Zum Abschluss unseres ersten Motorrad-Reisejahres haben wir uns 2 Wochen Auszeit auf der Insel Qeshm gegönnt. Und wir wollten uns um nichts kümmern, keine Sehenswürdigkeiten abklappern, einfach nur Inselferien über die Feiertage und „zwischen den Jahren“ machen. Dazu hatten wir im Guesthouse Halbpension zu einem guten Preis ausgehandelt (8€) und verbrachten viele entspannte Tage, in denen wir „nur“ Bilder sortierten, Videos schnitten, unser Gepäck sortierten, Bücher lasen und doch so ein paar Dinge in Deutschland regelten.

Was wir bei unserer „Pauschalreise“ übersehen hatten: das Guesthouse ist darauf eingerichtet, dass kein Gast länger als 4 Tage bleibt. Und dann wiederholt sich das Essen. Nicht schlimm, es war ja lecker, aber typisch Pauschalurlaub! Die übrigen Gäste genossen ein Unterhaltungsprogramm, wie von der TUI: kamen Ausflügler zum Mittagessen, trat die Familie „rein zufällig“ mit Musikinstrumenten auf. Und auch immer abends, wenn neue Gäste eintrafen gab es „zufällig“ immer ein und dieselbe Musik. Mal mit und mal ohne Tanz, mal mit und ohne Gesang. Wir konnten bald mitsummen – und es nicht mehr hören. So schön das Guesthouse auch war, nach einer Woche dort setzte so eine Art „TUI-Lagerkoller“ ein.

Und dann war noch Silvester. Im Iran ist erst am 22. März unseres Kalenders Neujahr, denn dort gilt der persische Kalender. Obwohl die meisten Gäste in der Unterkunft Iraner waren, hatten wir am 31.12. Glück und es waren auch gemischte Paare dort: eine spanisch-iranische Familie, ein belgisch-iranisches Paar, ein italienisch-iranisches Paar und außer Norbert und uns noch ein weiterer Deutscher. Unsere Gastgeber hatten wahrscheinlich ein schlechtes Gewissen, dass sie uns an Weihnachten „vergessen“ hatten und so gab es tatsächlich ein Mini-Silvesterprogramm. Jan und ich starteten unseren persönlichen Jahresausklang typisch deutsch mit „dinner for one“, um Mitternacht gab es Wunderkerzen, Tischfeuerwerk ohne Tisch, Schnee aus der Spraydose und für jeden ein Glas Traubensaft. Die Stimmung war gut, denn Punkt Mitternacht wurde eine Box aufgestellt und es lief iranische Partymusik. Aber nur 2 Lieder lang, dann wurde alles wieder weggeräumt und wir verschwanden im Bett. Party im Iran ist verboten!

Das schönste Erlebnis jedoch war ganz unspektakulär. In Yazd hatte uns ein Belgier erzählt, dass es an einem Strand der Insel nachtleuchtendes Plankton gäbe. So fuhren wir in einer mondlosen Nacht mit Norbert zu diesem Strand und sahen, wie sich grell grün leuchtende Wellen brachen und glitzernde Wellensäume im Sand ausliefen. Jeder Schritt im nassen Sand hinterließ funkelnde, leuchtende und glitzernde Fußspuren, jede Berührung des Sandes brachte das Plankton zum Leuchten, sodass es aussah, als sei funkelnd blitzender Sternenstaub auf den Sand gefallen. Es war so magisch! Das Fotografieren und Filmen des Zaubers hat nicht funktioniert, also stellt Euch einfach das leuchtende Meer an einem Strand voll glitzernden Sternenstaub vor.

Dann war es Zeit, unsere Motorräder für ihre Auszeit vorzubereiten. Wir lassen die beiden auf der Insel stehen und reisen bis Ende März ohne sie weiter. Durch politische Ereignisse wurde ja Dubai zu einer Sackgasse für uns und unsere Motorräder, mit denen wir eigentlich durch Saudi-Arabien weiter wollten. Das geht nun nicht mehr, weil zurzeit keine Visa ausgestellt werden. Aber unser Iranvisum lief nach 3 Monaten nun auch aus und wir hatten im Mai 2018 ab Dubai schon unseren Heimaturlaub gebucht. Pet und Oskar bekamen zunächst eine intensive Schaumwäsche per Hand, nach der die beiden absolut neuwertig aussahen.

Während wir dabei zusahen, wie unsere treuen Reisegefährten auf Hochglanz gewienert wurden, fuhr an der Waschstation ein himmelblauer VW Bus vorbei. Der Fahrer sah unsere Motorräder, wir winkten uns zu. Er wendete und hielt. Das „iranische Kittymobil“ wird von einem Paar bewohnt, die durch den Kaukasus und Iran reisen und sich die Reise dadurch finanzieren, dass sie aus der Heckklappe Kaffee verkaufen. Coole Idee und ein toller Bus – sogar mit dem gleichen PVC Boden wie wir ihn im Kittymobil haben! Und so schön zu sehen, dass es auch im Iran Bullifreunde und Vanlifer gibt! Und einen VW Club!

An einem Vormittag haben wir dann eine Inspektion an unseren frisch gewaschenen Motorrädern gemacht, um versteckte Mängel zu finden, da wir jetzt die Chance haben, Ersatzteile au Deutschland mitzubringen. Wir fanden nichts, unsere zwei DRs haben sich im ersten Jahr als absolut zuverlässig und robust erwiesen. In den nächsten Wochen werden wir Euch dazu mehr erzählen. Ich lasse an Pet alles so, wie es ist, aber Jan möchte Oskar etwas „baulich verändern“. Seit Georgien fährt er ja mit einer riesigen Delle in der Hinterradfelge herum, welche die beste Entschuldigung dafür ist, von 17“ auf 18“ umzurüsten. Die Kosten dafür sind schnell wieder eingespart, denn 17“ Reifen sind weltweit unüblich, weil die „China-Enduros“ alle 18“ haben. Und für diese „China-Enduros“ gibt es überall sehr günstig Reifen. Meine Traumreifen der iranischen Marke „Iran Yasa“ kosten um die 7€ das Stück. Außerdem bietet 18“ sowieso mehr Komfort offroad und für Menschen mit längeren Beinen wie Jan.

Auch die Sitzbank wird nochmal getauscht, Jan ist mit seiner Eigenkreation vom Sattler in Krefeld nicht so zufrieden, die Sitzbank muss höher. Bei Hessler Motorsport steht die neue Sitzbank schon bereit. Mit unserem aussortierten Gepäck, der Radnabe, Sitzbank und mehr machten wir uns letztendlich mit 37kg Fluggepäck auf den Weg nach Dubai!

Am letzten Gültigkeitstag von Jans Visum flogen wir mit einem kleinen „Jumbolino“ direkt nach Dubai, wesentlich billiger als mit der Fähre. Doch man wollte mich zunächst nicht ausreisen lassen. Neuerdings gibt es im Iran bei der Einreise keine Stempel mehr in den Pass. Jan hatte einen von unserer gemeinsamen Einreise Anfang Oktober, ich hatte bei meiner Rückreise im November nur einen Zettel bekommen. Auf dem Zettel war handschriftlich die Aufenthaltsdauer vermerkt – nur leider nicht im Computer. So beobachteten wir, wie sich der Wartesaal komplett leerte und wir an der Passkontrolle sitzen blieben, wo man sich in aaaaaller Ruuuuhe darum kümmerte. Irgendwann kam einer auf die Idee, dass man das an einem Freitag (= Feiertag) nicht klären könne und man das auch an einem anderen Tag mit Kopien von meinen Papieren nachholen kann. Wir sprangen als letzte Passagiere in das auf dem Flugfeld stehende Flugzeug, welches sofort abhob, sobald wir saßen.

Der Flug nach Dubai (170km Luftlinie) ist kurz und so kam richtig Stress auf, denn natürlich gab es zwei Getränke und auch Essen! Kaum war alles heruntergeschluckt, landeten wir in Dubai. Und auch da hatte man ein Problem mit dem System: scheinbar war ich vor 2 Jahren nur 1x eingereist, aber 2x ausgereist. Wir konnten uns noch daran erinnern, dass damals vom Oman kommend die unfreundliche Grenzbeamtin irgendetwas durcheinanderbrachte und ich samt Pass nochmal zurück musste. Wahrscheinlich ist da der „Fehler im System“ entstanden. Jetzt wurden wir aber erstmal in ein Büro gebeten und mussten warten. Irgendwann war auch das geklärt, unser Gepäck trudelte ein und wir wurden von unserer AirBnb Gastgeberin Virginie abgeholt.

Virginie wohnt mit ihrem autistischen Neffen in einer Villa mit Garten und zwei Hunden am Stadtrand und bietet ihr Gästezimmer auf AirBnb an. Und das zu einem Preis, zu dem man in Dubai nichts bekommt. Wir zahlen 28€ pro Nacht in einem tollen Zimmer mit Blick in den Garten aus großen, bodentiefen Fenstern. Wir verstanden uns auf Anhieb mit Virginie.

Als sie die Haustür öffnete, sprangen die beiden Hunde Nayla (Husky-Schäferhund Mischling) und Zeus (Husky) auf uns zu und aus irgendeinem Grund biss mich dabei Nayla in den Bauch. Sie hatte sofort ein schlechtes Gewissen, kroch flach zu Boden und war ein größeres Häuflein Elend als ich, die ich ihr sofort verziehen habe, obwohl die Bisswunde natürlich blutete. Mittlerweile sind wir allerbeste Freunde und die zwei Hunde lagen zusammen auf meinen Füßen unterm Schreibtisch, während ich arbeitete.

Virginie tat das so furchtbar leid, sie erkannte ihre Hündin nicht mehr, brachte Impfpass und Schokolade und verarztete meine Wunde. Abends schlenderten Jan und ich durch die riesige Wohnanlage „Sustainable City“ in der versucht wird, dem Raubbau an der Natur hier etwas zu stoppen: jedes Gebäude hat eine eigene Solaranlage auf dem Dach, in der Anlage dürfen nur Elektrofahrzeuge mit Solarstrom fahren, Müll wird getrennt, es gibt viel Grün, Pferdekoppeln, ein Gestüt, Fahrradwege (!) und Bioprodukte im Laden. Wir haben uns, obwohl in Dubai, sofort wohl gefühlt.

Dubai ist nicht unsere Welt und wir sind sowieso nur aus organisatorischen Gründen hier. Wir fliegen von hier aus heim nach Sofia, ich fliege von hier nochmal kurz in die Mongolei und wir können hier visafrei aus dem Iran ausreisen und sämtliche administrativen Dinge erledigen. Zum Beispiel, uns einen dritten Reisepass ausstellen zu lassen. An Silvester haben wir nämlich unsere Reisepläne für 2019 definitiv gekippt und die Route so geändert, dass wir erst 2020 über den Pamir Highway fahren und dieses Jahr ein paar „kompliziertere“ Visa brauchen, deren Antragsfristen und Regularien sich allesamt so dumm überschneiden, dass der dritte Pass nötig ist. Verstand man auch auf dem Konsulat, Ende Februar liegen dort unsere “Dritten” zur Abholung bereit. Völlig unkompliziert!

Unsere neuen Visa für den Iran haben wir auch schon. Diesmal haben wir beide nur einen Zettel und keine Stempel in den Pass bekommen. Weil man auf der iranischen Botschaft in Tiflis und in Eriwan in westlicher Kleidung kommen durfte, war ich nicht islamkomform angezogen. Doch für solche Fälle ist man in Dubai vorbereitet: ich bekam einen großen, rosa Schal zum Verhüllen geschenkt!

Wir trafen unseren Freund Thomas, der seit 12 Jahren in Abu Dhabi lebt und dachten auf dem Heimweg zu Virginie, dass Dubai für uns, obwohl wir die Emirate gar nicht mögen, doch schön entspannend ist: hier waren wir schon, hier kennen wir uns aus, hier gibt nichts Neues für uns. Und es tut auch gut, ein paar Tage in einem europäischen Haushalt zu wohnen. Solche Auszeiten und „Auslandspausen“ sind wichtig, wenn man lange reist!

Ulla und Bernd trafen wir auch wieder. Sie waren über die Feiertage auf Heimaturlaub, weil sie während der Reise Großeltern wurden! Herrlich, neue Freunde an immer anderen Orten wieder zu treffen! Und auch schön, mit Thomas, Ulla und Bernd Menschen um uns zu haben, die wir nicht eben erst kennen gelernt haben und mit denen man andere Gespräche führen kann als „Wo kommst Du her, wo fährst Du hin“. Die 5 gemeinsamen Tage in Dubai haben wir als ziemlich stressig empfunden, denn was nach „mal eben schnell drei Tage hintereinander zur Botschaft“ klingt, ist in Dubai ein langwieriges Unterfangen, denn man kann schonmal gute 40km im Stadtverkehr zurücklegen…

Ich bin nun bei -32°C in der Mongolei, die Reisekasse bei Temperaturen auffüllen, bei denen es selbst in der Tiefkühltruhe wärmer wäre. Und Temperaturen, bei denen ich lieber Motorrad fahren würde, statt Jurten aufzubauen.

Jan wartet auf mich in Dubai und ist auch fleißig, denn Ende dieser Woche fliegen wir auf Heimaturlaub nach Europa und Jan wird auf der Messe Motorradwelt Bodensee jeden Tag Bilder aus dem Kaukasus zeigen „Ein Vierteljahr zwischen den Meeren“ heißt der Vortrag, der gerade in Dubai Bild für Bild entsteht.

Die Motorradmesse ist der Auftakt zu einer letzten „Roadshow“ unserer Multivisionsshow „EISREISE – eiskalte Hochzeitsreise. Im Winter mit zwei Motorrädern ans Nordkap“. An 11 Terminen in Deutschland und der Schweiz zeigen wir ein letztes Mal unsere ganz besondere Hochzeitsreise. Ende März sind wir zurück im Iran. Wie wir da hinkommen, wissen wir noch nicht, aber das machen wir wie immer auf dieser Reise: es wird sich schon eine Lösung finden!

Wir freuen uns, Euch an einem der Termine persönlich kennen zu lernen!

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