Wir wissen, Ihr seid gespannt auf Georgien. Viele interessieren sich für das kleine Land im Kaukasus und auch wir mögen es sehr und können Euch eine Reise nach Georgien nur ans Herz legen: landschaftlich wunderschön und das Essen eines der besten Landesküchen der Welt. Wir müssen Euch aber enttäuschen: diesmal sind wir in Georgien nur zur Durchreise. So wie letztes Mal auch. Es war für uns die mittlerweile siebte (7.!) Einreise in dieses wunderschöne Land und wir haben diesmal andere Prioritäten als Tourismus. Wenn Ihr sehen möchtet, was wir als Touristen in Georgien so erlebt und gemacht haben (Trekking, Offroad, Motorrad, Essen, …), schaut doch mal in unsere Blogbeiträge zu Georgien (die findet Ihr hier: Georgien Blogs) oder schaut Euch die YouTube Videos von damals an: unsere Georgien Playlist
Diesmal sind wir nur in Georgien, weil man durch Georgien muss, um von der Türkei aus nach Armenien zu kommen., denn es gibt keinen Grenzübergang zwischen Türkei und Armenien. Man kann natürlich auch durch den Iran fahren. Der fällt aber aus diversen Gründen (Visum, Carnet de Passage etc.) als Transitland aus. Also wieder Mal Georgien. Wir müssen ja nach Armenien, weil dort seit zwei Jahren Jans Motorrad steht und unsere gesamte Motorrad- und Campingausrüstung eingelagert ist. Natürlich könnten wir, so wie ich das im Sommer 2019 gemacht habe (mehr dazu: Fahrzeugwechsel), den mit 70km kürzesten Weg zwischen der Türkei und Armenien fahren, wir können uns aber auch Zeit lassen, denn schließlich haben wir davon (fast) unbegrenzt viel: das Motorrad muss Armenien bis zum 30.9. verlassen haben.
Wir reisten am späten Nachmittag aus der Türkei bei Batumi nach Georgien ein. Völlig unkompliziert mit Impfzertifikat (den Grenzern gefiel das bulgarische Ding besser als der gelbe Impfpass, wohl wegen der kyrillischen Buchstaben) und frischem PCR Test. Ungeimpfte müssen sich in Georgien nach 3 Tagen mit einem weiteren PCR Test „freitesten“, Geimpfte sind sofort frei. Wir hatten ein Zimmer in der Altstadt von Batumi reserviert und eigentlich nur einen Plan: essen! Seitdem wir vor 2 Jahren das letzte Mal in Georgien waren, haben wir die leckere Landesküche furchtbar vermisst. Und das nicht nur, weil wir uns danach hauptsächlich in Ländern aufgehalten haben, in denen 3x täglich Hammelfleisch serviert wird. 50m vom Hotel entfernt schlemmten wir Auberginenröllchen mit Walnusspaste, Walnusssalat, geschmorte Pilze und Khinkali (gedämpfte Teigtaschen) mit Pilzfüllung. Kulinarischer Himmel!
Am nächsten Tag flitzten wir mit E-Scootern durch Batumi. Mit unserem bulgarischen „Bird“ Account kann man auch hier die Cityflitzer für 15cent/Minute mieten. Wir sind insgesamt 12km herumgedüst: von der Altstadt die Strandpromenade entlang zum modernen Teil der Stadt und zurück. Im modernen Teil fühlt sich Batumi eher an wie „Ölstaat“ (in Batumi endet auch eine Öl-Pipeline aus Baku) mit glitzernden, architektonisch gewagten, hohen Gebäuden und modernster Infrastruktur. Zum Beispiel ein Radweg, von dem man sonst nur träumen kann.
Auch das Obst und Gemüse in Georgien ist himmlisch. Ich weiß nicht, was die Georgier und Bulgaren machen, aber in diesen beiden Ländern gibt es die besten Tomaten und Gurken. Und das Obst ist so sonnengereift und süß wie in Usbekistan. Warum das in der Türkei nicht immer so war, verstehen wir nicht ganz, aber hier erliege ich an jedem Obststand einem Kaufrausch. Und wir beide in jedem Restaurant einer Fressorgie. So auch in Batumi. Das Gute: georgische Küche ist meist vegetarisch (wer will, kann natürlich auch Fleisch bekommen) und besteht aus Obst, Gemüse, frischen Kräutern und Nüssen. Also gar nicht so ungesund und auch in Massen verträglich.
Und genau deswegen, wegen des Essens, sind wir von Batumi nicht in einem Rutsch nach Tiflis durchgefahren, sondern haben in Gori Halt gemacht. Denn dort befindet sich unser Lieblingsrestaurant. Ohne dort gegessen zu haben, fahren wir niemals von Tiflis nach Westen heraus oder von Westen nach Tiflis hinein. Nur das erste Mal, da waren wir tatsächlich in Gori, um die Geburtsstadt von Stalin zu erkunden. Dabei haben wir das Restaurant empfohlen bekommen und sind dem Koch auf ewige Treue verfallen. Leider hatte das Restaurant geschlossen! Angeblich nur zur Renovierung, aber nun standen wir da. Natürlich gibt es viele andere Essenstempel in Gori, sodass wir nicht verhungerten.
Wir hatten uns bei Anna ein Zimmer genommen. Anna ist Historikerin im Museum von Gori und vermietet in ihrem wunderschönen Haus Zimmer. Genau so, wie wir das lieben und wie wir immer in Georgien übernachtet haben: bei Privatleuten, möbliert mit antiken Möbeln, mit dem Charme der „guten alten Zeit“, in kühlen alten Gemäuern mit aristokratischem Flair, Parkettboden und Kronleuchtern. Für 14€ die Nacht mit eigener Küche und Familienanschluss. Anna bereitete für uns Frühstück und aß mit uns. In Georgien fängt das Schlemmen schon morgens an, und zwar richtig deftig herzhaft! Anna tischte uns Gemüsesuppe auf, brutzelte dazu mit Hack gefüllte Pfannkuchen, servierte Smetana, bunten Gartensalat, Wassermelone und selbstgebackenen Kuchen. Und Brot mit Honig. In anderen Homestays bekamen wir morgens oft Wein und Schnaps (Chacha) oder Kebap oder Kartoffelgerichte, aber immer Salat und Obst. Ganz anders als sonstwo!
Nachdem Anna zig Fotos von uns gemacht hatte, plumpsten wir vollgefüttert ins Auto und fuhren nach Tiflis. Wir hatten dort für eine Woche ein kleines Apartment gemietet, aber es war noch zu früh, um dort einzuziehen. Wir wollten sowieso in die Ausstellung „Van Gogh alive“, die zurzeit auch in München gastiert und die wir Euch wirklich empfehlen können! Es ist eine digitale Installation der Werke von Van Gogh, die zu Leben erweckt wurden und sich bewegen oder den Zuschauer (man liegt bequem auf Kissen auf dem Fußboden) 360° in die Gemälde eintauchen lässt. Man wird fast Teil der Gemälde, die sich 3D anfühlen! Dazu passende Musik und man versinkt 35 Minuten in einer Welt aus Farben. Unglaublich gut gemacht! Hier der Link zur europäischen Wanderausstellung: Van Gogh alive
In Tiflis ist die Ausstellung im „Digital Space“ und es gab noch zwei weitere Installationen und die Möglichkeit, sich in einem Van Gogh Kunstwerk aufzuhalten. Nicht digital, aber surreal mitten im Gemälde. Eine absolute Empfehlung: schaut Euch das an! Auch für Kinder klasse!
Unser Apartment in der Altstadt war zwar nicht mit Katze inseriert, aber als wir die Tür öffneten, war sie schneller drin als wir. Seitdem kommt der kleine Kater jeden Morgen zur Tür hereinspaziert, holt sich eine große Runde Streicheleinheiten ab und verschwindet nach 1-2 Stunden wieder. Ein sehr angenehmer Mitbewohner – oder ist es der Hausmeister? Ein Straßenkater ist er nicht, denn er trägt Halsband und ist wohlerzogen: auf Sofa und andere Möbel springt er niemals, auch nicht trotz Aufforderung.
Wir trafen in Tiflis andere Langzeitreisende, die gerade hier sind, um ein Haus zu kaufen und unsere Georgisch-Ukrainischen Freunde, die wir vor drei Jahren zuletzt in Tiflis getroffen hatten. Sie pendeln als Künstler zwischen Frankfurt, Südfrankreich und Georgien und haben sehr ähnliche Ansichten wie wir. Es war so erfrischend, gleich an zwei Tagen hintereinander unter Unsresgleichen zu sein! Tiflis ist für uns ein eher organisatorischer Zwischentopp: ein bisschen arbeiten (mit deutschem Pass darf man 1 Jahr in Georgien bleiben, da ist kein Zeitdruck!), aber vor allem wichtige Dinge erledigen: wie schon im Blogbeitrag Harakiri in Hakkari ausführlich beschrieben, müssen wir (mal wieder) ein Zollproblem in Kasachstan für unseren VW Bus Kittymobil lösen. Kurz zusammengefasst: wenn wir den Bus nicht bis zum 30.9. aus der eurasischen Zollunion herausgefahren haben, müssen wir Importzoll, Umweltabgabe und Steuern zahlen. Das sind einige tausend Euro. Leider bekommen wir weder Visa noch sind die Landesgrenzen geöffnet, sodass es quasi unmöglich ist, Kittymobil außer Landes zu fahren. Doch wir versuchen das Unmögliche. Und dafür brauchen wir ein paar Papiere vom Notar auf Russisch, was in Tiflis kein Problem ist.
Außerdem habe ich meiner Zahnärztin von 2018 einen Besuch abgestattet, denn diese hatte mir damals eine Knirscherschiene für nachts in so guter Qualität angefertigt, wie ich sie nie vorher hatte und sie auch in Europa nicht bekomme. Mein bulgarischer Zahnarzt hat das Material extra im Labor angefragt: gibt’s in Europa nicht. Frau Doktor Vashakizde hat nun für Reserve gesorgt. Falls die Schiene von vor drei Jahren doch irgendwann mal kaputt geht.
Dann haben wir noch ein Bankkonto (in €, $ und GEL) eröffnet. Dazu braucht man in Georgien keine Meldeadresse, keine Steuerbelege, kein Gehaltsnachweis, kein Mindesteinkommen, keinen Mindestumsatz oder sonstige Dinge, die es in Deutschland (Europa) immer schwerer machen, an ein Bankkonto zu kommen. Wir möchten keine Steuern hinterziehen (sondern machen brav weiterhin in Deutschland unsere Steuererklärung, ohne dort gemeldet zu sein), auch wenn wir das in verschiedenen Zusammenhängen immer wieder unterstellt bekommen. Georgien ist keines der Länder, in denen Bankkonten „geheim“ bleiben. Ein „Offshore“ Konto bietet uns einfach ein zusätzliches Plus an Sicherheit und Komfort. Warum, das kann jeder, den es wirklich interessiert, selbst googeln. Alle anderen vertrauen einfach weiter ihrer Hausbank im Heimatland und schließen vor möglichen Risiken die Augen. Kann ja auch gut gehen.
In Georgien läuft so gut wie alles, wie auch in Bulgarien, über Notare. Also waren wir nicht nur wegen einer Bankvollmacht bei der Notarin, sondern auch um eine Vollmacht für Kittymobil erstellen zu lassen und um einen Vertrag für Kittymobil beglaubigen zu lassen. Und alle Dokumente auf Russisch übersetzen zu lassen. Da wir uns schon 2018 und 2019 in Tiflis heimisch gefühlt haben, war das alles kein Problem. Nur zeitaufwändig.
Denn die Vollmachten müssen ja auch „verteilt“ werden (und die Kreditkarten 24 Stunden nach Kontoeröffnung in der Filiale abgeholt werden) und für Vertrag und Vollmacht für unseren „Plan neue Zollpapiere Kittymobil in Kasachstan“ brauchten wir auch noch eine Apostille. In Tiflis gab es leider diese Woche keine Termine mehr auf dem Amt, dafür aber in Rustawi, der nächsten Stadt. Also sind wir dort hin, haben Expresszuschlag bezahlt und hatten nach 3 Stunden Wartezeit beide Dokumente mit Apostille. Morgen gehen die Dokumente per DHL Express nach Kasachstan und zeitgleich startet in Kasachstan unser “Rettungsversuch” von Kittymobil. Was genau wir vorhaben, erzählen wir Euch, wenn es geklappt hat. Seit heute (Freitag) ist Kittymobil wieder in Kasachstan versichert, ein zusätzlicher Fahrer ist eingetragen und Kittymobils Motor wird Samstagmittag nach 8 Monaten Standzeit wieder brummen und der neue Lack zum ersten Mal den Sommer erleben: bisher stand unser VW Bus nämlich im 3. Untergeschoss einer Tiefgarage.
Während Kittymobil in fremden Händen durch die kasachische Steppe rollt, lösen wir unser zweites Zollproblem und rollen mit unserem Passat Hans nach Armenien. Dort steht ja Jans Motorrad seit Juli 2018 und muss wie Kittymobil bis zum 30.9.2021 die eurasische Zollunion verlassen haben. Da man auf dem Landweg aus Armenien ausreisen kann, ist das auch, im Gegensatz zu Kasachstan, kein Problem und wir werden nach ungefähr einer Woche (oder etwas länger) wieder zurück in Tiflis sein. Da müssen wir nochmal ein paar Dinge organisieren und erst dann schauen wir mal, wie es weitergeht. Ihr wisst ja: Pläne dauern bei uns oft nicht mal bis zum nächsten Morgen!
Übrigens: unser Fotoalbum zur Türkei ist ergänzt: lasst Euch von unserer Auswahl Fotos inspirieren, die Türkei mal etwas anders zu entdecken! Türkei Fotoalbum Und wer unsere Fotos aus dem Irak anschauen möchte findet unser Fotoalbum dazu hier: Irak Fotoalbum
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