gespräch. Sie ist alleinerziehende Mutter und lebt mit ihren zwei Kindern in Nabeul. Gemeinsam jagten wir überfüllten Bussen hinterher und steckten voll im Feierabendverkehrschaos. Sie las für uns die arabische Beschriftung sämtlicher Busse und erkundigte sich für uns nach Transportalternativen. Nach fast einer Stunde gemeinsamer Jagd nach einem Platz im richtigen Bus schenkten wir ihr unser nun übriges Zelt samt Isomatten für ihre Kinder. Es ist nun in guten Händen!
Wir kamen im Hotel an: super edel, vier Sterne (und nicht nur auf dem Papier), eine sehr gepflegte Anlage, viele gemütliche Ecken, ein flacher Bau, klein und luxuriös, kein Hotelbunker und weit entfernt von Partymeile und Strand. Keine Animation, hervorragendes Essen (kein Billigfraß wie sonst üblich in Ferienhotels), eine verschmuste Hotelkatze, gutes Internet zum Arbeiten (auch im Zimmer),… Genau so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Wir waren aber auch vor der Buchung schon hier zum Auskundschaften und haben auf sämtlichen Onlineportalen Bewertungen studiert. Durch den Last Minute Preis zahlen wir nur 25€ pro Person und Tag, Halbpension inklusive. Im Monat wären das 750€ für den ganzen Luxus. Wir genießen es sehr, wohl wissend, dass der Normalpreis bei 55€ pro Person und Nacht beträgt. Und auch das wäre das Ambiente und der gebotene Luxus wirklich wert. Wir sparen aber sehr gerne ganze 60€ pro Nacht und genießen denselben Komfort.
Leider, wie leider fast immer in Nordafrika (und da zählen wir Mauretanien mit dazu) war die Bettwäsche auch im 4-Sterne-Hotel nicht frisch. Sie war einfach nur halbherzig glattgezogen, hatte aber ganz typische Knitterfalten und die Kopfkissen rochen nach den vorherigen Gästen. In den vergangenen Monaten haben wir immer die Kissen in unsere eigenen Handtücher gewickelt und uns im „Jugendherbergsschlafsack“ ins Bett gelegt, aber hier haben wir uns dann doch beschwert. Man wollte während des Abendessens die Bettwäsche wechseln. Tatsächlich wurden nur die Vorhänge zugezogen und Seife ins Bad gelegt, das Bett blieb unangetastet. Es dauerte eine Weile und zwei weitere Zimmer, bis wir saubere Bettwäsche hatten und ins Bett fallen konnten. Wir haben beide schon 93 Länder weltweit bereist, doch das mit der „second head“ (oder manchmal auch „thousand heads“) Bettwäsche ist eine Nordafrika-Eigenart, die wir nirgends sonst auf der Welt erfahren haben. Warum bloß ist das so?
Seitdem wir frische Bettwäsche haben, genießen wir den Luxus sehr und können mittlerweile die heißen Duschen des Jahres 2023 an sogar ZWEI Händen abzählen. 😊 Wir warten nun ganz entspannt auf das algerische Visum. Bis zum 18.5. haben wir Zeit, dann laufen gewissen Buchungsfristen ab. Was wir machen, wenn der Arbeits-Urlaub endet und wir aus dem Luxus wieder ausziehen müssen, das Visum für Algerien aber immer noch nicht da ist? Tja, Plan C! Aber den müssen wir erst noch schmieden!
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