Tja. Leben ist was passiert, wenn man andere Pläne hat. Deswegen war hier länger Schreibpause und deswegen waren wir immer noch nicht dort, wo wir eigentlich hinwollen. Mitte Juni haben wir in Sofia einen großen medizinischen Checkup machen lassen. Uns kam es in erster Linie darauf an zu erfahren, ob aufgrund unserer mehrmonatigen Malaria-Prophylaxe (Jan 6 Monate, Silke 5 Monate) die selbsternannten Experten, die man unterwegs und online so trifft, oder die Ärzte recht hatten.
Der Tropenmediziner in der Malaria-Sprechstunde in Sofia hatte uns versichert, dass auch die über mehrere Monate erfolgende Einnahme von Malaria-Medikamenten zur Prophylaxe nicht schädlich sei, heutige Medikamente kein Vergleich zu denen der Vergangenheit sind und dass wir unbesorgt sein sollten. Waren wir nicht, denn erstens haben wir selbst in (weit zurückliegender) Vergangenheit mit Malariaprophylaxe (mit Lariam, was heute nicht mehr verschrieben wird) extrem schlechte Erfahrungen gemacht und zweitens sind wir unterwegs und online umgeben von Menschen, die überall verbreiten, Malaria zu bekommen sei weniger schlimm als Leberschäden nach Malariaprophylaxe. Dass derzeit extrem viele Reisende in unserem „Dunstkreis“ an Malaria erkranken (und ein CRF300L Fahrer im zarten Alter auch daran gestorben ist), wird wenig verbreitet. Wir wollten’s wissen. Und wir wissen nun: der „Malariaarzt“ hatte natürlich recht. Unsere Leberwerte sind absolut prima, keinerlei Spur von „Vergiftung durch Malariazeug“. Wir machen also weiter mit der Prophylaxe, sobald es sinnvoll ist.

Der „Leberwert“ GGP ist allerbestens.
Weil wir den „großen Körper TÜV“ gebucht hatten, gab’s dann noch diverse andere Untersuchungen mit Ultraschall & Co dazu und die Erkenntnis, dass uns die Mangelernährung in rund zwei Monaten Mauretanien tatsächlich so „heruntergewirtschaftet“ hatte, wie wir uns danach gefühlt haben. Mittlerweile haben wir die Nachfolge-Untersuchung hinter uns und unsere Blutwerte deutlich verbessert. Keine Anämie mehr, wir können wieder ins „Hammel-Land“. Mongolei ist übrigens auch so. 😊
Eigentlich wollten wir in der letzten Juniwoche mit Motorrädern nach Rumänien, denn die berühmten Bergstraßen „Transalpina“ und „Transfagarasan“ waren dieses Jahr eine Woche vor dem offiziellen Eröffnungsdatum schon schneefrei geräumt und befahrbar und wir wollten beide Strecken staufrei genießen. Ja, ohne Stau, denn dort gibt’s tatsächlich Verkehrschaos in den Bergen, weil jeder da fahren möchte und dann jeder in jeder Kurve fotografiert und filmt. Weil’s wirklich schön ist. Aber für Motorradfahrer wie uns dann wenig sinnig. Jan kannte das noch nicht, also hatten wir das geplant. Weil mein Motorrad (die DR350) nach 8 Monaten Standzeit mehrmals ansprang wie ein Neufahrzeug, dann aber nie wieder (bis heute), hatte ich sogar extra für diese einwöchige „Ausfahrt“ in Sofia ein Motorrad gemietet. Und dann…
Dann kam der Dachschaden. Unser Haus, unsere „Base“, ist fast 200 Jahre alt und wurde ursprünglich mit einem Dach aus Steinplatten gedeckt. Vor vielleicht 80 Jahren wurden diese Steinplatten durch Ziegel ersetzt und die flogen uns eines nachts um die Ohren. Der Bauunternehmer erklärte, man könne den Dachschaden zwar reparieren, aufgrund des Alters der Ziegel könne so ein Schaden aber jederzeit wieder passieren. Zum Beispiel dann, wenn wir in Afrika sind. Und da unser Haus aus Lehm, Stroh und Holz gebaut ist (zumindest das Obergeschoss), wäre nach unserer Rückkehr dann nichts mehr von übrig. Wir entschieden, nicht nach Rumänien zu fahren.
Das erste Dach, das des großen Hauses, war eigentlich kein Problem, doch ein Gewittersturm im absolut falschen Moment und andere Begleitumstände verursachten ziemliches Chaos. Das Gute dabei: als der Gewittersturm abends mit der ersten Böe das halb aufgedeckte Dach aufriss und der Regen in Strömen ins Haus lief, bekamen wir Hilfe von absolut Fremden, die so zu Freunden wurden. Sie packten spontan mit an und zu viert und mit zwei kleinen Kindern deckten wir das Dach mit alten Ziegeln mitten im Gewitter wieder ein. Völlig durchnässt und schlammig futterten wir nach dem Gewitter gemeinsam Kuchen und seitdem noch viel mehr zusammen.
Doch dieses Erlebnis führte zum Beschluss, nicht nur das große Haus neu eindecken zu lassen, sondern auch das kleine Haus. Das nämlich ist erst 90 Jahre alt, aber der wilde Mix aus drei verschiedenen Sorten Ziegeln auf dem Dach ist, so die Experten, nicht wirklich sturmstabil. Wie schnell ein Gewitter ein Loch in eine Lehmwand reißen kann, wenn das Dach undicht ist, hatten wir nun gelernt und beschlossen: das kleine Dach muss auch neu.

Ja, war heiß.
Weil hier Sommer ist, kamen die Dachdecker jeden Morgen um kurz nach sechs, sodass unsere Tage immer sehr lang waren. Denn als die Handwerker gegen Mittag den Hof verließen, traten wir auf den Plan: wir bauten eine 40m lange Drainage. Unser Bauunternehmer hatte damit begonnen und unser Hof war von Gräben und dazugehörigem Erdaushub in eine unbegehbare Wüste verwandelt. Damit die Dachdecker am zweiten, kleinen Haus arbeiten konnten, mussten Graben und Aushub verschwinden, doch eine Verkettung unglücklicher Umstände führte dazu, dass unser Bauunternehmer nicht sofort vollenden konnte, was er begonnen hatte. Also besorgten wir uns eine elektronische Wasserwaage und Werkzeug und stiegen in den Tiefbau ein. Nicht gerade unser Traumberuf, aber wir haben es geschafft, fielen jeden Abend völlig erledigt ins Bett (wir haben bei um die 35°C gearbeitet und 7t Kies per Hand bewegt, statt zu jammern) und die Dachdecker konnten termingerecht das zweite Dach beginnen.
Unsere größte Reise seit Rückkehr Mitte Juni war zum 20km entfernten „Motocamp Bulgaria“, wo das jährliche Horizons Unlimited Motorrad-Reisetreffen stattfand, und wir so viele Reisebekannte aus vielen Ländern wiedersahen und unter Gleichgesinnten ein tolles Wochenende verbrachten. Wir zeigten mit „7 weeks of magic Mauritania“ Bilder und Filmchen aus dem Land Westafrikas, was uns bisher am meisten verzaubert hat und versuchten es (wieder Mal) mit Trialfahren mit Trials Bulgaria. Ein tolles Wochenende, aber 20km als weiteste Reise und Höhepunkt der letzten Wochen? So hatten wir uns den Sommer nicht vorgestellt!
Aber wir können nun mit gutem Gewissen weiterreisen: unsere Dächer sind länger dicht, als wir leben werden. Immerhin haben wir unsere Reisefreunde Verena und Edgar wiedergesehen und bekamen lieben Motorrad-Reisebesuch aus Deutschland und Österreich. Schön, dass Ihr alle da wart: Fabian, Michelle, Benedikt und Laura! Ihr habt unseren Baustellenalltag herrlich versüßt und uns das Gefühl von Sommer zurückgegeben! Der Sommer ist noch nicht vorbei, die Dächer fertig, die Drainage verlegt, der Hof wieder gepflastert (von Jan!) – jetzt können wir los! Und das tun wir dieses Wochenende.
Unsere niederländischen Reise-Freunde, mit denen wir letzten Sommer hier eine WG hatten, haben mittlerweile in den Rhodopen ein Grundstück gekauft. Wir möchten sie besuchen und uns gemeinsam die Gegend anschauen. Und weil das nur 30km Luftlinie von einem Café in Griechenland ist, welches uns eine griechische Reisebekanntschaft in Tunesien empfohlen hat, werden wir dann weiter nach Griechenland fahren und in diesem Café einen Cappuccino Freddo genießen. Und „Greek Salad“. Und weil dann die Türkei nicht weit ist und man da herrlich frühstücken kann… Nun ja. Ihr kennt uns mittlerweile, wir kommen recht leicht vom Weg ab.
Ursprünglich wollten wir natürlich mit unseren Motorrädern reisen. Leider springt meine DR350 trotz überholtem Vergaser, neuer Lichtmaschine, neuem Pickup, getauschter CDI, Zündspule, Zündkabel, Zündkerze, überprüfter Sicherungen, Stecker, Kontakte, Kabel etc. nicht an. Man kann sie wunderbar anschieben oder bergab anrollen lassen, aber wirklich reisetauglich ist das nicht. Also werden wir wieder mit Hans, unserem mittlerweile 32 Jahre alten VW Passat unterwegs sein, der uns jede Nacht ein Schlafzimmer in der Natur ist. Natürlich haben wir ein Schlafzimmer mit Bett im Haus, sogar ein Gästebett, aber wer will schon eingesperrt im Haus schlafen, wenn draußen Fuchs, Hasen, Rehe, Schakale, Sternschnuppen, Vögel und Zikaden auf einen warten? Wir nicht! Und wo das Schlafzimmer von Volkswagen steht, sehen wir dann, wenn wir wieder unterwegs sind. Und das sind wir, während Ihr das hier lest. Griechenland kam in keinem einzigen Plan dieses Sommers vor und wir werden auch nicht den „Lemmingen“ an die Küste hinterherfahren (nur Kaffee trinken, versprochen!) und wir haben weiterhin vor, diesen Sommer noch ein neues Land zu bereisen. Mit Hans, denn der kann’s!
Wir waren in der Zwischenzeit nicht nur körperlich, sondern auch am PC fleißig. Die Bilder aus Tunesien sind sortiert und in einem Fotoalbum beschriftet online: Fotoalbum Tunesien. Jan hat die bewegten Bilder aus Tunesien zu Videos geschnitten und wer unseren YouTube Kanal abonniert hat, kennt das erste Tunesien-Video (siehe oben) schon.
Und weil „Cat content immer geht“: wir haben jetzt ab und zu eine Katze. Wir träumen beide davon, später, nach unserem Reiseleben, „wenn wir alt sind“, eine Katze als Haustier zu haben. Doch bis dahin ist noch ewig und so waren wir froh, als vor drei Wochen eine Katze bei uns einzog. Niemand im Dorf weiß, wo sie herkommt. Wir vermuten, sie wurde trächtig ausgesetzt, denn irgendwo hat sie Babys. Manchmal kommt sie für einige Tage zu uns, frisst wie ein Scheunendrescher, säuft wie ein Loch, kuschelt wie ein Plüschtier und verschwindet dann wieder ein paar Tage. Vielleicht verrät sie uns irgendwann, wo sie ihren Nachwuchs versteckt hat und vielleicht hat sie „abgestillt“, bis wir zurück nach Afrika fliegen, sodass wir sie zumindest sterilisieren lassen können. Doch jetzt sind wir erstmal unterwegs. Ohne Katze.
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