Die letzten 11 Tage unserer knapp drei Wochen in Bulgarien verbrachten wir zu viert. Und blieben dabei nicht in Bulgarien, sondern bereisten drei Länder mit zwei Generationen Reisewütiger – bzw: TraveLover.
Als ich (Silke) vor 21 Jahren Patentante wurde, hatte ich gehofft, das kleine süße blonde Etwas mit den blauen Augen am anderen Ufer des großen Wassers (USA) könnte nur ein klitzekleines Bisschen so werden wie ihr Vater, mein bester Freund Dieter, und vielleicht würde ich ein klitzekleines Bisschen „abfärben“ können. Ich wünschte mir, dass der kleine Zwerg zu einem starken, weltoffenen Menschen heranwuchs und insgeheim hoffte ich, dass sie auch, zumindest ein wenig, abenteuer- und reiselustig werden würde. Schon als Kleinkind war klar: ich musste gar nicht abfärben, Lici hatte das im Blut!
14 Jahre später war der niedliche Blondschopf mittlerweile größer als ich und hatte seit Jahren nur eine Idee im Kopf: mein Rallyemotorrad fahren zu dürfen. Mein Argument „dazu bist du noch zu klein“ zog eindeutig nicht mehr und so lernte Lici auf meiner WR250F mit 14 Jahren Motorradfahren. Mutig und abenteuerlustig war sie schon immer. Mit 17 reiste sie alleine ganze 6 Monate durch Europa und wir trafen uns zur Fußball-WM in Sotchi, Russland. Nun trafen wir uns zum zweiten Mal auf unserer Dauer-Reise und waren zusammen unterwegs.
Der eigentliche Plan war, dass Dieter und Lici, die in den USA wohnen, mit einem von einer Freundin in Deutschland geliehenen Auto (Opel Combo) nach Bulgarien kommen und wir dann mit zwei „wohntauglichen“ Autos zusammen reisen. Doch der Opel-Popel blieb 70km von Wien entfernt mit Getriebeschaden liegen. Spontan stiegen die beiden in den Flieger nach Sofia und wir gingen zu viert mit unserem VW Passat Hans auf Tour.
Die ersten Tage waren ziemlich nass, es gewitterte mehrmals täglich und wir beschränkten uns auf Ausflüge in die nähere Umgebung: Bozhentsi, Tryavna, Veliko Tarnovo,… Dann packten wir ein paar Sachen zusammen und fuhren ans Meer. Aßen Tsatsa (frittierte Sprotten) und Muscheln, Jan sprang ins schon angenehm warme Meer (ja, sogar ich Frostbeule liebäugelte mit einem Bad!) und wir erkundeten die Küste.
Derzeit blüht der Lavendel auf den Feldern und es duftet intensiv. Unsere Fotos davon auf Facebook und Instagram haben letzte Woche für Verwirrung gesorgt: nein, wir waren nicht in Frankreich, nicht in der Provence, sondern auch das ist Bulgarien. Bulgarien produziert nämlich nicht nur 70% des weltweiten Rosenöls (leider sind die Rosenfelder mittlerweile alle verblüht), sondern ist auch weltweiter Spitzenreiter im Anbau von Lavendel. Genau. Bulgarien. Nicht Frankreich. Die Franzosen haben seit Jahren ein Problem mit einer Pflanzenkrankheit und ein super Tourismusmarketing. 😊
Lici war noch nie in Rumänien und so war klar: die 30km zur rumänischen Strandbar sind ein Klacks! Also mal eben schnell nen Frappee in Rumänien am Strand geschlürft. Da saßen wir dann länger, als das eigentlich geplante Museum in Varna geöffnet hatte und wir entschieden spontan, nach Nesebar zu fahren. Das Hotel in der Altstadt, das wir uns vor zwei Jahren zum Hochzeitstag gegönnt hatten, war zufällig noch frei und mit 28€ für ein Zimmer in der ersten Reihe am Meer mit Balkon noch billiger als damals.
Wir lieben die Altstadt von Nesebar in der Nebensaison: dann, wenn alles schon/noch geöffnet hat, man die Altstadt aber nur mit wenigen bulgarischen Touristen teilt und nicht mit den Sonnenbrand-roten, versoffenen deutschen oder britischen Pauschaltouristen auf Tagesausflug. Wir aßen Fisch und bewunderten den „Erdbeermond“ über dem schwarzen Meer. Besser geht nicht!
Wer Nesebar mag, mag auch Sozopol und schon fuhren wir mit Hans weiter gen Süden und schlenderten gemütlich durch die historische Altstadt von Sozopol. Auch hier: angenehm entspannte Nebensaison. Wir sind wirklich gerne an der Küste und morgens zum Gelächter der Möven aufzuwachen und sich vom warmen Wind streicheln zu lassen (ich tippe das bei gerade 34°C und keiner stirbt hier deswegen, denn hier bedeuten 34°C „noch 10 Grad Luft nach oben“ und sind keine Panikmache in der Presse wert) ist wirklich schön. Trotzdem: morgens in den Bergen aufzuwachen ist doch noch ein klitzekleines Bisschen besser.
Lici wollte schon länger mal in die Türkei, hat sich aber von ihrem US-amerikanischen sozialen Umfeld und den Medien bisher doch einschüchtern lassen. Also fuhren wir zusammen in die Türkei. Ein Tag Rumänien, am nächsten Tag Türkei. Von Bulgarien aus easy. Leider hatten sich die zur Einreise in die Türkei erforderlichen Dokumente geändert und die Vollmacht für Hans musste neuerdings auf Englisch oder Türkisch vorliegen. Wir hatten aber nur eine Vollmacht auf Russisch und Bulgarisch. Man zeigte mir den entsprechenden neuen Passus schwarz auf weiß und ein deutschsprachiger bulgarischer Türke erklärte uns, wo man die beglaubigte Übersetzung im letzten bulgarischen Ort vor der Grenze bekommen konnte, denn er kam gerade von dort. Es war aber schon 16:30 und das Übersetzungsbüro hätte sicherlich schon geschlossen gehabt, bis wir dort wieder aufgetaucht wären. Der Grenzer fragte, was ich denn eigentlich in der Türkei wolle. Ich erklärte ihm, dass mein Patenkind noch nie in der Türkei war und es doch traurig sei, wenn das an dieser neuen Bestimmung scheitern würde. Dass mein Patenkind größer als ich und längst erwachsen ist, konnte keiner wissen, denn Lici saß im Auto. Der Grenzer machte einfach eine Ausnahme und ich dachte an unsere Erlebnisse in Deutschland mit dem Müll…
Der aktuelle Wechselkurs der türkischen Lira zum Euro ermöglichte uns ein 4 Sterne Boutique Hotel in Kirklareli für 27€, inklusive Frühstück. Wir mögen die Stadt, denn sie ist herrlich untouristisch, eine völlig unaufgeregte, türkische Kleinstadt mit Fußgängerzone und Parkanlagen, aber ohne Sehenswürdigkeiten. Einzig ein paar bulgarische Schilder zeigen, dass hier Bulgaren gerne zum Einkaufen kommen. Da wir alle vier so gar nicht türkisch aussehen, sprach man mit uns konsequent Bulgarisch. Sehr nett, das können wir nämlich viel besser als Türkisch! Zumindest Jan und ich. Zum Abendessen gönnten wir uns zu viert für 15€ in einer Lokanta einen ganzen Tisch voll Essen: rote Linsensuppe, grüne Bohnen in Tomatensauce, Hackbällchen, Aubergineneintopf, Reis, Salat, Getränke und Nachtisch. Wir hatten uns ja schon tagelang in Bulgarien an Leckereien überfressen und in der Türkei ist das Essen genauso ehrlich: kein Industriemüll, kein Convenience, keine Fertiggerichte. Herrlich!
Nach einem abendlichen Tee im Park fielen wir vollgefressen in die luxuriösen Betten. Um am nächsten Tag weiter zu futtern: im Hotel war das Frühstück inklusive und wir aßen dort einen mehr oder weniger kleinen „Vorspeisensnack“, der üppiger ausfiel, als wir das alle geplant hatten. Es war aber auch lecker! Dann liefen wir zum „richtigen“ Frühstück, der türkischen Tradition aus tausend Tellerchen voll Leckereien, die man stundenlang zu Tee genießt: Tomaten, Gurken, diverse Sorten Oliven, Käse und Wurst, Marmeladen, Eierspeisen, Gebäckspezialitäten, Gemüsepasten, Brotaufstriche, Trockenfrüchte, Nüsse und mehr. Wir hatten ja türkische Frühstückserfahrung und wussten: wenn wir zu viert das Frühstück für zwei Personen bestellen, dann besteht die Chance, es in zwei Stunden Dauerfuttern auch zu schaffen! Wir waren tatsächlich erfolgreich. Und das zum ersten Mal. Wir sollten öfter zu viert in der Türkei frühstücken!
Aber erstmal frühstücken wir wieder getrennt voneinander. Dieter und Lici sind zurück nach Ungarn geflogen, um den mittlerweile reparierten Opel abzuholen, wir sind in der Zwischenzeit in Holland gewesen, ein Motorrad abholen. Doch das ist eine Geschichte, die erzählen wir Euch nächstes Mal!
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