So ganz eigentlich waren wir die vergangenen fünf Wochen nur in Ägypten, weil wir von Kairo aus nach Socotra, einer Insel des Jemens fliegen wollten. Derzeit ist es kompliziert, den Jemen zu bereisen und wer dann auch nach Socotra möchte, muss es wirklich wollen.

Socotra ist eine Insel vor dem Horn von Afrika, die zum Jemen gehört, derzeit aber von den VAE verwaltet wird. Die Insel liegt so isoliert im Ozean, dass sich dort einzigartige Flora, Fauna und Traditionen entwickeln konnten. 37% aller Pflanzen der Insel sind endemisch, kommen also nur dort vor. Deswegen nennt man Socotra auch „Galapagos des Indischen Ozeans“. Bis zum Bau des Flughafens 2008 war die Insel nur per Schiff zu erreichen und das auch nur wenige Monate im Jahr, da die Stürme des Monsuns es auch moderner Schifffahrt unmöglich machen, die Insel während des Monsuns anzulaufen. Bis heute ist es nicht ganz so einfach, nach Socotra zu kommen.

Grundsätzlich hat man heutzutage drei Möglichkeiten, auf die Insel zu kommen: mit einem sehr unregelmäßig verkehrenden Frachtschiff, mit einem wöchentlichen Hilfsgüter-Charterflug ab Abu Dhabi oder mit einem wöchentlichen Linienflug ab Aden (Jemen). Auf Socotra selbst gibt es nur in der Inselhauptstadt zwei ziemlich teure Hotels, sodass ein „Hängenbleiben“ schnell richtig teuer wird. Das Frachtschiff scheidet aufgrund dessen von vornherein aus, denn das könnte mit Pech einen mehrmonatigen Aufenthalt auf der Insel bedeuten. Der von Hilfsorganisationen gecharterter Flug ab Abu Dhabi fällt oft aus (und dann sitzt man entweder in Abu Dhabi oder auf Socotra fest) und ist nur persönlich vor Ort in Abu Dhabi gegen Bargeld buchbar. Auch der wöchentliche (aber sehr zuverlässige) Linienflug mit Yemenia Airways ab Aden muss aufgrund von Sanktionen bar bezahlt werden, ist aber derzeit die verlässlichste und damit trotz höherem Preis langfristig günstigste Anreisemöglichkeit. Wir entschieden uns für diesen Weg.

Da im Jemen jedoch Bürgerkrieg herrscht, kann man als Ausländer nicht einfach nach Aden fliegen und dort auf gut Glück selbst ein Flugticket nach Socotra kaufen. Um in Aden den Flughafen verlassen zu dürfen, braucht man erstens ein Visum und zweitens ein spezielles Permit, was man derzeit natürlich nicht bekommt, wenn man nur zum Kauf eines Flugtickets dort ist. Je mehr wir uns informierten, desto komplizierter wurde es. Auf Socotra selbst braucht man dann ein extrem geländegängiges Fahrzeug, um zu den Sehenswürdigkeiten zu kommen, aber es gibt keine Autovermietung. Man kann zwar ein Auto inklusive Fahrer und Guide mieten, aber da es davon nur wenige gibt, kann es auch sein, dass man Pech hat und am Ende weder Auto noch Fahrer hat. Auf Instagram kontaktierten wir Reisende, die auf Socotra waren und so langsam kristallisierte sich heraus: Socotra ist eine der Destinationen, die man mit einer organisierten Tour bereisen muss.

Wir sind auf Facebook in einer Community von Menschen, die zu ungewöhnlichen Zielen reisen und informierten uns dort weiter. Die Community empfahl fast einstimmig einen britischen Spezialreise-Veranstalter, der zu äußerst interessanten Zielen wie Timbuktu, Südsudan, Afghanistan, Nordkorea etc. Gruppenreisen anbietet. Wir entschieden uns, dort zu buchen. Treffpunkt zum Start der Gruppenreise war der 8. Oktober am Flughafen Kairo. Und das war der eigentliche Grund, weswegen wir durch Ägypten gereist sind: um pünktlich am Flughafen zu stehen, sind wir fünf Wochen früher angereist.

Am Flughafen trafen wir dann auf unsere kleine, internationale Reisegruppe: Eine Mexikanerin (44) aus London, ein Mexikaner (38) aus Polen, ein Belgier (29) aus Zürich, ein Ägypter (75) aus den USA, eine Britin (74) aus London, ein Franzose (62) aus Frankreich und eine Amerikanerin aus Portugal, unsere Reiseleiterin. Diese Reiseleiterin, Gina, hat schon alle UN-Mitgliedstaaten bereist und dies war ihre erste Reiseleitung, die sie mit sechs Tagen Vorlaufzeit als Krankheitsvertretung für unseren ursprünglich geplanten rumänischen Reiseleiter antrat. Völlig nervös und zappelig stand sie als Neuling am Treffpunkt und sammelte die vielen tausend Dollar ein, um den Flug für die Gruppe in bar zahlen zu können. Ich habe 6 Jahre hauptberuflich als Reiseleiter gearbeitet und hätte gerne übernommen, konnte aber nur mit Tipps beiseitestehen.

Wie gesagt: wer nach Socotra möchte, muss es wirklich wollen. Bis auf die Britin waren wir alle schon ein paar Tage im Voraus nach Kairo angereist. Von dort ging es um Mitternacht nach Aden, wo wir nach 3:15 Stunden mitten in der Nacht ankamen und erstmal die Einreiseformalitäten erledigen mussten. Die Agentur hatte für uns alle nur „Entry Visa“ erreicht, die bei Ankunft als Touristenvisa in den Pass gestempelt werden mussten. Und das brauchte seine Zeit, in der wir hundemüde in diversen Wartesälen hingen.

Nach über drei Stunden Immigration und zig Sicherheitskontrollen gingen wir an Bord des nächsten Fliegers nach Riyan. Mittlerweile war die Sonne wieder aufgegangen, wir hatten immer noch nur leicht gedöst und rund eine Stunde Aufenthalt, bevor es dann weiter ging nach – endlich – Socotra. Der Landeanflug war spektakulär. Wäre ich Pilot, er käme in meine persönliche Top 10 Hitliste. Ich bin leider kein Pilot, würde den Flughafen aber gerne selbst im Simulator anfliegen. Spektakulär! Anflug über türkisblaues, kristallklares Wasser mit Blick auf eine dramatische Gebirgswand, über der sich Wolken türmten. Das fing schon gut an mit Socotra!

Am Flughafen gab’s erneute Sicherheitschecks und Immigration, dann standen sich die Passagiere eines prall gefüllten Fliegers an einem nur 5m kurzen Gepäckband in einem 40qm Raum die Beine in den Bauch, bis sich irgendwann das Gepäckband drehte und Massen an Luftfracht herunterpurzelte. Wir sind mit Handgepäck unterwegs und saßen mitten im Chaos auf dem Boden, bis auch alle in unserer Gruppe ihr Gepäck hatten. Die meisten hatten nur kleines Gepäck, nur der Franzose reiste mit einem unglaublich riesigen Koffermonster, von dem wir bis heute nicht wissen, was darin alles verstaut war. Ein Tropenhelm zum Beispiel. Uns war nicht klar, dass man sowas wirklich kaufen kann und dass das nicht nur im Kostümverleih oder als Requisite in Theater oder Film existiert. Die wirklich nützlichen Dinge, die auf der Ausrüstungsliste des Veranstalters standen (wie z.B. Wanderschuhe oder Taschenlampe) befanden sich zumindest nicht im Koffermonster. Und wie der Sonderling mitsamt dem Koffermonster im Einmannzelt schlafen konnte, ist uns bis heute auch nicht ganz klar. Aber jede Gruppe braucht bekanntlich einen Sonderling.

Wir checkten kurz im Hotel ein (immerhin war die Bettwäsche sauber, das Bad dagegen war unter aller Sau), dann ging’s mit drei Toyota Landcruisern an einen Strand zum Mittagessen. Es gab frischen Fisch und leckeren Gewürzreis mit Nelken und Zimt, wir liefen zu einem Schiffswrack und beschnupperten uns gegenseitig. Bis auf den Franzosen alles sehr angenehme Mitreisende, allesamt weit gereist und weltoffen, jedoch waren wir und Reiseleiterin Gina die einzigen, die normalerweise ohne Gruppe zu solchen Zielen reisen.

Der anschließende Strandspaziergang mit Dünenbesteigung war fakultativ, Jan und ich entschieden uns zum Mittagsschlaf im Landcruiser, denn wir waren ziemlich erschlagen von der langen Anreise mit letztendlich fünf Flügen.

Zum Abendessen ging’s in ein einfaches lokales Restaurant (auf Socotra ist alles extrem einfach, da es fast keine Touristen gibt und sich das Land dank Bürgerkrieg in einer extrem schwierigen Lage befindet), wo wir frisch gebackenes Brot mit Tomatendip, Bohnen und Linsen schlemmten. Einfach, aber extrem lecker! Ich glaube, wir haben uns alle ein wenig überfressen und kugelten uns satt und hundemüde ins Bett.

Frühstück gab’s im Hotel keins, also fuhren wir wieder zum Restaurant und bekamen dasselbe serviert, was wir ein paar Stunden zuvor als Abendessen gegessen hatten. Immer noch lecker, egal zu welcher Tageszeit. Dann lernten wir ziemlich schnell, warum wir im Vorfeld immer gesagt bekommen hatten, dass man selbst wenn es eine Autovermietung auf der Insel gäbe, besser nicht selbst fahren sollte. Es wurde anspruchsvoll und unsere Fahrer verstanden tatsächlich, wie (und insbesondere wann!) man Untersetzung und Sperre einsetzt. Wir hatten als Passagiere richtig Spaß, wobei das nicht allen so ging. Die Britin verbrachte die Fahrt aufs Homhil Plateau mit vor Angst geschlossenen Augen. Wir wären gerne selbst gefahren, aber wer offroad keine Erfahrung hat, sollte das niemals selbst versuchen.

Auf dem Homhil Plateau wachsen Weihrauchbäume, Wüstenrosen, Flaschenbäume und die endemischen Drachenblutbäume, für die Socotra bekannt ist. Ihre Zweige breiten sich zu einem pilzförmigen Dach aus und wenn man die Rinde anritzt, tritt eine dunkelrote Flüssigkeit, das „Drachenblut“ aus. Das Drachenblut kristallisiert ähnlich wie Weihrauch zu kleinen Kristallen aus (tiefdunkelrot), welche früher zum Färben genutzt wurden, heute aber nur noch als Pulver fein gemahlen von den Frauen als Rouge oder Lippenrot genutzt werden. Angeblich, denn weil der Jemen sehr islamisch ist, sind alle Frauen komplett schwarz verschleiert und man sieht nur ihre wunderschönen (meist stark geschminkten) Augen.

Die „Wüstenrose“ blüht eigentlich im Frühjahr, unser Fahrer hatte aber ein gutes Auge und erspähte für uns eine einzige Pflanze, die jetzt schon (oder noch?) rosa blühte. Wunderschön in der sonst recht kargen Landschaft!

Reiseleiterin Gina hatte uns das Ziel der ersten Wanderung als „natürlicher Infinity-Pool“ und mit einem Foto ihrer ersten Socotra-Reise schmackhaft gemacht: ein natürlicher Pool am Ende eines Tals an einer Bergkante mit Blick von der Klippe hinter bis hin zur Arabischen See. Bloß als wir am Ende des Tals ankamen, stellten wir fest, dass in der Zwischenzeit der Regen einen Haufen Kies auf der Kante aufgetürmt hatte und der Pool nur zur Hälfte mit nicht sehr einladendem Wasser gefüllt war. Dann fing es auch noch an, zu regnen und wir traten recht zügig den rutschigen Rückweg an, auf dem sich die Mexikanerin eine unfreiwillige Rutschpartie gönnte und die Britin eine Blase lief. Das fing ja gut an!

Das Mittagessen (frisch gegrillter Thunfisch) gab’s in einem Palmenhain und wir fuhren weiter zur Ostspitze der Insel, wo der Indische Ozean auf die Arabische See trifft. Wütend grollten die Wellen des Indischen Ozeans gegen den Strand, sanft schaukelte das Wasser auf der Seite der Arabischen See. Ein ganz klarer Unterschied zwischen beiden Meeren!

Der Strand war übersäht mit toten Kugelfischen und ihren Stacheln, die während des letzten Monsuns hier angeschwemmt wurden. Majestätisch stolzierten riesige Raubvögel zwischen all dem „Trockenfisch“ herum und wir machten Fotos an einem Walskelett. Ein wenig skurril aber gleichzeitig schön wild, der Ort!

Wir schlugen an einem Strand unser Nachtlager auf, an dem ein Bach von den Bergen in die Arabische See fließt. Die Küchencrew verwöhnte uns mit frischem Popcorn und wir genossen Camping mit Lagerfeuer am grellweißen Strand, doch das war nicht alles: die Crew zauberte aus dem riesigen Topf, in dem es auf dem Lagerfeuer köchelte, riesige Lobster heraus! Wow! Lobster am Strand vom Lagerfeuer essen – absolut genial! Und weil Lobster hier nicht wirklich besonders ist, gibt’s auch kein „Werkzeug“, um das Fleisch auch aus den Beinen zu knacken. Man isst den Schwanz (und der ist so groß, dass er völlig reicht!), dann wirft man den Rest weg. Dekadent für uns „Westler“, absolut normal für Menschen, die damit aufwachsen, dass ein Lobster wie Fisch täglich vor der Haustür vorbei „schwimmt“.

Leider waren die Zelte zu klein. Selbst ich als kleiner Mensch konnte mich darin nicht voll ausstrecken und Jan als großer Mensch musste diagonal liegen und teilte damit das Zelt in zwei kleine Dreiecke. In einem der beiden Dreiecke versuchte ich dann mehr oder weniger erfolgreich zu schlafen. Die Alleinreisenden hatten Decathlon-Zelte mit ähnlichen Innenmaßen, aber wer nicht gerade ein Koffermonster als Zeltpartner hatte, konnte darin alleine ganz gut schlafen.

Ich war lange hin- und her gerissen, ob ich den Programmpunkt des nächsten Tages machen sollte oder nicht: eine Wanderung zur Hoq-Höhle: rund zwei Stunden eine Geröllhalde in praller Sonne und bei über 30°C steil bergauf. Ich habe schon so unglaublich viele Höhlen gesehen (als Dipl. Geo. auch einige Höhlen abseits touristischer Pfade) und ob diese Höhle so spektakulär sein konnte, um den Aufstieg zu rechtfertigen? Als der Ägypter erklärte, er wolle stattdessen mit den Fischern aufs Meer fahren und fischen, entschied ich mich gegen die Höhle, Jan dafür.

Letztendlich schafften es nur drei Gäste zur Höhle. Jan sagt, sie war ganz nett und riesig und das Besondere war, dort ganz alleine zu sein und mit der Stirnlampe darin alles zu erkunden, aber ob es besser war als meine Fischfang-Tour? Wir sind uns nicht sicher, denn was nur als Ausflug mit den Fischern geplant war, wurde richtig spektakulär.

Der Mexikaner hatte sich auch für die Fischer und gegen die Höhle entschieden und so stachen wir mit unserem Koch und zwei Fischern in See. Beziehungsweise: wollten aufs Meer weit heraus, aber dann waren wir plötzlich mitten in Delfinen, die überall um uns herumsausten. Die „Spinner-Delfine“ rund um Socotra sind wesentlich kleiner als die, die wir zuletzt in Westafrika gesehen haben. Sie sind gefühlt schneller, aber trotz ihres Namens (den sie wegen ihrer Drehsprünge haben) ein wenig langweilig, weil sie weder herumsprangen noch irgendwelche Tricks wie Pirouetten oder andere spektakuläre Sprünge zeigten. Sie schwammen einfach um uns herum. Auch schön.

Dann fuhren wir „richtig“ raus aufs Meer und fingen an, eine Angelschnur mit rohem Fisch und Bleigewicht auf den Meeresgrund abzulassen. Es war zwar erst 8 Uhr morgens, aber weil kein Wind ging, grillten wir in der Sonne auf dem Wasser und schwitzten aus allen Poren. Wohl ein Grund, warum Profi-Fischer zum Sonnenaufgang draußen sind.

Thank you, Adel, for that picture!

Wir hatten alle Glück und jeder (sogar unser Koch als blutiger Angel-Anfänger) fing einen Fisch. Mit mehr oder weniger Verlust an Angelhaken und Köder. 😊 Ich fing sofort einen Speisefisch, der Mexikaner auch, unser Koch einen wunderschönen bunten Fisch und der Profi-Fischer legte noch den einen oder anderen hübschen Fisch dazu.

Mittlerweile war es fast unerträglich heiß auf dem Wasser und wir drehten um. Ich saß entgegen der Fahrtrichtung und plötzlich sprang hinter uns ein Wal in die Luft, um dann mit einem riesigen Platscher auf dem Wasser zu landen. Ein Wal! Sofort drehten sich alle um und der Wal war so nett, das Spektakel zu wiederholen: er sprang wie ein Delfin richtig hoch in die Luft und ließ sich dann, etwas unelegant, auf dem Rücken aufs Wasser fallen. Das Wasser spritzte hoch wie ein Geysir, so stark war der Aufprall des riesigen Tieres. Dann verschwand er. Magisch, absolut magisch! Ja, ich habe schon mehrmals Wale im Meer beobachtet, aber so eine Show hat noch keiner gezeigt. Und das so völlig unerwartet! Mittlerweile weiß ich: es war ein Pottwahl, das größte Säugetier der Welt. Die Männchen werden durchschnittlich 20m lang und 50 Tonnen schwer. Deswegen der Riesenplatscher! Einfach beeindruckend riesig! Einen Pottwahl hatte ich noch nie gesehen.

Als wir nach drei Stunden Fischen gar gegrillt zurück am Strand waren, schleppte der Koch den Fang zu seinen Utensilien und begann mit der Zubereitung. Wir „Fischer“ erzählten dem zurückgebliebenen Teil der Gruppe von unserem Ausflug und warteten auf die drei „Höhlenwanderer“, die auch bald völlig erhitzt eintrudelten. Gut, dass wir Fisch gefangen haben, sonst wären alle verhungert! Zumindest haben wir das so erzählt. Am Nachmittag kamen „Höhlenwanderer“ und „Fischer“ gleichermaßen nass geschwitzt und gar gegrillt zurück ins Hotel. Die Klimaanlage brummte, während wir nach kalter Dusche (Warmwasser gibt’s eh nicht) ein Nickerchen hielten. Socotra gefiel uns schon nach zwei Tagen sehr. Nur Natur – und davon so viel und so einzigartig!

Früh am nächsten Morgen (nach dem Frühstück, das wieder mit dem Abendessen identisch war, minus Fisch) fuhren wir einen engen, spektakulären Canyon hoch in die Berge. Das Wetter zog sich leider zu, doch das machte die Stimmung irgendwie dramatisch-schön. Am Ende der anspruchsvollen Piste liefen wir das letzte Stück bis zum Fluss hinunter, um dort zu baden, doch als wir am Wasser ankamen, fiel auch Wasser vom Himmel.

Jan, der Ägypter und ich entschieden, nicht zu baden und suchten mehr oder weniger erfolgreich unter vereinzelten Bäumchen und Büschen Schutz vor dem Regen. Am Ende war keiner wirklich trocken: weder die Wasserratten noch wir, aber die Landschaft war atemberaubend und den Ausflug trotz nicht wirklich idealem Wetter wert.

Zurück an der Küste herrschte knalle Sonne und Hitze und wir hielten an einem der vielen russischen alten T34 Panzer, die überall auf der Insel herumstehen. 1967 fiel die Insel Socotra dem Südjemen zu, der kommunistisch in enger Anbindung an den damaligen Ostblock regiert wurde. Moskau unterstützte den Südjemen auch militärisch und man könnte sagen, „entsorgte“ dort den „Panzerschrott“ aus dem zweiten Weltkrieg. Heute sind die Panzer wirklich Schrott, es befindet sich nicht mal mehr der Fahrersitz darin.

Jan und ich stiegen durch die Luke in den Panzer ein und alle kletterten auf dem alten Kriegsgerät herum. Fast alle. Den Franzosen mussten wir ganz schön überreden, sich zumindest für ein Gruppenfoto zu uns zu gesellen. Ein komischer Kauz, Psychiater von Beruf und alle Klischees erfüllend. Nicht einfach, aber Gott sei Dank der einzige schräge Vogel der Gruppe, die bis dahin zu einem lustigen Haufen zusammengewachsen war.

Unser Fahrer sprach eigentlich keine Fremdsprachen (außer etwas Arabisch), sondern nur die Inselsprache Socotri, aber wir hatten Spaß miteinander. Er signalisierte uns, dass wir die Augen schließen sollten und erst dann wieder öffnen, wenn wir anhielten. Wir gehorchten, er schaukelte einen Berg hoch und als das Auto stoppte und wir die Augen öffneten, lag vor uns eine traumhafte Lagune aus grellweißem Sand mit türkisblauem Wasser. Wow, einfach nur wow! Socotra hat eine Natur, die wirklich an jeder Ecke der Insel anders atemberaubend ist.

Das Beste: wir campten in dieser Lagune! Während wir entlang der Steilküste zu einer Höhle kraxelten, zog sich der Himmel wieder zu und die nicht-Wanderer berichteten, dass es einen Sturzregeln im Camp gegeben habe, von dem wir Wanderer nichts mitbekamen. Wir besuchten den „Cave-Man“. Ein 60-jähriger Mann, der in dieser Höhle, in der er bis heute die meiste Zeit des Jahres lebt, geboren wurde und mit seiner Frau 15 Kinder bekam. Nur neun Kinder überlebten und wohnen als mittlerweile Erwachsene wie die Mutter in Steinhäusern im nächstgelegenen Dorf.

Für den „Caveman“ ist das Leben im Dorf nichts. Er hat sein Leben am Meer in der Höhle verbracht und besucht seine Familie regelmäßig, wie auch sie ihn besuchen. Er ernährt sich von allem, was das Meer so hergibt: Lobster, Fisch, Muscheln, Krebse… Wer Lust hatte, kraxelte mit ihm zum Wasser herunter und er klopfte mit einem Stein auf den Felsen wachsende Muscheln auf, löste das darin lebende Muscheltier heraus, wusch es im Meerwasser ab und gab es uns Gästen als „Socotra-Austern“ zu Essen.

Bis wir zurück im Camp waren, hatte die Crew schon das Abendessen vorbereitet. Und wieder gab es eine Überraschung, die wieder frisch auf dem Lagerfeuer zubereitet wurde: Krebse! Schwierig, an das Fleisch in den Scheren und dem Körper zu kommen, wenn man nur eine Gabel hat, aber auch hier lernten wir: Krebse essen ist auf Socotra nix Besonderes, wenn man nicht alles Fleisch aus Scheren oder Beinen herauslösen kann, stellt man den Teller einfach auf den Boden für die Katze und nimmt sich den nächsten Krebs. Wir sahen, dass Kinder am Strand Krebse sammelten und erkannten: Alltagsessen, kein Luxus. Für uns trotzdem besonders!

Ich hatte kurz den Gedanken, statt im zu kurzen Zelt einfach mit der Campingmatte am Strand zu schlafen, doch weil überall riesige Krebse herumliefen und ich wegen dieser Viecher schonmal auf den Kapverden eine unruhige Nacht am Strand hatte, in der sich ein Krebs in meinen Haaren verfangen hatte, verwarf ich die Idee schnell wieder. Auf Socotra gibt es einfach mehr Natur, als man sich vorstellen kann!

Und diese Natur war für uns täglich neu zauberhaft und besonders: Pottwahl, Delfine, Lobster, Krebse, kristallklares Wasser mit bunten Fischen wie im Aquarium, Raubvögel aus nächster Nähe, … jeden Tag erlebten wir eine Natur, wie sie zu Recht als UNESCO Biosphärenreservat unter absolutem Schutz steht. Socotra liegt so abgelegen, dass die Natur dort noch Natur sein darf.

Und wie uns die Natur weiter täglich verzaubert hat, erzählen wir Euch nächste Woche.

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