Nachdem wir eine ganze Woche im zur „Übergangswerkstatt“ umdeklarierten Weinkeller unserer „Base“ in Bulgarien an der neuen Honda CRF300L gearbeitet hatten, war sie endlich technisch halbwegs auf dem Stand meiner 30 Jahre alten DR350: Fahrwerk, das den Namen verdient, Schaumstoff-Luftfilter, kein neumodischer „Kohle-Kanister“ mehr, der beim eventuellen „Übertanken“ des Motorrades verhindert, dass das Benzin auf den Boden der Tankstelle tropft (und den Motor auf holprigen Wegen bei schwappendem Tankinhalt sofort stoppt), Alulenker, kleine Gepäckbrücke am Heck, Hand-/Hebelprotektoren und weitere Kleinigkeiten, die aus dem neumodischen Straßenmotorrad im offroad-Look eine reisetaugliche Enduro machen. Was genau, erklären wir Euch demnächst mal separat, wenn unsere Webseite fertig überarbeitet ist.

Wir hatten in Sofia einen Termin bei Ellie, einer motorradfahrenden Schweißerin, die mehr zaubert als schweißt. Sie sollte mir „Gepäcktaschenabstandshalter“ schweißen, die verhindern, dass meine Satteltaschen ins Hinterrad oder an den Auspuff kommen. Handelsübliche Gepäckträger für die Honda sind erstens massiv und schwer und zweitens muss man dafür Soziusrasten und Werkzeugfach opfern. Und dass Soziusrasten auf Reisen sehr nützlich sind, wissen wir sehr gut. Ellie hat gezaubert und eine wunderschöne Konstruktion gebaut! Nächste Woche zaubert sie uns noch Staufächer…

Entgegen anderslautender Gerüchte wächst auch unser Geld nicht auf Bäumen, auch unsere Reisekasse füllt sich durch Arbeit. Und entgegen festgefahrener Meinungen derer, die (nur) den täglichen Gang zum Büro als “richtige Arbeit” erachten, haben auch Digitalnomaden Kollegen. In meinem Fall ebenfalls reiselustige Menschen. Das Projekt “Endo-App” startete, als die beiden Gründer in Neuseeland waren und ich in Taschkent. Mittlerweile waren beide schon in Bulgarien (derzeit auf Zypern – oder doch irgendwo in der griechischen Adria?) und wir konnten uns treffen, nun war die nächste Kollegin auf der Durchreise hier. Meike und ihr Mann sind auch Vollzeitreisende, haben den letzten Winter in Westafrika verbracht und sind jetzt auf dem Weg, zwei weitere Kollegen unseres Teams in Indien zu besuchen. Logisch, dass wir vier uns sofort verstanden haben und der Abend viel zu schnell verflog!

Trotz all der Veränderungen im Weinkeller lief die Honda noch völlig inakzeptabel. Das kann man auch nicht im Weinkeller ändern. Die EU möchte das mit der Abgasnorm Euro-5 so. Um diese zu erreichen, laufen Motorräder extrem mager. Mager bedeutet heißen Motorlauf und der bedeutet: verkürzte Haltbarkeit. Das ist schön für die KFZ-Lobby (nein, Korruption gibt es in der EU nicht!), aber nicht schön, wenn man Geld für ein Fahrzeug ausgegeben hat, welches kein EU-Wegwerfprodukt, sondern ein zuverlässiger Reisepartner für die nächsten Jahre sein soll. Alte Motoren mit Vergaser kann man selbst einstellen, wenn man zum Beispiel ins hohe Gebirge fährt und dort weniger Sauerstoff zur Verfügung steht, neumodische Motoren haben Einspritzung und diese ist elektronisch gesteuert, sodass ein neues Setup komplizierter ist. Unterwegs in außereuropäischen Gebirgshöhen und auch, um die für kurzlebige Motoren sorgende Euro-5-Norm auszumerzen braucht man einen „power commander“. Damit kann man unterwegs Veränderungen vornehmen, wenn das Motorrad vor Abfahrt gut lief. Das tat meine aber ab Werk (dank EU…) überhaupt nicht und statt selbst herumzufrickeln, wollte ich da einen Profi ranlassen. Ich gehe ja auch zum Zahnarzt und bohre nicht selbst mit dem Dremel im Mund herum.

Wir fuhren nach Griechenland, denn dort in Thessaloniki hat ein in Rallyekreisen bekannter und empfohlener Tuner seinen „Dynojet“. Auf Deutsch heißt die Anlage „Leistungsprüfstand“ und daher nehmen deutschsprachige Menschen immer an, auf dem Gerät ginge es grundsätzlich um Leistungssteigerung. In Wirklichkeit kann man damit aber auch ganz einfach Motoren optimal einstellen und beispielsweise auf Langlebigkeit trimmen. Weg von Euro-5, hin zu langem Motorenleben. Ist natürlich verboten (KFZ-Lobby, nein, keine Korruption…), aber solange man damit nicht entgegen deutschem Glauben die Motorleistung erhöht, habe ich keine „Schmerzen“ damit. Nach zwei Stunden hatte ich ein neues Motorrad. Mein Auftrag an Tassos war: ich möchte, dass der Motor so linear läuft wie meine 30 Jahre alte DR350, kombiniert mit der Reaktionsfreude moderner Einspritzer. Und als ich die erste Testfahrt machte, hatte ich genau das: eine schön lineare Leistungsentfaltung über alle Drehzahlbereiche, keine „Löcher“ mehr (da, wo wegen der Abgasnorm gemessen wird? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…), kein darauffolgender Punch mehr (um die fehlende Leistung durch zu mageren Motorlauf zu kaschieren?), kein „5000 rattle“ mehr (unsägliche Vibrationen), kein „jerky throttle“ mehr (ich dachte erst, ich sei zu blöd, um mit der neumodischen Anti-Hopping-Kupplung umzugehen), einfach nur ein ganz normal laufender Motor. Auf dem Weg zurück nach Bulgarien drehte sich der Tacho (der sich ja bei Digitaltachos nicht mehr dreht) auf 1000km, ich hatte den Motor eingefahren und konnte ohne Gewissensbisse alles ausprobieren. Was ein Unterschied! 1000km lang hatte ich gelitten und hätte die kleine Honda gerne vor lauter Wut und Hass auf ihren Motorlauf angezündet, jetzt schlossen wir einen Freundschaftspakt: ich mag sie jetzt wirklich, habe Spaß mit ihr und freue mich auf die vor uns liegenden Abenteuer!

Dank der zuverlässigen auf Bulgarien spezialisierten Versanddienstleister, die von Paketannahmestellen in Berlin (ggbg.bg) oder Nürnberg (Gabco) bis zu 2x die Woche per LKW wesentlich billiger und schneller als die deutsche Post das kann Post für uns aus Deutschland liefern (und ohne dass geklaut wird! Mein neues iPhone verschwand auf dem innerdeutschen Postweg nach Berlin), war für uns zwischenzeitlich ein wenig Weihnachten. Wir werden auch weiterhin von einigen namhaften Firmen unterstützt und freuen uns, deren Produkte (die wir auch Jahre vorher schon aus eigener Kasse genutzt haben) auf der Weiterreise genießen zu können! Jan bekam von Alpinestars ein paar neue Tech 10 MX Stiefel, wir beide neue Intercoms von SENA. Das neue SENA 50C filmt jetzt in 4K und Jan kann Euch damit nun Videos schneiden, die komplett in 4K auch auf großen TV-Bildschirmen mit gutem Harman Kardon Sound laufen! Danke an unsere Unterstützer!

Zurück in unserer Base erwarteten uns die beiden Holländer, Jeroen und Aukje, mit denen wir einige Wochen unser Haus teilten. Wir verkrochen uns wieder in den Weinkeller, um beide Motorräder weiter vorzubereiten, die beiden kämpften weiter gegen Fehler und Unwissenheit der holländischen Behörden. Ende dieser Woche waren wir vier unseren Zielen endlich nahegekommen: die beiden gewannen gegen die „Antjes vom Amt“ in Holland (unser bulgarischer Anwalt ist einfach toll!), wir waren mit unseren beiden Motorrädern fast abfahrbereit. Fast. Denn der große Tank für die kleine Honda fehlt immer noch. 7,8l Tankinhalt bedeutet, spätestens nach 170km eine Tankstelle aufsuchen zu müssen. Doch wir haben beschlossen, uns nicht mehr hinhalten zu lassen und keinem Lieferterminen mehr zu vertrauen, unterwegs Lösungen zu finden und haben einfach gebucht. Ende der Wartezeit. Ende leerer Versprechungen. Damit steht unser Abreisedatum! Bis dahin ist aber noch einiges zu tun (deutsche Behörden, Ihr wollt es ja nicht wissen), ein ganz großes Kapitel ganz traurig (und wütend) zu schließen, ich wechsele zwischendurch nochmal drei Wochen den Kontinent und dann sind wir weg…

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