Unsere Reiseroute war komplett durcheinander und so befanden wir uns aus diversen Gründen, beginnend bei der Explosion des Treibstoffdepots in Guinea im Dezember, ganz im Osten der Elfenbeinküste in der Nähe zu Ghana, wollten aber noch den Westen bereisen, obwohl wir in zwei Wochen in Ghana sein müssen und in Abidjan eigentlich noch ein Visum erhoffen. Wir gaben Gas.
Wir sind leider ziemlich schlecht im „Blitzreisen“ und so blieben wir sofort wieder hängen. Was eigentlich nur als Übernachtungsstopp geplant war, artete in zwei Tage Entdeckungstour aus. Wir durchquerten Abidjan von Ost nach West, fuhren hunderte Kilometer durch Plantagen langweilig geradeaus und kamen nachmittags im Paradies an: ein Campingplatz am Sassandra Fluss.
Der Besitzer, André, hatte ein Fleckchen Land seiner Kakaoplantage am Fluss zu einem kleinen Paradies gestaltet und darauf vier traditionelle Hütten gebaut. Noch bevor wir abgeladen hatten, war in uns der Impuls „hier bleiben wir länger“. Jan wollte fast Wohnsitz beantragen, so schön war es dort. Wir bezogen ein Hüttchen und saßen, frische Kokosnuss schlürfend, mit André am Wasser und genossen die Natur.
Ob wir nicht Nilpferde sehen wollten? Wir hatten erst vor kaum zwei Wochen Nilpferde in Burkina Faso gesehen, aber eigentlich kann man nie genug Tiere gucken, oder? Die Entscheidung war schnell gefallen: das war mehr als ein Übernachtungsstopp. André und sein kleines Team zauberten für uns und die beiden anderen Gäste ein Abendessen mit frisch am Flussufer gefangenen Fröschen und wir genossen den kitschig-schönen Abend. Als dann noch das Lagerfeuer loderte, konnte es nicht besser sein.
Doch Paradies und Hölle liegen ja nicht so weit voneinander entfernt… Noch während des Zähneputzens ging die Welt urplötzlich unter. Die Regenzeit naht und wir haben seit etwa zwei Wochen immer wieder Regen und das, was sich da ankündigte, war ein weiterer Vorbote der Regenzeit. Eigentlich hätte es so romantisch sein können: wir beide unterm Mosquitonetz unterm Blätterdach unserer hübschen Hütte am Fluss… Doch es kam anders.
Es regnete durch Dach. Wir wissen nicht, wie das Wasser seinen Weg fand, aber vielleicht lag es auch am stürmischen Gewitterwind, dass wir im Bett nass wurden. Der Regen kam von oben durchs Dach und seitwärts vom Wind durch die Bambuswände. Wir sprangen auf und schleiften all unsere Sachen an die vom Wind abgewandte Seite der Hütte und hängten unsere Unterlegplane vom Zelt über das Mosquitonetz. Das Bett war natürlich größer als die Plane und wir lagen in feuchter Bettwäsche und es tropfte weiterhin hier und dort auf uns, doch irgendwann ergaben wir uns unserem Schicksal und schliefen ein.
Am nächsten Morgen rief uns André frühmorgens zum Ufer: Seekühe! Im spiegelglatten Wasser tauchten alle 5-7 Minuten die Seekühe auf, um Luft zu schnappen. Wir hatten die Tiere schon in der Casamance (Senegal) gesehen und es ist immer wieder toll, so besondere Tiere in freier Wildbahn zu erleben! Nicht so toll war, dass wir, insbesondere ich, während der nächtlichen Regen-Rettungs-Aktion und morgens bei den Seekühen von den Mücken völlig zerstochen wurde. Und André versank fast vor Entsetzen im Schlamm des Flussufers, als er erfuhr, dass es in unser Bett geregnet hatte. Es war der erste Regen dieser Saison und wir die ersten Gäste in der Hütte…
Nach dem Frühstück brachte uns André flussaufwärts zu einem Fischerdorf, in dem wir ein Holzboot bestiegen und in die Nebenarme des Sassandra Flusses gepaddelt wurden. Nach etwa einer halben Stunde auf dem Wasser sahen wir sie, die Nilpferde. Leider wahrscheinlich noch nicht wach, denn sonderlich aktiv waren sie nicht. Kurz mal prusten und mit den Ohren wackeln, sonst taten sie nichts. Sehr entspannte Zeitgenossen, die einfach vor sich hin im Wasser dümpelten!
Wir sahen viele andere Tiere, hauptsächlich Vögel: grell türkisfarbene Eisvögel, samtig braune Enten, riesige Hornvögel, Raubvögel und mehr. Außerdem war die Fahrt auf dem Wasser wie immer schön, auch wenn die Nilpferde kein Spektakel für uns aufgeführt haben. Hinter solchen Ausflügen steckt nämlich mehr: kommen wir in ein Dorf und zahlen Geld dafür, dass uns die Dörfler Tiere zeigen, vermitteln wir ihnen den Wert von lebendiger Tierwelt. André erzählte uns, dass Nilpferde und Seekühe immer noch gewildert werden und tatsächlich hörten wir in unserer Zeit bei ihm auch Schüsse. An den Anblick von „Bushmeat“ am Straßenrand, geschossene Affen, riesige Ratten, Echsen und andere „essbare“ Tiere, haben wir uns wohl oder übel gewöhnt. Selbst auf dem Standstreifen der Autobahn kann man sich einen Affen zum Abendessen kaufen…
André zeigte uns noch die alte Brücke über den Fluss, die eine ziemliche Kurve macht. Haben die Franzosen da 1944 nicht genug Zielwasser getrunken? Oder zu viel Palmwein? Welche anderen Gründe könnte es geben, eine so kurvige Brücke zu bauen? Wir wissen es nicht, aber ein ganzer Schwarm Schwalben hat sich die Brücke als Zuhause ausgesucht und darunter ihre Nester gebaut.
Der Campingplatz hat keinen Strom und André macht mit ein paar kleinen Solarpaneel gerade genug Strom, um wenige LED-Birnen zu betreiben, um abends ein wenig Licht zu haben. Einen Kühlschrank hat er nicht, weswegen täglich frisch eingekauft werden muss. Die anderen Gäste waren abgereist, er musste für unser Abendessen einkaufen. Doch erstmal gingen wir zum Mittagessen. Es gab, was sonst, in Palmöl „totgekochte“ Süßkartoffelblätter mit Reis. Wie immer, sehr salzarm. Der Reis schmeckt fad, Saucen einfach nur langweilig und manchmal etwas scharf. Salz gibt es aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit nicht auf dem Tisch und Snacks mit Salz auch nicht. Nicht mal gesalzene Erdnüsse oder Chips. Abidjan ausgenommen, da gibt es alles. Wir schwitzten seit Tagen vor uns hin und fühlten uns schlapp und hatten latent Kopfweh. In unseren Motorradklamotten trocknet der warme Wind einen wahlweise aus oder durchtränkt in Luftfeuchtigkeit. Unsere Motorradkleidung ist immer komplett nassgeschwitzt und wir bräuchten mehr Mineralstoffe, als es über die Ernährung möglich ist. Wir haben nun begonnen, Rehydrierungspulver und Multivitaminpräparate zu nehmen und fühlen uns besser. Zumindest die Kopfschmerzen sind weg. Reisen in Westafrika ist auch körperlich auslaugend. Das Material leidet ebenso: die Hitze hat alle Akkus Jans Drohne sich aufblähen lassen, der Akku meines zur Navigation genutzten iPhones hat in Sierra Leone fast das Handy zersprengt und auch der Akku meines zweiten iPhones streicht so langsam wegen Hitze die Segel.
Den Nachmittag verbrachten wir am Fluss sitzend und die Natur genießend. In der Nacht hatten wir wegen des Regens wenig geschlafen und waren müde. Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns von André und fuhren weiter Richtung Liberia, immer an der Küste entlang, nach Grand Béréby, einem verschlafenen Küstenörtchen mit nur drei Hotels. Es war Samstag, das hatten wir in unserer Planung nicht bedacht. Alle Städter aus San Pedro verbrachten natürlich das Wochenende am Meer und natürlich gab es deswegen kein Zimmer mehr in unserer Preiskategorie. Booking.com und andere Buchungsplattformen sind in Westafrika nutzlos, man muss es wie früher spontan versuchen. Das letzte verfügbare Zimmer des Ortes kostete uns 90€ und war riesig: das Familienzimmer. Aber besser als auf der Straße schlafen!
Wir waren da, um in den Mangroven Affen zu beobachten und organisierten gleich für den nächsten Morgen eine Tour. Unser Hotel war bis Anfang des Jahres unter italienischer Leitung und warb mit italienischer Küche am Strand. Naja: wir saßen wunderschön an Holztischen mit weißen Tischdecken direkt unter Palmen am Strand, aber die Spaghetti mit Garnelen waren nicht italienisch. Das Rezept hatte der ehemalige Eigentümer wohl mit ins Grab genommen. Aber immerhin: keine „in Öl totgekochten Blätter“, kein Huhn und ein wirklich romantischer Abend zu zweit.
Nach dem Frühstück am Strand (dem Zimmerpreis angemessen) wurden wir vom Guide abgeholt und zum Fluss gebracht, wo wir in einen Einbaum umstiegen und in die Mangroven gepaddelt wurden. Während der an sich lautlosen Paddelfahrt machten Bootsführer und Guide die ganze Zeit Affengeräusche, die von irgendwo aus dem Grün heraus beantwortet wurden. Wir legten in den Mangroven an und die „Unterhaltung“ ging weiter, bis erst zwei, dann sehr, sehr viele Affen herangeklettert kamen. Eine ganze Affenbande mit zwei Müttern, die sich ihre Babys unter den Bauch geklammert hatten!
Erwartungsvoll saßen sie im Geäst und beäugten uns, wie wir sie mit viel Freude von ganz nah, aus kaum 1,5 Metern Entfernung beobachteten. Dann packte der Guide seine „Mitbringsel“ aus: Bananen! Er halbierte sie und fing an, sie den Affen zu reichen. Da sie ihn kannten, schnappten sie sofort nach dem Obst, kletterten zurück auf einen Ast und schälten die Früchte. Auch wir durften füttern, doch erstmal waren die Weißnasen-Meerkatzen zögerlich, sie kannten uns ja nicht. Später war die Fresslust aber dann doch größer als die Skepsis und sie griffen auch aus unseren Händen nach den Bananenhälften.
Was ein Erlebnis, die Tiere so freundlich und so nah zu sehen! Es gab kein Gezanke unter den Tieren, jeder gönnte dem anderen sein Stück Banane und ließ jeden in Ruhe auf einem Ast sitzen, die Banane schälen und genüsslich vor sich hin kauen. Die Äffchen können sogar fangen! Zwei Tiere saßen auf der anderen Seite des schmalen Wasserkanals der Mangroven und wenn man ein Stück Banane warf, griffen sie es besser aus der Luft als so mancher Mensch. Absolut klasse!
Natürlich hatte der Guide die Tiere angefüttert, aber das Ganze war ein gemeinschaftliches Projekt des Ortes: eine Frau kassierte gegen Quittung für Bootsfahrt und Guide, es gab zwei Einbäume und Paddler mit je einem Guide, die Touristen haben Freude an den Tieren, die dadurch geschützt werden und die Tuktuk-Fahrer verdienen daran, die Besucher zum Fluss zu bringen. So lernen wieder alle, dass man mehr Geld mit lebendigen Tieren machen kann, als wenn man die Affen tot als Bushmeat auf dem Seitenstreifen verkauft…
Auf dem Spaziergang zurück fragte uns der Guide, ob wir gerne das 5-Sterne Resort des Ortes kennenlernen möchten. Wir hatten uns schon darüber informiert, aber erfahren, dass man als Fremder nicht mal an die Bar oder ins Restaurant kommt, ohne dort ein Zimmer für ab 230€ die Nacht zu beziehen. Das sei so, bestätigte der Guide, aber er könne uns einen kostenlosen Tagespass arrangieren. Und das tat er. Aufgrund der schon morgens um 10 Uhr wahnsinnigen Luftfeuchtigkeit von rund 90% bei über 30°C lief uns, insbesondere Jan, aber schon der Schweiß in Strömen hinunter, sodass wir auf weitere körperliche Aktivitäten wie den Marsch zum 5* Resort verzichteten und das auf später verschoben. Später googelten wir, dass die derzeitigen Klimaverhältnisse sehr nah am Kipppunkt dessen sind (oder je nach Tageszeit darüber), was der menschliche Körper an der Kombination Hitze + Feuchtigkeit noch regulieren kann: Grenztemperatur
Wir zogen um in ein günstigeres Zimmer und verbrachten die Mittagshitze an den PCs im Zimmer, bevor wir uns dann auf den Weg machten, die schöne Hotelanlage zu besuchen. Eigentlich war unser Plan, dort bei schönster Aussicht auf die Bucht einen Kaffee zu trinken, aber wir hatten vergessen: trotz der 5 Sterne waren wir immer noch in Afrika und da ist das mit dem Kaffee so eine Sache… Aus dem Kaffee wurde dann ein Saft aus frischem Obst in wunderschönem Ambiente.
Wir genossen die paradiesische Anlage, den Privatstrand, die schöne Bucht, die gepflegte Atmosphäre und fühlten uns schon ein wenig wie im Paradies. Die Elfenbeinküste war in den 1970er und 1980er Jahren ein tropisches Urlaubsparadies für Franzosen und Italiener, dann kamen politische Probleme, die zu Bürgerkrieg führten und bis heute gibt es Reisewarnungen für das Land (die allerdings den Nordosten, gute 2000km von dem Küstenort entfernt betreffen) und der internationale Tourismus ist bis heute von der europäischen Politik unterdrückt. Da wären wir wieder beim Thema „moderne Art der Unterdrückung / Kolonialisierung Afrikas“…
Zurück in unserem nicht-so-viele-Sterne-Hotel schauten wir die Wettervorhersage an. Da die Regenzeit vor der Tür steht, müssen wir immer ein Auge darauf haben, wie sich das Wetter entwickelt, um nicht gerade in die schlimmsten Regenfronten hineinzufahren oder outdoor-Aktivitäten vom Regen verhindern zu lassen. Eigentlich wollten wir noch einen weiteren Tag bleiben und Schildkröten beobachten, aber erstens sagte jeder, die Schildkrötensaison sei vorbei was uns merkwürdig erscheint, haben wir doch in Grand-Bassam Schildkötenbabys (zum Verzehr) gesehen und in Guinea-Bissau letztes Jahr noch im April mit einem Ranger die frisch geschlüpften Minischildkröten gezählt. Zweitens kündigte die Wettervorhersage für den geplanten Abreisetag viel Regen an, also brachen wir einen Tag früher auf und fuhren wieder westwärts.
Die Elfenbeinküste ist einfach riesig und die Distanzen für uns und unseren Reisestil groß. Weil das gesamte Land aus Plantagen besteht und außer rund um Man die Landschaft uninteressant ist und die Straßen strikt geradeaus gehen, fallen wir nach rund 150km schon fast vor Langeweile vom Motorrad. Unser Tagesziel lag fast 300km entfernt und die Fahrt dorthin verlief zäh. Zäh auch deshalb, weil es am Tagesziel nichts außer einem Bett für uns gab. Immerhin in einer Unterkunft, die malerisch am Fluss lag, gegenüber eines für Vogelkundler interessanten Nationalparks.
Doch aus dem angedachten „lauen Abend am Fluss“ wurde nichts, denn wo Wasser ist, sind auch Mücken und nach den ersten Regenfällen dieser Saison auch besonders viele, die besonders durstig sind. Wir hielten das Abendessen am Wasser noch durch und flüchteten dann ins Bett und beherrschten uns, die Mückenstiche nicht zu zerkratzen. Weder die der vergangenen Tage noch die des Abends. Natürlich sprühen wir uns mit DEET und Co ein, aber die Biester stechen halt auch durch Shirts und Hosen, sogar durch Jeans. Man ist ihnen und somit potenziell auch Malaria, völlig machtlos ausgeliefert. Außer man sitzt auf dem Bett unterm Mosquitonetz. Keine Sorge, wir nehmen Malaria-Prophylaxe und beobachten andere Reisende dabei, wie sie erst laut gegen „Gift im Körper“ wettern und dann mit Malaria im Krankenhaus landen. Die meisten von ihnen mehrmals. Manch einer (auch ein Honda CRF-Fahrer) kommen auch nicht mehr lebendig aus dem Krankenhaus raus…
Wir fuhren früh weiter, denn je später am Tag, desto größer die Hitze und in Kombination mit der extrem hohen Luftfeuchtigkeit und den Motorradklamotten wird es mit jeder halben Stunde später immer ein Stück unerträglicher. So kamen wir schon mittags an unserem Tagesziel an, nachdem wir ständig in glücklichem Slalom unter bedrohlich schwarzen Regenwolken gefahren waren. Die Unterkunft und den Strand hatte ich mir schon im November als Traumziel auf der Karte markiert.
Ein ellenlanger, menschenleerer Strand mit Kokospalmen, an dem man einfache Hüttchen mieten konnte, um mit Meerblick vom Bett und Meeresrauschen schlafen zu können. Der Traum einer „einsamen Hütte am Meer“ schlechthin! Wir waren die einzigen Gäste und fühlten uns wie Robinson. Ein Schuljunge kam vorbei und schenkte uns zwei frische Kokosnüsse und nach einer abkühlenden Dusche saß ich ins Handtuch gewickelt vor der Hütte und fühlte mich irgendwo zwischen 7. Himmel und Luxusresort. Herrlich! Doch wie schon wenige Tage zuvor galt auch hier: Paradies und Hölle liegen oft nicht weit voneinander entfernt.
Dann war recht schnell wieder Ende mit der Herrlichkeit: die Mücken griffen an. Während des Abendessens kassierte ich sieben Stiche und alle da, wo kein Giftspray war: Fußsohlen, Handinnenseiten und durch die Klamotten. Der romantische Robinson-Abend am Traumstrand war schon vorbei, bevor die Sonne untergegangen war. Die einfache Hütte hatte natürlich kein Moquitonetz, sodass wir schnell unser eigenes Netz aufhängten und in diesem „sicheren Raum“ wie im Käfig den Abend verbrachten. Immer leise vor uns hin schwitzend, denn da die Hütte überall Belüftungsöffnungen hatte und im Dach viele Löcher, zog natürlich auch die Feuchtigkeit hinein. So sehr, dass wir die Nacht in fast nasser Bettwäsche verbrachten.
Nach einer Nacht mit wenig Schlaf und vielen Mückenstichen (ein Gang zur Toilette: 3 neue Stiche) packten wir unser über Nacht von der Luftfeuchtigkeit und Salzluft nass gewordenes Hab und Gut zusammen und brachen früh auf zurück in die Hauptstadt Abidjan. Der Traum von der einsamen Hütte am paradiesischen Strand war ausgeträumt. Wir sehnten uns nach einer Umgebung ohne Mücken und ohne Feuchtigkeit und steuerten ein Hotel im Botschaftsviertel an, wo wir nach kurzer Wartezeit schon am frühen Vormittag ein bezahlbares, winziges Zimmer mit Klimaanlage bekamen.
Unsere Motorräder, unser gesamtes Gepäck, alles war salzig und feucht. Im mini-Badezimmer startete ich eine Waschorgie, um das Salz aus unseren Textilien und vom Gepäck zu waschen und wir brachten unsere von Feuchtigkeit und Salz richtig klebrig gewordenen Motorradklamotten zur Reinigung. So schlimm hatten wir beide das noch nie erlebt! Aber die Kombination aus Salzluft, beginnende Regenzeit und feuchtwarmes tropisches Klima hatte uns und unseren Sachen richtig zugesetzt. Trotzdem: die Erlebnisse der zurückliegenden Woche waren es wert, zwei Nächte im Nassen zu verbringen, uns von Mücken überall zerstechen zu lassen und vor Schweiß fast auszulaufen.
Wir haben Manatees (Seekühe) gesehen, Nilpferde beobachtet, Meerkatzen mit Bananen gefüttert und ganz von Nahem erlebt, wir haben wunderschöne Natur um uns herumgehabt, den Traum von Robinson ausgeträumt und Dinge erlebt und Menschen kennengelernt, was wir alles nicht gehabt hätten, wären wir von komfortablem Resort zu luxuriösem Hotel gereist. Natur kann manchmal ganz schön anstrengend sein, einen aber auch um ein Vielfaches für die Mühen mit ihrer Schönheit entschädigen. Und am Ende ist das Zimmer mit Klimaanlage doppelt toll!
Auch toll an „Hauptstadt“ ist natürlich das kulinarische Angebot. Nicht weit weg von unserem Hotel befindet sich eine Art „China-Komplex“ aus chinesischem Frischemarkt, chinesischem Supermarkt, chinesischem Hotel und chinesischem Restaurant. Von Chinesen für Chinesen. 100% chinesische Lebensmittel ohne jegliche lateinische Beschriftung, selbst nicht auf den Preisschildern. Wir gerieten kurz in Kaufrausch und kauften all die Leckereien, die wir während unserer fast 2 Monate Reise mit unserem VW Bus durch China lieben gelernt hatten: getrocknetes Yakfleisch mit Chili, Matcha Tee Kekse, Grüntee, rote Bohnen Getränk, Nüsse mit Chili und Sesamkruste,… nur die Preisschilder (Zahlen sind arabisch) hielten uns davon ab, noch mehr zu kaufen.
Abends betraten wir das volle Restaurant. Auch hier erwartete man keine Langnasen wie uns, die große Speisekarte an der Wand war nur auf Chinesisch, die gedruckte Speisekarte nur teilweise spärlich und sehr „kreativ“ (und somit unverständlich) übersetzt. Doch jedes Gericht hatte, wie in China üblich, ein Foto und wir erkannten alle Leckereien wieder, die wir in unserem ersten Monat in China im Süden des riesigen Landes schlemmen durften. Die Qual der Wahl! Wir kannten alles und schon beim Betrachten des Fotos tropfte diesmal nicht der Schweiß, sondern der Speichel. Übrigens: hier unsere Videos aus unserer Zeit in China: YouTube China Playlist
Das Restaurant war für uns ein willkommener Urlaub in China: es war 100% authentisch (Gerichte, Portionen und Ambiente in „China-Restaurants“ die Ihr kennt, haben mit China überhaupt nichts zu tun!), das war schon in der Sekunde des Türöffnens klar: es war extrem laut (weil Chinesen sich immer gut gelaunt anschreien), überall schmatzte und rülpste man (als Zeichen der Wertschätzung für gutes Essen), die Tische bogen sich vor überladenen Tellern, es roch nach Essen und Rauch, denn die Gäste (alles Chinesen) rauchten während des Essens allesamt vor sich hin (trotz indoor-Rauchverbot in der Elfenbeinküste), die Kellner schleppten mehr und mehr Essen heran und das Chaos wurde immer größer. Chinesen veranstalten beim Essen in Restaurants jedes Mal ein riesiges Schlachtfeld, weswegen sie außerhalb Chinas gefürchtete Gäste sind, aber in dem Restaurant war quasi China und wir genossen es, wieder mittendrin im lauten, schrillen, bunten und so anderem China zu sein. Aufgrund unseres visabedingt hohen Reisetempos damals war das für uns sehr anstrengend, aber wir vermissten es plötzlich, wo wir wieder mittendrin saßen, sich eine Geschmacksexplosion aus Aromen am Gaumen entfaltete und wir zusahen, wie die Kellner, ganz wie in China, mit Mülleimern die Tische abräumten: ungefähr 2/3 des Essens bleibt an jedem Tisch übrig, man bestellt grundsätzlich die fast vierfache Menge und jede Portion allein ist schon so riesig, dass eine Person sie nur sehr, sehr hungrig (wie Jan) schafft. Es war uns ein Fest und eine willkommene Pause vom vergleichsweise „geordneten“ Westafrika. Unsere Erlebnisse in China könnt Ihr hier nachlesen: China Blogposts
Eigentlich waren wir aber in Abidjan, um noch ein Visum zu beantragen. Wir lassen auch dieses Jahr unsere Motorräder während der Regenzeit hier (bzw.: in Ghana) und fliegen zu anderen Reisezielen. Wie auch letztes Jahr, wird das dieses Jahr auch kein Direktflug ins miesepetrig verregnete kühle Europa, sondern wir vertreiben uns die Zeit noch ein wenig in trockeneren afrikanischen Gefilden, bis das Wetter in Europa halbwegs akzeptabel ist. Aber erstmal brauchen wir ein Visum. Das wird derzeit eigentlich offiziell nicht ausgestellt, aber wir hoffen, mit Einladungsschreiben und Glück doch Erfolg zu haben. Drückt uns die Daumen!
Wir verlassen Anfang nächster Woche nach über sechs Wochen die Elfenbeinküste. Ein Land, das uns sehr gut gefallen hat. Außer in Man und Odienné haben wir ausschließlich unglaublich nette und ehrliche Menschen kennengelernt. Dass es in der ersten Woche nicht ganz so war, liegt wahrscheinlich daran, dass wir uns dort zu nah an der Grenze zu Guinea (unserem menschlichen absoluten Hassland, gleich nach Senegal) bewegt haben und wir vermuten, dass es derselbe „Menschenschlag“ (Volksstamm) ist, der einem dort mit Lügen, Betrügen und Bescheißen die Laune verdirbt.
Wir haben faszinierende Kulturen kennengelernt (insbesondere im Norden), die uns endlich das Gefühl von „richtig Afrika“ vermittelt haben, haben unsere erste Lehm-Moschee gesehen, unglaubliche Tänze und Traditionen erlebt, uraltes Handwerk bestaunt, Tiere in toller Natur beobachtet, die größte Basilika der Welt erkundet, eine merkwürdige Hauptstadt kennengelernt, absolute Traumstrände (mehr oder weniger) genossen, koloniale Architektur und „lost places“ durchstreift und uns rundum wohl gefühlt. Einziger Kritikpunkt wie in jedem Land südlich Guinea-Bissaus: das Essen. „Blätter in Öl“ oder „Huhn mit Reis“ und beide Gerichte ohne Gewürze sind halt nicht so der Brenner. Aber grundsätzlich ist die Elfenbeinküste ein Land, an das wir sehr gerne zurückdenken werden. Sehr sehr gerne denken wir auch an Burkina Faso zurück. Schaut mal das Video!
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