Am Ende unserer „kleinen Golfrunde“ von Katar über Bahrain und Saudi-Arabien landeten wir vormittags wieder mit dem Billigflieger in Doha, Katar. Wir waren ja schon eine Woche zuvor dort, als wir von Nigeria gelandet sind, hatten aber nur einen Tag in Doha, bevor wir nach Bahrain weitergereist sind. Jetzt lagen 5 Tage Katar vor uns.

In Europa kostet ein Getränk im Billigflieger 10x mehr als in Saudi-Arabien.
Übrigens Billigflieger auf ganzer Linie. Wie schon bei der Strecke Dammam – Riad, war der Zug (und Bus) teurer und sogar Getränke ein Schnäppchen: die Flasche Wasser an Bord kostete bei beiden Fluggesellschaften (flynas und flyadeal) nur 60 Cent. Eine Woche später sollte im europäischen Billigflieger Pegasus Airlines ein Becher Nescafé 6€ (und damit 10x so viel!) kosten als in Saudi-Arabien. Warum es also immer heißt, „Reisen in den Golfstaaten ist unglaublich teuer“, können wir nicht nachvollziehen. Unserer Erfahrung nach trifft das nur auf Dubai und etwas auf Abu Dhabi zu.
Für die letzten Nächte dieser „Saison“ ließen wir es allerdings etwas krachen: wir hatten ein „Urlaubsangebot“ ergattert und zogen in ein Fünfsternehotel ein. Fünf Sterne. Allerdings zum Angebotspreis von 60€ pro Nacht inklusive opulentem Frühstücksbuffet, Getränken und Snacks. Nach sieben Monaten Afrika wollten wir uns mal richtig was gönnen und genossen das luxuriöse Zimmer sehr. Das Badezimmer mit Badewanne und separater Dusche allein war schon größer als manches Zimmer in Nigeria – mit Badezimmer zusammen! Und das Bett so riesig, dass wir fast Angst hatten, uns nachts darin zu verirren – es war größer als die Quadratmeter Wohnfläche im VW-Bus, in dem wir jahrelang gewohnt haben. Dazu noch unbegrenzt Wasser, Kaffee und Tee, arabischer Kaffee und Datteln, wir schwelgten nahezu im siebten Luxushimmel. Blöderweise waren wir zu viel unterwegs, um den Luxus voll auszukosten: die tolle Badewanne blieb beispielsweise ungenutzt, wir kamen schlichtweg jeden Abend erst gegen Mitternacht zurück und wollten dann nur noch ins Bett. So, wie gleich am ersten Tag zurück in Doha.
Wir stellten unser (Hand-) Gepäck im Hotelzimmer ab und düsten gleich wieder los: wir mussten endlich mal etwas essen, denn außer der Ingwermilch an der Tankstelle frühmorgens in Riad hatten wir noch keine Kalorien intus. Wir fuhren mit der Metro (Einzelfahrt 0,50€, Tagesticket 1,50€) zum Souq Wakif und fanden eine „Kebab-Bude“, die in einem gemauerten, mit Holz befeuerten Ofen Fladenbrot buk und dazu auf Holzkohle gegrillte Kebab und Gemüse servierte – mit hausgemachtem Minzjoghurt und Hummus. Gourmet-Essen für 7€ für uns beide zusammen, so lecker!
Wir schlenderten noch ein wenig durch den Souq und fanden eine persische Eisdiele, in der es persisches Safraneis, Faloudeh und diverse andere persische Köstlichkeiten gab. Wir standen im Laden, hätten am liebsten alles gegessen und mit den Gerüchen der Leckereien kamen all die schönen Erinnerungen aus unseren sechs Monaten Reise durch den Iran in uns hoch. Es gibt schon Länder, die sind zum Reisen ein Traum. Iran gehört definitiv dazu. Weil wir aber in Katar waren (und da ist es auch gut!), gönnten wir uns nur Safran-Eiscreme. So ein Genuss! Ich glaube man merkt, dass wir das Essen in den letzten Monaten Westafrika nicht so genossen haben…
Dann ging’s los zum MotoGP. Als wir im Februar in Kamerun im Reisebüro saßen und fragten „was ist der billigste Flug von Kano (Nigeria) nach Sofia (Bulgarien)?“ war ja die Antwort „über Katar“. Und deswegen waren wir überhaupt in Doha: weil wir beide noch nie in Katar waren und das der billigste Heimweg war. Bei näherer Betrachtung der Flugdaten haben wir dann festgestellt: genau da findet der MotoGP statt. Den haben wir auch noch nicht gesehen, also „nehmen wir den auch noch mit“. Wir sind ja eigentlich Wüstenrallye-Fans und können mit Motorsportarten, bei denen auf Strecken, die den Fahrern bekannt sind und auf denen dann im Kreis gefahren wird (MX, WRC, Formel 1…) wenig anfangen, aber vielleicht riss uns die Stimmung ja mit? Wenn man nicht da war, kann man es nicht wissen. Also sind wir hin.
Im Gegensatz zu Bahrain, wo zeitgleich ein Formel 1 Rennen stattfand, war in Doha nichts vom MotoGP zu sehen: keine Plakate, keine Fähnchen, keine Werbung, keine Souvenirs, keine Fans in Trikots, nichts. Auch auf dem Weg zur Lusail Rennstrecke begegneten uns keine Hinweise. An der Metrotation stand eine Frau mit Schild „Shuttlebus“, um die Zuschauer zum Bus zu leiten, das war’s aber auch. Der Shuttlebus brachte uns zur Rennstrecke und schon waren wir da. Wir hatten Gewimmel erwartet. Action und Aussteller rund um Motorrad und Motorsport, Essen und Getränke, Musik und Party. Stattdessen landeten wir auf einer familienfreundlichen, schlecht besuchten Veranstaltung, auf der es ein paar Spiele für Kinder, ein paar lokale Motorradhändler als Aussteller und sonst nichts gab. Während Moto2 und Moto3 Klassen im Kreis fuhren, suchten wir uns den besten Platz aus, von dem man etwas sehen konnte. Die meisten Zuschauer saßen auf der großen Tribüne, gegenüber der Boxen, in denen die Teams die Motorräder vorbereiteten. Aufgrund eines Zauns konnte man davon aber wenig sehen und so blieb nur die Start- und Zielgerade, wo Motorräder innerhalb eines Augenblicks mit über 300km/h vorbeirasen. 1x blinzeln, schon verpasst. Das war nicht wirklich spannend.
Wir liefen zum Lusail Hill, einem Hügel am Ende der Gerade, von dem aus man nicht nur die Gerade, sondern auch drei Kurven sehen konnte – schon spannender. Auf dem Hügel saßen Familien im Gras auf Picknickdecken. Motosportfans mit Fahnen, Trikots oder Bannern gab es kaum. Dass es sich um Motorsport handelte, merkte man nur daran, dass etwa alle zwei Minuten mal 12 Motorräder vorbeifuhren. Das meiste sah man auf großen Bildschirmen, aber auch da wurde nicht alles gezeigt, was passierte, denn die Rennstrecke ist fast 6km lang und natürlich stehen nicht überall Kameras. Nur wenige Sekunden vor Ende des ersten Rennens flog dann tatsächlich genau vor uns eine KTM aus der Kurve ins Kiesbett. Während der Bergung war für uns die einzige Chance, so einen Brenner mal aus der Nähe zu sehen. Was soll ich sagen? Formschön ist definitiv anders, im Fernsehen sieht das immer alles besser aus als in Realität.
Das Rennen war gegen 22 Uhr zu Ende und wir erwarteten so eine Art After Race Party für die Zuschauer, aber als wir vom Hügel an der Tribüne vorbei zum Ausgang liefen, hatten alle Stände schon geschlossen. Keine Musik, keine Stimmung, nichts. Das hatten wir anders erwartet, aber nun wussten wir, was uns in den kommenden zwei weiteren Renntagen erwarten würde. Unsere Tickets für je 90€ waren für die gesamte, dreitägige Veranstaltung inklusive Shuttlebusse gültig. Als wir im Shuttlebus zur Metrostation saßen, hörten wir auf den Plätzen hinter uns tatsächlich Bulgarisch: ein Pärchen aus Sofia und Burgas war zum MotoGP geflogen! Von 6 Millionen Bulgaren saßen zwei hinter uns! Die beiden waren genauso irritiert und erfreut wie wir: wie groß kann ein Zufall sein?
Am nächsten Tag ließen wir es zum ersten Mal in vielen Wochen langsam angehen: fast ausschlafen und mit anderen Langschläfern unter den Hotelgästen gemütlich opulent frühstücken. Das Frühstück gab es bis 10 Uhr, es war Wochenende und viele Gäste, meist aus Saudi-Arabien, erschienen im Schlafanzug (unter schwarzer Burka oder weißer Dishdasha) und Plüschpantoffeln, die Kinder mit zerzausten Haaren und Plüschtieren. Sehr ungewöhnlich für ein mit so vielen Sternen dekoriertes Hotel, aber sehr sympathisch. Wir fuhren wieder raus zum MotoGP Gelände, liefen auf den Lusail Hügel, setzten uns dort ins Gras und verbrachten einen entspannten Nachmittag und Abend. Wir hatten keine Ahnung von MotoGP und so vertrieben wir uns die Zeit damit, Google oder ChatGPT über MotoGP auszufragen und dazuzulernen.
Nach dem Rennen war wieder um rund 22 Uhr Schluss, aber der örtliche CF-Moto Händler hatte zu später Stunde noch die Präsentation der neuen 800er Reise-Enduro vorbereitet. Das fanden wir interessanter als im Kreis fahrende Motorräder und blieben noch lange da, die diversen „Adventure-Bikes“ zu besichtigen und Probe zu sitzen. Wenn diese Kisten nicht so unsäglich schwer durch unnützen Kram (Sturzbügel, Verkleidung, Windshield, Gepäckträger etc.) wären: ein „China-Kracher“ käme für mich definitiv in Frage. Schlimmer als mit der Honda kann es nicht sein! So ging der Tag dann noch richtig interessant zu Ende und wir schafften es diesmal wieder nicht vor Mitternacht ins Bett.
Der Sonntag war der letzte Renntag und wir nutzten unser Dreitagesticket wirklich aus, indem wir wieder zur Rennstrecke auf den „Picknickhügel“ fuhren und sogar zufällig neben denselben Leuten saßen wir am Vortag: ein dänisch-britisches Ehepaar, seit 26 Jahren in Katar sesshaft. Sie waren auch keine MotoGP Fans, aber er fotografiert gerne und weil das Land so klein ist, müsse man das ausnutzen, wenn mal was los ist. Und es wurde am letzten Renntag richtig was geboten: der Fallschirmsprung-Club Katars hatte eine Show vorbereitet, bei der die Fallschirmspringer mit farbigen Lampen ausgestattet über der Rennstrecke Formen an den Himmel zeichneten und dann vor der Tribüne landeten.
Nach dem Rennen gab es ein schönes Feuerwerk, das leider ein bisschen in der allgemeinen Aufbruchstimmung unterging und dessen musikalische Begleitung nur hinter der Tribüne zu hören war, der Rest des Publikums hörte nichts. Für uns war das Feuerwerk wie der Abschluss einer sehr durchwachsenen Trockenzeit in Afrika, die uns viel abverlangt hat: viel Ärger mit der Honda, vier Wochen schwieriger Süden Nigerias, über Monate wenig positive Highlights, aber zum Schluss ein wahres Feuerwerk an Schönheit der Natur (Sao Tome & Principe), märchenhafte Traditionen (Durbar Festival im Norden Nigerias) und arabischer Glitzerwelt der Golfstaaten. Reisen ist ein ständiges, emotionales Auf- und Ab und wir hoffen sehr, die Honda wieder fahrbereit zu bekommen, um neuen Highlights (Kongo(s) und Angola!) entgegengefahren zu können. So standen wir in Gedanken da und genossen das Feuerwerk.
Im Anschluss an das Feuerwerk hatten wir uns ausgedacht, mit der Straßenbahn durch die nachts glitzernde Welt der Hochhäuser von Lusail zu fahren. Laut Fahrplan fuhr die Bahn fast im Kreis durch das Viertel, um dann entlang der Marina zu einer Metrotation zu führen. Kaum saßen wir in der modernen Bahn, tauchte diese ab und wir sahen außer Tunnel gar nichts. Komplette Fehlplanung. Sah auf der Karte interessanter aus.
Das war nicht wirklich unser letzter Tag in Katar, aber für uns fühlte es sich so an. Am nächsten Morgen holten wir einen Mietwagen ab, um mehr von Katar zu sehen als bloß Doha. Unser erstes Ziel: die Türme von Barzan. Zwei Türme in traditioneller Bauweise, die kürzlich renoviert wurden und von denen keiner so richtig weiß, wozu sie dienten. Keine 200 Jahre alt und schon ist alles vergessen?
Wir konnten uns nur wundern, denn die Beschreibung zum Zweck der Türme war sehr schwammig: vielleicht wurden von den Türmen die Schiffe der Muscheltaucher beobachtet, vielleicht waren es Wachtürme der Siedlung, eventuell aber auch Wachtürme eines Brunnens (welcher Brunnen?), vielleicht aber auch nur ein Teil einer Festungsanlage oder vielleicht eine Art Leuchtturm? Nichts Genaues weiß man nicht, aber zumindest war der Eintritt kostenlos. Wir musste uns nur in ein Besucherbuch eintragen. Die letzten Gäste waren zwei Tage vor uns da.
Wir fuhren weiter nach Norden zu den Al Jassyia Felsgravuren. Wieder kein Eintritt, nicht mal ein Besucherbuch, keine weiteren Touristen. Nur wir, die Wüste und die in die Felsen geritzten Zeichnungen und „Dinge“. 874 verschiedene „Ritzeleien“, von denen wir natürlich nicht alle fanden, denn sie sind kaum touristisch erschlossen oder markiert. Immerhin gab es weniger schwammige Schilder, die erklärten, was man sah und manchmal ohne Erklärung nur schwer deuten konnte. Was wir für Käfer hielten, waren in Wirklichkeit große Ruderboote in Draufsicht. Es gab auch Fische, Tassen, Strauße, Perlen, Blumen und vielleicht Brettspiele.

Keine Kellerassel, kein Tausendfüßler
Für uns „Westafrikaner“ eindeutig Uril Spielstätten, aber was es genau war, weiß man auch hier nicht genau. Es scheint, als hätte auch die Wissenschaft das Vorurteil „vor ÖL war da nur Wüste am Golf“ verinnerlicht, denn obwohl die Felsbilder schon 1957 entdeckt wurden, sind sie bis heute wenig erforscht. Man weiß nicht mal, wie alt sie sind, wer sie gemalt hat und was genau das alles bedeutet. Immerhin steht alles unter UNESCO Weltkulturerbe Schutz und wenn mal ein Archäologe Lust hat, kann er sich in Katar (und auch Bahrain) noch verwirklichen und verausgaben.
Weil wir grundsätzlich „lost places“ mögen, fuhren wir zum verlassenen Dorf Al Jumail. Wir hatten gelesen, das Fischerdorf sei aufgegeben worden, stünde aber noch als Geisterdorf an der Küste. Naja. Es stehen tatsächlich ein paar Ruinen an der Küste, aber es scheint, als würde der Ort gerade als touristische Attraktion restauriert werden. Wir sahen viele Baugerüste und frische Baumaterialien, jedoch keine Menschen. Irgendwie alles andere als interessant.
Weil Wasser ein kostbares Gut war (und ist), wurden früher Brunnen oft von Festungen bewacht und beschützt. Diese Festungen stehen bis heute noch in der Wüste. Manche renoviert, andere noch gut erhalten und einige waren sogar in der Vergangenheit touristisch erschlossen. Wir verließen mit unserem 20€-Mietwagen den Asphalt und rumpelten über teilweise ziemlich steinige Pisten zu zwei solchen Festungen.
Die erste lag direkt an einer Kamelfarm und weil es in der Burg nichts zu sehen gab, waren die Kamele, die neugierig an den Zaun kamen, viel interessanter. Sie ließen sich alle anfassen und streicheln und waren froh über etwas Abwechslung so mitten im Nichts. Nur die Kamelbabys konnten mit uns nichts anfangen und rannten weg.
Wir erreichten die zweite Festung über noch rumpeligere Strecken durch die Wüste (aber nein, wir brauchen kein Allrad!) und sahen ein aufgegebenes, aber schönes Tourismusprojekt: direkt neben der Burg waren verlassene Gästezimmer rund um einen hübschen Hof angelegt und die mit Solarlampen nachts angestrahlte Festung war innen dafür vorbereitet, in eine Unterkunft verwandelt zu werden: die Räume hatten Steckdosen und Lichtschalter. Ob das Projekt nicht weiterverfolgt wurde, weil es keine Straße dorthin gibt oder ob die Pandemie die Pläne durchkreuzt hat? Wir wissen es nicht und rumpelten weiter durch die Wüste.
Die dritte (und unsere letzte) Festung war gar nicht so alt, sie wurde erst 1938 als Militärfestung gebaut, sah aber alt aus, weil sie in traditionellem Stil gebaut wurde. Heute dient sie als Museum, in dem man alles rund um die Perlenfischerei erfahren kann. Da waren wir ja schon vorgebildet, weil wir in Bahrain den Perlenpfad gelaufen waren, aber weil wir ein wenig Zeit überbrücken mussten und das Museum kostenlos war, vertieften wir unser Wissen dann noch etwas.
Dann ging die (ebenfalls kostenlose) Tour los. Wir fuhren mit einer Kubanerin, einer Mexikanerin und einer Ecuadorianerin in einem Shuttlebus vom Fort zum Meer, wo eine weitere UNESCO Weltkulturerbestätte ausgebuddelt wurde und wird: Das Al Zubarah „Perlenfischerdorf“. Einst eine florierende Handelsstadt mit großer Perlenfischer – Flotte, heute eine unter Sand verschollene Ruinenstadt.
Ein Guide führte uns über Stege über die Ausgrabungsstätte und erklärte, die Stadt habe mal ungefähr 6-9000 Einwohner gehabt und sei wegen ihres Reichtums oft überfallen worden: die Perser, Osmanen, Bahrainis, Ägypter, Briten… jeder wollte ein Stück vom Reichtum für sich und so musste die Stadt immer und immer wieder neu aufgebaut werden. Nach dem letzten Überfall auf die Stadt wurde dann aufgrund von beginnender Wasserknappheit kein Wideraufbau mehr beschlossen und die Stadt geriet rund 80 Jahre in Vergessenheit. Jetzt buddelt man sie wieder aus. Wir wunderten uns: unser eigenes Haus ist mindestens doppelt so alt und trotzdem wissen wir mehr darüber, als die Kataris über ihre wesentlich jüngeren Bauwerke: die Barzan Türme? Tja, vielleicht waren sie dies oder vielleicht auch das oder jenes oder welches. Aber auf jeden Fall keine 100 Jahre alt. Das „Perlenfischerdorf“? Ja, war da was? Ach ja… eine florierende Handelsstadt. Echt? Sollten wir mal buddeln! Wieso ist das Land so vergesslich mit eigenen Kulturgütern?

Links Drohnen, rechts Feuerwerk
Wir fuhren zurück Richtung Doha und wollten die Skyline von Lusail, Doha und West Bay im Dunkeln glitzern sehen, nachdem die Fahrt mit der Straßenbahn am Vorabend so missglückt war. Wir hatten so ein Glück, dass wir genau zu dem Zeitpunkt mit unserem Autochen heranrollten, als ein „Drohnenfeuerwerk“ stattfand und mit bunten Drohnen ein wunderschönes, farbenfrohes Feuerwerk den Himmel erleuchtete. Ohne Knallen und Pfeifen, ohne Feinstaub. Völlig tier- und umweltfreundlich. Kannten wir schon aus China, aber in Europa wird lieber geschimpft, statt Alternativen umzusetzen. Zum Ende des Drohnenfeuerwerks setzte dann noch ein herkömmliches Feuerwerk ein und wir standen staunend an einem Kanal und genossen die Show.
Das wohl bekannteste Gebäude Katars ist der „Moon Tower“, ein Gebäude, das wie eine Mondsichel im Dunkeln funkelt und ein Hotel beherbergt. Beim Fotografieren sprachen uns zwei Kurden aus Sulaimanyia an, die es kaum glauben konnten, dass wir schon in ihrer Stadt im Irak waren (und das sogar mit Hans, unserem 34 Jahre alten Passat). Irgendwann werden wir „überall“ gewesen sein und zu jedem Herkunftsland der Menschen die wir treffen Erlebnisse, Geschichten, Geschmäcker und Gerüche als Erinnerungen in uns tragen.
Wir gurkten mit dem Auto noch lange durch die Glitzerwelt: nicht so dicht und protzig wie in Dubai, aber architektonisch viel verspielter, lebendiger, kreativer und bunter. Katar ist unsere Nummer zwei der arabischen Staaten am Golf, nach Bahrain und ohne Kuwait zu kennen.
Es war unser letzter wirklicher Abend dieser „Afrika-Saison“, unser letzter Abend in der Ferne, bevor wir uns eine Nacht um die Ohren schlugen, um nach Bulgarien zu fliegen. Wir müssen für den defekten Motor der Honda CRF300L alle Teile für einen kompletten Neuaufbau aus Thailand bestellen und vormontieren, was mit EU-Zoll und eigenem Werkzeug einfacher (und wesentlich günstiger!) ist, als andere Lösungen. Das gibt uns außerdem die Möglichkeit, an einer Familienfeier teilzunehmen und unsere leider durch falsche Reinigung zerstörten Motorradklamotten zu ersetzen. Unser Europa-Aufenthalt wird ziemlich stressig und vielleicht auch deshalb fuhren wir Runde um Runde durch die glitzernde Nacht, bis wir uns endlich losreißen konnten und wieder viel zu spät ins Bett fielen.
Wir hatten den Mietwagen um einen zweiten Tag verlängert und düsten am nächsten Morgen gleich nochmal los gen Nordwesten des Landes. Dort sollte es in der Wüste tolle, weiße Felsformationen geben. Doch es herrschte Sandsturm. Auf der Autobahn galt eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 60km/h wegen schlechter Sicht aber wir hatten die Hoffnung, 120km entfernt auf besseres Wetter zu treffen. Leider war die Hoffnung umsonst.
Wir gurkten im „trockenen Nebel“ (bruma seca) über Pisten durch die Wüste, bis wir an den Felsformationen ankamen, deren Schönheit aufgrund schlechter Sicht uns aber verborgen blieb. Aber vielleicht lag es auch ein bisschen an uns, weil wir uns ähnlich spektakuläre Felsen wie in der White Desert in Ägypten vorgestellt hatten. Den Plan, noch 70km weiter in die Wüste in eine Filmkulisse eines künstlichen Wüstendorfes zu fahren, gaben wir auf. Wir lieben die Wüste sehr, aber wenn man nichts davon sieht, macht es auch keinen Sinn, darin herumzustochern.
Wir fuhren in eine Mall, um noch ein paar Leckereien (arabischer Kaffee, Datteln…) zu kaufen, dann beschlossen wir, bei dem Wetter ins Museum zu gehen. Ein Reisender hatte uns das Sheikh-Faisal-Museum empfohlen, aber dort wollte man rund 30€ Eintritt von uns. Für eine private Sammlung von Fahrzeugen und Kuriositäten aus aller Welt. Och nö, mit den gesparten 60€ kann man hier drei Tage Auto mieten oder im Fünfsternehotel dem Luxus frönen. Wir fuhren wieder. Nächste Idee: laut Homepage des Renn- und Reitvereins von Katar sollte ein Pferderennen stattfinden. Wir fuhren hin, aber da es keinen Sinn macht, Pferde im Sandsturm rennen zu lassen, fand auch das nicht statt. Unser letzter Tag in Katar entwickelte sich etwas… unbefriedigend.
Doch das änderte sich, als unser weltreisender dänischer Freund Michael aus Johannesburg landete: er hatte auch den billigsten Flug in die Heimat gebucht und auch der ging via Katar und auch er hatte längeren Aufenthalt zwischen zwei Flügen. Auch er hatte sein Motorrad aufgrund von „Saisonende“ in Afrika eingelagert und so trafen wir uns zum Essen und Flanieren auf dem Souq Wakif.

Flughafen Doha. Menschenfreundlich.
Wir aßen zusammen Kebab vom Grill, gönnten uns ein letztes persisches Safraneis und fuhren dann zusammen mit dem Mietwagen zurück zum Flughafen. Wir kamen zwar alle drei gerade aus Afrika, trotzdem wollten wir den künstlichen Urwald im Terminal sehen: es gibt dort einen Wasserfall, einen Baumwipfelpfad, Liegewiesen zum Ausruhen und sogar kleine Hütten, in denen man zwischen zwei Flügen ein Nickerchen machen kann. Nur leider nicht genug Parkbänke, sodass wir die letzte gemeinsame Zeit auf dem Boden hockten, bevor wir zu unseren Gates liefen. Michael flog nach Kopenhagen, wir nach… Istanbul. Doch davon erzähle ich dann nächste Woche.
Euch gefällt unser Blog? Schön! Dann unterstützt uns und sagt Danke! Das geht ganz einfach aus fremden Taschen:
- Abonniert unseren YouTube channel: unser YouTube Kanal
- Kauft über unseren Amazon Affiliate Link ein: Amazon.de
- Bucht Reisen und Unterkünfte über unser Booking Affiliate: Booking.com
- Lest oder verschenkt unser EISREISE Buch (und hinterlasst eine Bewertung): unser EISREISE Buch
- Designt über diesen Link T-Shirts und mehr für Euch oder als Geschenk: https://travelove.myspreadshop.de/
- Oder zückt Euer eigenes Portemonnaie und ladet uns virtuell zum Kafee ein. Paypal Spende: https://www.paypal.me/travelove4u
- Möchtest Du uns regelmäßig auf ein Käffchen einladen, schau mal hier: Steady
- Überweisung: Jan-Hendrik Neumann, IBAN: LT81 3500 0100 1111 0216 BIC: EVIULT2VXXX (Bank: Paysera LT, UAB)
- Wir gehen mit der Zeit und akzeptieren auch Bitcoins. 🙂 Unser Wallet: 3PVxaabSZGwfWwzFykxLJqTwV7rYrpqjK8
Als Dankeschön für die Spende gibt’s ein Foto von uns mit Deinem Namen und dem “Investitionsgut”. Du findest Dich dann in dieser Galerie wieder.
Danke, dass Ihr nicht nur unsere Inhalte konsumiert, sondern uns auch dabei unterstützt, die Kosten für Website & Co zu decken.