Es wird mal wieder Zeit für ein Update. Wieso sind wir immer noch nicht unterwegs? Haben wir jetzt das USA-Visum? Große Tanks? Was war eigentlich mit Jans Corona-Infektion und warum haben wir plötzlich eine holländisch-deutsche WG?
Anfang August sind wir für einen Tag zu einer Art Beerdigung nach Holland geflogen (6 Tage, 6 Länder). Von dort hat Jan ein unerwünschtes Mitbringsel mitgebracht: COVID-19. Wir verbrachten vier Tage getrennt. Ich schlief wie immer im Auto, Jan isolierte sich im Schlafzimmer. Im Haus waren alle Fenster sperrangelweit offen und der Sommerwind pustete die Viren ins Freie. Doch all unsere Bemühungen halfen nichts: ich hatte mich wahrscheinlich schon bei Jan angesteckt, bevor er wusste, dass er am nächsten Morgen einen positiven Schnelltest haben würde. Ich blieb bis zum Ende völlig symptomfrei und wenn ich mich nicht wegen Jan (der vier Tage ziemlich flach lag) regelmäßig getestet hätte, wäre ich im guten Glauben geblieben, nicht infiziert zu sein. Nun haben wir auch ohne vierte Impfung (die wir erst vor Abfahrt holen wollten) einen „Booster“ bekommen!
Die Zeit der Isolierung (ich hatte mich als Kontaktperson nach bulgarischem Gesetz auch sofort isoliert) verbrachten wir extrem produktiv. Bis Jan nach vier Tagen das Bett wieder verlassen konnte, füllte ich die Reisekasse und machte mich daran, unsere Webseite zu überarbeiten. Noch sind die ganzen neuen Infos nicht online, aber sie sind schon in der „Pipeline“ und wir veröffentlichen alles, wenn auch alle Fotos „im Kasten“ sind!
Als Jan wieder in die Senkrechte kam, verzogen wir uns in unseren Weinkeller und begannen, unsere Reisemotorräder (mehr dazu: neue Reisefahrzeuge) zu bauen. Jan bastelt aus seiner ehemaligen Rallyemaschine KTM EXC500 und ich aus meiner neuen Honda CRF300L ein reisetaugliches Motorrad. Jeder nach seiner Erfahrung und Vorstellung. Am Ende werden sie sehr ähnlich sein, allerdings ist so eine KTM ab Werk schon ziemlich tauglich und ich musste extrem viel Zeit, Nerven und Geld investieren, um die Honda zu einem für mich und meine Ansprüche tauglichen Reisemotorrad umzubauen. Was wir alles gemacht haben, zeigen wir Euch demnächst separat auf unserer Webseite, das würde hier zu viel Raum einnehmen. Wer uns in der Story bei Instagram oder Facebook verfolgt, weiß ja schon viel!
Sobald wir uns von Corona wieder getrennt hatten (hoffentlich auf Nimmerwiedersehen), nahmen wir die beiden Holländer, Jeroen und Aukje, wieder bei uns auf, die wir im Juni schon kennengelernt hatten und die Anfang Juli schon bei uns untergeschlüpft waren. Die beiden sind seit knapp fünf Jahren unterwegs und auf der Suche nach einer „Base“ in Bulgarien. Auch für sie kommt es nach Jahren in Ländern mit freundlichen Menschen, guten Lebensmitteln und angenehmem Wetter nicht mehr in Frage, nach Westeuropa zurückzugehen. Da der Behördendschungel in den Niederlanden ähnlich dicht ist wie der in Deutschland und die dortigen „Lieschen vom Amt“ (oder heißen die da vielleicht „Antjes“?) genauso planlos sind wie die deutschen Amtsschimmel, strandeten die beiden bei uns mit einem Auto ohne Zulassung und ohne Übernachtungsmöglichkeit. Die beiden zogen in unser Wohnzimmer ein und wir führen seitdem eine sehr angenehme, internationale Langzeitreisende-Westflüchtlinge-WG. Wir lernen, wie digital die Niederlande sind und wie mittelalterlich Deutschland und die beiden lernten, was „Gendern“ eigentlich ist und wundern sich mit uns gemeinsam. Aukje und ich machen zusammen Coworking und Co-Cooking und wir genießen lange gemeinsame Abende am Lagerfeuer, Küchentisch oder in der Natur mit Bergpanorama.
In den vergangenen Wochen waren wir auch in Sofia. Unser seit Ende März lang erwarteter Termin zum Interview bei der US-Botschaft stand an. Und wenn wir schonmal in der Hauptstadt sind, arbeiten wir immer gleich eine ganze Liste ab, die mit einem Zahnarztbesuch begann. Vor der Abfahrt sollte alles nochmal gründlich gereinigt (hier verwendet man dazu u.a. Laser und reinigt auch unter dem Zahnfleischrand statt nur die Zähne zu polieren) und kontrolliert werden. Eine alte Füllung musste sicherheitshalber neu und so kann ich mich nun sorgenfrei durch das nächste Reisekapitel beißen.
Weiter zum bulgarischen Automobilclub, wo wir unsere internationalen Fahrzeugpapiere beantragt und später abgeholt haben und ein sehr nettes Beratungsgespräch zu Carnet de Passage bekamen. Eigentlich sind wir schon Profis, was das Reisen mit dem Carnet de Passage betrifft, jedoch reisen wir nun zum ersten Mal mit bulgarischen Kennzeichen und somit ist der bulgarische Automobilclub für uns zuständig und nicht der deutsche ADAC. Was das für extreme Vorteile hat, haben wir uns nochmal erklären lassen, ersparen Euch aber Details. Wegen Neid und so…
Der Fahrwerksspezialist, der aus dem Witz aus Wattebällchen (oder was Honda da statt Fahrwerk verbaut hat) ein meinem Fahrstil, meinem Gepäck und unserem Reiseziel angepasstes Fahrwerk gezaubert hat, hatte dazu meine kleine Honda CRF300L drei Tage in seiner Werkstatt. Auf der Fahrt nach Sofia hatte sich der Tacho über die 500km gedreht. Fehlen noch weitere 500km zum ersten Ölwechsel und dann ist die Kleine so eingefahren, dass ich ihr auch mal ordentlich „Stoff“ geben und sie über 6000 U/min zwirbeln darf! Das neue Fahrwerk ist der Hammer! Stoyan hat aus dem mickrigen Etwas eine Enduro gezaubert! Als ich die kleine Honda wieder abholte, hatte ich plötzlich ein ganz anderes Motorrad unterm Hintern! Was genau gemacht wurde, erklären wir Euch in einem separaten Beitrag auf der Webseite. Demnächst.
Und dann war der Termin auf der US-Botschaft. Wir hatten im März zwei Tage lang die Visaanträge ausgefüllt. Weil wir zum Beispiel im Iran waren, können wir kein ESTA mehr beantragen, sondern müssen auch für kurze Aufenthalte, beispielsweise Umsteigeflüge, ein Visum vorweisen. Für Langsamreisende wie uns ist das sowieso die bessere Option, da ESTA nur zum Aufenthalt von einmalig 90 Tagen berechtigt und ein Visum zehn Jahre lang jedes Jahr 180 Tage Aufenthalt ermöglicht. Um ein solches B2 Visum zu ergattern, muss man persönlich zu einem Interviewtermin auf der Botschaft seines Heimat- oder Wohnsitzlandes erscheinen. Und das war eine äußerst angenehme Erfahrung! Alle Mitarbeiter dort waren extrem freundlich und gut gelaunt, haben mit jedem Antragsteller ein Späßchen gemacht, sogar als Amerikaner Bulgarisch (und Spanisch) gesprochen und alle waren extrem gut vorbereitet. Man hatte unsere Visaanträge wirklich intensiv studiert und eine ganze Reihe Fragen parat. Auch unsere Pässe, die wir etwa eine Stunde vor dem Interview abgegeben hatten, waren intensiv angeschaut worden und so hat der aufmerksame Mitarbeiter sogar ein Visum eines „Landes“ entdeckt, das wir nicht auf der offiziellen „Liste der in den letzten 5 Jahren besuchten Länder“ notiert hatten. Wer also glaubt, es besser zu wissen, einen Pass mit weniger verdächtigen Stempeln oder sonstige Spielchen plant, der sei gewarnt: die wissen eh alles. Auch das, was man definitiv nicht angegeben hat! Und nein, man muss natürlich nicht seine Passwörter für Social Media Accounts herausrücken, da kursieren unter Reisenden über das US-Visum genauso bescheuerte Gerüchte wie über das von China… Letztendlich haben wir beide den Antrag genehmigt bekommen und dürfen unsere Pässe samt der Visa persönlich in Sofia abholen!
Auf der Rückfahrt von Sofia sind wir mit unserem VW Passat Hans nach 58.000km das allererste Mal liegengeblieben. Erst hatten wir uns noch beim Abrufen der E-Mails an der Tankstelle gefreut, die Zusage für die Erteilung der US-Visa bekommen zu haben, dann beschloss Hans einfach während der Fahrt, auszugehen. Und nicht mehr an. Schnell war klar: der Schalter, mit dem wir zwischen LPG und Benzin umschalten, leuchtete nicht mehr und irgendwie funktionierte deswegen weder die Benzin- noch die Gaszufuhr. Doch das konnten wir am Straßenrand nicht lösen. Hans war zumindest so nett, uns noch in eine Haltebucht ausrollen zu lassen.
Seitdem uns der ADAC 2019 wegen „zu häufiger Inanspruchnahme von Leistungen“ (es handelte sich um EINE Inanspruchnahme: den Motorschaden meiner DR350) gekündigt hat, sind wir bei „Mobil in Deutschland“. Da wir seitdem keine Fahrzeugpanne hatten, war das nun der Test des Schutzbriefes. Leider nicht so erfolgreich. Nachdem wir eine Stunde auf Rückruf und Abschlepper gewartet hatten, nahmen wir die Sache selbst in die Hand, schließlich sind wir hier ja zuhause und wir waren nur 50km von unserer Base entfernt. Der selbst organisierte Abschlepper kam umgehend und als wir die Deutschen davon in Kenntnis gesetzt hatten, sicherten die uns Kostenübernahme und einen Mietwagen zu. Das mit dem Mietwagen haben wir auch besser ohne die deutsche Hotline organisiert, wahrscheinlich würden wir bis heute noch zu Fuß gehen, wenn die das organisiert hätten. Die erklärten uns nämlich schlau, wie das in Bulgarien so sei. Dass es da „natürlich nicht“ in jeder Stadt einen Abschlepper und es „natürlich keine solche Infrastruktur“ gibt. Jaja. Westliche Arroganz…
Unser Mietwagen war, wie auch zuletzt in Holland, ein schnuckeliger Fiat 500, der mit dem Gepäckberg unserer 4 Tage Sofia ziemlich überfordert war. Wie machen das die Menschen bloß, die nur einen Kleinstwagen haben und mal größere Dinge (zum Beispiel wie wir ein großes Paket im Freundschaftsdienst) transportieren möchten? Freundschaftsdienste ausschlagen wahrscheinlich. Der kleine Fiat hatte schon 100.000km auf der Uhr und war so ausgelutscht, dass drei von uns vier vor lauter Fahrwerksgehüpfe auf der Rückfahrt vom Samstagsmarkt kotzeübel wurde. Auf 9km. Naja. Hans war schnell wieder heile, es hatte sich nur ein Stecker von der Rückseite des Sicherungskastens gelöst. VW halt. Was waren wir froh, unseren 30 Jahre älteren Luxusliner wieder abholen und den Rappelfiat abgeben zu können!
Jan hatte mittlerweile, nach immerhin ¼ Jahr intensiver Suche und tausend verschobenen Lieferterminen von Acerbis Glück: er fand auf ebay Kleinanzeigen einen gebrauchten großen Tank für seine KTM! Endlich! Nur nützt uns das insgesamt wenig, denn solange ich mit meinen 7,8l Tankvolumen schon auf den 230km nach Sofia auf halber Strecke zum Tanken muss, fahren wir nicht los. So groß der Drang auch ist, endlich weiterzuziehen. Aber die kleine Honda ist auch sonst noch nicht fertig, weswegen wir nächste Woche nochmal intensiv unterwegs sein werden. Und dann folgen wir den Schwalben, die sich dieser Tage genau vor unserem Haus für die Winterflucht versammelt haben…
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