Zusammengerechnet sind wir nun wahrscheinlich das 16. Mal in Marokko. Und doch ist es eine Premiere: unser fahrbarer Untersatz hat diesmal vier Räder!
Im Süden Marokkos, den Deutsche „Westsahara“ nennen, hat man wenig bis keine Alternativen: man fährt die bestens ausgebaute Straße entlang der Küste stumpf geradeaus. Und das rund 1000km lang. Die Landschaft dort ist wie in den meisten Küstenwüsten dieser Erde: langweilig. Die einzige Abwechslung für uns: Orte besuchen, in denen wir vor 1,5 Jahren schon waren und gucken, ob sich was verändert hat. Und das hat es!
Im Herbst 2022 verbrachten wir fast eine Woche in Dakhla, also machten wir dort wieder Halt, denn wir wollten in „unserer“ Essenbude Sardinen-Tajine schlemmen und in „unserem“ Café frühstücken. Tja, beides gibt’s nicht mehr, Dakhla hat sich hin zu Pizza, Fast-Food und sonstigen Touristen-Imbissbuden verändert. Surfer mögen wohl nur marokkanische Wellen, aber kein marokkanisches Essen. Aber die waren auch nicht da, Dakhla wirkte auf uns ausgestorben.
Für uns war Dakhla der erste Stopp in der Zivilisation. Wir waren mittlerweile schon über eine Woche mit dem holländischen LT28 „Sunshine“ unterwegs auf dem Weg von Dakar nach Amsterdam und hatten bergeweise Dreckwäsche – auch wir selbst fühlten uns staubig wie die Wüstenfüchse. Unsere 5kg Dreckwäsche wurden in einer Wäscherei in einen duftenden Stapel sauber gefalteter Wäsche verzaubert, wir verschwanden währenddessen im öffentlichen Badehaus, beziehungsweise Hamam.
Für Männer gab’s nur Duschkabinen, für Frauen nur Hamam. Und genau ein Hamam der Art, wie ich es liebe: ohne Schnick, ohne Schnack, nur Einheimische des Wohnviertels von denen nur eine Frau Französisch sprach. Zweckmäßige Einrichtung: vier Wasserhähne in zwei bis zur Decke weiß gekachelten Räumen, ebenso weiß gekachelte Bänke in der Umkleide, fertig. Für 10 Cent gab’s in Papier eingewickelte, teigartige Seife und schon ging’s los: ich musste mich in eine Ecke setzen und bekam zunächst von der „Abreibefrau“ einen Eimer warmes Wasser übergekippt. Dann musste ich mich mit der Teig-Seife überall einschmieren und sie begann ihr Werk: während ich auf den Kacheln lag, schrubbte sie mich mit dem Hamam-Handschuh so fest ab, dass die grauen Hautfetzen in Röllchen abflogen und meine Hüftknochen über die Kacheln schrabbten. Ich lernte: die anderen, wie ich „ungepolsterten“ Frauen, hatten Gummimatten dabei, um die Knochen zu schonen. In westlichen Wellness-Buden ist Hamam immer eine sehr sanfte und zarte Angelegenheit, da wo die Tradition herkommt, wird richtig geschrubbt. Sauberer geht nicht und Wellness und SPA gibt’s hier nicht. Am Ende noch Haare schampunieren, dann weitere zwei Eimer Warmwasser über den Kopf und ich war die sauberste Person im Fahrzeug mit samtweicher Haut.
In der Westsahara war es noch nie einfach mit dem Wildcampen oder Freistehen und seit einiger Zeit setzt Marokko, wohl finanziell unterstützt durch die EU, Drohnen ein, um gegen Flüchtlinge anzugehen, bevor diese zu weit nach Norden (und damit in die Nähe der Kanaren) gelaufen sind. Camper, die von solchen Drohnen und Wärmebildkameras erfasst werden, bekommen mitten in der Nacht Besuch vom Militär mit der Order, ihnen hinterher zu fahren, um an einem „sicheren“ Ort zu schlafen – meist die nächstgelegene Militär- oder Polizeistation. Deswegen haben wir noch nie in der Westsahara wild gecampt und haben jetzt auch aufs Freistehen verzichtet. Wir fuhren auf einen Campingplatz in Boujdour, meiner Lieblingsstadt der Westsahara: völlig untouristisch, ländlich-quirlig und herrlich authentisch.
Die nächste Etappe führte uns nach Tarfaya, wo Saint-Exupéry einst stationiert war und wo er die Idee zum Schreiben des „Kleinen Prinz“ bekam. Das dortige Museum zum kleinen Prinzen haben wir 2022 schon besucht, jetzt fuhren wir nur zum Übernachten in den Ort. Nicht ohne vorher noch bei der Assalama vorbeigeschaut zu haben, um zu gucken, wie sehr das Wrack in der Zeit gelitten hat.
Die Fähre „Assalama” der spanischen Reederei Armas ist 2008 vor der Küste auf Grund gelaufen und hat damit die gerade erst eröffnete Fährverbindung nach Fuerteventura beendet. Der Kapitän ist trotz starkem Wind ausgelaufen und gleich in die Hafenmauer eingeschlagen. Ohne den Schaden zu begutachten ist er trotz des hohen Seegangs aufs offene Meer und erst dort wurde der große Wassereinbruch festgestellt. Bei dem Versuch, die Fähre zurück in den Hafen von Tarfaya zu manövrieren, ist das Schiff 5km vor der Stadt auf Grund gelaufen und liegt dort bis heute. Weder die spanische Fährgesellschaft noch die Versicherung noch Spanien oder die EU, die massiv in den Ausbau des Hafens investiert haben, kümmern sich um die sich anbahnende Umweltkatastrophe. Marokko macht die Wiederaufnahme der Fährverbindung verständlicherweise von der Bergung des Schiffes abhängig, die aber nicht stattfinden wird. Und so rostet die Assalama seit 2008 vor sich hin, bis irgendwann die große Umweltkatastrophe da ist und keiner mehr den Fisch essen kann, der seit dem Schiffsunglück die einzige Einnahmequelle der Region ist. Die damals in Erwartung der Passagiere gebauten Hotels, Restaurants, Shops und Promenade verfallen und damit auch die Fördergelder, die auch aus unseren Steuermitteln dort investiert wurden. Keiner greift den Marokkanern unter die Arme, die im Sommer 2022 wieder aufgenommenen Gespräche von Spanien und Marokko sind gescheitert.
Der von Militär und Polizei in und um Tarfaya geduldete Übernachtungsplatz für Fahrzeuge ist in Ermangelung eines Campingplatzes, die Strandpromenade. Wir trudelten kurz nach fünf dort ein und parkten Sunshine ganz alleine mit Blick aufs Meer. Kurz vor Sonnenuntergang trauten wir unseren Augen nicht: ein Van parkte direkt neben uns ein, obwohl die sicherlich 1km lange Promenade komplett frei war! Die beiden neuen Nachbarn setzten sich dann erstmal an ihr Wohnzimmerfenster und glotzen rüber. Wir zogen die Vorhänge zu und wussten urplötzlich wieder, warum wir das Kapitel „Vanlife“ in Europa aus voller Überzeugung geschlossen hatten: diese Kuschelcamper hatten uns in Skandinavien den allerletzten Nerv geraubt. Und nun trafen wir in der Westsahara auf genau dieselbe Situation! Kurz vor Bettzeit wurde es noch kurioser: ein zweites Wohnmobil parkte ein – ganz dicht neben unserem unbekannten Nachbarn, obwohl die Strandpromenade weiterhin völlig leer war. Wir verstehen es einfach nicht. Warum muss man so eng parken, dass man – bestenfalls – die Musik des Nachbarn mithört?
Wir zogen frühmorgens weiter, nachdem wir weiterhin hinter geschlossenen Vorhängen gelebt hatten, um nicht von den Nachbarn das Frühstück von den Tellern geglotzt zu bekommen, wie damals in Norwegen. Bisher waren wir dieselben Etappen gefahren wie 2022 mit den Motorrädern, an dem Tag packten wir zwei Etappen in einen Tag, um endlich von der Küste wegzukommen. Morgens das Auto voll Salz und Feuchtigkeit zu haben und in klamme Klamotten steigen zu müssen ist nicht angenehm.
Wir fuhren bei heftigem Seitenwind aus dem Gebiet der Westsahara hinaus, hielten unterwegs bei „unserer“ Tajine-Bude, die es bald nicht mehr geben wird und wunderten uns über die Geschwindigkeit, in der Marokko Straßen baut. Was im Herbst 2022 noch eine romantische Straße war, ist heute eine zweispurige Autobahn. Marokko klotzt Infrastruktur, dass uns der Mund offen stehen bleibt. Und das nicht nur in der Westsahara, sondern auch im Rest vom Land, wie wir später feststellten! Und vor lauter guter Infrastruktur ist Sunshine mit mir am Steuer tatsächlich geblitzt worden: 71km/h statt der erlaubten 60km/h zwischen zwei Tankstellen außerorts. 15€ unnötig ausgegeben.
Unser Ziel: eine Kamelmilch-Käserei, die einzige weltweit! Kamelmilch enthält ganz wenig Casein, der Eiweißbaustein der Milch, der die Milch zum Käse macht. Auch das Lab aus dem Kamelmagen schafft es nicht, aus Kamelmilch Kamelmilchkäse zu gerinnen, sodass es bisher nicht möglich war, Käse aus Kamelmilch zu machen. Nur bröseliger Quark, den ich zum Beispiel aus der Mongolei kenne. Einem dänischen Labor ist es gelungen, ein Enzym zu entwickeln, mit dem man auch aus Kamelmilch Käse machen kann. Theoretisch. Die Käserei hier in Marokko brauchte trotzdem 3,5 Jahre, um einen cremigen, nicht zu bröseligen oder trockenen Käse herzustellen. Wir bekamen die Käserei von innen zu sehen und durften alle Käsesorten probieren. Sehr, sehr lecker!
Zur Käserei gehört auch ein kleines Guesthouse und der „Käsemeister“ bot uns an, mit Sunshine im Hof der Käserei vor dem Lieferanteneingang zu übernachten – sonntags werden nur 20l Milch geliefert. Im Gegenzug dazu ließen wir uns „rund ums Kamel“ bekochen. Vorspeise: Gemüse mit reifem, würzigem Kamelmilchkäse überbacken. Hauptspeise: Kamelpfotenfleisch-Tajine (super saftiges Fleisch!) und zum Dessert Kamelmilchjoghurt, verfeinert mit Kamelmilchsahne zu Obst.
Das alles serviert in einem wunderschönen Ambiente eines Lehmhauses zu Kerzenschein. 15€ für so viel Schlemmerei! Für uns nach unseren vielen Monaten Reise durch das nicht wirklich komfortable (und auch selten leckere) Westafrika ein Luxus, den wir aus tiefstem Herzen genossen! Ich glaube, die lieben Leute der Käserei wissen nicht, wie sehr wir das in uns aufsogen!
Zum Frühstück gab es leckere Crêpes und frisches Brot mit weiteren Kamelmilch-Spezialitäten: Kamelmilch Leben (eine Art arabische Buttermilch), Kamelmilch-Joghurt und zwei verschiedene Sorten Kamelmilchkäse. Schlaraffenland für 5€! Es ging uns so gut, wir fühlten uns so wohl! Überhaupt: der Roadtrip mit „Sunshine“ tut uns sehr gut. Wir sind unterwegs, doch auf unseren eigenen ausgetretenen Pfaden oder in „Luxusländern“ wie Marokko und wir denken darüber nach, uns wieder einen VW-Bus zu kaufen. Aber nicht für dort, wo „Kuschelcamper“ reisen. Und das schränkt die Nutzung dann doch schon wieder so sehr ein, dass wir doch nicht so sicher sind, ob ein eigener VW-Bus richtig für uns ist. Der holländische LT28 jedoch ist jetzt perfekt, soweit so ein riesiger Bus für uns perfekt sein kann. Wir haben beispielsweise etwa 10 Tage gebraucht, um zu lernen, dass der Bus Stehhöhe hat und wir uns nicht mit eingezogenen Köpfen im Bus bewegen müssen.
Wir verließen die Oase der Käserei und fuhren nach Agadir. Endlich Landschaftswechsel! Endlich keine Wüste mehr ,sondern Berge mit Olivenbäumen! In Agadir haben wir nur kurz in riesigem Supermarkt und Baumarkt eingekauft, dann sind wir weiter, wieder weg von der Küste. Weg vom unsäglichen Wind und der Feuchtigkeit am Meer, rein ins trockene und weniger windige Hinterland. Damit verließen wir die kürzeste Strecke zwischen Dakar und Amsterdam, aber taten uns und Sunshine damit einen Gefallen.
Jan war vor 24 Jahren das erste Mal in Marokko, ich vor geschätzt 40 Jahren. Wir wollten ein paar Orte, die wir „von früher“ kannten, nochmal besuchen und gemütlich über kleine Straßen gen Norden gondeln. Da in Europa jetzt, Mitte April, totaler Winter herrscht, treibt uns auch keine Sehnsucht vom afrikanischen Kontinent herunter. Wir fuhren nach Taroudant. Statt zu Sonnenuntergang auf Stellplatzsuche zu gehen, steuerten wir einen Campingplatz an: 6,50€, heiße Dusche inklusive und so sauber, wie wir es selten erlebt haben. Mittlerweile können wir sagen: die Campingplätze in Marokko haben sich (wenn man mit Bedacht wählt) immens verbessert: von früher staubigem Platz mit eventuell funktionierendem Wasserhahn und zugesch… Toiletten zu netten Anlagen mit blitzblanken Sanitäreinrichtungen und sogar WiFi!
Morgens rief der Muezzin, doch hier tut er das so melodisch und schön, dass wir beide zwar wach wurden, uns aber wohlig nochmal einkuschelten und uns davon in den Schlaf lullen ließen. Die Muezzins in Nordafrika und dem Orient können singen – die in Westafrika plärren furchtbar herum, sodass wir es oft als Lärmbelästigung empfanden, denn wenn an jeder Ecke eine neue, vom Ausland finanzierte Moschee steht (oder manchmal auch zwei) und dann mindestens fünf Mal am Tag jeder möchtegern-Marabout ins Mikrofon plärrt, braucht man starke Nerven. Hier in Marokko ist es Musik für unsere Ohren und es fühlt sich so schön sanft an.
Wir spazierten durch die Medina von Taroudant, die durch das Erdbeben vor gerade Mal einem halben Jahr stark beschädigt worden sein soll. Doch wir sahen davon nichts. Keine Trümmerhaufen, keine kollabierten Häuser, keine rissigen Fassaden. Auch in der Umgebung des Erdbebengebietes wirkt alles, als sei nie etwas gewesen. Es scheint, als habe hier jeder sofort mit angepackt und aufgeräumt, ohne auf Zahlungen von Staat oder Versicherung zu warten. Selbst ist der Marokkaner! Da sind andere Nationalitäten in Westafrika und Europa deutlich passiver (um nicht „faul“ zu sagen) …
Jan ließ sich beim Friseur die Haare schön machen, wir erledigten im Souk ein paar Einkäufe und bewegten uns durch die Medina, als seien wir Einheimische. Marokko ist für uns schon lange kein aufregend exotisch-neues Land mehr, wir fühlen uns hier wohl und fast heimisch. Wir wissen „wie der Hase läuft“, brauchen keine Sehenswürdigkeiten mehr abklappern, kennen die Produkte und wissen genau, was wo zu welchem Preis zu bekommen ist und erleben Marokko als sehr entspanntes Reiseland.
Wir gondelten mit „Sunshine“ weiter nach Ouarzazate. Da waren wir auch beide schon, also auch ein sehr entspanntes „Heimspiel“. Wir aßen Lammtajine mit Trockenobst und Sesam, wonach wir schon lange gierten und steuerten dann kurz nach Sonnenuntergang den städtischen Campingplatz an. 6,50€ für relativ saubere Einrichtungen und mehr Platz um uns herum, als vor ein paar Tagen beim Freistehen in Tarfaya. Wir waren früher nie auf Campingplätzen, weil uns in Europa Preisstruktur (Stichwort: Duschmarken, Kurtaxe etc.) und Publikum gegen den Strich gehen. In Marokko gibt’s keine Duschmarken und keine Gartenzwerge, dafür WiFi und Wasser ohne Aufpreis.
Die berühmte Kasbah von Ouarzazate sah für uns, die wir schon ewig nicht mehr da waren, neu renoviert aus und wir dachten, wir schauen uns das mal an. Weit kamen wir nicht, denn die oberen Stockwerke, bekannt für die schönen Schnitzereien und pompöse Dekoration waren leider geschlossen, weil nach dem Erdbeben die Sicherheit für die Besucher noch nicht ganz garantiert werden kann. Immerhin wurde das Eintrittsgeld dann auch reduziert. Sehr fair!
So schlenderten wir dann in der Anlage herum und schauten uns die wirklich relativ neu renovierte Kasbah von außen an. Der bröckelnde Charme von früher ist natürlich weg, aber es ist nicht über-restauriert, sodass es sich nicht wie „Disneyland“ anfühlt, wie so in manch anderen Regionen der Welt, wo Restaurierung oft mit „Neubau“ gleichgesetzt wird.
Weiter ging es durch das „Tal der Rosen“. Marokko baut Duftrosen an, um Rosenwasser und Rosenöl herzustellen. Das wird richtig gut vermarktet. Entlang der Straße gibt es unzählige Lädchen, die Rosenprodukte verkaufen, Kooperativen, die ihre Produkte anbieten und den Herstellungsprozess zeigen. Und natürlich viele Touristen, die sich das anschauen – und kaufen. Für uns ein wenig komisch, denn in unserer Wahlheimat Bulgarien wird 70% des weltweiten Rosenöls produziert und für uns sind Rosenprodukte Alltag, ohne dass irgendwer davon weiß. Die meisten Menschen verbinden Rosenanbau mit Ländern wie Marokko oder Iran und nicht mit dem Land, wo es tatsächlich hauptsächlich herkommt: Bulgarien. Da muss das bulgarische Tourismusministerium mal nachhelfen! Jan kaufte mir von einem Jungen am Straßenrand ein Herz aus frischen, duftenden Rosenblüten, das Sunshine seitdem herrlich duften lässt.
Marokko treibt den Ausbau der Infrastruktur unglaublich schnell vorwärts. Straßen, die wir nur als Pisten kennen, sind mittlerweile asphaltiert und einst gemütliche Landstraßen, an denen Tajines auf Holzkohle am Straßenrand brutzelten, sind mehrspurigen Schnellstraßen gewichen. So ist auch die früher unter Offroadern und Endurofahrern berühmt-berüchtigte Todra-Schlucht mittlerweile komplett asphaltiert und Wohnmobil-tauglich. Weil es extrem viele Wohnmobile in Marokko gibt, war unser Plan, die Nacht auf einem Campingplatz am Eingang der Schlucht zu verbringen und morgens vor dem Massenandrang mit Sunshine die Klamm zu erkunden. Auf dem Campingplatz, 6km vom „Eingang“ der Schlucht entfernt, waren wir mit einem deutschen Wohnmobil zusammen die einzigen Gäste. „Man“ geht wohl nicht auf Campingplätze. Entweder haben europäische Campingplätze (die wir als überfüllt und eng erinnern) ganze Abschreckungs-Arbeit geleistet und keiner möchte das mehr, wenn er nicht muss, oder die 6,50€ pro Nacht und Fahrzeug sind zu viel? Wir wissen es nicht. Mit nur zwei Fahrzeugen auf einem Campingplatz ist das für uns keine Frage.
Als wir um Punkt acht Uhr morgens in die Todra Schlucht hineinfuhren, wussten wir plötzlich, warum wir nur zu zweit auf dem Campingplatz waren: das Kuschelcamping findet auf dem Parkplatz der Schlucht statt! Wir zählten acht Wohnmobile, schön eng nebeneinander geparkt, wie auf einem (europäischen) Campingplatz. Platz für Abstand wäre genug, aber nun ja. Wir sind da wohl ziemlich anders…
Die Todra-Schlucht ist auf 600m sehr eng und die jetzige Straße führt entlang des Flussbettes eng an den steilen Felswänden entlang. Wir umkurvten mit Sunshine eine Busladung Asiaten und schlängelten uns dort auf Asphalt entlang, wo früher Motorradfahrer im Flussbett mit ihrer Ehre als tolle Enduristen gegen Schlamm, tiefen Kies und große Steine kämpften und 4×4 Fahrer mit Wasser die Fußgänger nass spritzten, die mit hochgekrempelten Hosenbeinen im Flussbett herumstaksten.
Heute riegelt ein Staudamm die Schlucht ab, sodass Fußgänger keine nassen Füße mehr bekommen, Helden auf zwei Rädern sich wo anders beweisen müssen (die Dades Schucht eignet sich dazu übrigens auch nicht mehr!), 4×4 Fahrer gar nicht mehr aufkreuzen und Wohnmobilisten die Schlucht als Campingplatz nutzen.
Wir wissen, dass das viele unter Euch, die wie wir Marokko noch „von früher“ kennen, schade finden, aber für die Einheimischen ist der Bau der Straße ein Segen. Statt wie früher einen riesigen Umweg zu fahren, gibt es nun eine gut asphaltierte Straße über den 2645m „Tigherrhouzine“ Pass, über den auch abgeschiedene Dörfer des Hohen Atlas nun Zugang zu Infrastruktur und medizinischer Versorgung haben.
Sunshine meisterte den Pass mit Bravour. Der 47 Jahre alte 65PS „starke“ Motor läuft zuverlässig ohne Ölverbrauch und Hitzewallungen und obwohl die nun neue Strecke ein Eldorado für Motoradfahrer ist, hatten wir auch unseren Spaß mit Sunshine. Auf der Strecke fanden wir noch die am Straßenrand auf Holzkohlen brutzelnde Tajines und schlemmten natürlich davon zu Mittag.
Die karge Berglandschaft erwachte gerade aus dem Winterschlaf, in der Ferne sahen wir noch Schnee, die Mandelbäume trieben ihre ersten zarten grünen Blätter aus und wir gondelten von Tal zu Tal über diesen und jenen Gebirgspass, bis wir an unserem Tagesziel ankamen: die Einfahrt einer von einem Ehepaar auf einem winzigen Dorf betriebenen Gästehaus, in dem wir lecker bekocht wurden. Das Essen Marokkos begeistert uns jedes Mal und wir haben uns schon lange darauf gefreut. Ist es dann noch hausgemacht: umso besser!
Ein ziemlich ereignisloser und fast langweiliger Fahrtag brachte uns nach Fes, wo wir gerade 1001 Nacht genießen und Sunshine auf einem Parkplatz außerhalb der Altstadt geparkt haben. Was wir hier alles erleben, erzählen wir Euch nächste Woche! Im aktuellen Video seht Ihr unsere ersten Meter mit Sunshine: über korrupte Senegalesen und sonstige gemeisterte Hürden im Senegal:
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Hallo ihr Zwei,
ein eindrucksvoller Bericht aus dem Norden Afrikas. Schon alleine wegen den Distanzen wäre so eine weite Reise nichts für mich. Wie seit ihr denn eigentlich mit dem Essen und den traditionellen Gerichten zurecht gekommen? Hat euch euer Fahrzeug mal technisch im Stich gelassen?
Aber alleine schon eure Fotos machen Lust, evtl. doch mal darüber nachzudenken, mit dem WoMo zumindest mal in Richtung Spanien aufzubrechen. Mit der Fähre dürfte es ja dann nicht mehr all zu weit nach Marokko sein…
Weiterhin gute Fahrt und tolle Entdeckungen
Uwe
Hallo Uwe,
das Essen in Marokko ist eine der leckersten Küchen weltweit. Im Senegal und in Ghana gab es auch Leckeres, ansonsten ist die Ernährung als Reisender in Westafrika sehr limitiert auf „Nescafé, Ei und Weißbrot“ zum Frühstück und „Reis mit Huhn“ oder „in Palmöl zu Tode gekochte Blätter ohne Eiweißquelle“ zum Abendessen – trotz oft ellenlanger Speisekarten. Nicht verlockend, aber man verhungert nicht. 🙂
In fast 8 Jahren Reise hatten wir einen Motorschaden (Suzuki DR350 Bj 1993), einen Scheinwerfer (Steinschlag) und eine Hupe am VW T4 (Bj 1997) und Kleinigkeiten an der Honda CRF300L. Einen Platten und Anlasser am VW Passat (Bj. 1992), ein gerissener Kupplungszug an der Suzuki DR650 (Bj. 1996) und null Komma nix an der KTM EXC500F.
Schau Mal, ob auf Deiner grünen Versicherungskarte Marokko abgedeckt ist. Wenn nicht, die Versicherung noch schnell wechseln, damit Du spontan nach Lust und Laune nach Marokko fahren kannst – und sei es nur, um lecker zu essen. 🙂 Auch die größten Distanzen sind letztendlich nur kleine Teilstücke: wir fahren selten über 100km am Tag und bleiben oft mehrere Tage, bevor es die nächsten „drei Meter“ weiter geht.
Gute Fahrt!