Nach etwas „Startschwierigkeiten“ dank Zoll und Zahnarzt sind wir jetzt mit Verspätung in Togo eingereist. Es ging gleich ein wenig „holprig“ weiter, aber nun, dass wir eine Woche im Land sind, haben wir gelernt, das Land zu mögen.

Wir verließen Accra an einem Freitag, was blöd war, weil das natürlich jeder macht und die Straßen dementsprechend voll sind. Wir konnten aber unsere Unterkunft nicht nochmal verlängern und entschieden: mit den Motorrädern alles halb so wild! So schlossen wir uns den lokalen Motorradfahrern einfach an und ließen uns von ihnen durch Absperrungen, Straßengräben, über Baustellenpisten und Tankstellen leiten, um vergleichsweise zügig aus Ghanas Hauptstadt herauszukommen.

Etwa 40km vor der Grenze suchten wir nach Unterkunft. Grenzorte sind weltweit immer ein wenig „schummrig“, sodass wir uns immer mit Abstand dazu eine Bleibe suchen, um am nächsten Morgen den „Angriff“ zu starten. Unterwegs trafen wir an einer Tankstelle schon eine Truppe Feuerwehrmänner, die nach den obligatorischen Fotos erzählten, sie seien auf dem Weg zu einer Beerdigung. Und die war natürlich genau in dem Ort, in dem wir übernachten wollten und halb Ghana schien dort auch übernachten zu wollen. Auch die teuerste Unterkunft erklärte „Sorry, wegen der Beerdigung sind wir voll!“. Irgendwann hatten wir Glück und fanden ein Bett. Mit „Nachtruhe“ hatte die Unterkunft nicht wirklich viel zu tun, aber alle waren super nett und es gab, wie erwartet, „Huhn mit Reis“ zum Abendessen. Wann wir nach Ghana eingereist seien, wollte die Köchin wissen. „Ende Oktober“ gefiel ihr: „Dann gehört Ihr ja schon hierher!“. Irgendwie schon, aber nach insgesamt fast zwei Monaten Ghana hatten wir auch Lust auf Neues.

Grundsätzlich hat uns Ghana gefallen. Der Westen, von der Elfenbeinküste kommend, war irgendwie der schönste, weil untouristische und ursprünglichste Teil. Es gab selten Strom und Asphalt, aber als wir dann in Cape Coast ankamen, war schon ein bisschen Kulturschock mit all den übergewichtigen Amerikanern, die in Massen auftauchen und der festen Überzeugung sind, ihre Vorfahren seien alle aus Ghana. Das wird dort wohl von amerikanischen Reiseveranstaltern gut vermarktet… Ab da war Ghana für uns extrem komfortabel und fast schon luxuriös zu bereisen: gute Straßen, gute Unterkünfte, gute touristische Infrastruktur. Ein echtes Afrika-Anfänger-Land. Das erste Land in Westafrika, wo es sogar eine Hostelszene gibt und wir sehr viele Backpacker getroffen haben. Uns tut es immer gut, aus der „Overlander Blase“ herauszukommen. Backpacker sind meist in einem Land, weil sie es kennenlernen möchten, Overlander sind meist in einem Land, weil es auf dem oder im Weg liegt. Nicht ganz so unsere Vorstellung vom Reisen, aber jeder, wie er meint. Weil wir so lange in Ghana waren, haben wir dort auch wieder viele nette Kontakte knüpfen können und konnten uns jederzeit auf ein stabiles soziales Umfeld verlassen. Das tut auf Reisen auch immer sehr gut. Wir können Ghana jedem ans Herz legen, der Westafrika „mal ausprobieren“ möchte, um sich von dort aus in „anspruchsvollere“ Länder vorzuarbeiten. Wir fanden es herrlich entspannt, sind jetzt aber ein wenig „hungrig“ auf Neues.

Seit August gibt es für Togo nur noch „e-Visa“, die aber nur am Flughafen ins System eingelesen werden können. Wer nicht über den Luftweg einreist, bekommt in einer aufwändigen Prozedur an der Grenze eine Seite vom Pass vollgestempelt, um dann eine vorläufige Aufenthaltsdauer von 3 (drei!) Tagen eingestempelt zu bekommen. Binnen dieser drei Tage muss man (ausschließlich) in Lomé aufs Amt, das Visum registrieren und in den Pass einkleben lassen. In welchem Land hatten wir das schonmal? In Guinea. Richtig, das ist dort politisch ähnlich strukturiert wie in Togo, vorsichtig formuliert… Da wir an einem Samstag eingereist sind, lief unsere Frist am Montag ab.

Direkt hinter der Grenze steht man mitten in Lomé, der Hauptstadt Togos. Wunderschön direkt an einem traumhaften, palmenbestandenen Strand gelegen. Unser Plan, bei einem ehemaligen Paris-Dakar-Helden „Togo Toni“ in seiner KTM Werkstatt vorbeizufahren, ging leider nicht auf, denn Toni war über Weihnachten nach Österreich geflogen und sein Laden leider geschlossen. Schade, ich hätte ihm gerne erzählt, wie ich sein Team damals, am Strand vor Lissabon, wild angefeuert habe, als die KTMs durch den schweren Sand gepflügt sind! Mit dem Strand direkt vor der Werkstatt natürlich eine der leichtesten Übungen. Wir zogen in unserer wunderschönen Unterkunft mit winzigem, aber sehr gepflegtem Garten ein und ließen den Tag bei gebratenen Kochbananen und Ingwersaft gemütlich verstreichen. Am Sonntag taten wir, was alle taten: wir fuhren nach Aneho. Aneho war zu deutschen Kolonialzeiten die erste deutsche Hauptstadt von „Togoland“ und ist heute eine beliebte Wochenend-Destination. Die Deutschen haben sich damals auch ein wirklich schönes Fleckchen Erde als Hauptstadt ausgesucht!

Auf dem Weg nach Aneho besuchten wir noch das von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärten „Sklavenhaus“, das für einen schottischen Kaufmann gebaut wurde, der zu Zeiten des bereits verbotenen Sklavenhandels (und vor der deutschen Kolonialzeit) einen Ort brauchte, wo er seinen Handel heimlich weiter betreiben konnte. Nach außen scheint das Haus ein normales Wohnhaus zu sein, doch im Keller wurden die Sklaven angekettet bis zur Verschiffung gefangen gehalten.

Bis der Handel 1852 aufflog, mussten die Sklaven durch Kohlenkeller-ähnliche Luken in den Keller hineinkriechen und dort ausharren, bis sich die Möglichkeit einer Verschiffung ergab. Das Haus ist heute in einem bemitleidenswerten Zustand. Es gibt nur zwei Räume, in denen der Fußboden so mit dicken Brettern präpariert ist, dass Besucher halbwegs sicher darauf herumlaufen können. Weil bis 2006 das Dach kaputt war, ist so ziemlich alles verrottet.

Man zahlt umgerechnet 3€ Eintritt und bekommt dafür eine fünfminütige, unmotivierte „Führung“ durch das Haus, die darin gipfelt, dass der Guide einem ein Körbchen unter die Nase hält, in das man bitte spenden solle, um das Haus zu reparieren. Wir sahen nur seine fette Uhr am Handgelenk und dachten: Bargeld? In einem Land, wo man alles per QR-Code mit dem Handy zahlt? Na klar…

Als wir zum vor dem Hof geparkten Motorrad liefen, war der Wächter, der bei unserer Ankunft tief und fest geschlafen hatte, hellwach und fragte nach Geld. Keine Leistung, kein Geld. Wer wirklich aufpasst, hat natürlich ein Trinkgeld verdient genau wie ein Guide, der seinen Job gut macht und nicht „Spenden“ von den Besuchern will. Ich war selbst jahrelang mit Leidenschaft Reiseleiter und gebe deswegen grundsätzlich gerne Trinkgeld, weil ich weiß, wie viel davon abhängt. Aber dafür muss schon mehr kommen als am Sonntagvormittag im Schatten schlafen und dafür die Hand aufhalten… Der Besuch im Sklavenhaus hatte ordentlich „Geschmäckle“.

Wir fuhren weiter in die ehemalige deutsche Hauptstadt Aneho, wo es noch das damalige deutsche Bürgermeisteramt (heute Verwaltungsgebäude) und das damalige „Nachtigal Krankenhaus“ (heute Grundschule) aus deutscher Kolonialzeit gibt. Wir setzten uns in den Schatten auf die Terrasse eines Cafés mit Blick auf die Lagune und das Bürgermeisteramt, tranken Ananassaft und genossen die Urlaubsatmosphäre, denn halb Lomé war auf Sonntagsausflug in Aneho.

Wir hatten eigentlich vorgehabt, noch nach Togoville zu fahren. Togoville hieß früher „Togostadt“ und ist der Ort, an dem 1884 Gustav Nachtigal als Gesandter Bismarcks den „Schutzvertrag“ zwischen dem lokalen Herrscher und Deutschland abschloss. Der Vertrag schaffte deutschen Handelshäusern wie Woermann Sicherheit vor Überfällen etc., sicherte der lokalen Bevölkerung Schutz vor anderen Kolonialmächten zu und verpflichtete den regionalen König zu absoluter Loyalität den Deutschen gegenüber. Was der „Freundschaftsvertrag“ in Wirklichkeit für die Bevölkerung des heutigen Togo und östlichen Ghana bedeutete, stand auf einem ganz anderen Blatt…

In Togoville wurde vor 40 Jahren ein Denkmal zur „Hundertjährigen Freundschaft“ errichtet, welches eine deutsche und eine togolesische Frau zwischen den Flügeln einer Friedenstaube darstellt. Wir haben nur eine Kopie des Denkmals in Lomé angesehen, weil das Original in Togoville eine touristische Attraktion mit allen erdenklichen, nicht gerade freundschaftlichen „Begleiterscheinungen“ gegenüber Touristen ist und wir keine Nerven für solche Aktionen aufreiben wollen. Wir haben tatsächlich keinen Touristen getroffen, der eine positive Erfahrung rund um die Besichtigung von Togoville hatte und wollten uns nicht in die Reihen derer einreihen, die hinterher nur von Abzocke, Bedrängen, aggressiven Einheimischen, Fotogebühren, illegalen Eintrittsgeldern, angeblicher Guidepflicht und anderer Phantasiegebühren berichten. Da blieben wir doch lieber in Aneho sitzen, schauten Krebsen, Fischern und betrunkenen Expats zu und genossen den Sonntag ohne „Nervtogoer“.

Abends kehrten wir in der deutschen Seemannsmission ein. Direkt am Containerterminal gelegen, ist die Einrichtung eigentlich für Seemänner (und nicht nur Deutsche) gedacht, die dort die Bibliothek, den Pool, saubere Zimmer oder die Kirche nutzen und sich beim Pfarrer ihre vielleicht schlimmen Erlebnisse auf See von der Seele reden können. Zur Seemannsmission gehört aber auch ein für nicht-Seemänner offenes deutsches Restaurant, das „Alt München“, in das wir feierlich zum ersten Advent zum Abendessen einkehrten.

In hübscher, typisch bayerischer Atmosphäre kann man dort typisch bayerische Gerichte und weitere deutsche Spezialitäten genießen. Wir entschieden uns beide für Pilzrahmsauce und Spätzle, Jan mit Schweinekotelett und ich mit Kalbgeschnetzeltem. Dafür, dass wir so weit weg von Deutschland sind, war das Essen gut – bloß dass uns beiden unerklärlich ist, warum jemand auf die Idee kommen kann, Spätzle komplett ohne Eier zuzubereiten – obwohl es die ja nachweislich in Togo gibt… Trotzdem: wir hatten einen wirklich schönen ersten Advent.

Montag früh mussten wir aufs Amt, unsere Visa registrieren, aber weil wir samstags eingereist waren und daher noch keine Simkarten hatten, mussten wir das vorher erledigen, denn dazu braucht man ja einen Pass. Das dauerte leider ziemlich lange und am Ende funktionierte nur meine Karte, aber immerhin konnten wir schonmal aufs Amt, 10km vom Stadtzentrum entfernt, um die Pässe samt ausgedruckter „e-Visa“ abzugeben. Dann ging’s weiter zur Telefongesellschaft, Jans Simkarte aktivieren und zurück zur Unterkunft, uns digital in Togo organisieren. Jedes Land hat so seine Apps, für deren Nutzung man eine lokale Telefonnummer braucht und jedes Land hat seine eigenen digitalen Bezahlsysteme, die auch über lokale Simkarten laufen. Ohne Simkarte kann man z.B. kaum Taxi fahren, egal, in welchem Land. Außer in Westeuropa. Da lässt man sich als OrtsUnkundige mit kreativen Routen mit Taxameter abzocken… Weil Digitalisierung ja gefährlich ist.

Gegen Nachmittag, als die große Hitze des Tages abebbte, fuhren wir mit der frisch installierten Taxi-App zur ehemaligen deutschen Handwerksschule, die nicht deutscher aussehen könnte. Wären keine Palmen davor gestanden, sie hätte auch ein Gymnasium in Deutschland sein können. Heute ist das alte, große Schulgebäude eine christliche Unterkunft und dementsprechend in sehr gutem Zustand.

Die gesamte Innenstadt Lomés ist ein Markt: fröhliches, turbulentes, buntes und lautes Treiben überall. Man kommt nur zu Fuß weiter und wir ließen uns einmal quer durch die Stadt treiben und schieben. Ein bisschen erinnerte uns das an Freetown, die Hauptstadt von Sierra Leone. Wir schwommen in den Menschenmassen einfach mit und wirklich nirgends wurden wir als Weiße irgendwie beachtet. Das war in anderen Ländern (Guinea z.B.) ganz anders, wo uns schon in kleinsten Dörfern das „Ba-Bou“ (Weißer!) entgegenschallte und wir im gesamten Land eine Außenseiterrolle hatten. Guinea war für uns menschlich gar nicht schön und nach den ersten Erfahrungen an Grenze und touristischen Sehenswürdigkeiten hier in Togo waren wir extrem positiv überrascht, wie „unsichtbar“ wir mitten in der Hauptstadt waren, wo sonst kein Tourist im Marktgewimmel mitschwimmen geht. Die Touristen werden jedoch auf dem berühmten „Fetischmarkt“ mit 10€ „Eintritt“ und weiteren „Fotogebühren“ zur Kasse gebeten, weswegen wir auch da einen großen Bogen gemacht haben: in Benin gibt es exakt dieselben Sehenswürdigkeiten und da sind die involvierten Menschen freundlicher. Schade, denn bisher mögen wir die Menschen in Togo – solange wir nicht Touristen sind und touristische Dinge tun.

Mitten im Gewimmel des Marktes steht die deutsche „Herz-Jesu-Kirche“ der katholischen Steyler Mission. Genau so, wie sie auch in Deutschland stehen könnte. In nur 18 Monaten stand die Kathedrale. Damals lief das noch mit den öffentlichen Bauwerken und den Deutschen! 1996 wurde die Kirche mit Spenden deutscher Kirchengemeinden und des Auswärtigen Amtes restauriert und steht heute wie eine strahlende Festung mitten im Chaos der fröhlichen Marktes.

Weil es zu Togo keinen deutschen Reiseführer gibt, war die Recherche zu deutschem Kolonialerbe schwierig und in alten Dokumenten sind die Adressen natürlich mit den Namen aus damaliger Zeit verzeichnet: die Kathedrale an der „Bremer Straße“, die heute völlig passend „rue du commerce“ heißt. Ich wusste, dass sich der deutsche Friedhof auch an der „Bremer Straße“ befand, aber die ist heute einige Kilometer lang. Google Satellitenansicht verriet mir eine mögliche Stelle und als wir im Marktgewimmel dort ankamen, konnte zumindest Jan über die Mauer schauen und Gräber sehen. Aber viel zu viele! War das der deutsche Friedhof oder der aktuelle Friedhof? Wir liefen herum und suchten den Eingang (merke: er ist immer an der exakt am weitesten entfernten Stelle), wo wir den Wächter wohl etwas irritiert haben. Er fragte „Was möchtet Ihr?“ Und ich antwortete „Spazieren gehen!“. Erst danach wurde mir bewusst, dass man zu Sonnenuntergang selten auf dem Friedhof „spazieren“ geht…

Wir fanden den deutschen Teil des heute riesigen Friedhofs und studierten die Grabsteine.

 

Wilhelm Strauch

Reiter

geb. 19. März 1885,

gest. 28. Juli 1906

auf der Heimreise von Südwestafrika

 

 

 

Hier ruhet

Albert Ficker

Geb. 8. October 1888 zu Hermsdorf

Gest. 15. Februar 1908

An Bord des Dampfers

Anna Woermann

 

Die Handelsgesellschaft Woermann hatte einige Dampfer im Einsatz (auch eine interessante Geschichte: bis heute gibt es Woermann Geschäfte in Westafrika, wir haben in Accra in einem solchen Geschäft – einer Stihl und Liqui Moli Niederlassung – eingekauft) und es gab an Bord der Dampfer öfter Unglücke mit Todesfolge, zum Beispiel weil Maschinisten in den laufenden Motor gerieten etc. Die betreffenden Dokumente in altdeutscher Schrift kann man heute online finden und sich in Schifffahrtsgeschichte stundenlang verlieren…

 

Hier ruhet

Christian Buchholz

geb. 29. August 1888 zu Pinneberg

gest. 12. Januar 1908

am Bord des Dampfers

Lucie Woermann

 

Die Deutschen bauten drei Eisenbahnlinien in Togo und schon damals schien das mit der Bahn nicht so richtig geklappt zu haben, denn wir fanden gleich drei tote Bahnmitarbeiter, zum Beispiel Max Küchenthal starb „beim Bau der Togo Eisenbahn“ und „Reinhold Scharff geb. 9.1.1867 zu Konitz. Er starb „in treuer Pflichterfüllung während seiner Dienstzeit im Betriebe der Togo Eisenbahn“. Ob die Deutsche Bahn das heutzutage auch so formulieren würde?

Die Deutsch Westafrikanische Bank verlor auch einen Mitarbeiter:

 

Hier ruht in Gott

Unser treuer Mitarbeiter

WALTER VEHLOW

geb. 20. Januar 1884

gest. 26. Dezember 1909

Deutsch Westafrikanische Bank

 

Wir schmökerten uns durch die Grabsteine und wunderten uns auch ein bisschen: was hat wohl der „Grossherzögliche Oberförster“ Otto Fries im Togo gemacht? Elefanten statt Rehe gezählt? Und warum ist niemand, zumindest laut Grabstein, an Krankheiten, zum Beispiel Malaria, gestorben, aber jedes Jahr heutzutage versterben europäische Reisende daran? Hat man das nur nicht auf den Grabstein geschrieben, um „Stabsarzt Dr. Ludwig Wolf“ nicht zu beleidigen? Gab es außer den Nonnen Franziska Michel, Gertrud Brands, Katharina Hölkermann, Anna Kremer und Anna Bergmann keine Frauen, die in Togo verstorben sind? Aus Kostenersparnis durften die in Westafrika Verstorbenen nämlich nicht zurück nach Deutschland verschifft werden…

Je tiefer die Sonne sank, desto größer wurde das Geschrei der Flughunde in den Bäumen über uns. Jetzt wurde unser „Spaziergang“ auf dem Friedhof zur Dämmerung noch merkwürdiger – zumindest wohl für den Herrn am Einlass, denn in den Bäumen dort übernachten jede Nacht tausende und abertausende Flughunde und wir standen direkt in der Einflugschneise der Tiere.

„Vampire!“ rief Jan – und so müssen die ganzen Gruselfilme entstanden sein: „die Vögel“ zum Beispiel (ich hatte die riesigen Tiere kurz für Vögel gehalten) oder auch die nette Geschichte von Rüdiger, dem kleinen Vampir. Wer wie wir in den 1980ern aufgehört hat, die Bücher zu lesen: 2015 erschien der letzte Band und Anton ist nun auch Vampir und mit Anna und Rüdiger weggeflogen…

Wir fanden die Stimmung jedenfalls richtig klasse und als es dunkel wurde, machten wir uns zum Ausgang auf und liefen zum Supermarkt. Hatten wir uns vorher wie in Freetown gefühlt, so kam nun das Gefühl „Monrovia“ (Hauptstadt Liberias) auf: jeder hatte uns davor gewarnt, dass es dort „nicht sicher“ sei und man mit Sonnenuntergang besser in die Unterkunft zurück sollte – in Monrovia haben wir deswegen sogar am ersten Abend Essen vom Lieferdienst bestellt! Genauso war es auch mit Lomé: nach Einbruch der Dunkelheit besser nicht mehr in der Stadt herumlaufen und schon gar nicht am Strand. Es war dunkel, wir liefen durch die Stadt und fühlten uns genauso sicher wie in Monrovia ab dem zweiten Abend. Und sicherer als in mancher westeuropäischen Großstadt sowieso.

Am nächsten Morgen mussten wir wieder zum Amt, die Pässe abholen, in denen nun zusätzlich zu einer vollgestempelten Seite ein ganzseitiger Aufkleber bappte. Blöd für ein 54km schmales Land, aber nicht zu ändern. Ja, wir haben zwei Pässe und auch die jeweils dicke Ausgabe mit 48 Seiten, aber es ist nicht immer einfach, auf einer deutschen Botschaft einen noch gültigen, aber vollen Pass gegen einen neuen Pass einzutauschen. Das weltweit geforderte Konzept „ganzseitiges Visum plus gegenüberliegender freier Seite“ ist nicht allen deutschen Botschaftsmitarbeitern bekannt und mein Passantrag wurde schonmal abgelehnt, weil der Herr Amtsschimmel noch sage und schreibe drei halbe (!) Seiten in meinem Pass gefunden hatte…

Anschließend fuhren wir zum Gesundheitsamt, nach einer Dengue-Impfung fragen. Wir hatten im Sommer die erste Dosis bekommen und brauchten nun die zweite, um vollen Impfschutz zu erlangen. Der dortige Arzt war sehr interessiert und wollte wissen, welchen Impfstoff wir bekommen hatten, denn der sei in Togo noch nicht auf dem Markt. Einen Versuch war es zumindest wert, vielleicht finden wir den Impfstoff ja noch in Westafrika! Vom Gesundheitsamt liefen wir los zum ehemaligen Gouverneurspalast, ein weiteres Erbe der deutschen Kolonialzeit.

Seit deutscher Kolonialzeit bis 1991 war das Palais Sitz des Gouverneurs und später Premierministers, danach wurde das Gebäude Kunstzentrum. Leider muss man schon für das Betreten des wunderschönen Parks mit altem Baumbestand Eintritt zahlen (weil im Park einige Statuen ausgestellt sind), aber weil es wochentags mehr kostet als am Wochenende und am Wochenende auch schon recht teuer ist, haben wir uns darauf beschränkt, in der gleißenden Mittagskitze um den Zaun des Parks herumzulaufen und das Palais zumindest von außen zu sehen. Es ist das größte Palais aller deutschen Kolonien und war damals (als die Bäume noch nicht so hoch waren wie heute) schon von Weitem vom Meer aus sichtbar.

 

Fast eine Woche waren wir in Lomé, nun ziehen wir weiter. Man kann Togo zwar in 54km durchqueren, wir machen aber mindestens 600km draus. Denn Togo ist zwar schmal, aber auch lang – 550km an der längsten Stelle. Weil es hoch im Norden aber Probleme mit Dschihadisten gibt, werden wir das Land nicht zur vollen Länge erkunden. Bis wir Euch mehr von Togo erzählen können, möchten wir Euch unser liebstes „skandinavisches Land“ zeigen: die Färöer. Für uns die Überraschung des Sommers. Nordeuropa und trotzdem noch völlig authentisch und vom Touristenrummel anderer nordischer Länder völlig verschont. Wir sind immer noch verliebt. Lasst Euch verzaubern:

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