Die eine Woche Frankreich hat in uns viele, teils starke Emotionen geweckt. Frankreich war für mich früher immer ein Traumland. Jeder Urlaub dort viel zu kurz, alles rosarot, die Sprache so poetisch, das Essen so gut, die Landschaften wahlweise wild oder lieblich… Ich konnte mir nichts Besseres vorstellen, als in Frankreich zu leben. Das tat ich dann. 13 Jahre lang. Und war am Ende froh, wieder weg zu sein.

Ich habe in Frankreich gelebt, in eine halbfranzösische Familie eingeheiratet und für eine der größten französischen Mediengruppen gearbeitet. Ich kenne Frankreich definitiv nicht nur aus dem Urlaub, sondern aus dem Arbeits-, Familien- und Wohnalltag und spreche sehr gut Französisch. Frankreich war lange meine Heimat und nun war ich das erste Mal nach 11 Jahren Abwesenheit wieder da. Ich hatte mich auf ein paar Dinge (hauptsächlich Kulinarik) gefreut und es war schön, gleich auf den ersten Kilometern nach der spanischen Grenze ein Gefühl von „hier weiß ich, wie der Hase läuft“ in mir zu tragen. Keine Fernreise mehr, eher ein Zurückkommen.

Auf der Schweinefarm

In Frankreich sind Autobahnen mautpflichtig und Sunshine, der holländische LT28 den wir derzeit von Dakar nach Amsterdam überführen, mit einer Höhe von über 2m ist da leider ziemlich teuer. Weil Sunshine mit seinen 47 Jahren und 65PS keine Rakete ist, fahren wir sowieso nicht schnell, sodass wir ganz Frankreich auf mautfreien Nationalstraßen durchfahren haben. Gemütlich über Land trödeln, ganz nach dem Motto „der Weg ist das Ziel“. Ein Roadtrip durch Frankreich.

Weil wir wussten, dass die Situation für Wohnmobilisten und Vanlifer derzeit „angespannt“ ist, war unser Plan für Frankreich wie auch Spanien, nach Möglichkeit nicht frei zu stehen und uns absolut regelkonform zu verhalten So steuerten wir als erstes eine Schweinefarm an. In Frankreich gibt es zwei Möglichkeiten, mit dem WoMo auf Höfen zu stehen: entweder eine Art „Landvergnügen“, wo man gegen eine Gebühr eine Mitgliedschaft erwirbt, mit der man Zugang zu einer Datenbank von Höfen bekommt, die Camper empfangen oder eine andere Liste kostenlos (und daher nicht gerade nutzerfreundlich) über eine Webseite. Je nach Hof kostet das Übernachten eine kleine Gebühr oder gar nichts, wenn man im Hofladen einkauft. Da wir gerne direkt beim Erzeuger kaufen, war klar, welche Variante für uns in Frage kommt: lieber für hohe Qualität mehr zahlen und Nacht und Einkauf genießen, als irgendwelchen Campingplatzbetreibern für eine matschige Wiese Geld in den Rachen zu werfen.

Auf der Schweinefarm wurden wir unglaublich herzlich empfangen: vom gemütlichen Grunzen der Schweine, dem entspanntem Gackern der Hühner und einer netten Bäuerin, die mir zwei Eier für meine Crêpes schenkte und uns den Hofladen aufschloss: Jan kaufte französische Salami und Schinken, ich entschied mich für einen Eintopf im Weck-Glas. Für 5€ konnten wir ausgiebig duschen und saßen dann gemütlich in der Sonne vor Sunshine und schlemmten frische Crêpes direkt aus der Pfanne. Willkommen in Frankreich! C’es bon, c’est bon…

Am nächsten Morgen schlenderten wir über den Bauernmarkt im Nachbardorf und erstanden 1kg herrlich duftende Erdbeeren unterschiedlicher Sorten. Innen rot, sehr aromatisch und süß. Kein Vergleich mit dem sauren, rosa-orangenen Zeug, was sonst wo unter gleichem Namen angeboten wird! Und so lecker! La vie en rose!

Der Fahrtag war lang, aber gemütlich. Wir hielten unterwegs an einem pop-up Café an einem alten Citroen und ließen uns in der Sonne Kaffee und Brownie schmecken. Um uns herum nur britische Expats, die das „savoir vivre“ Frankreichs genauso genossen wie wir.

Gegen Abend erreichten wir das Örtchen Oradour-sur-Glane bei Limoges. Das dortige Museum und die Gedenkstätte sind ein Touristenmagnet, aber wir wollten uns erst am nächsten Tag dafür Zeit nehmen und nicht in der letzten Stunde der Öffnungszeiten alles abhetzen. Wir fanden einen Platz auf dem öffentlichen Wohnmobilstellplatz. Unser erster in Frankreich. Da war das Leben plötzlich nicht mehr ganz so rosarot, denn die dazugehörigen sanitären Anlagen waren in Westafrika meist besser. Bis heute war die für mich schlimmste öffentliche Toilette in Frankreich – in einem Supermarkt auf Korsika.

Egal, wir kommen ja gerade aus Westafrika und sind nicht empfindlich. Allerdings hatten wir sowas nicht in Westeuropa erwartet. Aber wir haben Sunshine und müssen theoretisch nicht raus. Morgens fing der Regen an. Die Wettervorhersage hatte sich um ein paar Stunden vertan. Aber da wir gerade in Spanien neue Regenjacken und wasserdichte Wanderschuhe gekauft hatten, konnten wir die neue Ausrüstung testen. Wir fuhren zum Museum. Der Parkplatz ist für Fahrzeuge über 2m Höhe gesperrt. Also auch für SUV mit Dachbox, Familienkutschen mit Fahrrädern auf dem Dach, Behindertenfahrzeuge oder Handwerker. Wir können vollkommen verstehen, dass man dieser Unsitte der „Vanlifer“ und Wohnmobilisten überall zu übernachten und ihre Hinterlassenschaften zu verteilen einen Riegel vorschieben möchte, aber das können andere Länder schlauer, ohne auch den Rest der Bevölkerung auszuschließen. Weil wir sehr früh waren, fanden wir noch eine Parklücke an der Dorfkirche. Viele Kirchenparkplätze in Frankreich haben übrigens mittlerweile auch 2m-Balken gegen WoMos und Vans. Als wir gute drei Stunden später zur Kirche zurückliefen, war der gesamte Ort zugeparkt. Die Straßen kaum passierbar, weil überall auf Bürgersteigen und Grasstreifen alle Fahrzeuge über 2m parkten, die als Sonntagsausflug nach Oradour gekommen waren. Und das waren viele…

Oradour-sur-Glane war Schauplatz des größten Massakers in Westeuropa. 643 Zivilisten wurden dort an einem einzigen Tag unschuldig massakriert. Weil die Deutschen die Täter waren, erzählt uns Deutschen das natürlich niemand in der Schule und auch sonst nicht. In Deutschland wurde auch nur ein Verantwortlicher (in der DDR!) deswegen verurteilt. Wäre peinlich, uns Deutschen das zu erzählen, also wird es in Deutschland totgeschwiegen. Die Franzosen und Spanier, die dabei völlig unschuldig ums Leben kamen, halten die Erinnerung an ihre Familien und das, was geschehen ist, bis heute am Leben. Zum Beispiel durch das Museum. Nur leider befindet sich das Museum in Frankreich und Franzosen sind da sehr… arrogant…, wenn es um Fremdsprachen geht. Wer kein höheres Französisch lesen und verstehen kann, hat von dem Museumsbesuch gar nichts. Riesige Schautafeln erklären das Geschehene auf Französisch – auf Deutsch oder Englisch finden sich in irgendeiner Ecke der großen Aufsätze kurze Zweizeiler, die meist unverständlich sind.

Es gibt einen Dokumentarfilm, angeblich mit Untertiteln. Diese Untertitel geben aber nicht das her, was der französische Sprecher sagt und hören nach den ersten Minuten Film dann ganz auf. Hätten wir uns nicht schon am Vorabend selbst ins Thema eingelesen, Jan hätte nichts verstanden, nichts gelernt. 9€ für Raum für Raum Texte, die nur für eine Partei der Geschichte gedacht sind. Wollen die Franzosen damit „nachtreten“ und es den (vielen!) deutschen Besuchern „nachträglich heimzahlen“? Auch die spanischen Besucher hinterließen wütende Einträge in Gästebuch und auf Google. Obwohl ich sprachlich alles verstanden habe, konnte ich die Wut sehr gut nachvollziehen. Die rosarote Brille, mit der ich nach 11 Jahren wieder nach Frankreich eingereist war, rutschte endgültig von der Nase.

Das völlig bis auf die Grundmauern von den Deutschen zerstörte Dorf ist bis heute genauso erhalten, wie es damals zurückgelassen wurde: ausgebrannte Autos auf der Straße und in Garagen und Höfen, metallene Bettgestelle, Kinderwagen, Stühle und Tische, Nähmaschinen, Fahrräder, Öfen, Waagen, Werkzeug,… Alles befindet sich noch an Ort und Stelle, wo es lag, als die Deutschen dem gesamten Ort das Leben brutal ausgehaucht haben.

Und auch dort: keine Erklärungen, keine Beschriftungen, keine Schautafeln, nichts. Der Besucher wird völlig alleingelassen und kann nur raten: war das die Werkstatt, in der sie 40 Männer zusammengetrieben und exekutiert haben? War das das Fenster, aus dem der einzige Überlebende gesprungen ist? Rätselraten für 9€ Eintritt. Wir waren bedient.

Das Wetter, nass und grau, passte zur Stimmung. Und weil Sonntag war und das Ende eines „langen Wochenendes“, gerieten wir auch noch in einen Stau. Stau! Hatten wir auch schon lange nicht mehr und das trübte die Stimmung weiter. Jan fand bei Google eine Bäckerei in einem Dorf parallel zur Stau-Straße und wir gönnten uns heißen Kaffee und französische Gebäckspezialitäten. Das Essen in Frankreich ist ja trotzdem gut.

Gegen Ende des Tages klarte das Wetter wieder auf und wir steuerten einen Haselnuss-Hof an. In Aserbaidschan hatten wir schon in einem Haselnusswald Party gefeiert und in Georgien in Haselnüssen „gebadet“ und gezeigt bekommen, wo die Haselnüsse für Nutella wachsen, jetzt freuten wir uns wieder auf Haselnüsse. Im Hofladen gab es tolle Leckereien (Öl, Mus, Aufstrich, Gebäck, Konfekt,…) mit Haselnüssen und hinter dem Hof einen idyllischen Stellplatz mit Besuch von Fasan und Hofkater Rio. So mögen wir das!

Die Haselnüsse wachsen im Tal der Loire, welches berühmt für über 300 Schlösser ist. Alle kann man nicht anschauen und wir hatten uns stellvertretend das Schloss Chambord herausgesucht: angeblich mit über 400 Zimmern das größte Schloss der Region.

Selbst wenn es nicht das größte Schloss ist, dann ist es zumindest der verschachtelste, asymmetrischste, verspielteste und ein bisschen verrückteste Prachtbau der Region: auf den ersten Blick recht harmonisch, auf den zweiten und dritten Blick immer schräger und lustiger.

Wir verbrachten einen ganzen Tag im Schloss mit seiner angeblich von Leonardo da Vinci entworfenen doppelten, gegenläufigen Wendeltreppe in der Mitte der verwirrenden Zimmer, Gänge, Hallen, Um- und Anbauten.

Wir hatten ein Tablet gemietet, mit dem man zu 24 Räumen detaillierte Infos bekommen konnte und diese aufwändig in 3D in verschiedenen Epochen dargestellt wurden. Man konnte sich das Tablet vor die Nase halten und sich im Raum bewegen und dabei in jeder Kopfbewegung sehen, wie es dort zu Zeiten dieses oder jenes Bewohners aussah. Richtig toll gemacht und ausführlich und fehlerfrei auf acht Sprachen verfügbar. Es ist also möglich!

Wir hatten einen schönen Tag rund um das Schloss, haben viel entdeckt und am Ende des Besuchs doch entschieden, diese Immobilie nicht zu kaufen: durch die „Vinci-Treppe“ entsteht ein Luft Sog, der es auch in früheren Jahrhunderten unmöglich machte, die Zimmer halbwegs warm zu heizen und selbst an einem sonnigen Tag wie diesem fror ich die ganze Zeit. Die Sumpflandschaft drumherum sorgt auch noch für Mücken. Nicht ganz unsere Traumimmobilie: mückenverseucht und kalt! Da fiel uns wieder unser geplanter Sommer ein… Aber wir hatten die neuen Sachen ja in Oradour erfolgreich auf Wasserdichtigkeit getestet…

Eigentlich hatten wir uns dann vorgestellt, mit Sunshine entlang der Loire zu gondeln. Aufs Wasser gucken, hier und da ein hübsches Schloss zu sehen, nette Häuser zu bewundern und den vorrausichtlich letzten Schönwettertag genießen. Doch wer kein Fahrrad hat, sieht von der Loire nichts. Die meisten Dörfer haben Durchfahrt verboten, die Umgehungsstraße ist zu weit weg oder ein Zaun oder Wall oder Hecke oder Mauer trennen Straße von Fluss. Entnervt gaben wir es auf und fanden gegen 16:30 einen der letzten Plätze auf einem Stellplatz. 11,20€ für eine legale Nacht. Ohne sanitäre Anlagen, ohne WiFi, ohne Strom. Einfach nur eine legale Schlafmöglichkeit.

Frankreich ist super restriktiv geworden, was Fahrzeuge über 2m betrifft. Wir können verstehen, dass der Camperwahn in den Jahren seit der Pandemie für großen Unmut und viele Probleme sorgt, aber nur Verbote ohne Lösungen zu schaffen, ist nicht der richtige Weg. Für Fahrzeuge über 2m Höhe ist es mittlerweile schwer, in Frankreich auf einem Supermarkparkplatz zum Einkaufen zu parken, in Dörfern zum Kaffeetrinken legal zu halten, an Sehenswürdigkeiten zu parken oder auf einem Wanderparkplatz zum Picknick zu pausieren. Für uns völlig nachvollziehbar warum, auch wir sind völlig genervt vom Verhalten der Camper und Vanlifer und entsetzt von deren Respektlosigkeit. Aber es muss Alternativen geben. Und die gibt es nicht wirklich. Wenn in der Nebensaison um 17 Uhr die weit und breit einzige legale Möglichkeit schon voll ist, was sollen dann alle anderen machen, die um 17 Uhr noch nicht ans Schlafen denken? Überall stehen nagelneue Schranken und Holzbalken zur Durchfahrtsbeschränkung, überall hängen blitzeblanke, neue Camperverbotsschilder. Frankreich ist schwer zu bereisen, wenn man ein Auto über 2m hat und sich an Gesetze halten möchte. Wenn das Fahrzeug dann auch noch älter ist, wird es richtig kriminell, doch dazu später.

In der Nacht fing es an, zu regnen. Die schönen Tage mit Sunshine waren definitiv vorbei. Wir fuhren zu meinem Patenkind Lici in die Normandie und verbrachten erholsame „family time“ zusammen. Aus einer Nacht auf ihrem Sofa wurden zwei bis wir uns wieder loseisen konnten, die letzten 500km mit Sunshine zurückzulegen. Und die hatten es in sich. Westeuropa machte uns deutlich, warum wir uns dort nicht mehr wohlfühlen und nur noch so kurz wie möglich zu Familienbesuchen vorbeischauen.

Wir wussten, dass es in Frankreich Umweltzonen gibt, die nicht nur Straßen, Stadtviertel oder ganze Städte betreffen, sondern auf ganze Departements ausgedehnt werden können. Man kann aber mit einer Plakette weiter fahren. Was Ihr vielleicht nicht wisst, ist die Tatsache, dass Motorräder ab Baujahr 2000 und älter und ältere andere Fahrzeuge gar keine Plakette bekommen können. Geht nicht. Böse Fahrzeuge. Also haben wir mit Sunshine keine Plakette. Was wir jedoch nicht wussten ist, dass es durch solche Umweltzonen keine Transitregelungen für Durchgangsverkehr gibt, weil sogar Autobahnen verboten sind. Was wir erhofft hatten war, eine Information zu Alternativrouten zu bekommen: wie komme ich mit einem bösen, tödlichen Fahrzeug auf die andere Seite der Seine, wenn alle Durchgangsstraßen verboten sind? Keine Info. Nur überall riesengroße Verbotsschilder. Nun kann ich perfekt Französisch lesen und verstehen und kam nicht weiter, denn wo es nichts zu verstehen gibt, helfen auch keine Fremdsprachen. Wir standen vor den Verbotsschildern, die „greenzones.eu“ App in der Hand, und wussten nicht, wohin. Sunshine hat leider keine Flügel, um über die Seine zu fliegen!

Jan auf dem Beifahrersitz fand eine Alternativroute über Dörfer, kleine Straßen und Wege, auf denen wir auch einige ausländische LKW trafen, die genauso durch Wohngebiete gurkten wie wir. Hilft der Umwelt und den Anwohnern wahnsinnig, wenn man riesige Umwege durch verkehrsberuhigte Zonen fahren muss. Und nein, Sunshines „doppelte Staatsbürgerschaft“ als Wohnmobil und Oldtimer“ wird nicht anerkannt. Böses Fahrzeug bleibt böses Fahrzeug. Solche Regelungen sind absurd und ich frage mich, wie solche fadenscheinigen Umweltschutz-Regelungen, bei denen lieber Kinder im Wohngebiet von einem 40-Tonner auf erzwungenem Umweg totgefahren werden, von der Politik durchgesetzt werden können. Übrigens sehr auffällig: solche strikten Fahrverbotszonen gibt es nur in EU-Ländern mit großer eigener Fahrzeugindustrie. Aber in Europa gibt’s keine Korruption… (da heißt das nur anders).

Mit vielen zusätzlichen Kilometern schafften wir es auf die andere Seite der Seine und in Richtung „Land der Ch‘ti“, falls Ihr den Film gesehen habt. Die Franzosen dieser Bevölkerungsgruppe sprechen einen schwer verständlichen Dialekt und sind die Ostfriesen Frankreichs. Den Schti /Ch’ti wird nachgesagt, einfältig, grob, unfreundlich und sehr ländlich zu sein. Wir waren gespannt, denn oft ist an solchen Vorurteilen ja doch ein Fünkchen Wahrheit.

Wir können leider nicht das Gegenteil behaupten. An dem Tag trafen wir nur ziemlich muffelige Menschen, die uns entweder anhupten, sich die Vorfahrt mit Lichthupe nahmen, uns von der Straße in den Matsch drängten, im LIDL anbrüllten (weil der Alarm auslöste, als wir den Laden betraten) oder solche Gesichter hatten (oder zogen), dass sie kein „dummes Gesicht“ mehr machen mussten, es war schon so angewachsen. Unglaublich, was für eine negative, unterschwellig aggressive Stimmung! Gut, wir waren in Westeuropa, das Wetter war seit Tagen mies, es gab viele Straßensperrungen wegen abgesoffenen oder abgerutschten Straßen, aber so einen aggressiven Umgang untereinander im Straßenverkehr und auf persönlicher Ebene haben wir seit der Zulassungsstelle in Süddeutschland nicht mehr erlebt.

Es wurde Zeit, einen Übernachtungsplatz zu finden. Der erste Campingplatz bot uns eine Zeltwiese am Ententeich, natürlich butterweich vom tagelangen Regen und eine Garantie dafür, Sunshine für die nächsten Tage im Schlamm zu versenken. Der nächste Campingplatz bot Stellplätze aus Rasen, in denen sich schon Fahrzeuge festgefahren hatten und man sich gleich in die Matsche stellen konnte, aus der andere wahrscheinlich geborgen werden mussten. Rasensteine, Schotter, Pflaster oder Steine? Fehlanzeige. Camping im Matsch gegen Gebühr. Auch hier fuhren wir weiter. Offizielle Stellplätze? Fehlanzeige. Parkplätze? Entweder mit Durchfahrtsbegrenzung auf 2m oder 2,10m oder mit diversen Verbotsschildern dekoriert. Wir suchten 1,5 Sunden nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Irgendwann war ich so mürbe, dass ich auch ein Hotelzimmer genommen hätte. Aber auch das gab es nicht, nur sonstige touristische Angebote wie Museum, Touristenzug, Touristeninformation, Wanderwege etc. Nur dass diese Touristen nirgendwo schlafen können. Wir steuerten die Müllhalde an und krabbelten ziemlich erledigt ins Bett. Willkommen bei den Ch’ti!

Es war mein Geburtstag und ich wachte auf einer Müllhalde auf, weil es keine andere Übernachtungsmöglichkeit gegeben hatte. Frankreich, wir verstehen, dass die Wohnmobilisten und Vanlifer ein echtes Problem sind, aber mit nur Verboten ohne Lösungen schafft man sich das Problem auch nicht vom Hals! Wir waren dort, um uns die Raketenbasis der Deutschen aus dem 2. Weltkrieg anzuschauen, die dafür in nur 10 Monaten (!) eine riesige Kuppel in den Wald gebaut haben, um von dort aus London zu beschießen.

Wir hatten erwartet, dort viel über die Raketen, die Herstellung, die Logistik, die Technik dahinter etc. zu erfahren, aber das Kapitel wurde im Museum nur am Rande behandelt. Es ging hauptsächlich um alle Gräueltaten der Nazis und eine Schulklasse nach der anderen wurde durchgeschleust. Das zweite Museum zum 2. Weltkrieg, das wir auf dieser Tour in Frankreich besuchten, das sehr enttäuschend war.

Das angegliederte 3D Kino mit dem 3-D-Film „D-Day“, der die Landung in der Normandie thematisierte war viel besser und so konnten wir wenigstens das genießen, bevor wie das „Land der Ch’ti“ wieder verließen. Doch auch das war schwierig, denn wir quälten uns von einer Baustelle zur anderen, standen in einem Stau, um dann in den nächsten zu geraten: Unfall, Baustelle, Straßensperre,… Wir erreichten Belgien, wechselten auf die dort kostenfreie Autobahn und standen im nächsten Stau. Und noch ein Stau. Also wieder auf die Landstraße, um dort in einer Baustelle zu landen, dann Straßensperre, nicht ausgeschilderten Umleitung und unendlich viele Wohngebiete, durch die der Verkehr in 30er Zonen geleitet wurde, damit die Innenstadt entlastet wird. An einem Freitagnachmittag. Da läuft definitiv was schief in diesem Teil der Welt!

Wir hatten eigentlich 322km zu fahren, gaben aber nach etwa 120 Tageskilometern entnervt auf und riefen einen Freund in Belgien an. Er wohnt zwar nicht wirklich auf der kürzesten Route nach Holland, aber lieber eine nette Zeit mit ihm dank Umweg als noch weitere 200km durch das Verkehrschaos quälen. Wir verbrachten einen schönen Abend mit einem Haufen ungesunder frittierter Sachen zusammen. Am Geburtstag darf man das.

Während Ihr das lest, sind wir auf den letzten Kilometern mit Sunshine. Dieses Wochenende trennen wir uns von „unserem“ gelben Sonnenschein und liefern ihn bei seinem Besitzer in Holland ab. Doch davon berichten wir Euch nächstes Mal. Erstmal müssen wir es bis Holland schaffen durch all die Baustellen, Umleitungen, Wohngebiete, 30er Zonen, Straßensperren, Unfälle und Staus. Dinge, die wir die letzten 8 Monaten in Afrika nicht hatten.

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