Wir hatten ja gleich an unserem zweiten Tag auf den Färöer unsere neuen Lieblingstiere, die Puffins, beobachtet und hatten das Glück, sie nochmal zu sehen!

Jeden Morgen saßen Eva, Jan und ich erstmal gemütlich beim wirklich guten Frühstück des Viersternehotels, auf das wir den kostenlosen Upgrade bekommen hatten. Den restlichen „Komfort“ des Hotels konnten wir nicht ganz nachvollziehen, aber das fühlte sich jeden Morgen so richtig schön nach „Urlaub“ an.

Danach düsten wir jeden Tag auf eine andere Insel los. Die Färöer bestehen aus 18 Inseln, von denen 17 bewohnt sind – manche aber nur von einzelnen Personen oder Familien. Überhaupt gibt es nur rund 50.000 Menschen auf den Inseln und diese „Färinger“ sprechen ihre eigene Sprache, das Färöisch. Das Färöisch basiert auf einer alten Wikingersprache und hat nichts mit anderen skandinavischen Sprachen zu tun – wie auch das Isländisch, mit dem das Färöisch ein paar Spezialbuchstaben teilt. Konnte man auf Island mit skandinavischen Sprachkenntnissen (Jan spricht Schwedisch) noch einiges erraten, so geht das auf den Färöer nicht – auch nicht, wenn man wie Eva Dänisch spricht.

Die Fähre nach Island legt auf den Färöer an (die Fährgesellschaft ist übrigens von den Färöer, nicht von Island!) und man kann drei Tage (oder solange man will, aber es will ja keiner) auf den Färöer Zwischenstopp machen. An diesen drei Tagen (es sind aufgrund der Ankunfts- und Abfahrzeiten eigentlich nur zwei volle Tage) gibt es dann doch ein paar Touristen, die sich mit ihren Expeditionsmobilen über die Färöer quälen – die Straßen sind dort nämlich sehr schmal und winzig (wie alles dort), sodass unser Mietwagen Kia Picanto definitiv einen großen Vorteil hatte.

Es gibt auf den Färöer ein paar wenige Orte (wie der im letzten Post beschriebene Surferort Tjornuvik), die man fast als „touristisch“ bezeichnen könnte und so war das Örtchen Gjogv vergleichsweise voll. „Voll“ bedeutet auf den Färöer lediglich, dass man im einzigen Café dort keinen Platz mehr bekommt und die besten Parkplätze belegt sind. Wir wollten aber gar keinen Platz im Café, wir wollten den kleinen Naturhafen sehen – und die Puffins, die dort in den steilen Felsen nisten.

Wir waren, was die Puffins / Papageientaucher betrifft, zur besten Zeit auf Island und den Färöer, denn Mitte/Ende August, wenn die Jungtiere groß genug sind, verlassen die niedlichen Vögel das Festland, um den Rest des Jahres auf dem offenen Atlantik zu verbringen. Wir können uns zwar etwas Schöneres für den Winter vorstellen, aber wir sind ja auch keine Puffins

Auch Elduvik ist einer der Orte, den die Island-Urlauber auf ihrem Zwischenstopp auf den Färöer gerne besuchen – zu Recht, denn der Mix aus roten und braunen Holzhäusern, allesamt mit weißen Fensterrahmen und Grasdach ist wirklich hübsch. Aber eigentlich ist jeder Ort auf den Färöer hübsch, außer der zweitgrößten Stadt Klaksvik, die uns alle drei nicht begeistern konnte.

Wofür wir uns aber alle drei begeistert haben sind die Strickwaren aus dicker Wolle und so zogen wir von „Woll-Lädchen zu Woll-Lädchen“ und konnten uns nur schwer bremsen, wunderschöne, handgestrickte Wollpullover zu kaufen. Aber erstens haben wir schon schöne, dicke und extra warme Schurwollpullover aus Norwegen und extrem kuschelige, warme, weiche Kaschmirpullis aus der Mongolei und zweitens findet unser Leben im Sommer statt. Wir haben derzeit nicht mal die Möglichkeit die Pullover zu tragen, die wir auf vorherigen Reisen gekauft haben. Warum dann noch mehr Pullis anhäufen, obwohl wir sie nicht brauchen? Manchmal fällt es wirklich schwer, den Fokus nicht auf Materielles zu setzen! Am Ende unseres Aufenthaltes haben wir Mädels beide in einem Fabrikverkauf zugeschlagen (mein Pulli als Ersatz für einen sehr verschlissenen, der tatsächlich direkt nach unserer Rückkehr in den Altkleidercontainer gewandert ist!) und Eva hat zusätzlich noch einen tollen Fund im Second-Hand Laden gemacht.

Ein bisschen schwierig hatten wir es mit dem Abendessen. Mangels Touristen gibt es nur sehr wenige Restaurants und diese richten sich an die Einheimischen für besondere Anlässe – inklusive besonderer Preise, die nicht in unserem Budget lagen. Ansonsten gibt es hauptsächlich Imbisse und Fastfood-Läden. Wir hatten uns schnell auf eine Art „Garageneinfahrt“ eingeschossen, die japanische Ramen Suppe servierte und eine Bude, in der es Fish&Chips gab. Auf Tiefkühl-Burger und Pölser hatten wir nicht wirklich Lust.

Es gibt auf den Färöer keine UNESCO Weltkulturerbestätten, aber wahrscheinlich bald: Kirkjubour! Das heute nur rund 80 Einwohner zählende Örtchen war früher das geistliche und kulturelle Zentrum der Färöer. Deswegen stehen dort auch die Mauern der Magnuskathedrale. Je nach dem, wo man sich über die Kathedrale, beziehungsweise die Mauern, informiert, so schwanken die Informationen zwischen „der Bau wurde nie fertiggestellt“ bis hin zu „wurde nach einer Pest-Epidemie aufgegeben“.

Der Ort wurde vor 250 Jahren durch einen Erdrutsch zerstört und dann wieder aufgebaut, sodass die wunderschönen Häuser dort alle aus einer Zeit stammen und, wie eigentlich alle Orte der Färöer, fast wie ein Museumsdorf wirken.

Unsere Pauschalreise mit Mietwagen und Hotel dauerte nur fünf Tage und so mussten wir nach 5 Nächten aus unserer Luxusbude, dem Viersternehotel, wieder ausziehen und den Mietwagen abgeben. Aber nicht, ohne nochmal das Frühstück genossen zu haben! Unser Gepäck schafften wir dann in ein Hostel im Zentrum der „Hauptstadt“ Torshavn, den Mietwagen nutzten wir noch bis zum Abend.

Um die 17 bewohnten Inseln miteinander zu verbinden, gibt es Brücken, Fähren und 21 (!) Tunnel, davon vier Unterseetunnel, der längste ist derzeit 11km lang, es wird aber gerade ein über 22km langer Tunnel unter dem Atlantik gebaut. Wer also mit Tunneln nicht klar kommt, fährt besser nicht auf die Färöer.

Was wenig bekannt ist: nicht Norwegen hat die Sache mit dem Kreisverkehr im Tunnel erfunden, sondern die Färöer! Wir befuhren mit unserem kleinen Kia Picanto also den ersten Unterwasser-Kreisverkehr der Welt! Und das mehrmals, denn er ist schön beleuchtet. Die norwegische Variante ist bloß eine „billige“ Kopie. Das verrät nur kein Norweger…

An unserem letzten Tag mit Mietwagen durchfuhren wir einen besonders schönen Tunnel von der Insel Streymoy nach Sandoy. Auf die schwarzen Wände werden mit Laser bunte Kunstwerke projiziert, die Sagen und Geschichten der beiden durch den Tunnel verbundenen Inseln zeigen.

Wir haben den Tunnel zwei Mal durchfahren und uns beim zweiten Mal die Zeit genommen, richtig hinzuschauen und auch zu fotografieren. Wer auf die Färöer reist, sollte darauf achten, dass der Mietwagen auch einen „Tunnel-Pass“ beinhaltet, sonst wir das nämlich richtig teuer… Die Hin- und Rückfahrt durch diesen Tunnel kostet beispielsweise rund 35€, war aber bei unserer Pauschalreise inkludiert. Was uns der Spaß gekostet hat? 620€ pro Person inklusive Hotel, Frühstück, Mietwagen mit drei Fahrern und Tunnelpass – und Upgrade auf Viersternehotel.

Sandoy war die letzte Insel, die wir mit dem Mietwagen erkundeten. Echte Sehenswürdigkeiten gibt es natürlich nicht, denn auf den Färöer ist die Natur, die Landschaft, das Spektakuläre. Es sei denn, man macht einfach eine Sehenswürdigkeit selbst. Und das haben die Leute dort gemacht und einen Felsen „bestrickt“.

Jeder, der mitmachen wollte, hat ein Stück dazu beigetragen: mal in typischem Strickmuster, mal aus Wollresten oder kunstvoll mit Motiven. Dann wurde der Felsen in diese riesige „Strickdecke“ schön warm eingepackt und schon hat man eine Sehenswürdigkeit!

Am Ende der Inselerkundung landeten wir in einem gemütlichen Café, in dem man deutlich merkte, dass die Färöer eine Bindung zu Dänemark haben, denn dort ist „hygge“, eine mittlerweile zum Exportschlager gewordene Lebensweise, im Alltag verwurzelt.

Wir brachten den Mietwagen zurück zum Flughafen und fuhren mit dem Bus zurück zur Hauptstadt, wo wir unser Zimmer im „Null Sterne Hostel“ bezogen. Schön zentral gelegen, um am nächsten Tag die Stadt zu erkunden. Leider war das der erste Tag, an dem es wirklich richtig regnete. Der Regen lief uns die Regenjacken herunter auf die Hosen (ja, wir hätten natürlich auch Regenhosen anziehen können!), aber richtig gute Zimtschnecken (die drittbesten der Welt!) und ein Kaffee heben die Laune, während die Klamotten trocknen.

Torshavn ist zwar die Hauptstadt und größte Stadt aber mit nur rund 14.000 Einwohnern wirkt sie wie ein etwas zu groß geratenes Dorf. Die Altstadt aus wunderschönen roten und braunen Holzhäusern geht nahtlos in eine Reihe bunter, dänischer Handelshäuser über und wir vertrieben uns den Regentag mit Shopping, indem wir in jedes „Woll-Lädchen“ und in jeden Second-Hand Shop gingen. Ausbeute des Tages: ein Puffin-Schlüsselanhänger und eine Puffin-Gummiente.

Als wir abends genug von der „Stadt“ hatten, nahmen wir den Bus auf die Insel Vagar, wo wir, diesmal zu dritt, wieder in den zum Hostel umgebauten Reisebus einzogen. Diesmal ohne Schnarchnasen für eine erholsame Nacht. Morgens fuhr uns ein auf den Färöer „hängen gebliebener“ Zahnarzt aus Ghana (!) zum Flughafen und wir traten die lange Heimreise an.

Mit im Gepäck: ein Herz voll warmer Erinnerungen an ein „Land“, von dem wir nun aus tiefem Herzen sagen können, dass es für uns mit riesigem Abstand das schönste nordische Land ist – und wir kennen sie nun wirklich alle. Eine Woche war zu kurz, um all das zu tun, was man auf den Färöer tun kann. Zumindest für uns und unser Reisetempo. Es gibt noch so viele Fjorde, Täler und Dörfchen, die wir nicht erkundet haben und ganz viele Wanderungen in der spektakulären Natur.

Die Färöer haben alles, was Massentourismus-Länder auch haben: Wasserfälle, rote Holzhäuschen, Fjorde, Schafe und Pferde. Nur wesentlich niedlicher und unfassbar unverdorben. Aber im Gegensatz zu Skandinavien, wo jeden Sommer neu „Bullerbü“ gespielt wird, um den Touristen das vorzugaukeln (und zu verkaufen), was sie gerne vorfinden möchten und im Gegensatz zu Island, wo jeder Cent skrupellos aus den Besuchern herausgepresst wird und man keine Isländer trifft, sind die Färöer absolut authentisch.

Da ist kein „Fake“, weil da niemand ist, dem man „Bullerbü“ vorspielen muss. Da ist keine Abzocke, weil es niemanden zum Abzocken gibt. Da ist kein Massentourismus, weil es dort kein „Bullerbü Syndrom“ gibt und keine Marketingagentur mit Photoshop-Bildern Durchschnitt als Sensation verkauft. Nachdem wir einen Winter in Skandinavien verbracht und drei Wochen auf Island waren, möchten wir nirgends anders mehr hin im Norden – außer Grönland im Winter.

Es hat uns sehr überrascht, so etwas noch in Nordeuropa zu finden: eine Destination, die noch unberührt und unverdorben ist, verschont von all den negativen Folgen des Tourismus und eine Bevölkerung, die sich ihre Freundlichkeit und Offenheit gegenüber Touristen bewahrt hat – weil sie nicht durch Massentourismus belästigt wird. Ein bisschen wie Moldawien, ein bisschen wie Bulgarien, Serbien oder Mazedonien: hat keiner aufm Schirm und ist deswegen für uns paradiesisch ehrlich und echt.

Wer Spektakuläres erwartet, ist auf den Färöer falsch. Wer Island mag, wird über die Färöer lächeln. Wer aber grundsätzlich wilde, raue Natur, nordische Länder und Landschaften mag und wie wir völlig genervt ist von den Touristenkarawanen in Schweden, Norwegen und sogar im Winter Finnlands, wer entsetzt ist von Islands heutigem Massentourismus, der wird auf den Färöer sein Seelenheil finden. Für uns fühlte es sich an wie „endlich Platz zum Atmen“. Ruhe. Entspannung. Unspoiled. Unexplored. Unbelievable.

Die nationale Fluggesellschaft Atlantic Airways bietet Direktflüge nur nach Reykjavik, London und Kopenhagen an, wir mussten aber nach Frankfurt, um pünktlich zum 80. Geburtstag von Papa am nächsten Tag dort zu sein. Man kann natürlich von Kopenhagen direkt nach Frankfurt fliegen, aber das ist teuer und wir haben Zeit.

Die Wartezeit auf den nächsten Flug vertrieben wir uns inmitten der internationalen Motorrad-Reise-Community und trafen Michael, einen dänischen Motorradreisenden (der gerade das Motorrad in Kenia geparkt hat, um die Regenzeit in Kopenhagen zum Geldverdienen zu nutzen) und ein neuseeländisches Reisepärchen, die wir allesamt in den letzten Jahren in Bulgarien kennengelernt hatten und nun in Dänemark wiedersahen.

Später ging unser Flieger nach Amsterdam, wo wir uns von Eva trennten. Sie flog nach Düsseldorf, wir nach Frankfurt, wo natürlich wie erwartet nichts klappte. Erst mussten wir 45 Minuten auf unser Gepäck warten, dann war „wegen Krankheitsfall im Stellwerk“ der Bahnverkehr unterbrochen und wir schafften es wie befürchtet nicht an dem Tag noch ins ehemalige Kinderzimmer. Deutschland hat einfach ein Problem mit dem ÖPNV. Als dann irgendwann wieder ein Zug fuhr, war der brechend voll mit grölenden Fahrgästen, die ihr Bahnsteig-Besäufnis in die Waggons verlegten und dort rauchend und saufend weiter feierten. Welcome back to Germany!

Auf YouTube schließt sich mit diesem Video unser Kapitel „Reisen mit Sunshine“. Bei der Arbeit an jedem der Videos, in dem wir mit dem 47 Jahre alten VW-Bus von Dakar nach Amsterdam reisen, hat uns da Herz geblutet. Ein Leben ohne VW-Bus ist möglich, aber ist es auch schön? Wir haben die Antwort für uns dank Sunshine gefunden. Der Abschied war nicht leicht, aber wir haben von Sunshine viel gelernt: von Sunshine lernen. Ein letztes Mal Sunshine in Ton und bewegten Bildern:

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