So ziemlich genau nach drei Monaten sind wir in Dakar angekommen. Und es gefällt uns. Genau. Es gefällt uns. Wir finden es sogar gar nicht so abwegig, hier zu wohnen. Wir sind wohl irgendwie anders.

Nach unserer Woche im Kulturzentrum von Saint Louis bei Katerchen „Teau“ hatten wir uns langsam gen Süden aufgemacht. Nur 25km südlich der Stadt ist der legendäre (Schweizer) Campingplatz „Zebrabar“, auf dem sich seit mittlerweile schon 27 Jahren „Overlander“ treffen: Menschen, die wie wir mit eigenem Fahrzeug über Land reisen. Nach rund sieben Wochen Mauretanien ohne Kontakt zu anderen Reisenden war uns danach, Gleichgesinnte zu treffen und diesen legendären Ort kennenzulernen.

Der Platz ist wunderschön angelegt. Es gibt viele Bäume, die Schatten spenden und in denen die tollsten Vögel piepsen und der dazugehörige Strand ist sauber und wunderschön. Naturschutzgebiet eben. Wir waren die einzigen Motorradfahrer und bauten unser Zelt auf. Der Großteil der Gäste war mit 17 Wohnmobilen (richtige Wohnmobile, keine Allradfahrzeuge!) aus Italien angereist. Das Durchschnittsalter der lustigen Truppe lag deutlich über 70 und wir fanden es super, dass diese fröhlichen Rentner allen zeigten: kein Mensch braucht ein Expeditionsfahrzeug, um in den Senegal zu fahren! Einige der Reisenden waren körperlich recht angeschlagen (mit Krücken und Gehstock ist der sandige Platz nicht einfach…), aber sie waren da, ihrem hohen Alter und körperlichen Gebrechen zum Trotz. Und sie fanden ihre Reise toll, kannten keine Probleme und strahlten eine Positivität aus, die uns unglaublich gut tat. So geht’s nämlich auch!

Im Hintergrund: die fröhliche Truppe Italiener

Die anderen Gäste waren Overlander mit teils ziemlich aufgerüsteten Fahrzeugen. Zwei (ältere), sehr reiseerfahrene Ehepaare (aus England und Holland) mit denen wir Simkarten tauschten und ein junger Franzose schwammen auf unserer Wellenlänge, der Rest eher nicht. Denn leider waren die meisten Overlander weder fröhlich noch positiv gestimmt, was im krassen Gegensatz zu den Italienern stand. Wir erfuhren wieder viel von Schwierigkeiten an der Grenze (wegen fehlendem Carnet de Passage, selbst schuld!) und schwieriger Visa, was ein Holländer sogar als „Diskriminierung von Weißen“ beschimpfte. Wer seine Papiere nicht in Ordnung hat, muss mit den Konsequenzen leben, aber den Zusammenhang sehen viele Overlander nicht und labern von Korruption. Schwer zu ertragen.

Was für uns auch schwer zu ertragen war: unser eigener Status als Camper auf dem Campingplatz. Wir haben mit den Motorrädern weder unsere eigenen Möbel noch Wasser- und Stromversorgung dabei und dachten bisher, dass man dafür auf einem Campingplatz ja auch gerne zahlt: Wasser aus dem Hahn und Strom aus der Steckdose und vielleicht Sitzgelegenheiten. Tja, das gibt‘s da nicht. Tisch und Stuhl nur gegen Konsum an der Bar. Wasser gab’s nur in einem (von zwei) weit entfernten Toilettenhäuschen, warme Dusche nicht für alle (bei 17 Wohnmobilen ist das Warmwasser schnell „weggeduscht“) und nachts sowieso nicht, Internet nicht funktionsfähig, die Mobilfunknetzzelle überlastet, weil alle darauf auswichen, Strom und Licht gab’s für uns auch nicht (keine Steckdosen!), keine auf Campingplätzen übliche Spülküche oder Ähnliches, kein Tisch, an dem man sitzen und kochen kann. Keinerlei Infrastruktur für Menschen ohne Schneckenhaus auf Rädern.

Am ersten Abend bestellten wir daher das Tagesgericht. 8€ für einen größeren Kuchenteller mit etwas Reis und einem Löffel Fischsauce. Selbst in der touristischen Altstadt von Saint Louis bekommt man in einem netten Restaurant wesentlich mehr für exakt die Hälfte… Wir aßen zügig auf und waren immer noch hungrig. Kleiner Shop zum Einkauf von Snacks? Fehlanzeige. Also mit Hunger ins Zelt. Das Frühstück für 4,70€ bestand aus ½ Tasse Instantkaffee, einem halben Industriebaguette und zwei Sorten Marmelade. Weder Butter für’s Brot noch Milch für den „Kaffee“. Gegen Aufpreis gab’s „Omelette“, was in Wirklichkeit Rührei war. Tjoa. Wir haben es zumindest versucht.

Am zweiten Abend saßen wir einsam auf dem Boden und kochten mit den Ameisen Abendessen aus unseren Vorräten. Gab ja keinen Tisch. Eigentlich wollten wir länger bleiben, gemütlich irgendwo sitzen, Fotos sortieren, Videos schneiden, die Weiterreise recherchieren und organisieren. Doch ohne Steckdosen funktionieren ja weder Laptop noch Handy. Natürlich können wir unsere Geräte „mal“ über die 12V Steckdosen am Motorrad laden, aber nicht tagelang, ohne die Starterbatterie leer zu saugen. Wofür nochmal zahlten wir 16€? Keine Steckdose, kein Wasser, kein Licht, kein Tisch, kein Internet, kein Shop, kein Heißwasser (wenn überhaupt Wasser), kein Strom, … In Saint Louis hatten wir für 22€ ein riesiges Zimmer mit Privatbad und gemeinschaftlich genutzter Küche, Terrasse, Waschmaschine, Lounge, WiFi, Steckdose, Strom, heißer Dusche, fließend Wasser, … Jan nutzte noch die Infrastruktur der als „Overlander-Werkstatt“ angepriesenen Betonfläche mit Dach zum schnellen Ölwechsel an seiner KTM und wir genossen den Sonnenuntergang am Strand. Dann traf uns die Erkenntnis, dass wir normalerweise aus gutem Grund weder Campingplätze noch Expats aufsuchen und wir entschieden, am nächsten Morgen noch vor dem Frühstück zu flüchten. Wie schade, dass dieser Ort so negativ für uns war! Wir wissen aus Armenien (3Gs Camping), dass es auch anders geht: Strom, Wasser, mehrere Küchen, Waschmaschine inklusive, stabiles WiFi und sogar Pool! Für 2€ weniger übrigens…

Doch wohin? Ohne Strom und Internet keine Planung möglich. Ja, auch unsere Bücher und Karten sind digital. Wo übernachten? Wo wollen wir eigentlich hin? Egal, weg von da! Wir fuhren zurück nach Saint Louis in die Konditorei, in der wir oft gefrühstückt hatten und wo es WiFi gibt. Wir bestellten erstmal Frühstück (richtiger Kaffee, frisch gepresster Saft, warme Apfeltaschen aus dem Ofen etc. für den gleichen Preis wie das Diätfrühstück auf dem Campingplatz) und waren ratlos. Wir hatten kein Bett und keinen Plan. Da Wochenende, waren die erschwinglichen Unterkünfte der Stadt alle ausgebucht. Wir versuchten, die Leiterin des Kulturzentrums zu erreichen, weil wir wussten, dass es dort ein „Not-Gästezimmer“ im Erdgeschoss gibt. Doch es war Wochenende und das Diensthandy aus. Und so saßen wir gut vier Stunden planlos in der Konditorei und machten dicke Backen. Reisen ist halt nicht Urlaub…

Unser Glück war, dass an dem Samstagnachmittag eine Kulturveranstaltung im „Chateau“ stattfand und die Leiterin deswegen irgendwann doch ihr Telefon anschaltete: wir konnten das „Notzimmer“ haben! Und schon saßen wir wieder auf der Terrasse des „Chateaus“ mit Blick übers Wasser auf die Altstadt, streichelten den Kater und unsere Laune besserte sich. Wir mussten Montag in Dakar zum Zoll, die Carnets stempeln und dort eine Unterkunft finden. Dakar, so hörten wir überall, sei eine Katastrophe: der Verkehr chaotisch, Unterkünfte unbezahlbar und die Stadt absoluter Moloch und keine Reise wert. Außerdem wird man dort angeblich überall beschissen, jaja. Das beurteilen wir doch lieber selbst… Also los!

Die Fahrt nach Dakar verlief erstaunlicherweise völlig entspannt. Die Horrorgeschichten von stundenlang Stop and Go, Speedbumps und Stau passieren wohl nur denen, die für die 2€ Autobahnmaut zu geizig sind. Auch die angeblichen korrupten Polizisten, die einen angeblich alle paar Kilometer anhalten und angeblich immer abzocken, sind uns nicht begegnet. Ja, es gab Polizeikontrollen, aber um uns, mit unseren Motorrädern klar als „Exoten“ erkennbar, hat sich keiner gekümmert. Vielleicht weil wir uns (meistens) an die Verkehrsregeln halten? Wir rollten die letzten 40km locker über Autobahn dahin und kamen problemlos zur Unterkunft. Dort konnten die Motorräder im Innenhof parken, wir hatten uns für die Woche in der Hauptstadt etwas Luxus gegönnt: die „Suite“ des Hotels mit eigenem Badezimmer (natürlich mit Heißwasser), großem Balkon und Frühstück inklusive. Für 24€ die Nacht. Soweit zum Thema „Dakar ist unerschwinglich“.

Beim Zoll lief alles wesentlich besser als befürchtet: der unglaublich nette Zöllner störte sich nicht daran, dass wir unser „Laisser Passer“ (vorrübergehendes Zolldokument) um eine Woche überzogen hatten und als wir auf die Frage „wie lange möchtet Ihr im Senegal bleiben?“ keine Antwort wussten, stempelte er uns einfach die maximale Aufenthaltsdauer für unsere Motorräder ein: bis zum Ablaufdatum der Carnets de Passages Mitte Dezember. Das eröffnet uns nun ganz neue Möglichkeiten und wir haben den Kopf voller Ideen… Übrigens: in der App iOverlander, in der man u.a. GPS-Koordinaten von Zoll, Botschaften etc. und viele Informationen (z.B. zu Grenzen) bekommt, hatte ein Reisender vermerkt: „kein Zutritt zur Behörde in kurzen Hosen“. Und der Eintrag zur Botschaft von Guinea hat einen ähnlichen Hinweis „Bitte lange Hosen tragen, sonst kein Einlass“. So viel zu unseren Beobachtungen zu respektlos gekleideten Touristen aus dem letzten Blogpost… Die Senegalesen stört es offensichtlich sehr wohl…

Wir schlenderten durch das Zentrum von Dakar, über das „Plateau“: hübsch, ordentlich, gute Infrastruktur, sauber, angenehm. Wir gönnten uns ein Eis in einer Eisdiele, schlemmten Burger und genossen das Stadtleben. Was an Dakar furchtbar sein soll, können wir bis heute nach einer Woche dort nicht nachvollziehen. Höchstens das Denkmal zur afrikanischen Wiedergeburt. Es wurde 2010 fertiggestellt, sieht aber aus wie ein brutalistisch-sozialistisches Denkmal aus längst vergangenen Zeiten. Wir fühlten uns ein bisschen, als seien wir in Wolgograd und besichtigten die „Mutter Heimat“. Die hat uns tatsächlich besser gefallen. Wer reist, hat Vergleichsmöglichkeiten… Aber über Geschmack lässt sich ja nicht streiten.

Was uns im gesamten Senegal ziemlich suspekt ist, sind die muslimischen Bruderschaften. Grundsätzlich fühlen wir uns in muslimischen Ländern weltweit immer sehr wohl, geht es dort doch immer zwischenmenschlich sehr respektvoll zu. Auch ich als Frau fühle mich auch in sehr muslimischen Ländern (Iran, Irak, Mauretanien etc.) immer sehr, sehr wohl. Uns ist bewusst, dass das Daheimgebliebene ganz anders sehen, aber Reisen bildet nunmal. Aus Erfahrung, nicht aus Medien. Im Senegal ist das zwischenmenschliche Miteinander auch angenehm (wenn auch ganz anders als in Mauretanien), aber die ständige Präsenz dieser Bruderschaften und deren Einfluss auf die Politik des Landes sind für uns befremdlich. Es gibt insgesamt vier solcher Bruderschaften. Grob gesagt wurden da animistische, traditionelle Glaubenselemente mit dem Islam vermischt und der Glaube so „schmackhaft“ gemacht. Der größten Bruderschaft des Senegals werden bis zu 5 Millionen Anhänger zugerechnet, was fast 1/3 der Bevölkerung entspräche. Die Bruderschaft ist aus Touba, fast eine Millionenstadt, in der der Staat jedoch keine Handhabe hat. Die Stadt wird von den Muriden (den Anhängern der Bruderschaft) religiös selbstverwaltet (kein Alkohol, keine Zigaretten, kein Gastgewerbe etc.), dort müssen auch weder Leitungswasser noch Steuern gezahlt werden und auch in Dakar gibt es Viertel (Yoff), in denen der Staat (wegen einer anderen Bruderschaft) nichts zu sagen hat. Die Muriden aus Touba kontrollieren den gesamten Transportsektor des Landes (an jedem Bus steht „Touba“ oder Ähnliches) und weil die Muriden gesellschaftlich so wichtig sind, kuscht die Politik. Trotz offizieller Trennung von Staat und Kirche. Bestes Beispiel war der Streik des Transportsektors im Januar, weil der Staat u.a. die Höchstgeschwindigkeit von LKW und Reisebussen auf 90km/h limitieren und den Import gebrauchter Reifen verbieten wollte. Wer als Politiker gewählt werden will, muss regelmäßig nach Touba fahren und dort Gutes tun. Deswegen gibt es auch eine Autobahn nach Touba, die aber kaum genutzt wird. Und überall hört man die Gesänge. Anfangs fanden wir das schön, sind es doch vertonte Gedichte zu Ehren Allahs und als „Muridengesänge“ bekannt. Nach über zwei Wochen konstanter Beschallung (es wird sehr laut gesungen, auch von LKW oder Bussen mit Lautsprechern beschallt, der ÖPNV „vertont“ und selbst im Taxi gedudelt) nähern wir uns dem Ende unserer Toleranzgrenze. Manch Westler mag sich am Gesang des Muezzins stören, der singt aber nur fünf Mal am Tag. Die Muridengesänge gibt’s nonstop gratis dazu. Und wenn man den gesamten Hintergrund kennt (hier kann man sich einlesen: Die Macht der Muriden), wird’s für uns komisch. Aber vielleicht sind ja nur wir komisch.

Sieht es bei Eurem Händler auch so aus? Nein?

Jan brauchte neue Reifen, da er wahrscheinlich vor ein paar tausend Kilometern ein Gewicht vom Wuchten der Reifen verloren hatte und der Vorderreifen nun durch die Unwucht extrem ungleich abgefahren war: zwischen „fast noch volles Profil“ auf der einen Seite und „jede zweite Stolle weg“ auf der anderen Seite. Angeblich, „alte Overlander-Weisheit“, gibt es ja nur im Heimatland Reifen, weswegen insbesondere Motorradreisende gerne ihre Ersatzreifen über tausende Kilometer mitschleppen. Jan hat es durch Fehlplanung von Bulgarien bis Italien ausprobiert und war schon in Sofia furchtbar davon genervt. Wir glauben nicht an solche „Weisheiten“ und so sind wir einfach in einen Motorradladen gegangen und wurden dort von der Auswahl an Reifen erschlagen. Die Qual der Wahl.

Jan konnte sich nicht entscheiden und so empfahl der nette Händler, bei der Konkurrenz zu schauen und dann gegebenenfalls wieder zu kommen. Extrem hilfsbereit! Die „Konkurrenz“ war quasi Familienmitglied. Von uns. Selbst Rallyefahrer und mehrfacher Malle Moto Finisher der Africa Eco Race und diverser anderer Rallies, versanken wir erstmal mit ihm in der Rallyewelt gemeinsamer Bekannter und schöner Motorräder. Und seine Reifenauswahl war noch besser. Mal kurz nachdenken: bei welchem Motorradhändler in Deutschland kann man unangekündigt Reifen kaufen und hat dabei darüber hinaus auch noch eine große Auswahl an Marken und Modellen und das auch noch mit aktuellem Produktionsjahr?

Jan entschied sich und wir fuhren am nächsten Morgen zur Reifenmontage. Mamou (der Inhaber) empfahl Jan, einen klitzekleinen Benzinfilter in einer Schlauchverbindung direkt vor der Einspritzung zu tauschen, der sei wichtig für die Einspritzdüsen. Jan wusste davon und hat sogar Ersatz dabei, hatte aber noch nie nach dem Filter geschaut. Das hätte er besser mal getan, denn: er war nicht montiert. Der Senegalese war baff: das Teil kann nicht rausfallen und muss wissentlich mit Werkzeug entfernt – oder nie montiert worden sein. Jans KTM war ein Neufahrzeug und nur ein einziges Mal (zur Erstinspektion) bei einem Motorradhändler: bei KTM in Düsseldorf. Hatte der vielleicht als „Kundenbindungsmaßnahme“ den Filter entfernt, um hinterher an einer Reparatur der Einspritzung zu verdienen? Oder war das schon in Mattighofen in der Produktion passiert? Oder bei der Endmontage beim Händler in Worms? Mamou war geschockt und suchte am PC durch alle möglichen Explosionszeichnungen, um sicher zu gehen, dass es keine Ausnahme bei dem Modell war. Nein, war es nicht. Hoffentlich haben die anderen Benzinfilter, die dem fehlenden Filter vorgelagert sind, dafür gesorgt, dass Jan nicht an einer solchen „Kundenbindung“ leidet! Da muss man bis in den Senegal fahren, um … Naja, nicht das erste Mal. Leider.

Dakar bedeutet für uns nach langer Zeit auch wieder Supermarkt (statt Krämerlädchen in Mauretanien) zum Auffüllen der Vorräte und altbekannte Läden (Decathlon, Auchan, Casino,..), in denen wir gerne vorbeischauen, ohne unbedingt etwas zu kaufen. Es gibt Luxusprodukte, die wir uns gönnen (Cola Zero, Bio Schoko Cookies, bulgarischer Joghurt etc.) und Kleinigkeiten, die schon länger auf unserer Einkaufsliste stehen: Ziplockbeutel zum Beispiel.

In unserem Hotel gibt es relativ gutes Internet und wir nahmen uns endlich die Zeit, um die Anträge für die Guinea (Conakry) Visa auszufüllen. Das geht nur online. Das Visum ist angeblich schwer, angeblich gibt’s das nicht für Männer, angeblich gibt es Schwierigkeiten bei der Zahlungsabwicklung, angeblich braucht man Rückflugtickets, angeblich hat das System einen Schluckauf, angeblich werden diverse Dateiformate nicht anerkannt, angeblich muss man 20€ Bestechung zahlen, angeblich, angeblich, angeblich. Nach rund 2,5 Stunden waren wir durch. Wir konnten alle Unterlagen (übrigens kommt hier die neue Gelbfieberimpfung aus der Türkei zum ersten Mal zum Einsatz!) hochladen und auch online bezahlen, es gab keine Fehlermeldungen und das System ist auch nicht zusammengebrochen. Rund 24 Stunden später hatten wir beide das E-Visum im E-Maileingang. Wie beim Visum für Turkmenistan, was auch „keiner“ bekommt (wir aber 2x problemlos hatten), scheint das Problem nicht bei der Botschaft zu liegen…

Die wichtigste Sehenswürdigkeit von Dakar ist die Gorée Insel, auch „Sklaveninsel“ genannt. Man fährt in 20 Minuten mit einer Fähre hin und ist in einer anderen Welt: keine Autos, ausnahmslos bunte koloniale Gebäude, schmale Gassen, viel Grün und viele Vögel. Da Afrika immer etwas laut ist, eine willkommene Abwechslung! Auf dem Weg schipperten wir noch an einem bulgarischen Frachter namens „Rila“ vorbei.

Wir hatten durch Zufall ein perfektes timing: morgens war die Insel noch recht leer, auf unserer Fähre fuhren hauptsächlich Einheimische, insbesondere Souvenirhändler mit. Die großen Reisebus-Ladungen aus den All-Inclusive-Resorts südlich Dakar kamen erst mittags, als wir schon bei einem frisch gepressten Orangensaft am Fähranleger auf die Fähre zurück warteten.

Die Hauptsehenswürdigkeit und seit 1978 die erste UNESCO Weltkulturerbestätte Afrikas, ist das „Sklavenhaus“, in dem Sklaven untergebracht wurden, bevor es durch die „door of no return“ auf die Schiffe gen Westen ging. Eine Tür, die aus dem Haus zum Meer hinaus geht, an der Boote die Sklaven aus dem Haus holten und zu den vor der Insel lagernden Schiffen brachten. Wie viele Sklaven das von diesem Haus aus waren, darüber streitet sich die Wissenschaft. Die Zahlen schwanken zwischen 26.000 und 180.000. Egal, wie viele es auch waren: jeder einzelne Sklave war einer zu viel und das Haus ist zum Symbol des Sklavenhandels geworden.

Leider waren die Ausstellungsräume wegen Renovierung geschlossen und man konnte nur in die Räume im Erdgeschoss, in denen die Sklaven gefangen gehalten wurden, während im ersten Stock das luxuriöse Leben der Sklavenhändlerin stattfand. Ein krasser Gegensatz! Übrigens auch hier ein Schild am Eingang, dass man das Haus bitte in „angemessener Bekleidung“ und nicht in „Strandkleidung“ besuchen solle. Die respektlose Bekleidung weißer Touristen war uns ja in Saint Louis schon übel aufgestoßen und wir sind mit unserer in Euren Augen vielleicht „konservativen“ Sicht der Dinge ganz offensichtlich nicht alleine. Wir nennen es respektvoll…

Der Rest der kleinen Insel ist entspannt und besteht aus Souvenirshops, Pensionen und anderer touristischer Infrastruktur wie Trommel- und Tanzkursen für Weiße sowie einer Burg, in deren Museum die Geschichte Senegals erklärt wird. Leider (für Jan) nur auf Französisch, aber die meisten Besucher der Insel sprechen das ja. Die großen Touristengruppen, die mittags ankamen, waren aus Luxemburg, Frankreich und Belgien, ein kleines Grüppchen sprach Deutsch.

Als es voll wurde fuhren wir zurück nach Dakar und machten uns daran, die Reste unserer Einkaufsliste abzuarbeiten. Doch die „größte Mall des Senegal“ war enttäuschend, wir fanden nicht alles, was wir suchten. Der Foodcourt war noch nicht eröffnet und so fuhren wir zum Autokino, wo es gute Burger geben sollte, denn nach wochenlangem Essensmartyrium in Mauretanien stand uns der Sinn nach Junkfood. Der Burger war auch geschmacklich gut, aber irgendwas daran war schlecht. Ich vermute, die Avocadosauce, in der der Burger badete, war schon etwas älter, denn mir wurde auf der Rückfahrt schlecht und das blieb auch den ganzen nächsten Tag so: Erbrechen und Durchfall, das volle Programm. Das private Badezimmer unserer „Suite“ erwies sich als den Aufpreis mehr als wert!

Der Bahnhof von Dakar.

Nach einem Tag Leiden (das letzte Mal ist uns das 2018 in Aserbaidschan passiert, also ein guter Schnitt!) war die Welt wieder in Ordnung und wir können nach einer Woche Dakar und einem Haufen „to dos“ weniger auf dem „Schreibtisch“ die Weiterreise antreten. Nicht weit, denn am 10.2. kommt ein kleines Päckchen für uns an, in dem unter anderem Ersatzfilter für die Benzinpumpe der Honda sind. Warum, steht hier: Blogpost. So lange bleiben wir an der Küste in der Nähe Dakars. Dakar, Du hast uns wirklich gefallen! Und ich glaube, wir kommen wieder!

Jan hat das Video zu Oualata fertig. Ihr erinnert Euch? Die Stadt mitten in der Wüste Mauretaniens, an der Grenze zu Mali als letzter Posten der Kamelkarawanen vor Timbuktu? Die schön verzierten Fassaden der Häuser? Unser persönliches Juwel Mauretaniens!

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