Während in Deutschland schon die ersten herbstlichen Stürme den Sommer ausläuten, hatten wir hier gerade unseren ersten vollen Regentag. Und den nutzen wir als „Bürotag“. Einer von vielen, denn auch wenn es nicht so aussieht: wir waren zwischendurch ein paar Wochen nicht unterwegs und sind es auch jetzt gerade nicht. Es ist alles nicht so einfach zu Zeiten von COVID-19, doch dazu vielleicht in ein paar Wochen mehr.

Wenn wir unterwegs sind, dann erleben wir an einem einzigen Tag immer mehr, als wir Euch auf einmal erzählen können, weswegen wir manchmal einen ganzen Tag in bis zu drei verschiedene Posts auf Facebook, Instagram oder in den WhatsApp Status packen. Bulgarien bietet so viel, dass wir manchmal, wenn wir abends in unserem Nest, im VW Passat „Hans“ liegen, gar nicht so genau wissen, was denn nun das Schönste Erlebnis des Tages war. Übrigens hat Hans jetzt auch eine eigene Webseite, auf dem wir ihn Euch vorstellen. Wir wissen, dass Ihr Euch das schwer vorstellen könnt, wie wir seit 2 Monaten in einem Kombi leben können. Das ist unser Hans: VW Passat Variant 35i

Nach zwei Wochen „Organisationspause“ mit etwas Ärger, etwas Stress, viel Organisation und Improvisation konnten wir Anfang August wieder „richtig“ los, statt jeden Abend rund um den Ort unserer Erledigungen einen Schlafplatz für uns und Hans zu suchen. Einer der Gründe für unsere „Organisationspause“ war, dass es plötzlich eine deutsche Reisewarnung für drei Regionen Bulgariens gab: in Varna entwickelte sich im August rund um zwei Altenheime ein kleiner Corona-Hotspot, in Blagoevgrad (einer Gebirgsregion, in der eigentlich kaum jemand wohnt) schnellten die Zahlen der Infizierten nach oben, weil dort der einzige geöffnete Grenzübergang nach Griechenland ist und die Griechen PCR Tests zur Einreise verlangen und in Dobrich (sehr dünn besiedeltes Agrarland) wurde ein Dialyse-Zentrum zum Hotspot. Und zack – waren das über Nacht plötzlich Regionen, für die eine deutsche Reisewarnung ausgesprochen wurde. Und genauso – zack – verloren wir damit unseren Versicherungsschutz der Krankenversicherung. Danke, Heiko!

Was tut man da? Man versichert sich anders. Wir sind nun in Bulgarien privat krankenversichert. Uns kostet diese Versicherung 81,50€ im Jahr. Für diesen kleinen Betrag können wir sicher sein, in Bulgarien nicht morgens plötzlich ohne Krankenversicherung aufzuwachen, weil es plötzlich wieder eine deutsche, regionale Reisewarnung gibt, die nichts mit „Party am Strand“ zu tun hat, wie deutsche Medien gerne als „Clickbaits“ behaupten. Wer wissen möchte, wie es hier am Sonnenstrand/Goldstrand wirklich war, glaubt uns oder schaut ARTE statt RTL, ZDF oder Spiegel. Hier der Beitrag von ARTE „Wolken überm Sonnenstrand“

Rein zufällig entdeckten wir, dass die Beifahrertür von “Hans” wegen einer gerissenen Folie hinter der Türverkleidung nicht dicht war und wahrscheinlich seit Jahren bei Regen Wasser im Fußraum stand. Dadurch entstand ein Rostloch und das musste weg. Denn unser „Neufahrzeug“ Hans, der Passat, brauchte auch noch TÜV. Der spontan auf einem Dorf organisierte Schweißer war super nett und führte uns seinen Fuhrpark vor: eine Simson, die er als Erstbesitzer über 70.000km ohne Reparaturen gefahren war und eine MZ von 1998 im Neuzustand mit 10.000km und noch Originalbereifung! Angeblich ein DDR Sondermodell, das heute hoch gehandelt wird. Wir hatten die Ehre, das Schätzchen im Dorf fahren zu dürfen. Danke an Heike, die für uns den Schweißer bezahlt hat!

Allgemein nimmt der Deutsche ja immer an, in keinem Land außer Deutschland sei der TÜV so streng und daher seien alle anderen Fahrzeuge längst nicht so verkehrssicher wie solche mit deutscher TÜV Plakette. Nun, ich habe da andere Erfahrungen. Mein damals 11 Jahre alter Passat (Baujahr 2001), den ich 2012 nach Bulgarien einführte, fiel noch vor der bulgarischen Zulassung durch den TÜV (Querlenker ausgeschlagen) und auch Hans hatte kein Glück: sein Gastank war zu rostig! Erst dachten wir, der TÜV stellt sich an, aber er blieb hartnäckig. Kein TÜV ohne neuen Gastank! Es war natürlich Samstagmittag und wir hatten keine Ahnung, wo in der Kleinstadt, in der wir spontan zum TÜV gefahren waren, uns jemand einen neuen Gastank einbauen konnte.

Die lieben TÜV Prüfer halfen nach etwas längeren Diskussionen dann doch und wir bekamen die neue TÜV Plakette unter der Auflage, uns beim herbeitelefonierten Mechaniker noch am selben Tag den neuen Tank installieren zu lassen. Gesagt, getan. Als wir am Nachmittag dann Hans wieder abholen konnten, war klar: so hätten wir uns selbst auch keine TÜV Plakette verpasst! Der 20 Jahre alte Gastank war mehr als rostig! Warum in Deutschland viele neue Gastanks nicht mehr wie früher üblich (und in Bulgarien immer noch Pflicht) nach 10 Jahren zumindest geprüft oder getauscht werden müssen, ist uns nun ein Rätsel.

Weil im Kaukasus die Grenzen immer noch geschlossen sind und wir schon 2 Monate in Bulgarien sind, haben wir uns anwaltlich beraten lassen. Nicht nur zum Thema der Krankenversicherung, sondern auch zum Thema „Aufenthaltserlaubnis“. Wir dürfen uns nur maximal 90 Tage am Stück in Bulgarien aufhalten, ohne Wohnsitz anzumelden. Da man mit bulgarischem Wohnsitz, wie in Deutschland auch, kranken- und sozialversicherungspflichtig wird und wir für bessere Versicherungsleistungen die private Krankenversicherung zusätzlich zahlen müssten, kommt Wohnsitz in Bulgarien erstmal nicht in Frage. Darüber hinaus wären wir dann in Bulgarien auch steuerpflichtig, was bei Selbstständigkeit jedoch die Plicht eines Buchhalters nach sich zieht. Theoretisch zwar alles möglich, praktisch ist es zur Zeit aber einfacher, vor Ablauf der 90 Tage das Land zu verlassen und neu einzureisen. Deswegen fuhren wir gen Norden, Richtung Rumänien. Rumänien auch deshalb, weil die Griechen und Serben zur Einreise einen Virentest verlangen (siehe erhöhte Infektionszahlen in der bulgarischen Grenzregion durch verpflichtende PCR Tests) und der pro Person 60€ kostet. Nach Rumänien dürfen wir als Deutsche zwar einreisen, uns aber nur in einem dünnen Streifen entlang der Donau fortbewegen, um nicht in ein Gebiet zu geraten, in dem eine deutsche Reisewarnung gilt und somit unser deutscher Krankenversicherungsschutz erlischt. Kompliziert!

Auf dem Weg zum Grenzort Ruse liegt das UNESCO Weltkulturerbe Felsenkloster von Ivanovo: rund 40m über dem Fluss in einem wunderschönen (und ziemlich versteckten) Canyon liegt eine Felsenkirche in der Steilwand, die dort seit dem 12. Jahrhundert existiert. Die Fresken aus dem 14. Jahrhundert sind wunderschön farbenfroh erhalten. Eines davon zeigt das letzte Abendmahl rund 100 Jahre bevor Leonardo da Vinci sein berühmtes Gemälde anfertigte!

Wir haben beide schon viele Felsenklöster gesehen und für uns beide ist dieses Felsenkloster das weltweit Zweitschönste. Nach Lalibela in Äthiopien. Falls Ihr also mal nach Äthiopien oder Bulgarien kommt… 😊

Doch zuvor trafen wir endlich – nach rund 1,5 Jahren Kontakt via Facebook und Instagram – Georg und Susanne, die seit Januar 2018 mit ihrem MAN durch die Welt gondeln. Vielleicht kennt Ihr die beiden ja aus dem TV. Der Weltspiegel berichtete Ende Juli über sie und andere Gestrandete, die nicht in die Türkei einreisen durften: Bericht im Weltspiegel der ARD

In einem Nachbarcanyon des Felsenklosters liegt Cherven mit seiner mittelalterlichen Stadt aus dem zweiten Bulgarischen Reich. Heute sind nur noch Ruinen auf einem Felsplateau oberhalb einer Flussschleife erhalten, aber zwischen dem 12. Und 14. Jahrhundert war Cherven eines der größten Handelszentren Bulgariens. Wir haben am Flüsschen Cherni Lom lecker zu Abend gegessen (Teller Fisch für 1,50€) und sind dann zum Sonnenuntergang zur Festung hochgekraxelt. Was für ein toller Sonnenuntergang in wunderschöner Landschaft!

Bis wir zurück am Auto waren, war es natürlich zappenduster und da ist es immer schwer, einen Schlafplatz zu finden. Der erste Versuch endete am belebten Anglerplatz, der zweite Versuch wurde von zwei Wachhunden unterbunden und der dritte Versuch war erfolgreich: eine Schneise im Sonnenblumenfeld, hinter einem Maisfeld. Eigentlich waren wir unsichtbar: ein schwarzes Auto hinter Sonnenblumen in schwarzer Nacht. So unsichtbar, dass uns morgens um 3:30 ein Opel Corsa Fahrer nicht sah. Aus welchem Grund auch immer rangierte er genau dort ins Sonnenblumenfeld hinein, wo wir standen! Erst als er ausstieg, sah er unser Auto und verschwand ganz schnell wieder. Merkwürdige Dinge passieren manchmal nachts! 😊

Wir fuhren dann bei Ruse über die Brücke nach Rumänien, um weitere 90 Tage Aufenthalt in Bulgarien zu erhalten. Der Anwalt hatte uns geraten, mindestens eine Nacht außerhalb Bulgariens zu verbringen. Eigentlich hatten wir gedacht, uns ein paar Tage Bukarest anzuschauen, aber nachdem dann Bukarest auch mit einer deutschen Reisewarnung bedacht wurde, blieb uns nur noch, entlang der Donau zu fahren. Wir hatten natürlich keine rumänischen Lei, fanden aber ein kleines Restaurant, in dem wir mit Karte zahlen konnten. Wir saßen richtig gemütlich dort und es fühlte sich nach Urlaub an. Und schon war es wieder dunkel und wir mussten wieder im Dunkeln einen Schlafplatz suchen. Nur mal so als kleine Beispiele dafür, dass die weitläufige romantische Vorstellung von „im Auto/Bus leben“ nicht immer romantisch ist: wir verbrachten die Nacht zwischen zwei Feldern.

Für den Rückweg hatten wir uns die Fähre bei Svishtov herausgesucht, was aber nicht die beste Idee war: für die 20 Minuten Fährfahrt haben wir insgesamt über drei Stunden gebraucht, bis alle Fahrzeuge (2 PKW und 5 iranische LKW) den Papierkram auf beiden Seiten der Donau erledigt hatten. Für unseren nächsten „visarun“ merken wir uns einfach: Brücke ist billiger und schneller. Immerhin waren die Grenzer nett und haben gelacht, weil zwei Deutsche mit bulgarischem Kennzeichen aus Rumänien kamen.

Wir verbrachten die Nacht zum ersten Mal seit sehr langem wieder auf einem wunderschönen Stellplatz: es war Nachmittag, wir hatten Zeit zu suchen und keine Termine mit Anwalt, Werkstatt, TÜV, Versicherung und Fähre im Nacken. Wir schliefen in der Nähe des Trampelpfades einer Schaf- und Ziegenherde so in der Natur, dass ich als ich an einem Baum saß und bewegungslos die Natur genoss, fast von einem Feldhasen umgerannt wurde. Wir haben uns beide ziemlich erschrocken 😊

Am nächsten Morgen erkundeten wir die Prohodna Höhle, auch „god‘s eye“ genannt. Wenn Ihr Euch das Foto anschaut, wisst Ihr, warum sie so heißt. Wunderschön!

Der Tag war ausnahmsweise mal nicht sonnig (aber nur grau, nicht nass), sodass wir, als wir in Koprivshtitsa auf 1000m ankamen, nicht die Fotos machen konnten, die ich von meinem letzten Besuch dort noch im Kopf hatte: strahlend bunte Häuser unter strahlend blauem Himmel. Schön war‘s trotzdem, durch die Gassen mit all den farbenfrohen Häusern zu schlendern und in den einen oder anderen Hof hinein zu fotografieren.

In Bulgarien gibt es viele Dörfer, die wie Museumsdörfer wirken, aber keine sind, weil ganz normal darin gewohnt wird. Sie stehen zwar unter Denkmalschutz, aber leben weiter: es gibt ein paar Gästehäuser für die, die über Nacht bleiben möchten und ein paar Restaurants, aber das war’s auch schon an touristischer Infrastruktur. Sehr entspannt und wunderschön!

Wir fanden einen weiteren, absolut tollen Stellplatz für die Nacht: ein ziemlich holpriger und ausgewaschener Weg ging bergauf in die Berge. Ob Hans so geländetauglich ist? Uns kam ein Volvo Kombi entgegen. Wenn der das kann… der Hans, der kann’s! Wir verbrachten die Nacht bei allerschönster, durch die grauen Wolken fast dramatisch wirkender Aussicht in die Berge auf 1100m und morgens zum Frühstück gab’s frische Brombeeren, die überall um unser „Schlafzimmer“ in unserem „Garten“ wuchsen!

Das ist es, was wir am freien Nomadenleben so lieben: draußen in der Natur an den wunderschönsten Plätzen leben zu dürfen, jeden Abend aus dem Bett Sterne gucken können, uns vom Wind sanft in den Schlaf schaukeln lassen, den Sonnenaufgang unter der Decke eingekuschelt bestaunen, unser Essen (Beeren, Kräuter, Obst,…) direkt vor der „Haustür“ zu pflücken und uns die frische Luft direkt ins Bett pusten lassen. Himmlisch!

Hans kann übrigens auch Wasserdurchfahrten. 😊 Wir navigieren mit maps.me durch die Welt und könnten theoretisch „Erdwege“ ausschließen. Machen wir aber nicht, denn manchmal sind „Erdwege“ die schönsten kleinen Sträßchen, die wir nicht missen wollen! Und manchmal fehlen da halt Brücken, aber eine Unterbodenwäsche hat noch nie geschadet. Insbesondere jetzt, wo das Loch zu ist und wir frisch TÜV haben.

So sehr wir das „Draußen“ lieben, manchmal muss man auch in die Stadt. Es gibt Reisende, die schließen Städte grundsätzlich aus. Aber wir sind der Meinung: wer Hauptstädte kategorisch umfährt, wer Städte nur von der Landkarte kennt und schon den Mund verzieht, wenn man erzählt, man war in der Stadt, der verpasst was. Im Fall von Plovdiv verpasst man da sogar richtig viel. Wir waren beide schon in Plovdiv, brauchten aber dringend eine Waschmaschine. Der erste Waschsalon verlangte 10€ für unsere Wäsche, der zweite Waschsalon hatte eine russisch anmutende Waschfrau, die neben einer leeren Miele Waschmaschine stand und behauptete, schneller als 3 Tage könne sie das nicht schaffen. Wir bemühten kurz booking.com und buchten für 13€ ein Doppelzimmer mitten im Zentrum. Mit sogar zwei Waschmaschinen. 😊

Während die Waschmaschine lief (und viel länger, Danke an unseren Gastgeber, der die Wäsche für uns auf dem Balkon aufgehängt hat), saßen wir bei Alex Kovatchev zum Kaffee, dem Organisator der Breslau Rallye, Balkan Offroad Rallye und jetzt auch Fenix Rallye.

Wir beide sind langjährige Starter der Breslau (und Balkan Offroad Rallye) und waren für Alex vor 4 Jahren einen ganzen Winter lang auf „Roadshow“, um die Rallyes Motorsportbegeisterten vorzustellen. Alex hatte gerade an dem Tag seinen Motorradführerschein gemacht und es gab so viel zu erzählen!

Abends schlenderten wir durch die Stadt. Plovdiv war 2019 europäische Kulturhauptstadt – und das zu Recht: Plovdiv hat eine uralte Geschichte und war zu Zeiten der Thraker Hauptstadt. Die Römer nannten Plovdiv „Philippolis“ und bauten eine typisch römische Infrastruktur mit Straßen, Tempeln, Theater, Stadion etc., die zum Teil bis heute erhalten ist.

Anfang des 19. Jahrhunderts bewies sich Plovdiv mit Istanbul, Thessaloniki und Edirne als großes Handels-, Bildungs- und Kulturzentrum des Osmanischen Reiches. Dort gab es die erste Schule, die erste Druckerei und den ersten Verlag Bulgariens. Den damaligen Reichtum sieht man der Altstadt bis heute an: die Häuser sind wunderschön gestaltet, reich bemalt und innen zum Teil eingerichtet wie Museen. Wer in der Innenstadt eine Unterkunft bucht, darf mit dem eigenen Fahrzeug über das grobe Kopfsteinpflaster holpern. Wir haben uns vor 5 Jahren eine Unterkunft gegönnt, in der jedes Zimmer mit antiken Möbeln eingerichtet ist. Bis hin zu den goldenen Wasserhähnen und Marmorbad war alles originalgetreu. Falls Ihr mal nach Plovdiv kommt (ja, es ist eine Stadt, aber traut Euch!): es lohnt!

Wir hatten diesmal unser 13€ Zimmer in „Kapana“ (Bulgarisch für „Falle“), dem Kneipenviertel, das sich direkt an die Altstadt anschließt. Es fand gerade ein kleines Festival statt, bei dem es in der gesamten Fußgängerzone Stände mit Handwerkskunst gab. Super schön! Es gab leckeres Essen und wir flanierten durch die Gassen und freuten uns, wie manchmal die Dinge so laufen, denn eigentlich wollten wir nur Wäsche waschen und waren nun auf einem Handwerkskunst-Festival! Eigentlich wären wir gerne noch eine zweite Nacht geblieben, aber unser Zimmer war nicht mehr frei, sodass wir einfach erst am späten Nachmittag losfuhren.

Nein, keine Fusseln auf dem Bildschirm. Sterne!

Am Abend kuschelten wir uns auf einer Bergwiese über 1000m in frisch gewaschene Bettwäsche, guckten Sterne und waren einfach nur glücklich, mit Hans so frei sein zu können. Wir fahren meist abends in die Berge, um in der kühlen Bergluft gut schlafen zu können, statt in der Ebene in der Hitze im Bett zu verglühen. Herrlich, am Morgen mit Vogelgezwitscher aufzuwachen und das feuchte Gras der Bergwiese unter den Füßen zu spüren!

Bulgarische Bekannte hatten uns empfohlen, durch eine enge Schlucht zu einer Höhle zu fahren. Leider war Samstag und die Idee hatten nicht nur wir: in der Schlucht herrschte ein kleines Verkehrschaos, weil Hinz und Kunz mit Campern und SUV herumeierten, Angler am Straßenrand standen und Wanderer auf der Straße herumliefen. Wir erkundeten noch offroad ein kleines, verschlafenes Nebental und beschlossen dann, gen Westen zu fahren, um die Familie zu besuchen, mit der wir gemeinsam 4 Tage lang von Usbekistan über Lettland nach Bulgarien gereist waren.

Der Weg unserer Suche nach einem Übernachtungsplatz führte auf einer ziemlich rauen, ausgewaschenen Bergpiste bergauf. An einer Wegkreuzung wussten wir plötzlich, wo wir waren: mitten auf der Rallye-Strecke der Balkan Offroad Rallye 2017! Und das mit Hans. Hans kann also auch Rallye 😊 Unser Platz auf 1250m war traumhaft: inmitten einer Bergblumenwiese mit Blick über die Berge. Wir genossen den schönsten Sonnenuntergang seit Langem. Aber das denken wir fast jeden Abend 😊

Am nächsten Morgen rumpelte ein UAZ Hunter (russischer Geländewagen) an der Wiese vorbei und entdeckte uns im für einen VW Passat unüblichen Gelände. Sorgenvoll kam der Mann zu uns hingelaufen: ist alles okay bei Euch? Na klar! Einen schöneren Platz für ein Sonntagsfrühstück gibt es nicht! (Dachten wir wahrscheinlich auch schon 20 Sonntage lang…)

Unsere „Reisefamilie“ freute sich sehr, uns wiederzusehen und natürlich mussten wir dort auch übernachten und bekamen ein eigenes Zimmer zugeteilt. Es gab leckeres Essen aus dem eigenen Garten (die Familie ernährt sich seit über 40 Jahren vegetarisch) mit hausgemachtem Kefir und Käse von Nachbars Ziege und abends trafen wir uns mit Angelinas Freunden. Eigentlich waren wir alle verabredet, um im Wald auf Wanderwegen Müll zu sammeln. Bis wir los kamen, hatten die Freunde aber schon angerufen: kein Müll da, wir treffen uns abends!

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück (hausgemachter Kefir mit Haferflocken und Aroniabeeren aus dem Garten) fing Angelina an, online in Bishkek (wo sie eigentlich wohnt) zu arbeiten und wir fuhren weiter, aus den Rhodopen hinaus ins Rila Gebirge. Der Gebirgszug im Westen Bulgariens erreicht Höhen bis zu 2700m und ist voll bewaldet mit riesigen dunklen Nadelbäumen. So richtig Märchenwald! Wir fuhren zum Rila Kloster.

Als wir ankamen, fing es an, aus Eimern zu schütten. So richtig. Okay, wir hatten in 7 Wochen Bulgarien nur kurze Schauer erlebt, kein Grund zum Meckern. Aber da rund um das Rilakloster ein Naturreservat ist, hätten wir ein Stück zurückfahren und zwischen den Feldern einen Schlafplatz suchen müssen: mitten im Matsch also. Bei jedem Aussteigen hätten wir uns den Matsch ins Auto geholt. Nö, darauf hatten wir keine Lust. Jan lief spontan durch eine Tür, auf der „Registrierung für Gäste“ stand und schwupps hatten wir einen Schlüssel für ein Zimmer im Kloster!

Für 7,50€/Person darf man in einem historischen Zimmer schlafen. Unser Zimmer lag im obersten (also dritten) Stockwerk des Gemäuers und wir hatten vom Bett aus einen traumhaften Blick auf das im Dunkeln toll beleuchtete Kloster und am Morgen die schroffen Berge dahinter! Unser Bett war eine Matte auf einer Plattform direkt auf Fensterhöhe, besser konnte man nicht im Kloster schlafen! Wir schliefen wirklich „göttlich“ und wurden erst um sechs Uhr von den Glocken geweckt, die zum Morgengebet rufen.

Wir drehten uns um und lauschten den Schwalben, die mit aufsteigender Sonne im Hof des Klosters herumschwirrten. Es regnete immer noch und es war ein wenig herbstlich, sodass wir keine Eile hatten, unser Mönchszimmerchen zu verlassen: wir konnten ja vom Bett aus alles sehen!

Wir schafften es doch irgendwann, aufzustehen und beschlossen, den Regentag zum Bürotag in Sofia zu machen. Euer Glück, denn deswegen gibt es diesen Blogbeitrag. Wir kurvten noch ein wenig im Regen durch das wunderschön wilde Naturreservat, in dem wirklich an jedem Parkplatz und jedem Waldweg ein „Campen verboten“ Schild stand. Wir wissen, dass es zur Zeit in Deutschland immense Probleme mit Wildcampern gibt, die überall stehen und mit ihren Hinterlassenschaften die Natur zumüllen. Warum kann man nicht respektieren, dass Camping im Naturreservat verboten ist? In Deutschland wie auch in Bulgarien? 3x dürft ihr raten, aus welchem Land der einzige Camper (ein VW Bus) kam, den wir trotzdem dort campend trafen… Sowas macht Wut und wir waren echt froh, das inkognito mit bulgarischem Kennzeichen gesehen zu haben…

Bei LIDL gibt’s auch in Bulgarien ofenwarme Bretzeln 🙂

Mittlerweile scheint natürlich wieder bei 30 Grad die Sonne, aber wir haben noch mehr zu tun als Fotos sortieren und Blog schreiben. Es dreht sich immer noch um deutsche Reisewarnungen, deutsche Krankenversicherung und deutsche Ämter. Doch davon wollen wir besser nicht erzählen…

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