Die Westfjorde sind für uns der schönste Teil des Landes, der uns eine Ahnung davon gegeben hat, wie Island vor 20 Jahren noch gewesen sein könnte. Der letzte Abschnitt unserer Mietwagen-Familienreise in Island war besonders schön und entspannt.

Wir verließen unsere Unterkunft (in der ein Schild mit vielen Ausrufezeichen im Badezimmer hing, man solle die Dusche wischen, bevor man das Bad verlässt..) und machten uns auf den Weg gen Westen. Ich hatte von einer Burg im Vulkankrater gelesen und das klang interessant. Die Festung Borgavirki ist aus der Wikingerzeit und nutzt die natürlichen Basaltsäulen des Vulkankraters als Mauern. An der Seite, wo keine Basaltsäulen sind, haben die Wikinger einfach eine Mauer gebaut und somit die Festung geschlossen. Burgbau auf isländisch!

Burg im Krater: schlau!

Im Inneren der Burg standen dann die Gebäude, von denen heute natürlich nur noch Grundmauern zu sehen sind. Ein für uns absolut cooler Ort mit toller Aussicht, aber scheinbar haben wir einen schrägen Geschmack, denn wir hatten die Festung ganz für uns alleine. Erst als wir weiterfuhren, kam ein Auto.

Ein paar Kilometer weiter sah es anders aus: der Parkplatz vom Felsen Hvitserkur war voll, obwohl nur eine gute Schotterstraße dorthin führt. Die Schotterstraßen auf Island sind fast wie asphaltiert, weil sie mit Salzwasser begossen werden. Das Salzwasser zieht Feuchtigkeit an und „verbackt“ die Steinchen zu einem festen Fahrbahnbelag, auf dem es sich fast so geschmeidig fährt wie aus Asphalt. Wären da nicht die vielen Schlaglöcher, denn viele dieser Schotterpisten werden in Island wesentlich schlechter gepflegt als in Afrika – obwohl das passende Gerät oft am Straßenrand zu sehen ist! Für uns völlig unverständlich.

Beim Einparken auf dem groben Schotterparkplatz muss ich einen scharfen Stein erwischt haben, denn der Reifen hinten links pfiff beim Aussteigen buchstäblich aus dem letzten Loch – einem großen Loch, mit dem man keine 5m fahren kann, ohne die Felge zu zerstören. Unser Mietwagen (wie auch die meisten anderen) fuhr sowieso auf Slicks, was bei dem Dauerregen Islands nicht gerade für Sicherheit sorgte. Aber so ist Island: da wird der letzte Cent noch rausgequetscht, um die Touristen zu melken – Sicherheit (siehe Eishöhle) ist da egal.

Rechts der Radschlüssel des Sanderos: Butter ist noch hart dagegen!

Nicht unser erster Platten im Leben, also eigentlich kein Drama. Eigentlich. Aber das mitgelieferte Bordwerkzeug des Dacia Sanderos war aus Butter: kaum an der Radmutter angesetzt, schon rund gedreht. Die deutsche Familie im Mietwagen neben uns wollte helfen – und fand in ihrem Mietauto nur einen Pannenspray, nicht mal ein Ersatzrad. Gleiches Spiel bei fast allen Mietwagen um uns herum: mal gab es ein Ersatzrad, aber kein Werkzeug, dann Werkzeug, aber kein Ersatzrad zum Werkzeug oder meist nur eine Dose Pannenspray – mit der man bei einem großen Loch nichts anfangen kann. Alle Touristen waren super nett, aber keiner konnte helfen.

Wir parkten zufällig neben einem gelben, Schweizer Iveco Expeditionsmobil. Diese übertriebenen Fahrzeuge, gerne umlackierte Kriegsgeräte, mit denen die Leute um die Welt reisen und protzen und dabei vergessen, dass da wo sie damit hinfahren, kein Einheimischer so ein „Unnützfahrzeug“ hat und man mit normalen Autos auch ankommt. Die jedenfalls haben auch immer eine gesamte Werkstatt an Bord, weil es ja nur in der Heimat Werkstätten gibt. Nicht. Unser Plan: Jan wartet, bis die Schweizer zurückkommen und fragt nach einem Radschlüssel, ich laufe mit den Eltern zur Sehenswürdigkeit, weswegen wir eigentlich dort waren: ein Stein.

Die weißen „Stellen“ sind Vögel.

Auf Fotos sah der Felsen immer total spektakulär aus, als sei er riesig und würde einsam und wild im Meer stehen. Naja. Es ist ein kleiner Felsen an der Küste, der etwas zerklüftet erodiert ist. Nichts Besonderes, wir drehten bald wieder um und sahen: das gelbe Unnützfahrzeug war weg! Mir war sofort klar: Arroganz fährt halt sowas und natürlich haben sie nicht geholfen. Leider unsere Erfahrung in über 6 Jahren Weltreise und über 100 Ländern. Besonders schlimm war es mit Kittymobil, unserem Blümchenbus ohne Allrad. Wo immer wir damit auftauchten und sich gerade die Besatzung eines Unnützfahrzeuges als Helden feierte, gab’s nicht mal ein „Hallo“. In diesem Fall an dem Tag war es ähnlich: Jan hatte um Hilfe gebeten und wurde in Anwesenheit aller erstaunten Touristen angemotzt, man sei nicht der ADAC und außerdem seien wir selbst schuld, wenn wir mit einem normalen Auto auf „solchen Strecken“ fahren würden. Um uns herum rund 50 Toyota Aygo und andere Kleinstwagen, nur diese Schweizer hatten ein Unnützfahrzeug. Als wäre das nicht genug, kam Madame noch zurück zum Nachtreten: sie hätten ein Ersatzteil in Reykjavik im Zoll liegen und da würde ihnen ja schließlich auch keiner helfen. Aha. Beste Show vor allen abgeliefert. Für 99% der Personen auf dem Parkplatz war das neu, wir kennen das leider nicht anders und ich hatte genau das schon vermutet, als wir auf dem Rückweg vom „Felsen“ zum Parkplatz waren. Alle Vorurteile mal wieder bestätigt. Liebe Reisende mit solchen Fahrzeugen: bitte zeigt uns doch endlich mal Eure nette Seite! Letztendlich fand ein Franzose in seinem Dacia Duster Mietwagen das passende und wertigere Werkzeug und wir konnten das Rad wechseln. Das Ersatzrad des Sanderos war übrigens ein Zoll kleiner als der Rest der Räder, aber weil das hinten war, war das nicht schlimm. Ob die Konsequenzen jedem bewusst sind, was es bedeutet, auf der angetriebenen Achse zwei verschiedene Radgrößen zu fahren? Jeden Tag länger mit dem Dacia war uns klar: wer billig kauft, kauft halt zwei Mal.

An der nächsten Tankstelle fragen wir nach einer Reifenwerkstatt, die nicht weit entfernt war. Auf dem Weg dorthin schwammen Wale neben uns im Wasser des kleinen Fjords. Einfach so, ohne Touristenboote drumherum, völlig ruhig und entspannt. Drei oder vier (da wurden wir uns nicht einig) Buckelwale begleiteten uns entlang der Straße bis zu dem Dorf, in dem die Werkstatt war. Es war Mittagspause, also beschlossen wir, im Dörfchen im Café einzukehren. 4 kleine, viereckige Waffeln und vier kleine Kaffee für 53€. Nein, Island ist NICHT grundsätzlich teuer! Das hatten wir ja schonmal erklärt. Das Pfund Kaffee ist in Island im Laden sogar günstiger als in Deutschland. Island ist nur da unverschämt teuer, wo Touristen sind. Der Beweis erfolgte sogleich.

In der Werkstatt musste das Ersatzrad demontiert werden. Dann der kaputte Reifen von der Felge gezogen werden, das große Loch aufwändig geflickt, der Reifen wieder auf die Felge und das Rad ans Auto montiert werden. Etwa 35 Minuten Arbeit für 42€. Ein ganz normaler Preis, den die Aktion in Deutschland wahrscheinlich auch gekostet hätte. Ist Island also teuer? Wenn man dort ist, wo kein Tourist ist (in der Werkstatt zum Beispiel) definitiv nicht. Kann man das dann Abzocke nennen? Ja. Auch, wenn Ihr uns dafür weiter steinigt, weil „Island ist einfach teuer“. Ja, für Touristen ist Island teuer, die werden da nämlich nonstop verars…t. Kein Wesenszug, der uns die Einheimischen wirklich sympathisch macht. Aber was würden wir tun, wenn jedes Jahr 16x mehr Touristen durchs Land reisen (und das teilweise ziemlich respektlos), als das Land Einwohner hat? 16x mehr Touristen als Einwohner. Und die meisten davon kommen im Sommer. Angenehm für Einheimische? Sicher nicht. Da kann man schon verstehen, warum die Mehrheit die „Eindringlinge“ abzockt.

Da ist die Waffel im Touristencafé teurer als die Rechnung der Reifenwerkstatt: Abzocke in Island.

Wenn die Waffel teurer ist als die Reifenreparatur: Island.

16 Mal mehr Touristen als Einwohner bedeutet für Deutschland (84 Millionen Einwohner), dass jedes Jahr die komplette Bevölkerung von Indien (1,4 Milliarden Einwohner) durch das Land reisen würde. Könnt Ihr Euch jetzt besser vorstellen, wie es auf Island zugeht? Und das hauptsächlich in den Sommermonaten? Was würdet Ihr tun, wenn ganz Indien jedes Jahr über Deutschland herfallen würde? Wahrscheinlich auch die Preise verdoppeln. „Schmerzensgeld“ sozusagen. Deswegen ist Island für Touristen teuer.

Jedenfalls hatten wir nun wieder das Ersatzrad in der falschen Größe im Kofferraum und das Rad in der richtigen Größe auf der Achse und konnten weiter. Da wir eine Pauschalreise gebucht hatten (übrigens die weitaus billigste Art, Island zu bereisen, wenn man nicht tagsüber an Tankstellen schläft), mussten wir an dem Tag noch ganz schön weit fahren, denn die Unterkünfte sind vorgebucht und man kann nicht spontan irgendwo bleiben, wenn eine Reifenpanne Zeit klaut.

Die Westfjorde sind eine Region Islands, die viele Reisende aus Zeitgründen auslassen. Man braucht nämlich Zeit: jeder Fjord wird ausgefahren und es gibt nur wenige Tunnel, die Querverbindungen erlauben. Außerdem sind viele Straßen noch nicht asphaltiert. Das ändert sich gerade aber rasant, denn 2026 gibt es eine Sonnenfinsternis, die von den Westfjorden besonders gut zu sehen sein soll – und weil jetzt, zwei Jahre vorher, schon alles ausgebucht ist, werden fleißig Hotels gebaut. Weil die Touristen auch schnell in die Hotels gekarrt werden müssen, werden auch die Straßen gerade asphaltiert und erweitert. Klar nützt das auch der Bevölkerung – die dann von noch mehr Touristenmassen überrannt wird. Wer die Westfjorde also noch ohne Massen erkunden möchte, sollte das jetzt tun. Jetzt sofort.

Wir fuhren im Norden der Westfjorde jeden einzelnen Fjord hoch und wieder runter und jeder für sich war wunderschön. In diesem Teil der Westfjorde gibt es keine Sehenswürdigkeiten. Die Natur ist schön und sehenswert genug. Und weil es dort keine Highlights an sich gibt, ist es auch recht einsam. Außer mehreren riesigen Gruppen Radfahrern trafen wir kaum andere Reisende. Dafür aber Robben. Die lagen „einfach so“ auf Felsen neben der Straße.

Unsere Unterkunft in Isafjördur war in einer ehemaligen Schule und zum Abendessen fanden wir einen preisgünstigen Asia-Imbiss im Supermarkt. Unsere Strategie: „essen, wo kein Tourist essen würde“ ging auf. Für 15€ die Bäuche vollschlagen, asiatischen Service und Lächeln inklusive. Isafjördur hat übrigens wegen „Übertourismus“ die tägliche (!) Besucherzahl auf 5000 (fünftausend) limitiert. Die Zahl ist schnell erreicht, wenn zwei Kreuzfahrtschiffe im Hafen ankern. Wie viele Kreuzfahrtschiffe dort ankern – und wie oft im Jahr, kann man bei „Marinetraffic“ nachlesen.

Der nächste Tag war, ganz im Gegensatz zum Vorherigen, sehr entspannt. Wir fuhren zum für uns schönsten Wasserfall Islands, dem Dynjandi Foss, der sich in mehreren Etagen fächerförmig herunterstürzt. Derzeit wird dort kräftig gebaut, die Besucher, die in Zukunft über die neuen Straßen in die neuen Hotels gekarrt werden, sollen auf mehreren Etagen – und das auch noch rollstuhlgerecht – und mehreren Besucherplattformen den Wasserfall bestaunen können. Ob das dann noch so schön ist, muss jeder selbst wissen.

Wir jedenfalls kraxelten den ziemlich rutschigen und schlammigen Weg bis ganz nach oben, müssen aber zugeben, dass der Wasserfall von mittlerer Höhe besonders schön aussah. Für isländische Verhältnisse war wenig los und wir können uns vorstellen, dass es vor gar nicht allzu langer Zeit im Rest Islands auch so war wie auf den Westfjorden und deswegen so viele Menschen der Meinung sind, wir erzählen Mist mit unserer „Mär vom Massentourismus“.

Wir fuhren auf eine kleine Nebenstraße, gesperrt für Fahrzeuge über 10 Tonnen, und erkundeten ein dort seit 1981 verrostendes Schiffswrack, die Gardar BA 64, ein ehemaliges Walfangschiff von 1912, das damals noch als Segelschiff mit Dampfmaschine gebaut wurde.

Später wurden die Segelmasten demontiert und die Gardar BA 64 fuhr ab 1963 mit einem „modernen“ Schiffsdieselmotor zum Walfang. Später, als Walfang immer restriktiver wurde, fing man mit dem Schiff Heringe. Wie es in Europa möglich ist, ein Schiff einfach am Strand liegen zu lassen (Umweltschutz?), ist mir ein Rätsel, aber wenn man genau schaut, ist Island auch voll mit Messie-Gehöften voll alten Autos, die ölig vor sich hinrosten.

Am Informationsschild, das die Geschichte des Schiffes beschreibt, haben Island-Reisende ihre Aufkleber hinterlassen. Immer wieder lustig zu sehen, wie andere ihre Island-Reise erleben. Von „Expedition“ und „Abenteuer“ ist da auf den Aufklebern die Rede – mitten in Europa, mitten in bester Infrastruktur und absolut rentnertauglich. Unsere Passagiere (77 & 79 Jahre alt) auf der Rücksitzbank waren der beste Beweis. Was uns mehr gestört als belustigt hat: die Straße ist gesperrt für große, schwere Fahrzeuge. Trotzdem scheut es die Fahrer einiger Expeditionsmobile nicht, dort ihre Aufkleber mit Bild oder Zeichnung ihres zig-Tonners zu hinterlassen als Beweis, dass man sich einen Dreck darum kümmert, was da für Schilder stehen.

Leider haben wir das oft beobachtet und öfter auf den Westfjorden als im Rest der Insel: Vans, Allradfahrzeuge und Expeditionsmobile, die mitten am Strand im Naturschutzgebiet stehen, neben dem (zugegeben: überfüllten) Parkplatz einfach in der Heide parken, Verbotsschilder ignorieren und am Rand von Klippen Fotos machen etc. Es ist auf Island wie überall: die Menschen glauben, sich im Gastland an keine Regeln halten zu müssen und regen sich hinterher über Restriktionen auf.

Wir fanden unterwegs tatsächlich ein kleines Café, in dem wir die einzigen Gäste waren und ein kleines geologisches Museum, in dem man lernen konnte, dass Island nicht nur „Vulkanismus“ bedeutet, sondern auch Sedimentgesteine und Fossilien! Aber eben nur auf den Westfjorden, denn die sind auch geologisch anders als der Rest des Landes. Wahrscheinlich für den „gemeinen Touristen“ nicht so interessant, aber für mich als Dipl. Geo. eine willkommene Abwechselung.

Die Schotterstraße über einen kleinen Pass zum „roten Strand“ wurde uns als „episch schön“ beschrieben und in Fahrtrichtung Strand ist sie auch wirklich schön. Wir hatten wahnsinniges Glück mit dem Wetter. In insgesamt drei Wochen Island haben wir genau zwei Mal die Scheibenwischer nicht benutzt – und das war einer dieser beiden Tage. Bei einer Durchschnittstemperatur von knapp über 10°C sind Tage ohne Regen ein echtes Geschenk des Himmels. Für Zweifler unserer „Wettertheorie“: Island liegt knapp am Rand der „10°C Juli-Isotherme“. Das ist eine Linie aus der Klimatologie (hier tippt Frau Dipl. Geo.), die Gebiete abgrenzt, in deren Hochsommer die Durchschnittstemperatur nicht über 10°C steigt. Immer noch überzeugt, Island ist eine perfekte Motorradreise wert? Nur zu…

Der „rote Strand“ ist nicht wirklich so rot, wie er wahrscheinlich mit Photoshop und Filtern auf Bildern gezeigt wird und von den Robben haben wir dort auch nichts gesehen, aber es ist eine wirklich schöne, etwas wilde Gegend und wir waren uns immer mehr einig, dass die Westfjorde der schönste Teil des Landes sind.

Unsere Unterkunft des Tages war auch total niedlich, geführt von einem spanischen Pärchen. Die Isländer schaffen es nicht mehr, den Touristenstrom aus eigener Kraft zu „bearbeiten“ und so ist Island ein beliebtes Land zum „Geldverdienen“ geworden und das Land hat mittlerweile rund 17% Ausländeranteil, weil jedes Jahr rund 20.000 Menschen zuwandern, um die Touristenmassen zu bewältigen. Die Chance, als Tourist in Island auf einen Isländer zu treffen, ist gering. Als ich die Spanierin in der Unterkunft fragte, wo man im Ort essen gehen könne, zögerte sie etwas. Als ich sagte, ich sei aus Bulgarien und wisse, was gutes Essen ist und dass es das in Island nicht gibt, wurde sie entspannter und schickte uns in ein kleines Restaurant, in dem die Qualität „akzeptabel“ sei. „Akzeptabel“ bedeutete dann Taco-Chips als Beilage zur „Quiche“ aus Tiefkühlgemüse, der Bodensatz derselben Chipstüte als „Croutons“ auf dem „Hühnchensalat“ aus Fomfleischwürfeln. Wir hätten die Chips besser gleich als Hauptmahlzeit essen sollen…

Das Frühstück am nächsten Morgen war das beste der Insel: die Spanier buken frische Waffeln, es gab frisch aufgeschnittene Äpfel, hausgemachte Marmelade, selbstgemachtes Granola, Wildlachs statt Zuchtlachs und selbstgebackenes Brot. Selten, im Tourismus solch eine Motivation zu sehen! Wir fühlten uns sehr wohl und blieben noch lange im wunderschönen Frühstücksraum mit Meerblick sitzen.

Ein entspannter Tag lag vor uns: eigentlich „mussten“ wir nur zur Fähre von den Westfjorden auf die Snaefellsnes Halbinsel und dann von der Fähre zur nächsten Unterkunft. Die Fähre machte auf den 2,5 Stunden Fahrt unterwegs Halt an der kleinen Insel Flatey. Flatey ist winzig und nur wenige Menschen stiegen aus oder ein, dafür wurden aber einige Behälter mit merkwürdigen Fischen an Bord gehievt. Weil wahrscheinlich keiner der Touristen an Bord schonmal einen Fisch mit solch vollen Lippen gesehen hat, holte einer der Seemänner einen Fisch aus einem Container und zeigte ihn uns Neugierigen.

Es handelte sich um Seehasen. Seehasen sind ziemlich groß und sehen ziemlich plump und fleischig aus. Sie können schlecht schwimmen und saugen sich mit einer Art Saugnapf unter ihrem Kinn am Boden oder Felsen fest. Die Weibchen werden in Island gefangen, weil die Deutschen ihren Rogen rot oder schwarz gefärbt und in Salzlake verpackt als „deutscher Kaviar“ vermarkten. Kein Witz. „deutscher Kaviar“ ist weder Kaviar noch deutsch.

Das Fleisch selbst ist glibberig und wird nach China verkauft. „Die essen alles“, sagte der Seemann mit dem Seehasen in der Hand. Die Männchen isst man allerdings auch auf Island, bekamen wir erklärt. Wieder was gelernt.

Unsere Unterkunft auf der Snaefellsnes Halbinsel ist nur über eine 70km Schotterstraße zu erreichen. Dort hat sich Gudrun, eine isländische Schaffarmerin, ihren Jugendtraum erfüllt und bewirtet seit ein paar Jahren auf ihrem Hof Gäste, die in niedlichen Hütten übernachten. Die Hütten haben einen wunderschönen Blick in die Natur und liegen sehr idyllisch. Gudruns Frühstück ist ähnlich gut wie das der Spanier und sie kocht mit Leidenschaft aus guten Zutaten leckeres Abendessen. Wir waren ganz überrascht, so etwas noch auf Island zu erleben und sprachen Gudrun darauf an. Ihre Antwort kam von Herzen: „Ich lebe meinen Traum. Ich will nur das Beste für meine Gäste!“ Schön, dass es sowas noch gibt!

Unser letzter „echter“ Tag auf Island mit den Eltern brach an und wir fuhren zum „Robbenstrand“, eher ein „Robbenfelsen“. Weil die Snaefellsnes Halbinsel als Tagesausflug von Reykjavik angeboten wird, war wieder mehr los, aber es hielt sich definitiv noch in Grenzen. Was uns wieder negativ aufstieß: man musste 10€ fürs Parken am Strand bezahlen, aber es gibt dort natürlich keine Toilette. Nur einen kleinen Hügel und hinter dem haufenweise Hinterlassenschaften von Menschen, die dazu gezwungen werden, ihre Geschäfte in der Natur zu verrichten. Denn auch auf den Westfjorden und der Snaefellsnes Halbinsel gibt es keine einzige öffentliche Toilette. Das mit der Natur und dem Umweltschutz ist in Island definitiv nur Marketing. Wusstet Ihr, dass Island kaum eine Kläranlage hat? Von 28 Kommunen leiten 23 ihre Abwässer ungeklärt ins Meer. Es gibt nur 5 mit Kläranlagen. Alles andere Abwasser geht ins Meer. Sehr natur- und umweltfreundlich, dieses Land, oder?

Am Robbenfelsen war es richtig voll mit Robben, die faul auf Felsen lagen oder im Wasser Robbensachen machten. Herumschwimmen, tauchen, miteinander balgen, herumrollen und den Touristen eine kleine Show liefern. Und die lieferten den Robben auch eine Show, denn einige, ausschließlich solche in roten Jacken eines Veranstalters, fielen beim Felsenklettern zwischen die Steine und stellten sich ähnlich unathletisch an wie die Robben, die dort plump ihren Speck herumrobbten.

Wir genossen die Tiere, bis es zu regnen anfing und wir ins Auto flüchteten, um die Halbinsel weiter zu umrunden. Unser nächster und damit allerletzter Stopp unserer Familien-Rundreise war der „Black Pebble Beach“: ein Strand aus schwarzen Kieselsteinen.

Am Strand fand gerade eine Hochzeit statt. Kein schlechter Ort für sowas, aber wir sind froh, bei herrlichem Sommerwetter in strahlendem Sonnenschein geheiratet und unseren Gästen Fächer statt Regenschirme bereitgestellt zu haben. Das Schiffswrack, was dort angeblich zu besichtigen ist, gibt es nicht mehr. Nur noch ein paar gefährlich aus den Kieseln herausragende, rostige und scharfkantige Metallteile sind übrig. Aber man muss schon wissen, wonach man sucht, so wenig sieht man.

Es gibt dort auch vier unterschiedlich große Steine: ein Stein wiegt 23kg, der zweite wiegt 54kg, der dritte 100kg und der größte Stein 154kg. Angeblich musste man früher, um Seemann zu werden, die Steine hüfthoch heben, um an Bord gehen zu dürfen. Es war lustig zu sehen, wie sich die Besucher an den Steinen versuchten. Dass selbst manche Männer mit dem 23kg Stein kämpften und aufgaben, war erstaunlich, denn der war wirklich leicht. Was machen die alle mit ihren riesigen Reisekoffern, die auch 23kg wiegen?

Wir fuhren zurück in unsere Hüttchen bei Gudrun und weil sie uns am Vorabend mit der Qualität ihrer Zutaten überzeugt hatte, ließen wir uns dort ein Abschiedsessen mit Fisch oder Lamm schmecken. Das beste Essen in drei Wochen Island! Am nächsten Morgen fuhren wir im strömenden Regen nach Reykjavik, wo sich Dorothea und Papa noch die Stadt anschauten, soweit es dort etwas anzuschauen gibt. Am nächsten Morgen fuhren wir gemeinsam zum Flughafen: die beiden flogen zurück nach Frankfurt und Jan und ich tauschten Mietwagen und fuhren mit einem 4×4 ins nächste Reisekapitel. Doch davon erzählen wir nächste Woche…

Bei den Videos geht’s mit großen Schritten Richtung Europa: wir haben die Westsahara verlassen und gondeln mit Sunshine, dem 47 Jahre alten VW LT28 auf dem Weg von Dakar nach Amsterdam durch den Atlas. Wir sind zu Besuch in der weltweit ersten Kamelmilch-Käserei und fahren mit Sunshine durch die Dades-Schlucht… Rückblickend wahrscheinlich das entspannteste Reisekapitel dieses Jahr.

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