Die Würfel sind gefallen, die Motorräder sicher geparkt und das Gepäck eingelagert. Die Regenzeit zwingt uns zu einer Motorradreise-Pause. Wir reisen weiter, aber ohne Motorräder. Auch in Afrika, aber nicht in Westafrika.

Schlamm kann sogar Spaß machen – wenn man’s kann. Aber Schlamm macht auch alles kaputt.

Dass wir die Regenzeit pausieren werden, war von Anfang an geplant. Wir beide kennen Afrika zur Regenzeit und waren uns einig, dass wir das nicht nochmal wollen. Die Straßen hier, insbesondere in Guinea (Conakry), dem nächsten Land, sind größtenteils nicht asphaltiert und verwandeln sich in der Regenzeit in tiefe Schlammpisten, die monatelang nicht auftrocknen. Wir als ehemalige Rallye Breslau Teilnehmer können solche Straßen zwar sturzfrei fahren und haben tatsächlich sogar Spaß dabei, aber unsere Motorräder würden nur unnötig leiden. Als „alte Rallye-Hasen“ wissen wir, dass ein Satz Bremsbeläge im Schlamm schon nach 50km abgeschmirgelt sein kann, dass Rad- und andere Lager nach rund 1500km Schlamm schon erneuert werden können und dass eine Motorradkette, die im Schlamm bewegt wird, auch bald austauschfällig ist. Nach einer Woche Schlammschacht Breslau Rallye im polnischen Wald konnten wir einfach im nächsten Laden Verschleiß- und Ersatzteile kaufen, in Westafrika können wir das nicht.

Wir haben alles gründlich gewaschen, um das Schimmel-Risiko zu minimieren.

Dazu kommt, dass bei hoher Luftfeuchtigkeit in wasserdichten Gepäcktaschen schnell ein Microklima entsteht, was erst stinkt und dann schimmelt. Wer schonmal Schimmel im Gepäck hatte, weiß, wie schwer das wieder in den Griff zu bekommen ist. In der Regenzeit, wenn nichts trocknet: keine Chance. Luftfeuchtigkeit und Temperatur sind so hoch, dass Schimmel schneller voranschreitet, als man mit Essigwasser waschen kann. Das Schimmel-Risiko können wir durch Gepäckeinlagerung nicht ganz ausschließen (immerhin haben wir alles so gründlich wie möglich gewaschen), aber zumindest minimieren. Und Motorräder, die während der Regenzeit parken, können auch nicht im Schlamm verschleißen. Im Oktober, wenn der Regen hier aufhört, kommen wir zurück und fahren weiter gen Süden. Bis dahin warten andere interessante Länder Afrikas auf uns!

Der erste Honda-Ölwechsel unterwegs. Die ersten 10.600km in Afrika sind rum!

Während Ihr das hier lest, sind wir auf der Anreise zum nächsten Ziel: Nordafrika. Als wir vor zwei Wochen vom Bijagos Archipel, den absoluten Trauminseln im Atlantik, zurückgekommen sind, standen wir vor der Frage: was kann das noch toppen? Wo ist die Natur ähnlich spektakulär und atemberaubend? Eigentlich nicht weit, nur 650km von Bissau entfernt, ist das Fouta Djallon Bergplateau, in dem traumhafte Wasserfälle von Tafelbergen in Schluchten fallen und feiner Wassernebel überall Regenbogen in den grünen Urwald zaubert. Allerdings braucht man dafür Wasser und das ist jetzt, am Ende der Trockenzeit, nicht wirklich vorhanden. Die meisten Wasserfälle sind zwar nicht trocken, aber so schön wie am Ende der Regenzeit sind sie jetzt nicht. Wir haben daher beschlossen, erst dann die 650km in Angriff zu nehmen und das Land zu wechseln, wenn es sich lohnt. Und das ist erst Ende Oktober und der dritte Grund, jetzt und in Bissau die Regenzeit einzuläuten.

Quelle: Diercke Weltatlas.

Und warum Nordafrika? Nun, es gibt natürlich andere Länder nördlich von Guinea, in denen wir noch nicht waren und in denen es noch (!) nicht regnet und in denen kein Lebensrisiko besteht (wie in Mali). Die Kapverden zum Beispiel. Bloß jetzt, nach monatelanger Trockenzeit sieht dort alles braun und grau aus, als wäre das Land verdorrt und verbrannt. Weil ich weiß, wie grün und voll bunter Blumen die Kapverden sein können, ist das auch der falsche Zeitpunkt, eines meiner liebsten Länder zu bereisen. Ich kenne die Kapverden im Mai und das ist nicht die Jahreszeit, zu der man dort ins Schwärmen kommt. Also wohin? Wir saßen in Bissau abends beim Italiener und fassten zusammen: es sollte ein Land sein, in dem es auch am Ende der Trockenzeit schön ist und es keine Regenzeit gibt. Wir schauten uns an und sagten wie aus einem Mund: Algerien!

Silke vor 23 Jahren auf der anderen Seite der algerischen Grenze: im Akakus Libyens.

Nach Algerien wollten wir nämlich letztes Jahr schon. Die ursprüngliche Idee war damals, mit der Fähre von Italien nach Tunesien (statt Marokko) zu fahren, von Tunesien mit den Motorrädern nach Algerien einzureisen und dann im Süden des Landes nach Mauretanien wieder auszureisen. Das ist an zwei Botschaften gescheitert: der algerischen Botschaft in Berlin und der deutschen Botschaft in Nuakschott. Die algerische Botschaft in Berlin ist so „sparsam“ mit Touristenvisa, dass auch die Visaagentur, die wir zu dem Zweck kontaktiert hatten, das Handtuch warf. Die deutsche Botschaft in Nuakschott hätte für uns in Mauretanien Papiere beantragen müssen, mit denen wir den Fracht-LKW-Grenzübergang auch als Touristen hätten nutzen können. Dass das nur andere Botschaften tun (wir wissen, dass es die Spanier, Rumänen, Amerikaner und Portugiesen tun), war uns eigentlich schon vorher klar, denn auf deutsche Botschaften kann man nirgends zählen. Und weil es zwischen Algerien und Marokko keinen Grenzübergang gibt, sind wir letztes Jahr nicht nach Algerien gefahren, sondern zum gefühlt 100. Mal nach Marokko.

Seit Februar gibt es jedoch eine neue Möglichkeit, als Deutsche nach Algerien zu reisen, ohne unwillige Botschafter zu einem Touristenvisum überreden zu müssen. Es nennt sich „Visa On Arrival“, ist aber nicht wirklich das, was sich sonst hinter dem Namen verbirgt. Es ist eine Sonderregelung, mit der Algerien versucht, den Süden des Landes „wiederzubeleben“: man darf maximal 15 Tage in Algerien bleiben, muss 70% seiner Aufenthaltsdauer im Süden des Landes verbringen und das Visum mit einer algerischen Agentur direkt in Algier beim Ministerium beantragen. Im Süden dürfen Ausländer sowieso nur mit Guide und je nach Region auch nur mit zusätzlicher Polizei- oder Militäreskorte reisen, sodass diese Anforderung für uns auch letztes Jahr gegolten hat und wir so oder so eine lokale Agentur gebraucht hätten. Wir haben kein Problem mit Eskorten und Guides (Silke war jahrelang selbst einer in Afrika!), sondern Erfahrung und können nicht nachvollziehen, wie solche Bedingungen von anderen Reisenden sofort negativ belegt werden. Wer sich ein klitzekleines Bisschen mit dem Süden Algeriens auseinandergesetzt hat, wird verstehen, warum das dort sinnvoll ist. Es gibt einfach Regionen auf diesem wunderschönen Planeten, die sind eben kein Sonntagsspaziergang. Wir haben für dieses Jahr mindestens zwei solcher Regionen (im Oktober gibt’s noch was Spektakuläres!) geplant. Diese kategorisch auszuschließen hieße, sich ins eigene Fleisch zu schneiden. Wir hoffen sehr, dass es diesmal klappt mit dem Visumsantrag und wir es endlich nach Algerien schaffen! Algerien als größtes Land Afrikas ist natürlich viel mehr als nur 15 Tage Reise wert, aber weil das das derzeitige Maximum ist, nehmen wir gerne den Spatz in der Hand und kommen einfach wieder. Also: drückt uns die Daumen, dass der Visumsantrag durchgeht!

Bissau. Eine gemütliche Hauptstadt!

Mittlerweile haben wir uns in Guinea-Bissau richtig eingelebt. Insbesondere in Bissau, der kleinen, schnuckeligen Hauptstadt mit nur 410.000 Einwohnern. Es fühlt sich nach „zuhause“ an. Weil wir so extrem langsam reisen, passiert uns das öfter und immer dann, wenn wir das bemerken, ist es Zeit, weiter zu ziehen. Und nun ist es mal wieder so weit: die Bäckereiverkäuferin guckt irritiert, wenn ich ein anderes Brötchen als sonst verlange, die Kellnerin bringt ungefragt Eiswürfel für Jan, der mauretanische Ladenbesitzer kramt schon zwei kalte Cola auf die Theke, wenn er uns sieht, wir navigieren entspannt den ÖPNV und die Obstfrau auf der Ecke weiß genau, dass ich die kleinen Mangos will und nicht die großen. Um ehrlich zu sein: wir haben geschaut, was in Bissau ein WG-Zimmer, eine Wohnung oder ein Haus zur Miete kostet. Doch dann fiel uns ein: drinnen sitzen und dem Regen zuschauen haben wir lange genug in Deutschland gemacht. Die Welt hat noch so viele schöne Länder, in denen die Sonne scheint und es nicht regnet. Und für Reisepausen an einem Ort haben wir unsere Base in Bulgarien. Aber da regnet es auch gerade. Also los, auf nach Algerien!

Cashew-Äpfel. Die Nuss ist unten dran.

Uns blutet das Herz, Westafrika zu verlassen. Das Quirlige, das Bunte, das Lebendige, das Lebensfrohe wird uns fehlen. Die laut schwatzenden, lachenden und fröhlichen Menschen und ihre Gastfreundschaft aus warmen Herzen, die staubigen Straßen der Stadt, die entspannten Hunde und das viele Obst. Es ist gerade die Zeit der Mangos und Cashew-Ernte und uns wachsen die Früchte quasi direkt in den Mund. Es fühlt sich an nach Paradies, denn die saftigen und süßen Früchte haben so viel Sonne abbekommen, dass sie so aromatisch schmecken, als seien die „Südfrüchte“, die man in Europa verkauft bekommt, ein komplett anderes Obst. Wir vermissen jetzt schon den vielen Fisch, die Shrimps und leckeren Gerichte voll „Meer“, so frisch und lecker, aber wir wissen ja: wir kommen im Herbst zurück. Und dann geht es weiter. Der Trennungsschmerz ist nur temporär und wir sind überzeugt, dass die Länder, die vor uns liegen, auch leckeres Essen und gutes Wetter haben.

Das Wetter hat sich in dem Monat, den wir uns schon wieder in dem winzigen Land (Guinea-Bissau ist so “groß” wie Baden-Württemberg!) aufgehalten haben, nämlich ziemlich verändert. Im März kühlte es nachts noch auf angenehme Temperaturen ab, jetzt ist es auch zur kältesten Tageszeit selten unter 27°C. Der vor einem Monat noch strahlend blaue Himmel zeigt immer mehr Wolken und die Luftfeuchtigkeit ist Richtung „ziemlich klebrig“ gestiegen, was bei Temperaturen bis über 40°C nicht ganz so angenehm ist. Die Regenzeit ist eindeutig im Anmarsch und von anderen Reisenden wissen wir, dass es ein Land weiter schon erste Schlammschlachten gegeben hat. Dass es in den Bergen schon regnet, sahen wir an der braunen Farbe des sonst eher grauen Flusses, an dessen Mündung Bissau liegt. Der lange vor uns hergeschobene Moment der Trennung ist jetzt wirklich da. Die Fahrt mit den Motorrädern zum Abstellraum hat unsere Herzen bluten lassen: eine kleine Straße mit wunderschön grünem Panorama, durch Dörfer und im vergleichsweise kühlen morgendlichen Fahrtwind. Wir fahren einfach wirklich gerne Motorrad und unsere treuen Reisegefährten nun abgestellt zu haben, ist ein wenig traurig. Meine Honda bekam vorher, nach 10.600km auf dem afrikanischen Kontinent, noch ihren ersten Ölwechsel der Reise, wir haben beide Motorräder gründlich waschen lassen und sie nun unter Bettlaken in den „Sommerschlaf“ geschickt.

Unsere Weiterreise nach Algerien war eine logistische Herausforderung. Bissau ist schlecht an den internationalen Flugverkehr angeschlossen und ab Dakar sind die meisten innerafrikanischen Flugverbindungen mit Royal Air Maroc, die natürlich nicht nach Algerien fliegen. Flugverbindungen über Istanbul oder Lissabon sind zwar komfortabel, aber unendlich teuer und so haben wir nach tagelanger Recherche das gebucht, was wir eigentlich letztes Jahr auf dem Landweg machen wollten: Tunesien-Algerien! Zunächst per Minibus von Bissau zurück in den Senegal in die Casamance, von dort per Fähre ab Ziguinchor nach Dakar, von Dakar mit dem Flieger nach Casablanca und weiter nach Tunis. Dort haben wir dann zwei Wochen in Tunesien. Genug Zeit, weiterhin auf die Ausstellung des Visums für Algerien zu warten und den Norden des Landes zu erkunden. Wir waren nämlich beide bisher hauptsächlich im tunesischen „Sandkasten“ im Süden, als im Norden und Westen des Landes unterwegs. Und wenn dann alles klappt, steigen wir am 9. Mai in den Flieger nach Algier und steigen dort um nach Tamanrasset. Dann wären wir zurück im Herzen der Sahara. Da gibt’s garantiert keine Regenzeit und spektakuläre Natur. Wir freuen uns schon sehr!

Die erste Etappe von Bissau nach Ziguinchor war alles andere als komfortabel. Auf der Strecke fahren grundsätzlich nur Minibusse für ca. 10 Passagiere. Die meisten sind Toyota Hiace oder VW T4. Man nimmt den, der als nächstes fährt und er fährt, wenn er voll ist. Eine Wahl hat man nicht. So hockten wir dann zusammengefaltet in einem Hyundai Starex, der schon ab Werk wahrscheinlich nicht die Qualitäten mitbringt, die für die hiesigen Straßen nötig sind. Diese Hyundai Kiste war im Innenraum so klein, dass ich (!) mir bei jedem Hubbel den Kopf und die Schulter anstieß und so ausgelutscht, dass der Fahrer jedes Schlagloch im Kriechgang nahm. Die Steigungen von Brücken waren Herausforderungen und wir verbrachten 4,5 Stunden für 150km im Staub der uns nonstop überholenden deutlich älteren Qualitätsfahrzeuge aus Deutschland oder Japan. Aber irgendwann hatte es auch der halb auseinanderfallende Koreaner geschafft und wir waren zurück im Senegal.

Warten auf den Sonnenuntergang an unserem Lieblingsplatz in Ziguinchor. Leider wegen Wolken kein Erfolg.

Kaum da, fiel uns wieder auf, warum wir mit Senegal nicht wirklich „warm“ geworden sind, warum wir irgendwann nur noch genervt waren und warum wir uns in Guinea-Bissau so wohl fühlen. Wir purzelten am Busbahnhof aus der Klapperkiste und schon wollten die Taxifahrer alle Neuankömmlinge abzocken. Logisch, dass aus einem Fahrzeug aus Guinea-Bissau nur Leute fallen, die von lokalen Taxipreisen keine Ahnung haben. Wir hatten in Bissau aber anfangs auch keine Ahnung, sind aber trotzdem nie abgezockt worden. Es brauchte erstmal zwei Taxifahrer, um zum ehrlichen Preis zu fahren. Beim Gang zum Telefonladen und Restaurant wurden wir mehrmals angelabert, man wollte uns Lederslipper oder Schnitzereien andrehen und im Restaurant, in dem wir landeten, hingen besoffene Briten ab – die es in Bissau gar nicht gibt. Die Marktfrauen zofften sich, wer uns Cashewnüsse verkaufen durfte (keine von den Zimtzicken!) und überall streckten uns die Talibé (muslimische Bettelkinder der Koranschulen) ihre Dosen und Hände entgegen. Kein schönes Zurückkommen in den Senegal! Wir hatten schon vergessen, dass es dort menschlich wirklich nicht prickelnd war und wir ziemlich genervt ausgereist sind. Dazu noch der plärrende Touba-Singsang (Senegal ist in der Hand muslimischer Bruderschaften, die Ungläubige durch das laute Abspielen gesungener Koranverse auf offener Straße bekehren wollen) und wir waren erstmal bedient. Genossen haben wir aber sofort die europäische Infrastruktur mit befestigten Straßen, gut sortierten Geschäften, stabilem Internet und verlässlicher Elektrizität. Und das herzliche Willkommen in unserer Unterkunft in Ziguinchor, in die wir nun schon zum dritten Mal eingecheckt haben.

Ziguinchor war für uns nur ein Zwischenstopp, denn von dort fährt die Fähre nach Dakar. Damit sparten wir uns zwei Grenzübergänge, denn um auf dem Landweg vom südlichen Teil Senegals, der Casamance, in den nördlichen Teil des Landes zu kommen, muss man durch Gambia fahren. Mit der Fähre fährt man den Casamance Fluss zum Meer und dann die Küste entlang gen Norden, begleitet von Delfinen und fliegenden Fischen. Die deutlich bessere Option! Die Fährverbindung ist leider zu trauriger Berühmtheit gekommen, als dort 2002 die „Joola“, eine in Germersheim am Rhein gebaute Fähre in einem Sturm kenterte und 1863 Menschen ertranken. Mehr Tote als beim Untergang der Titanic und bisher das drittgrößte Schiffunglück der Welt. Die „Joola“ wurde durch die „Aline Sitoe Diatta“ ersetzt, die auch in Deutschland gebaut wurde und den Namen einer senegalesischen Nationalheldin im Kampf gegen die französische Kolonialmacht trägt.

Aber auch die „Aline Sitoe Diatta“ ist ein Schiff mit extrem geringem Tiefgang: maximal 3,20m. Zum Vergleich: ein hochseetaugliches Containerschiff hat einen Tiefgang um die 15m, ein Kreuzfahrtschiff um die 10m. Deshalb kann die „Aline Sitoe Diatta“ auf dem Casamance Fluss durch die Mangroven fahren und ist darüber hinaus für die Küstenschifffahrt zugelassen. Trotzdem: bei der doch sehr windigen Fahrt auf dem Atlantik mit ziemlichem Seegang fand ich die Vorstellung, in einer solchen Nussschale zu liegen, nicht so toll. Wir teilten uns eine 4er Kabine mit einem älteren senegalesischen Ehepaar, die, obwohl Profis auf der Strecke „wir fahren hier regelmäßig“, ziemlich seekrank wurden und Mülleimer und Waschbecken zweckentfremdeten. Wir schliefen trotzdem gut und genossen einen gewissen Luxus: es kam heißes Wasser aus dem Wasserhahn und im Fährpreis enthalten war sogar ein Frühstück mit Saft.

Das Bild ist von Februar, jetzt war’s noch dunkel und der Himmel grau.

Das Schiff sollte erst um 6 Uhr früh in Dakar ankommen, aber wir liefen schon kurz vor 5:30 in den Hafen ein. Statt wie auf europäischen Schiffen schon mindestens eine Stunde vor Ankunft mit plärrenden Durchsagen und Hämmern an der Kabinentür alle Passagiere auf die Gänge zu scheuchen, ließ man hier alle ganz in Ruhe frühstücken, während das Schiff im Hafen vertäut lag. Wir gingen ganz entspannt von Bord, liefen die 700m vom Fährhafen zum Bahnhof rüber und hatten dann auch noch Glück, dass der nächste Zug in unsere Richtung gleich abfuhr. Die erste Klasse kostete nur 1,50€ Aufpreis und wir gönnten uns den Luxus zum Gesamtpreis von 4€. Als wir die zweite Klasse der Vorstadtbahn sahen, bereuten wir es fast: die war genauso sauber, ohne Vandalismus, ohne Graffitis, ohne Kaugummis, wie die erste Klasse. In der ersten Klasse gab es dafür an jedem Sitz eine 220V Steckdose und Leselampe. Und dazu eine Klimaanlage, die auf Volllast lief, weswegen wir die zweite Klasse eigentlich besser fanden, denn es war Jackenwetter!

Jackenwetter!

Wir haben keine Ahnung, wann wir zuletzt eine Jacke anhatten. Die letzten Monate waren immer heiß, teilweise weit über 40°C und auch nachts meist über 25°C. Jetzt saßen wir bei 20 Grad kälteren Temperaturen und Wind in Dakar und froren im Berufsverkehr. Nach der Zugfahrt wechselten wir in den Bus, der uns in das AirBnb brachte, in dem wir Anfang Februar auf das Paket aus Deutschland gewartet hatten und unsere „Kotzeritis“ auskurierten. Der Blick aufs Meer ist immer noch toll, aber das Wetter ist es nicht: das Meer grau, der Himmel bewölkt, starker Wind. Auch hier ist die Regenzeit im Anmarsch. Hier bleiben wir bis Montag, gucken aufs Meer, arbeiten noch ein bisschen was ab, futtern in der Strandbar und fliegen dann ab Dakar weiter. Weiter gen Norden, weiter weg von der anrückenden Regenzeit.

Jetzt, da wir nach exakt einem Monat aus Guinea-Bissau ausgereist sind, haben wir auch schon unser Fotoalbum fertig. Schaut Euch an, wie wunderschön dieses so winzige Land ist! Fotoalbum Guinea-Bissau Das Land Guinea-Bissau ist nach Mauretanien unser zweiter Favorit Westafrikas. Ein Land, das wie Mauretanien völlig fernab jeglichen Tourismus und somit völlig authentisch ist. Anders als in Senegal, Gambia und Marokko, wird man in Guinea-Bissau als Mensch wahrgenommen und nicht als wandelnde Geldbörse. Keiner labert einen an (wie in Senegal und Gambia), keiner möchte einem irgendwas andrehen (wie in Marokko), keiner bettelt (wie die Talibés im Senegal), es wird nicht herumgebrüllt (wie im Senegal), die Musik ist fröhlich und kein Dauertrommeln wie im Senegal, das Dauergeplärre von Moschee und Touba-Singsang der muslimischen Bruderschaften des Senegals fehlt Gott sei Dank, aber es fehlt auch an mehr: Infrastruktur.

Die Straßen in Guinea-Bissau sind in schlechtem Zustand (meist Erdwege, Pisten oder Schlagloch-Asphalt), es gibt außerhalb der Hauptstadt nur wenige Stunden am Tag Strom, oft kein Wasser (und das immer kalt), die Geschäfte sind schlecht sortiert (auch in der Hauptstadt), der Zugang zu Bildung limitiert, das Land eines der ärmsten der Welt. Wie auch in Mauretanien haben wir uns trotz aller Widrigkeiten unglaublich wohl und jederzeit willkommen gefühlt. Der Regenwald mit Schimpansen im Cantanhez Nationalpark, die Mangroven rund um Canchungo, der heute verschlafene, einstige riesige portugiesische Handelsplatz Cacheu, die unberührte Natur des Bijagos Archipels, die Schildkrötenbabys, die wunderschönen Inseln… all das hat unser Herz berührt und sich damit das gesamte Land in unser Herz geschlichen. Ein Land, was wir bei der Reisevorbereitung nicht richtig “fassen” konnten, weil es extrem wenig Literatur darüber gibt. Keine Reiseführer, keine Reiseberichte, keine Social Media Präsenz, nichts. Ein Land, durch das alle nur durch rasen (wie durch Mauretanien) und hinterher über schlechte Straßen, schlechte Unterkünfte und korrupte Polizisten (die wir nirgends in Westafrika getroffen haben!) schimpfen, hat uns völlig unerwartet verzaubert. Vom ersten bis zum letzten Tag und der Abschied war schwer. Aber das Gute ist ja: weil unsere Motorräder dort parken, kommen wir garantiert zurück und dürfen all das nochmal genießen.

Wie schlecht die Straßen und wie staubig die Pisten dort sind (und dass man trotzdem Fahrspaß darauf haben kann), könnt Ihr in Jans letztem Video sehen. Ihm ist der Spaß buchstäblich ins Gesicht geschrieben:

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