Es gibt immer einen Grund für eine Reise: unserer war eine Empfehlung für eine Kaffeerösterei in Griechenland. So macht auch eine Reise in ein Land Sinn, in das wir eigentlich nicht wirklich fahren wollten.
Wir hatten letzten Sommer einen Monat lang eine deutsch-holländische WG in Bulgarien, weil wir ein Pärchen bei uns aufgenommen hatten, das nach mehreren Jahren Reise nicht mehr zurück nach Westeuropa wollte und ein Grundstück in Bulgarien suchte. Die beiden sind nun in den Rhodopen fündig geworden und wir fuhren sie besuchen. Ihr Grundstück am Rande eines Sackgassen-Bergdorfes hat eine traumhafte Aussicht und wie wir schlafen die beiden dort im Auto statt eingesperrt zwischen Steinwänden.
Wir verbrachten ein wunderschönes gemeinsames langes Wochenende auf ihrem noch unbebauten Grundstück, grillten Leckereien am Lagerfeuer, genossen regionale bulgarische Spezialitäten im nächsten Ort und feierten bei den Nachbarn Geburtstag. Die beiden haben wirklich einen schönen Flecken Erde für sich gefunden!
Das Dorf liegt zwar in Bulgarien, aber nur etwa 30km Luftlinie von der Kaffeerösterei entfernt, welche uns eine Griechin empfohlen hatte, die wir im Mai in Tunesien getroffen haben. Dort sollte es den besten Kaffee Griechenlands geben, meinte auch ihr Mann, der das schon aus beruflichen Gründen wissen muss: er war Barista in Hamburg. Und weil wir guten Kaffee mögen, war das unser Reiseziel.
Die letzte bulgarische Stadt vor der Grenze, Slatograd, stand sowieso noch auf unserer „Bulgarien To Do Liste“ und wir wurden nicht enttäuscht. Die „goldene Stadt“ hat eine Altstadt aus wunderschönen, alten Häusern und Hausmuseen und eine lange Tradition von Handwerkskunst. Fast hätten wir eine der dicken, traditionellen, aus reiner Schurwolle gewebten Rhodopen-Wolldecken gekauft. Fast!
Abends kehrten wir ein in ein von außen unscheinbares Lokal, von dem wir den Eingang kaum finden konnten: auf dem Dach eines Hauses! Muss man wissen. Oder, wie wir: suchen, denn wir waren ein wenig zu früh für bulgarische Verhältnisse und trafen niemanden, den wir hätten fragen können. Wir genossen lokale Spezialitäten aus den Rhodopen und wollten gerade die Rechnung bestellen, als zwei Musiker auftauchten und sich die Dachterrasse prall mit hungrigen Gästen füllte. Wir bestellten Nachtisch statt Rechnung und als das Restaurant proppenvoll war, legten die Musiker los. Die ersten Töne aus der Gaia (der bulgarische Dudelsack) machten uns und allen Gästen Gänsehaut und verleitete einige Bulgaren zu Seufzern und Jubel. Die Stimmung war zum Knistern voll Stolz und Ehrfurcht: das Volkslied “Izleel e Delyo Haidutin” ist so etwas wie die „Hymne der Rhodopen“ und tief verwurzeltes bulgarisches Kulturgut. Auch wir bekamen Gänsehaut und ließen uns von der magischen Stimmung mitreißen, denn wir kennen die Bedeutung des Liedes.
Das Volkslied handelt von einem Rebellenführer aus den Rhodopen, der beim Kampf gegen die Türken und die Islamisierung durch das Osmanische Reich sein Leben verlor. Wie einige andere ist dieser Rebellenführer, Delju Wojwoda, ein Nationalheld (quasi der „Robin Hood Bulgariens“), denn letztendlich schafften es die Bulgaren, sich von der teilweisen Besetzung des Landes durch die Türken zu befreien. Bulgarien als ältestes Land Europas (besteht seit dem 7. Jahrhundert!) hat nie seinen Namen geändert und die Bulgaren sind zu Recht stolz darauf.
Ein zweiter Grund, warum das Volkslied so wichtig und emotional hoch aufgeladen ist, liegt bei der NASA. Die hat nämlich 1977 beschlossen, eben dieses Lied auf der „Goldenen Schallplatte“ mit der Voyager 1 und Voyager 2 Mission ins All zu schießen. Auf der „goldenen Schallplatte“ der NASA sind Musikstücke, Töne und Botschaften von der Erde an Außerirdische verewigt. Seitdem reist dieses Volkslied durch den Orbit und die Bulgaren sind mächtig stolz darauf, dass die NASA ihre Musik gewählt hat. Hättet Ihr das gedacht? Sicher nicht. Wir wussten bis Bulgarien nicht mal, dass es diese Schallplatte gibt, denn ein deutsches Volkslied ist nicht darauf.
Im Laufe des langen Abends griffen auch ein paar Gäste zum Mikrofon und sangen voll Inbrunst aus tiefem Herzen zum Dudelsack „ihr“ Lied. Die Stimmung war toll. (Übrigens ist der Dudelsack keine schottische Erfindung, die Schotten sind nur besser im Marketing. Vielleicht haben sie mehr Zeit dafür, weil sie so oft im Regen sitzen 🙂 ) Zwischen den emotionalen Gesangseinlagen wurde andere traditionelle bulgarische Musik gespielt und die Leute tanzten die dazugehörigen Rundtänze, „Horo“. In Bulgarien ist es nicht so, dass es für jeden Takt einen Tanz gibt, wie in Westeuropa (3/4 Takt = Walzertanz etc.), sondern jedes Volkslied hat seinen eigenen Tanz, der nur zu diesem bestimmten Lied getanzt wird. Man muss also Tanz und Lied kennen.
Bulgarische Musik klingt für westliche Ohren zunächst ziemlich „asymmetrisch“ (Ignoranten nennen es “schrill und schräg”) und ich gebe zu, dass ich mir 2012 bei meinem ersten Versuch, auf einem bulgarischen Dorffest zu tanzen, fast die Füße verknotet hätte. Wikipedia schreibt dazu: „In Bulgarien kommen folgende unsymmetrische Taktarten vor: 5/8, 7/8, 8/8, 9/8 und 11/8, außerdem die zusammengesetzten unsymmetrischen Taktarten (5+7)/8, (15+14)/8, (9+5)/16 und 22/16.“ Mittlerweile habe ich einen Tanzkurs besucht, finde die Taktarten nicht mehr verwirrend und klinke mich einfach ein, um mit all den anderen Bulgaren im Kreis zu tanzen. Und so wurde es ziemlich spät, bevor ich selig ins Bett fiel.
Am nächsten Tag verließen wir nach einem weiteren, ausgiebigen Stadtbummel durch Slatograd, Bulgarien und reisten nach Griechenland ein. Die 30km Luftlinie zur Kaffeerösterei bedeuten in den Bergen 120km Fahrtstrecke und das ist für uns mehr als das, was wir so normalerweise an einem Tag „machen“. Es war Nachmittag, als wir in Griechenland durch die Berge rollten und wir fanden am Ende einer 7km langen Schotterstraße kurz vor einem nahezu aufgegebenen Bergdorf, eine griechische Taverne mit traumhafter Aussicht. Wir hatten zuvor keine Chance, an Euros zu kommen, denn in Bulgarien wird in Leva gezahlt und in den Bergen gibt es weit und breit weder Geldautomat noch Wechselstube. Wie so üblich in Griechenland, haben kleine Tavernen weder Speisekarte noch Preisliste und wir hatten Glück, dass die Frau des die Taverne bewirtschaftenden Ehepaars Bulgarisch sprach. Wir einigten uns auf Währung, Preis und Essensauswahl und schlemmten gegrilltes Lamm, frischen Salat, herrliche Beilagen, hausgebackenes Maisbrot und selbstgemachten Kuchen. Griechenland pur mit Blick auf Bulgarien! Die Einrichtung in der Taverne war übrigens – für unser Empfinden – bulgarisch. Weil Griechenlandurlauber aber nicht wissen, wie es in Bulgarien aussieht und wir ja auch tatsächlich in Griechenland waren, haben wir uns auf „rhodopisch“ geeinigt, schließlich heißt das Gebirge in Griechenland auch „Rhodopen“.
Es sah also bulgarisch (rhodopisch) aus, die Wirtin sprach Bulgarisch, das Essen war griechisch – doch das Gefühl eher türkisch, denn das Dorf hatte, wie alle anderen der Region, eine Moschee und der Muezzin rief. Die lokale Bevölkerung sprach, wenn nicht Bulgarisch, dann hauptsächlich Türkisch und kleidete sich entsprechend. Ein interessanter Mix aus drei Ländern, der daherkommt, dass dort die Pomaken siedeln. Pomaken sind muslimische, türkischstämmige Bulgaren, die in Bulgarien, Griechenland und der Türkei wohnen. In beiden EU-Ländern sind sie heute anerkannte Minderheiten, doch das war nicht immer so. Ihr Status wechselte in den letzten 150 Jahren unzählige Male von „geschützte Minderheit“ zu „unerwünschte Menschen zweiter Klasse“. Zuletzt wurden die Pomaken 1989 von der kommunistischen bulgarischen Regierung zur Ausreise aufgefordert, denn Pomaken seien „keine Bulgaren“, da muslimisch und türkischstämmig. In Griechenland wird provokativ in der (staatlichen) Zeitung die (bulgarische) Sprache der Pomaken mit griechischen Buchstaben geschrieben. In der Türkei sind sie auch nicht willkommen, weil Pomaken eben auch keine „echten Türken“ sind. Die Ethnie wird seit Jahrhunderten gegängelt und die bulgarische Wortherkunft spiegelt das wider: „(…) the name comes from the dialectal words “помáкан, омáкан, омáчен, помáчен” (pomákan, omákan, omáchen, pomáchen), meaning “tormented, tortured”.“ (Wikipedia)
Die Pomaken siedeln bis heute in den Rhodopen in beiden Ländern recht abgeschieden in kleinen Bergdörfern und haben sich ihre Kultur bewahrt. Für uns interessant zu erfahren, dass wir (wieder einmal) mit Bulgarisch in Griechenland weit kommen und wie sich Volksgruppen trotz politischer Repressalien ihre Identität bewahren…Und ganz eigentlich… war die Region Griechenlands ja auch früher Bulgarien. Noch ein Grund für das „ethnische Chaos“ dort.
Kurz vor Sonnenuntergang fuhren wir zu heißen Quellen, die in Betonbecken aufgefangen zu „Riesenbadewannen mit Bergpanorama“ hergerichtet wurden. Die gesamte griechisch-bulgarische Gebirgsregion ist zu beiden Seiten voll heißer Quellen und uns ist keine bekannt, die noch naturbelassen und nicht touristisch erschlossen ist. Immerhin kostete diese keinen Eintritt und wir hatten eigentlich geplant, dort auch zu übernachten, aber kaum war die Sonne untergegangen, trudelte Partyvolk mit Boombox, Essen und Getränken ein und es wurde für eine große Party aufgetischt. Wir suchten uns ein paar Kilometer weiter einen Schlafplatz an einer (eiskalten) Quelle im Wald.
Auf dem Weg dorthin kamen wir an vielen, vielen Tabakfeldern vorbei. Rund um Xanthi wird bis heute der Lieblingstabak des Sultans von Konstantinopel angebaut, der ein besonders süßliches Aroma haben und weniger Nikotin enthalten soll. Da heutzutage Raucher nur noch den Geschmack industrieller Massenware voll chemischer Zusätze und künstlicher Aromen kennen, ist der Tabak von Xanthi heute nur noch etwas für Kenner: er wird hier von Hand geerntet und sorgfältig entlang der Straße auf Holzgestellen zum Trocknen aufgehängt. Es ist gerade Erntezeit und man sah überall auf den Feldern hauptsächlich Pomaken bei der Ernte.
Zum Frühstück waren wir rechtzeitig in Xanthi, bevor die griechische Frühstücksspezialität, Bougatsa Krema, ausverkauft war. Unsere griechische Reisebekannte hatte uns die „zweitbeste Bougatsa-Bude der Welt“ empfohlen und das typische, mit Griesbrei gefüllte und mit Zimtzucker bestreute heiße Frühstücksgebäck war auch tatsächlich unglaublich gut. Wie gut, merkten wir erst am nächsten Tag.
Und dann liefen wir zur Kaffeerösterei. Jener welcher, die der Grund unseres Ausflugs nach Griechenland war. Im ganzen Laden nur zwei klitzekleine Tische und Betrieb wie in einem Bienenstock: wir waren uns mit den Griechen einig: der beste Kaffee! Griechenland hat ja grundsätzlich keinen schlechten Kaffee, aber dieser ist tatsächlich besonders gut. Es fiel uns schwer, nur einen Kaffee zu bestellen, aber wir wussten: in Griechenland bleibt es nie bei nur einem Kaffee im Laufe eines Tages… Der „Cappuccino Freddo“ war besonders gut und wir werden diese Kaffeerösterei sicherlich nochmal als Ziel eines Ausfluges nach Griechenland „missbrauchen“…
Xanthi selbst sieht an den meisten Ecken für unsere Augen recht bulgarisch aus, ist es ja auch nur 30km Luftlinie vom bulgarischen Dorf unserer holländischen Freunde entfernt (und war auch mal Bulgarien). Doch es gibt auch „griechische“ Ecken und an einer dieser, natürlich mit den für Griechenland so typischen Stühlen, tranken wir nach einem ausgedehnten Stadtbummel noch einen zweiten Kaffee. Einen „Frappé“, wie man das in Griechenland „tun muss“.
Wir chatteten mit unserer griechischen Reisebekanntschaft aus Tunesien und sie fragte uns, ob wir Lust auf Strand hätten. Strand zur Hochsaison in Griechenland? Never! Uns wie die Ölsardinen im Sand eng an eng legen und den Parkplatz mit illegalen Campern und deren Hinterlassenschaften teilen? Bloß nicht! Doch sie versicherte uns: der Strand sei in einem Naturschutzgebiet, in dem Camping strengstens verboten sei, der Strand selbst vom Tourismus unbehelligt und nur mit Glück gäbe es an der Strandbar auch etwas zu Essen. Wir ließen uns überzeugen, denn Bougatsa und Kaffee waren an den von ihr empfohlenen Orte schon außergewöhnlich.
Der Strand war traumhaft. Weißer, sauberer Sand, klares, warmes und seichtes Wasser, nur zwei kleine Strandbars und eine überschaubare Menge an einheimischen Strandbesuchern. Der Strand zieht sich entlang einer wunderschönen Bucht und ist an jeder Ecke sauber und ein bisschen „wild“: keiner da, der die Natur mit Müll oder anderen Aktionen zerstören kann. Wir hätten nicht damit gerechnet, zur Hauptsaison einen dermaßen „unbevölkerten“ und wunderschönen Strand zu finden!
In der Strandbar gab’s griechischen Salat und gegrillte Sardinen, wir aßen mit den Füßen im Sand mit Blick aufs Meer und freuten uns an unserem Urlaub. Genau so fühlt es sich für uns an: ein uns bekanntes Land mit gutem Essen, gutem Wetter und keinem Organisationsaufwand. Keine Visa, keine Routenplanung, keine Recherche. „Betreutes Reisen“ dank Instagram-Chat mit der lieben Griechin.
Im Naturschutzgebiet (übrigens reichhaltig dekoriert mit „Camping verboten“ Schildern) sahen wir viele Flamingos und andere Wasservögel, entdeckten weitere Strände (allerdings oft mit Kies) und fuhren durch Baumwollfelder. Baumwolle braucht viel Wasser und das Naturschutzgebiet bestand quasi nur aus Wasser. Logisch, dass dort Baumwolle angebaut wird, aber für uns völlig unverständlich, wie! Wir waren entsetzt und googelten. Die EU unterstützt den Baumwollanbau in der EU großzügig mit Subventionen, um mit der eigentlich (viel zu) teuren EU-Baumwolle irgendwie wettbewerbsfähig zu sein. Dafür, so EU-Vorgabe, muss der Anbau jedoch „nachhaltig“ und „ressourcenschonend“, sowie „umweltfreundlich“ sein. Der Wortlaut passt ja noch irgendwie ins Naturschutzgebiet, das was wir sahen, jedoch nicht.
Bis auf ein größeres Feld gab es keine ressourcenschonende Tröpfchenbewässerung, überall liefen die großen Wassersprenger und setzten die Baumwollfelder fast unter Wasser. Und das rund um die Uhr und auch in der Mittagshitze. Das Grundwasser des Naturschutzgebiets. Sehr „ressourcenschonend“ und „nachhaltig“. Wir überholten Traktoren mit großen Spritzvorrichtungen, in denen das Gift nur so schwappte, deren leere, aufgerissenen Säcke und Plastikflaschen wir an den Feldrändern und im Gebüsch fanden. Soweit zum „umweltfreundlichen“ Anbau. Alles von der EU gefördert. Mitten im Naturschutzgebiet. Googelt man, so bewerben viele Verkäufer ihre Produkte aus griechischer Baumwolle als „besonders hochwertig aus besonders nachhaltigem Anbau“. Der Bürger wird vergackeiert, EU-Subventionen wie Pflanzenschutzmittel nach dem Motto „viel hilft viel“ verteilt. Augenwischerei. Außer in Griechenland wird noch in Spanien und Bulgarien Baumwolle angebaut. Höchstwahrscheinlich zu ähnlichen Bedingungen.
Wir hielten uns an die Regel und fanden einen Übernachtungsplatz außerhalb des Naturschutzgebietes. Dort sah es exakt so aus wie im Naturschutzgebiet: Baumwollfelder bis zum Horizont und Bewässerung im großen Stil die ganze Nacht. Und den ganzen Tag. Alle paar Stunden kommt jemand und stellt den Sprenger an eine etwas andere Position, um das kostbare Grundwasser an anderer Stelle bei 40°C in der prallen Sonne zu verpulvern. Alles, für die ressourcenschonende, besonders nachhaltige EU-Baumwolle, die den umweltfreundlichen Anbau als Wettbewerbsvorteil gegenüber „nicht-EU Baumwolle“ vermarktet. Weil wir länger in Usbekistan als in Griechenland waren: warum nochmal ist der Aralsee ausgetrocknet? Richtig: Baumwollanbau.
Wir suchten fürs Frühstück wieder nach Bougatsa Krema und fanden eine „Bougatsa-Bude“ in der nächsten Kleinstadt am Taxistand. Doch leider schmeckte das Gebäck dort industriell. Statt Griesfüllung quoll ziemlich gelber, ziemlich chemisch schmeckender Pudding heraus, alles schwamm in billigem Öl (statt in Butter) und wir hatten Mühe mit dem Aufessen. So ist das also, wenn man auf eigene Faust reist und nicht richtig recherchiert! Einfach ekliger Industriefraß, den es in (West-) Europa leider viel zu oft gibt. Wir machten uns auf die Suche nach einer besseren „Bougatsa-Bude“ und fanden sie ein paar Straßen weiter bei Pomaken. Kundschaft und Bäcker sprachen Türkisch und wir stimmten uns somit gleich auf die Weiterreise ein.
Nach einem letzten griechischen Cappuccino Freddo in einem kleinen Örtchen am Meer verließen wir Griechenland und reisten in die Türkei ein. Eigentlich wollten wir dort nur frühstücken, aber wir hatten festgestellt, dass unsere Sommerreifen schon recht „angeknabbert“ waren und beschlossen, diese gegen neue türkische Reifen zu tauschen. Gesagt getan: 4 neue Sommerreifen für 152€ inklusive Montage. Und die abgenutzten Bremsbeläge, die wir dabei sahen, tauschten wir auch gleich aus. Für 55€. Dank der wirtschaftlichen Misere der Türkei wird es für uns bei jedem Besuch billiger in der Türkei. Die Bevölkerung fragt auch nach Euro statt nach einheimischer Lira: im Restaurant, in der Werkstatt; überall wo klar ist, wir sind Europäer, wurden wir nach Euro gefragt. In der Werkstatt sahen wir bei zwei Mitarbeitern große Mengen an Euro, keine Lira. Die Türken versuchen, an „harte Währung“ zu gelangen. Das war letztes Jahr bei unserem letzten Besuch in der Türkei noch nicht so. Gut, dass wir in Griechenland einen Euro-Vorrat angelegt hatten (eigentlich für Afrika), mit dem wir die Menschen in der Türkei gerne unterstützten.
Nach einem oberleckeren Adana Kebap fanden wir einen Übernachtungsplatz im Wald in der Nähe der Stadt. Morgens, als wir zusammenpackten, hörten wir es um uns im Unterholz knacken: mehrere Menschen, höchstwahrscheinlich Flüchtlinge, hatten sich im schattigen Wald mit ihrem Kram und Krempel hingelegt, wohl um den Tag versteckt zu verschlafen und nach Sonnenuntergang im Dunkeln weiter nach Griechenland, nur wenige Kilometer entfernt, weiter zu laufen. Ob sie es in die EU schaffen und was dort mit ihnen geschieht? Hauptsache, die Baumwolle wird hoch subventioniert weiter in der EU im Naturschutzgebiet angebaut…
Auch für die Fahrt in die Türkei hatten wir natürlich einen Grund. Traditionell türkisch frühstücken! Das traditionelle türkische Frühstück ist quasi eine Institution und es gibt Cafés und Restaurants im ganzen Land, in dem es nur Frühstück gibt und sonst nichts. Wir machten es uns in einem solchen Gartenlokal im Schatten gemütlich und ließen auftischen: noch warmes Brot, frisches, heißes Gebäck, heißer Käse mit Chili im Tontopf, Menemem (Eierspeise), Marmelade, Rahm mit Honig, diverse Sorten Käse und Trockenfleisch, frisches Gemüse, herzhafte Brotaufstriche in diversen Geschmacksrichtungen, eine Auswahl Oliven und „Mekitzi“: eine Art (bulgarische) Frühstückskrapfen. Traditionell futtert man stundenlang und lässt sich immer und immer wieder Tee nachgießen. Erst wenn man Kaffee bestellt, weiß der Wirt: jetzt ist es genug, der Kaffee schließt das Frühstück ab. Oft erst Stunden später. Wir lieben das und einen besseren Grund für einen kurzen Türkei-Abstecher gibt‘s für uns nicht.
Unser Passat und Overlander “Hans” bekam auch noch ein frisches „Getränk“: wir beschlossen spontan, ihm bei den niedrigen Preisen auch noch einen Ölwechsel zu gönnen. Natürlich wieder in Euro bezahlt. Während wir mit Tee versorgt wurden und das reichhaltige Frühstück verdauten, wurde an Hans gewerkelt und wir beschlossen, doch noch einen Tag länger in der Türkei zu bleiben und in die Stadt zu fahren, die wir wegen ihrer Authentizität so mögen: Kirklareli. Lag nicht auf dem Weg, aber dort gibt’s schließlich auch super Frühstück. Wir hatten Glück und gönnten uns ein 4-Sterne Hotel mit Parkplatz für Hans und traditionellem Frühstück zum Schnäppchenpreis. Luxus ist derzeit in der Türkei wirklich erschwinglich! Und alles andere auch. Unser Abendessen als Beispiel: Gözleme: 1€, Pide: 0,50€, Flasche Wasser dazu: 0,18€. In einem Restaurant. Zwei Leute satt für unter 2€. Ihr versteht, warum Reisen billiger ist als sesshaft sein?
Das Frühstück im Hotel war natürlich auch lecker. In jedem Frühstückslokal gibt es eine andere Auswahl von Leckereien auf den unzähligen Tellerchen und Schälchen, die aufgetischt werden. Da, wo wir in Kirklarei „sonst“ zum Frühstücken einkehren, gibt es noch mehr als im Hotel (was Ihr auf dem Foto seht, ist also ein „mageres Hotelfrühstück“) und es wird jedes Mal ein Beistelltisch geholt, um die Köstlichkeiten alle unterzubringen. Das Hotelfrühstück war nicht schlecht, aber trotzdem zog es uns danach zu „unserem Frühstückscafé“ für einen türkischen Abschiedskaffe. Nach einem ausgiebigen Shoppingbummel durch diverse Läden und Supermärkte traten wir dann nämlich die Rückfahrt nach Bulgarien an.
Nur 350km später parkten wir Hans den Passat auf dem üblichen Übernachtungsplatz oberhalb des Dorfes, in dem wir unsere Base in Bulgarien haben und schauten vom Bett aus durch die schräge Heckscheibe den Sternschnuppen zu. Wir sehen eigentlich jede Nacht Sternschnuppen vom Bett aus, sodass wir schneller einschliefen, als wir bis 10 Sternschnuppen zählen konnten. Urlaub macht müde!
Gerade dreht sich die eigene Waschmaschine, wir machen uns auf die Weiterfahrt, sobald die Wäsche getrocknet ist. Noch nicht nach Afrika, aber trotzdem in ein für uns beide neues Land. Den Störchen, die leider gerade aus Bulgarien schon abreisen, fliegen wir in drei Wochen hinterher: gestern haben wir endlich unser Visum für Ägypten bekommen! War gar nicht so einfach und wir haben drei Anläufe gebraucht. Warum Visum? Weil man mit deutschem Pass bei Einreise nur 30 Tage bekommt, Ägypten jedoch ein großes Land ist und uns 30 Tage zu kurz. Drückt uns die Daumen, dass das zweite Visum, was noch „in der Pipeline hängt“ auch klappt!
Jan hat Teil zwei (von drei) der Videos unserer Zeit aus Tunesien fertig und es ist seit letztem Freitag online:
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