Es fiel uns schwer, nach einer Woche Ruhe das 250 Seelen Dörfchen zu verlassen, doch wir wollen nicht zu viel Zeit in dem uns gut bekannten Marokko vertrödeln, um vor der Regenzeit noch „ein bisschen was“ von Westafrika zu sehen.
Wir fuhren die Küste entlang und sahen, was ein Surfer mit „alles andere ist Disneyland“ gemeint hatte. Ein Surfer-Hotspot reihte sich an den nächsten, gepaart mit Massentourismus und an Hässlichkeit nicht zu überbietenden Bautätigkeiten. Wir waren froh, etwas nördlich von Agadir in einer Privatunterkunft in der Altstadt unterzukommen und weiterhin Abstand von den negativen Auswüchsen des Tourismus zu halten. Leider nicht ganz erfolgreich, denn als wir Orangensaft schlürften, mussten wir beobachten, wie zwei französische Damen marokkanische Kinder dazu animierten, vor ihren Kameras Fähnchen schwingend zu singen. Wo ist nur das Erdloch, in dem man schämend verschwinden möchte, wenn man es dringend braucht?
Wir genossen nochmal zwei Nächte unter lieben Menschen und süßen Tierkindern in schönem Ambiente und machten einen letzten Ausflug in die „Zivilisation“, nach Agadir, bevor wir bis Dakar keinen Decathlon und Carrefour mehr haben. Unsere Tube Nahtdicht war ausgetrocknet und wir brauchten noch Batterien. Dann waren wir bereit für den weiten, langweiligen Weg zur mauretanischen Grenze.
Durch die Gischt des wilden Atlantiks und den starken Wind ist die Luft voll mit Feuchtigkeit, unsere Klamotten und Motorräder dauerhaft salzig und klamm und das Fahren bei starkem Wind ist auch nicht angenehm. Da wir diverse Wüsten dieser Welt schon bereist haben, reißt uns auch die Landschaft nicht vom Hocker. Aber wir verbuchen es als „Anreise“ und versuchten durch nette Tagesziele die elende Fahrt entlang der Küste aufzulockern.
So bogen wir von der Hauptroute ein Stück ab, um in einer kleinen Oase in einem traditionellen Lehmhaus zu übernachten und lernten dort zwei Reptilien- und Amphibienspezialisten kennen, die uns in einem Berberzelt sitzend, viel über diese marokkanischen „Bewohner“ erzählen konnten. Seitdem gehe ich mit noch festeren Schritten zum Pinkeln…
Wenn Marokko bei der Fußball-WM ein Spiel hat, halten wir irgendwo an, wo wir gerade sind, suchen eine Bar oder den Dorfladen und feiern mit. Blöd nur, dass wirklich kein Mensch (und das schließt EU-Bürger leider mit ein!) weiß, dass es ein Land namens „Bulgarien“ gibt und dass das Länderkennzeichen „BG“ sich nicht auf Belgien bezieht. Immerhin waren die Marokkaner so lieb, uns nach der Niederlage von Belgien gegen Marokko mitfühlend die Hände zu schütteln. Wir Loser, wir Belgier. Nichtsdestotrotz beteiligen wir uns am Jubeln, am Hupen, am Feiern und an Autokorsos. Hier macht die WM richtig Spaß!
In Tan-Tan Plage trafen wir uns mit Freunden aus Bulgarien, die uns von Süden entgegenkamen. Dimitar hatte Geburtstag und wir verbrachten einen schönen gemeinsamen Abend mit grausamem Essen. Im Restaurant war alles „aus“, was auf der Karte stand. Außer „Pizza“: ein mit Senf und Tomate bestrichener Teigfladen mit Frischkäse und etwas Thunfisch. Kein tolles Geburtstagsessen, aber trotzdem ein schöner letzter Abend unter Freunden. Mit ihnen fährt jetzt eine Plastiktüte voll „Übergepäck“ (ich weiß, unser Gepäck ist klein, aber für uns fühlt es sich immer noch nach zu viel an) zurück nach Bulgarien und wir treffen ab jetzt nur noch neue Gesichter.
Und davon gibt es ganz schön viele. Weil Europäer glauben, derzeit nicht durch Russland oder in den Iran reisen zu können und Aserbaidschan weiterhin für die Überlandeinreise die Grenzen geschlossen hat, sind derzeit viele Reisende auf dem Weg nach Dakar. Viele drehen dort wieder um (man darf nämlich ohne Carnet de Passage 10 Tage in den Senegal einreisen), aber bis dahin sind wir Teil einer Art Karawane. Oder Lemminge. Wer weiß das schon. Wir überholen die immer gleichen Radfahrer und werden von vielen Fahrzeugen mit europäischen Kennzeichen überholt. Es gibt nur diese eine Route durch die Westsahara und es ist etwas schwer, allein zu bleiben. Doch von unserer Fahrt durch die Westsahara erzählen wir Euch beim nächsten Mal, wir sind nämlich noch mittendrin.
Während wir schnurstracks nach Süden fahren, könnt Ihr unser letztes Video aus dem Norden, Skandinavien, gucken:
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So gern lese ich deine Berichte die meist so ganz anders wie z.B. die Hochglanzfilme von YouTubern sind.
Natürlich zwinkere ich mit einem weinenden Auge mit, weil ja alles so von dekadenten Touris überschwemmt ist und wir echte leider nicht allein auf den Pisten der Welt sind.
Nun ja, es kommt darauf an, ob man Kinder für sich und das Urlaubsvideo auf Befehl tanzen lässt und in Hotels ausländischer Großkonzerne all inclusive absteigt, oder ob man in Familienunterkünften schläft und mit Einheimischen isst und ihnen auf Augenhöhe begegnet. Ob man sich als Gast im Land benimmt oder als Kolonialmacht aufführt. Ob man das Geld im Land lässt, oder in ausländische Kassen spült. Ob man heimischen Komfort verlangt oder ein Berberzelt genießt. Ob man im WoMo seine eigenen Lebensmittel mitschleift oder jeden Abend in der “Klitsche” isst. Ob man sich unter Seinesgleichen am Pool oder Strand brät oder bei Einheimischen in der Küche steht und in deren Gästezimmer schläft. Das ist für uns der Unterschied zwischen “Tourist” und “Reisender”.