Endlich! Als wir Anfang Juni zurück zu unserer Base nach Bulgarien kamen, hätten wie nie gedacht, dass es so lange dauern würde, bis wir wieder „richtig“ reisen würden. Natürlich waren wir den ganzen Sommer über viel unterwegs (2x Türkei, 3x Rumänien, 2x Griechenland etc.), aber das war eher „Urlaub“ oder „Erledigungen“ (Impfen in Istanbul z.B.) und nicht das, was wir unter „Reisen“ verstehen. Mit dem „Reisen“ fangen wir jetzt nach 4 Monaten unfreiwilliger Pause wieder an. Aber es ist kompliziert.
Nachdem wir im Oktober 2021 mit unserem VW Bus Kittymobil endgültig aus Zentralasien nach Europa kamen, war uns klar: das Kapitel schließen wir vorerst. Die ursprüngliche Idee, mit Kittymobil im Winter den Pamir Highway zu befahren, war aufgrund von Grenzschließungen im Winter 2021/22 immer noch nicht möglich. Mit den Motorrädern durch die Mongolei zu fahren, ist zwar immer noch eine gute Idee, aber der Weg dorthin für uns keine Frage mehr. Nach rund drei Jahren in den „Stans“ und Russland ist uns tatsächlich langweilig. Auch wenn Usbekistan für viele Reisende (die aber allesamt nicht im Iran waren) das exotische „Traumziel Seidenstraße“ ist, wir haben uns dort in den 4,5 Monaten immer in Europa und „zuhause“ gefühlt. Die „Stans“ sind durch die lange Zeit der UDSSR sehr „europäisch“. Man bekommt immer und überall gutes Roggenbrot und gute Milchprodukte, bis auf die (furchtbar Fleisch- und Hammel-lastige) lokalen Spezialitäten durchweg europäische Kost (die „Maultaschen“ heißen dann halt einfach „Pelmeni“) und auch die Infrastruktur ist europäisch (bis auf die bessere Netzabdeckung in Russland z.B.). Wir haben uns nie als “Fremde in der Fremde” gefühlt. Wir sehen aus wie Russen und weil Russen zur Bevölkerung der “Stans” gehören, wurden wir auch nicht anders behandelt. Dazugehörend. Wer die Anden und den Himalaya kennt, für den ist der Pamir halt auch nur „ganz nett“. Für uns alles auf Dauer nicht „aufregend“ genug und aus der Kategorie „interessant, aber auf Dauer langweilig“. Das letzte Mal „Exotik“ erlebten wir im Sommer 2019 die 7 Wochen in China und ein wenig im Winter 2019/20 in der Mongolei. Ansonsten war es nach dem Verlassen des Irans im Sommer 2019, eher „emotional flach“ für uns.
Wir haben das Gefühl, in unserem Leben fehlt „Farbe“. Wir sind beide mit über 80 Ländern schon extrem viel in der Welt herumgekommen und sehnen uns nach der langen Zeit in Zentralasien nach etwas mehr „Würze“, bunteren Farben, wärmeren Herzen, quirligerem Leben, Exotik und mehr Emotionen. Und auch etwas nach Herausforderungen. Wir möchten “Fremde in der Fremde” sein, auch wenn das nicht immer gut ist. Wir ziehen einen Schlussstrich unter Zentralasien und haben schon unsere Motorradreifen, die für uns in Bishkek (Kirgistan) lagerten, weiterverkauft. Die Kettensätze, Ölfilter und den nächsten Reifensatz hole ich im November aus der Mongolei ab. Ist also die Mongolei doch das Ziel? Nein. Es ist kompliziert. Deswegen gibt’s diese Übersichtskarte.
Ende September sind wir (für 16€) nach Deutschland geflogen, um Kittymobil zu „beerdigen“, unseren Ausbau in einem T5 nach Bulgarien zu fahren und 75. Geburtstag zu feiern. Anfang Oktober flogen wir ein letztes Mal (für 14€ übrigens) nach Deutschland, um 80. Geburtstag zu feiern. Und jetzt geht es wirklich los, die Motorräder sind gesattelt und wir schon lange startklar. Wir fahren erstmal im Schnelldurchlauf nach Durres, Albanien. Dort nehmen wir am 12.10. die Fähre nach Ancona, Italien und fahren schnell weiter nach Rom. Dann wird’s kompliziert.
Die Motorräder bleiben in Rom und bekommen dort neue Reifen aufgezogen, wir fliegen (wieder für 14€) zurück nach Sofia. Ich muss nämlich ab dem 19.10. nochmal drei Wochen in die Mongolei, die Reisekasse füllen, indem ich dort für einen Schweizer Jurtenhändler arbeite. Mein 12. Mal Mongolei, weswegen auch das kein „Exotiktrip“ ist, sondern eine Art „homerun“. Ich muss eh schauen, ob der große Suppenlöffel aus Kittymobil dort noch in der Küchenschublade vom Apartment liegt. Und dann löse ich da ganz nebenbei unser dortiges Reifen- und Ersatzteillager auf. Weil der Rückflug von Rom nach Bulgarien weniger kostet als nur eine einzige Nacht in Italien, fliegt auch Jan zurück und verbringt die Wartezeit in unserer „Base“ in Bulgarien.
Warum wir nicht erst später losfahren, wenn ich Anfang November aus der Mongolei zurück bin? Warum wir die Motorräder in Rom parken? Weil der Winter kommt und wir keine Lust haben, im November bei Mistwetter die 1850km von unserer Base bis Genua zu fahren, denn dort wollen wir eigentlich hin. Von Rom bis Genua sind es nur 520km und die schaffen wir in zwei Tagen auch bei Winterwetter. Und dann war’s das mit Winter und grau, ab dann gibt’s Farbe, Würze, Herausforderungen und quirliges Leben! Afrika wartet auf uns! Und wir sind bereit. Wir haben jeder mindestens zwei extra dicke Reisepässe mit genug freien Seiten, internationale Fahrzeugpapiere, internationale Führescheine, Carnets de Passage für die Motorräder, neue Impfpässe mit frischen Impfzertifikaten gegen Polio und Gelbfieber, haben Masern, Pneumokokken, Typhus und Meningitis auffrischen lassen, eine Langzeit-Reisekrankenversicherung, Dollar und Euro in bar, genug Kreditkarten ohne Automatengebühren und langer Laufzeit und ganz viel Fernweh nach vier Monaten unfreiwilliger Reisepause! (Mehr zum Thema hier: Papierkram für die Weltreise)
Wir fahren am 12.11. ab Genua in 52 entspannten Stunden nach Tanger in Marokko und von dort so lange Richtung Süden, bis wir an der Südspitze des Kontinents angekommen sind und nach Norden weiterfahren: Westküste „runter“, Ostküste „hoch“ mit den Jahreszeiten angepassten (Regenzeit…) „Umwegen“, sodass wir irgendwann, wenn wir „fertig“ sind, „ganz Afrika“ erlebt haben werden. Weil sich auf dem Kontinent jedoch Politik und Grenzen von der europäischen Presse meist völlig unbeachtet rasend schnell ändern können (bekommt Ihr z.B. mit, was gerade in Burkina Faso passiert?), müssen wir da sehr flexibel sein und haben keine Ahnung, ob das irgendwann überhaupt klappt. Aber wir haben Zeit. Und die braucht man auch für Afrika. Wie lange wir dort unterwegs sein werden? Jahre. Schließlich haben wir zwischen Atlantik und Südchinesischem Meer auch über vier Jahre verbracht und immer noch nicht alles gesehen und erlebt, was wir uns vorgenommen haben.
Wir waren beide schon ausgiebig in Afrika. Und damit meinen wir nicht die touristischen Länder wie Tansania, Namibia, Botswana und Südafrika, sondern das Afrika, in dem das noch etwas wildere Herz des schwarzen Kontinents schlägt. Dort, wo die Würze, die Farben die Herausforderungen warten, die wir vermissen. Wir wissen, es wird nicht einfach und dennoch (oder gerade deswegen?) freuen wir uns so sehr darauf. Die Westküste ist für uns beide neu und wir freuen uns, endlich gemeinsam wieder wirklich Neues zu entdecken.
Eigentlich wollten wir Marokko auslassen. Da waren wir einfach schon viel zu oft, ob allein oder zusammen, ohne Motorrad oder mit Motorrad, mit oder ohne Startnummer am Motorrad: wir wissen nicht mehr, wie oft. Diesen Winter wird es dort völlig überfüllt mit Vanlifern sein und von diesem Kapitel machen wir ja sowieso gerade Pause und brauchen Abstand. Die Idee war, stattdessen durch Algerien zu fahren und von dort nach Mauretanien einzureisen. Doch das mussten wir leider kippen. Die für uns interessanten Regionen Algeriens (Gräberpiste z.B.) sind immer noch für Touristen gesperrt (ja, auch mit Begleitung) und man darf im gesamten Land nur auf den großen Asphaltrouten im Konvoi reisen und touristische Ziele abklappern. Grundsätzlich kein Problem, aber um den nur für Frachtverkehr geöffneten Grenzübergang nach Mauretanien als Privatperson nutzen zu dürfen, braucht man eine Sondergenehmigung, die mit Antrag der jeweiligen Botschaft vor Ort möglich ist. In den letzten Monaten haben mindestens zwei Spanier, zwei Rumänen und eine Amerikanerin die nötigen Papiere von ihrer jeweiligen Auslandsvertretung bekommen, wir als Deutsche natürlich nicht. Aber das sind wir ja leider mittlerweile schon gewohnt. Deswegen gibt’s nun halt „Marokko im Schnelldurchlauf“: eine Woche Urlaub am Meer zum Erholen und dann ab nach Süden!
Der große Tank für die Honda CRF300L ist übrigens immer noch nicht geliefert (jedoch bestellt und bezahlt), aber davon lassen wir uns nicht mehr aufhalten. Wird schon irgendwie gehen. Afrika, wir kommen!
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