Als wir am 31. Juli in Eriwan losfuhren, hatten wir trotz allem endlich mal richtig Glück: unsere Transitvisa für Russland, die wir in der Woche zuvor beantragt hatten, entpuppten sich als 30 Tage Touristenvisa! Was nach „massig Zeit“ klingt, war natürlich leider durch den festen Einreisetermin für China und die weite Strecke limitiert, ließ uns aber definitiv schön Spielraum.

Wir machten einen Tag Zwischenstopp in Tiflis, um unsere Visaanträge für Russland im Herbst samt Pässen per DHL Express nach Deutschland zu schicken, ein paar Kleinigkeiten zu besorgen und, wenigstens ein einziges Mal, lecker georgisch zu essen. Allein dafür lohnt jede Reise nach Georgien!

Wir entschieden uns trotz vorhandener Visa für Aserbaidschan, über Georgien nach Russland auszureisen, denn wir hatten geplant, uns Wolgograd anzusehen. In Kazbegi haben wir Kittymobil, unserem VW Bus, noch schnell die Dreifaltigkeitskirche gezeigt und sind den Berg hoch gedüst. Weil das Wetter mies war, ist auch das Foto mies, leider. Dafür standen an der Kreuzung zwei deutsche Anhalter, die sich bei dem Mistwetter sehr freuten, ins Kittymobil einsteigen zu dürfen. Wir reisten gemeinsam nach Russland ein. Die beiden blieben in Vladikavkas, wir fuhren weiter, Kilometerfressen war angesagt.

Die Strecke waren wir letztes Jahr schon 2x mit den Motorrädern im Rahmen der Fußball Weltmeisterschaft gefahren, also wussten wir, wo es unser Lieblingseis gibt, das trotz Regenwetter sein musste. Eigentlich wollten wir nicht 100% die gleiche Strecke fahren wie letztes Jahr, wurden von der Polizei aber davon überzeugt, es doch zu tun. Ob die kleine Nebenstraße zu viel Wasser abbekommen hatte und überschwemmt war? Wir wissen es nicht, waren aber froh, mit Heizung und Scheibenwischern im Auto zu sitzen und nicht auf den Motorrädern. Die Nacht verbrachten wir irgendwo nördlich von Pjatigorsk in den Feldern.

Irgendwann in Laufe des nächsten Tages wurde die Landschaft mongolisch. Sogar so mongolisch, dass Ovoos in der Landschaft herumstanden, die Menschen mongolisch aussahen – und kein Russisch sprachen! Wir waren in Kalmückien, einer autonomen Republik in Russland und die einzige Region in Europa, in der hauptsächlich Buddhisten leben! Die Kalmücken selbst sind tatsächlich Mongolen, die im 17. Jahrhundert in die Region einwanderten und bis heute ihre Sprache, Kultur und Traditionen extrem bewahren.

In Wolgograd angekommen, besuchten wir zunächst die riesige Statue „Mutter Heimat ruft“, die in Gedenken an die furchtbare Schlacht von Stalingrad dort über einer großen Gedenkstätte thront. Leider war die Statue komplett eingerüstet, aber wir erlebten die Wachablösung in der Gedenkstätte, die dort von sehr jungen Soldaten voll Ehrfurcht begangen wird.

Wir hatten mittlerweile ein paar Dinge notiert, die irgendwie nicht im Auto waren, aber sein sollten. Wir fanden einen großen Outdoor-Laden und wie das in solchen Läden immer so ist, war die Versuchung riesig, mehr als nur Faltkanister, Klappspaten und Gaskartuschen heraus zu schleppen. Wir aßen noch in einem typisch russischen, netten Restaurant und verbrachten die Nacht zu Fuße der „Mutter Heimat“, um am nächsten Morgen noch zwei Museen zu besichtigen.

Das große und bekannte Panorama Museum thematisiert auf einer riesigen Ausstellungsfläche die Schlacht, leider ist alles nur auf Russisch beschriftet, sodass wir eigentlich nur mit dem riesigen Panorama Gemälde der Schlacht wirklich etwas anfangen konnten.

Vom Dach des Museums sieht man auf die Ruine einer Mühle, die dort als Mahnmal gegen den Krieg stehen geblieben ist. Das zweite Museum war zwar winzig, dafür aber interessanter für uns, denn vieles war auf Englisch beschriftet und viele Ausstellungsstücke waren sowieso aus deutscher Hand. Das kleine Museum befindet sich im Keller des damaligen Kaufhauses, in dem Generalfeldmarschall Paulus zuletzt sein Hauptquartier hatte. Wir lasen Briefe deutscher Soldaten an die Familien, Propagandamaterial und auch das Protokoll des ersten Verhörs von Paulus nach der Gefangennahme. Sehr bewegend und interessant!

Wir wären mit dem Transitvisum ab Wolgograd Richtung Aqtau und dann weiter durch Kasachstan gefahren. Nun, mit dem Touristenvisum und der Wetter-App in der Hand, entschieden wir: wir bleiben in Russland! In Kasachstan war brütende Hitze und in Russland Dauermiesepeterwetter vorhergesagt. Wenn wir schon die nächsten Wochen im Auto sitzen und Kilometer fressen müssen, dann wenigstens nicht im eigenen Schweiß gebadet! Der weitere Tag ging also geradeaus an der Wolga entlang, wir ließen uns Fisch aus der Wolga schmecken und fanden dank der iOverlander App eine heiße Dusche in der Marina von Saratow. Während ein riesiges Unwetter auf uns in Kittymobil hinunter prasselte, kochten wir Tortellini und dachten: ganz schön luxuriös, so ohne Motorrad…

Es ging weiter geradeaus und nachdem wir uns von der Wolga verabschiedet hatten, bot sich eine Landschaft, wegen der ich mir 2014 geschworen hatte, nie wieder (außer mit dem Zug) Russland zu durchqueren: Birke links, Birke rechts. Je näher wir dem Ural kamen, desto öfter auch gerne in Abwechslung mit Kiefer links, Kiefer rechts. Warum es dennoch Motorradfahrer vorziehen, diese auch noch teurere Variante statt der Verschiffung aus der Mongolei gen Heimat zu wählen, ist jetzt auch Jan schleierhaft. Kurz vor „Feierabend“ kamen wir an einem schlimmen Unfall vorbei, bei dem die Toten in der Gegend herum lagen. Unser erster schlimmer Verkehrsunfall, den wir seit Beginn der Reise im Februar 2018 gesehen haben!

Wir fühlten uns mittlerweile als „echte Trucker“ und probierten aus, ob uns auch ein echter Truckstop gefallen könnte. Aufgrund des Dauerregens waren alle Wege völlig matschig (wann sind sie das nicht? Insbesondere Sibirien ist im Sommer dauermatschig…) und statt mit Kittymobil im Schlamm herum zu rutschen und uns den Schlamm dann auch noch ins Haus zu schleifen, steuerten wir einen Truckstop an. Und waren völlig überrascht: Es gab eine Rezeption wie in einem Hotel, wir ließen über Nacht für 60cent unsere Wäsche waschen, es gab WiFi und riesige, tolle Duschen mit frisch duftenden Handtüchern. Geschlafen wird im eigenen LKW. Und weil uns am nächsten Morgen das Buffet im Restaurant so angelacht hat, gab es auch leckeren Milchreis zum Frühstück. Mit Butter drauf und inmitten all der anderen Trucker. Hier gibt es an Raststätten noch echtes Essen aus echten Zutaten und nicht wie in Deutschland Formfleisch in Fertigsauce mit Tiefkühlpommes oder Dosengemüse!

Es ging weiter durch den Regen, aber das hatten wir ja so gewollt. Besser nachts beim Toilettengang bei Temperaturen unter 10°C bibbern als tagsüber tausende Kilometer durch Kasachstan schwitzen! Wir fuhren über den Ural, ließen uns Schaschlik schmecken und erreichten dann Asien. Ich kannte die Stelle schon, konnte aber nun zum ersten Mal dank Regenpause Fotos machen. Doch irgendwie waren Kittymobil und ich verwirrt: waren wir nicht ein paar tausend Kilometer zuvor in Istanbul über den Bosporus gefahren und somit nach Asien gereist? Egal, immer weiter, wir mussten weiter Kilometer fressen.

Wir suchten uns einen weiteren Truckstop mit Dusche, Handtüchern und WiFi und parkten hinter LKWs und Gebäuden, um uns vor heftigem Wind zu schützen. Trotzdem wurde Kittymobil die ganze Nacht vom Wind hin und her geschüttelt – und wir in den Schlaf gewogen…

Nach knapp einer Woche Kilometerfressen durch Russland, wegen der in Sibirien (östlich des Urals) auf erhöhten Dämmen angelegten Straßen auch „Trasse fahren“ genannt, reisten wir nach Kasachstan ein. Die ersten 80km der Straße waren mehr Piste als Straße, aber Kittymobil hat ein wirklich komfortables Fahrwerk und richtig viel Bodenfreiheit. Bei Petropawlowsk standen wir zunächst schön an einem See mit Park und Strand, zogen aber mit bereits ausgeklapptem Bett und geputzten Zähnen nochmal um, weil gegen 23 Uhr lärmende Idioten mit lauten Autos, riskanten Fahrmanövern und plärrender Musik shisharauchend um Kittymobil zogen. Vanlife ist nicht immer das, was man auf Instagram vorgegaukelt bekommt und mit dem Motorrad hätten wir uns zu der Uhrzeit in einer Pension im Bett ausgestreckt…

Wir wachten also am ersten Morgen in Kasachstan auf einem Supermarktparkplatz auf, kauften frisches Frühstück und rollten dann weiter durch grüne Landschaft voll Landwirtschaft nach Nur Sultan, der Hauptstadt Kasachstans, die Anfang des Jahres noch Astana hieß. Mit dem Motorrad ist Unterkunftsuche einfacher, denn unsere beiden sind klein genug, um durch Haustüren und Hauseingänge zu passen, um über Nacht sicher zu stehen. Ein Haus auf vier Rädern sicher hinter Schloss und Riegel zu parken, ist schwieriger. Doch wir fanden ein Hostel mit Hof und Garten mitten im Zentrum, wo wir im eigenen Bett schlafen konnten und Waschmaschine, WiFi und sanitäre Einrichtungen nutzen durften. Das alles für rund 11€ für zwei Nächte mitten im Zentrum voll Glitzerbauten!

Wir nahmen uns einen Tag frei vom Kilometerfressen und spazierten durch die Stadt. Vormittags trafen noch zwei Motorradfahrer ein, deren Videos wir letztes Jahr verfolgt hatten, sodass wir zu viert Schaschlik aßen und die Stadt erkundeten.

Astana (jetzt: Nur Sultan) hat unserer Meinung nach völlig zu Unrecht den Ruf als „Dubai Zentralasiens“, denn wer Dubai kennt, der weiß: komplett anders! Im neuen Zentrum Astanas stehen einige Straßenzüge prächtige Glitzerbauten, jedoch sind die so klein, dass ein arabischer Scheich nur müde lächeln würde. Uns gefiel die Stadt, trotz Hauptstadt und Prunkbauten gemütlich und entspannt, sehr sauber mit Blumenschmuck überall.

Für uns die letzte Station, wo wir vor China noch schnell größere Dinge besorgen konnten. Und die gab es: wenn man nur ein Paar Schuhe dabei hat und auch nur eine Jeans, so verschleißt so etwas natürlich auch viel schneller als dann, wenn man den Schrank voll Klamotten hat (von denen man die meisten zwar nie braucht, aber…). Jan brauchte neue Schuhe und eine neue Jeans. Wir fanden beides in Rekordzeit von 45 Minuten in der Khan Shatyr Mall, die sich in einem zeltähnlichen Gebäude befindet.

Wir fuhren zu Sonnenuntergang auf den Bajterek Turm, das Wahrzeichen der Stadt. Von dort oben hat man einen tollen Ausblick auf die neue Stadt – und erkennt verblüfft, wie klein die Stadt ist, denn man kann sehen, wie die Gebäude direkt am Grün der Landschaft um die Stadt herum enden.

Ganz oben in der Kugel des Turms stehen alle Kasachen an, um ihre eigene Hand in den Handabdruck ihres ehemaligen Präsidenten Nursultan Nasarbajew zu legen. Wir haben uns angestellt, um das Spektakel zu sehen und können es nicht nachvollziehen: da werden Neugeborene hoch getragen, um die Familie mit Handabdruck von Profifotographen abzulichten, die Menschen putzen sich heraus in ihrem Sonntagsstaat und machen ehrfürchtig Handyfotos. Wir haben es auch ausprobiert. Ob wir jetzt nur noch Glück haben?

Nach dem Tag Pause ging es weiter geradeaus durch Kasachstan. Wir hatten irgendwann südlich der Stadt Steppe und Kamele erwartet, doch es blieb grün. Wir wollten in Temirtau einer Industriestadt, die auch „Ruhrgebiet Kasachstans“ genannt wird, ein Kunstwerk sehen, von dem wir nicht wussten, wo es war. Wir hatten nur ein Foto und fuhren los. Es gab an der Adresse der Touristeninformation nur eine Anschlagtafel, also mussten wir selbst Detektive werden. Jan dirigierte mich durch die Stadt und berücksichtigte dabei sogar die vorherrschende Windrichtung!

Als ich an einer Tankstelle endlich die Adresse des Kunstwerkes herausgefunden hatte, war ich zu spät: Jan hatte den Standort des Fotos so genau gefunden, dass unsere Fotos so identisch mit denen des Künstlers sind, dass google uns die eigenen Bilder aus Urheberschutzgründen nicht online stellen lässt. Das Kunstwerk ist ein riesiges Wandgemälde des sozialkritischen Street Art Künstlers Pasha Cas, der mein Lieblingsbild von Matisse mit den rauchenden Schloten der Metallindustrie Temirtaus kombiniert hat.

Unsere Detektivarbeit dauerte etwas länger als gedacht, sodass wir dann 45km später zu spät am KarLag Gulag Museum ankamen. Macht nix, wir haben unser Haus dabei und warten einfach, bis das Museum wieder öffnet! Zum Abendessen brachte uns der Wärter noch zwei riesige Tomaten aus dem Garten vorbei und weil am nächsten Tag Sonntag war und das Museum erst um 10 Uhr öffnet, war noch Zeit für ein ausgiebiges Sonntagsfrühstück mit deutschen Vollkornbrötchen frisch aus dem hauseigenen Omnia Ofen, Rührei und Räucherfisch aus dem Dorflädchen.

Das Museum selbst ist toll gemacht, allerdings etwas verwirrend in den Räumlichkeiten, sodass uns die 1,5 Stunden unseres Besuches eine Museumswärterin begleitete. KarLag war eines der größten Gulag Arbeitslager und zwischen 1931 und 1959 wurden dort über eine Million Gefangener als billige Arbeitskräfte unter unmenschlichen Bedingungen missbraucht. Seit dem Museumsbesuch schauten wir jede „kasachische Weißkopfkuh“ mit anderen Augen an – denn im Gulag wurde geforscht, gezüchtet und mehr als intensiv Landwirtschaft betrieben.

Wie intensiv die Landwirtschaft in Kasachstan bis heute ist, wurde uns erst dann bewusst, als wir das Land komplett von Nord nach Süd durchquert hatten: bis auf etwa 200km ist alles grün, saftig und landwirtschaftlich genutzt! Ein ganz anderes Bild als das, was man von anderen Reisenden immer gezeichnet bekommt. Sicherlich gibt es in Kasachstan auch brütende Hitze, Kamele, Sand und Einöde, doch das ist im Westen, der Rest des Landes bietet noch so viel mehr!

Auf den einzigen 200km ohne Landwirtschaft unserer 1800km Durchquerung, entlang des riesigen Balkhash Sees, suchten wir uns auf kleinen Pisten ein wunderschönes Nachtlager bei (fast) Vollmond am Wasser. Wir lagen bei geöffneter Heckklappe im Bett, schauten in die Weite, den Mond und die Sterne und ließen uns vom warmen Wind in den Schlaf streicheln. Der Wind wurde nachts ziemlich stark, sodass wir die Türen wieder schließen mussten, aber nicht direkt auf dem Boden sondern direkt im Wind liegen zu können, erkannten wir als weiteren Vorteil vom „Schlafplatz Van“ im Vergleich zum „Schlafplatz Zelt“.

Nach dem Aufstehen genossen wir die netten Pisten und die schöne Landschaft bei nicht ganz geschlossener Heckklappe – und holten uns zentimeterdicke Steppenstaubschichten ins Haus. Überall. Natürlich fiel uns das erst auf, als wir schon kiloweise Staub im Haus und weitere staubige Baustellenpisten in Rallyetempo gefahren waren.

Kasachstan, so sagen Reisende, soll ja auch nur schlimme Straßen haben, die entweder Schlagloch an Schlagloch oder Baustelle sind. Wir hatten bis südlich des Sees (mit Ausnahme der ersten 80km) nur Autobahn und beste Straßen erfahren, sodass wir fast erleichtert waren, statt Kamele und Wüste nun wenigsten mit den schlechten Straßen unsere Erwartungen erfüllt zu sehen! Nun ja, nicht wirklich. Kittymobil hat das sehr gut gemacht und Bodenfreiheit ist dort richtig wichtig, wenn man nicht mit 20km/h Spurrillen fahren möchte, trotzdem sind wir beide noch nie auf 4 Rädern Straßen in solch katastrophalem Zustand gefahren.

Und endlich war es auch heiß! Nach 5 Tagen Kasachstan mit Fleecejacke und Winterdecke haben wir auch geschwitzt. Kittymobil hat keine Klimaanlage, aber wir haben ja Blumensprüher und nasse Handtücher. Das funktioniert richtig super!

Nach 200km Holpern über üble Straßen herrschte wieder „Ruhe im Haus“ und wir rollten entspannt zur kirgisischen Grenze durch schöne, schattige Alleen. Gar nicht „kasachisch“, was wir in Kasachstan so gesehen haben! Wir kommen wieder – und dann suchen wir nochmal die Kamele.

Die Einreise nach Kirgistan war eine blitzschnelle Angelegenheit – für mich und Kittymobil. Bisher war es an allen Grenzen so, dass der Fahrzeughalter getrennt von den Passagieren die Grenzformalitäten erledigen musste. Da „man“ an jeder Grenze gemeinhin annimmt, dass das Fahrzeug auf den Mann zugelassen ist, gab es jedes Mal (außer bei den Kirgisen) Verwirrung. Ja wo ist denn jetzt der Fahrzeughalter? Der muss immer vor allen Passagieren durch den Zoll!

In Bishkek angekommen, waren wir erleichtert: über 10.000km in 2,5 Wochen problemlos abgerissen! Etappenziel erreicht, bis zum Treffpunkt zur Einreise nach China sind es nur noch 420km. Unser Freund Chris ist seit 2 Woche in Bishkek wegen einer entzündeten Wunde am Fuß gestrandet und so verbrachten wir einen schönen ersten Abend in Kirgistan.

Wir stehen für rund 5€ die Nacht im Innenhof eines Hostels im Zentrum und nutzen die Waschmaschine wie die Verrückten – die vielen Kilo Wüstenstaub der rasanten Pistenfahrt bei einen spaltbreit geöffneter Heckklappe müssen weg gewaschen werden, um nicht in Staub gepudert im Bett zu liegen und Staub vom Geschirr zu löffeln. Ein gründlicher Hausputz kann ja nie schaden 😊 Dann machen wir uns auf nach Tash Rabat, dem Treffpunkt zur Einreise nach China.

Wir sind froh um 2 Tage Pause. Seit dem Tag der Erkenntnis, dass der neue Motor Schrott ist, sind mittlerweile 3,5 Wochen vergangen, in denen wir, insbesondere Silke, nichts anderes gemacht haben, als hinterm Steuer zu sitzen und KIlometer zu fressen. Wir hatten in Eriwan 2 Tage Pause, in Tiflis und Astana jeweils einen Tag. Obwohl wir uns Dinge auf dem Weg angeschaut haben, sind wir doch jeden Tag mindestens 400 km gefahren. Wir wissen, dass viele andere Reisende das noch viel länger als 3,5 Wochen machen, können jetzt aber voll und ganz nachvollziehen, dass bei so einer Art des Reisens irgendwann Reise-Burnout einsetzt. Man ist zu schnell, um die Länder zu entdecken, zu verstehen und auch zu verarbeiten und irgendwann ist man ausgebrannt, ausgelaugt und nicht mehr in der Lage, Dinge zu genießen. Bei uns ist der Punkt der Erschöpfung nahe gewesen und wir können nur jedem raten: eine Langzeitreise ist kein Urlaub! So eine Kilometerfresserei hält niemand gesund und munter lange durch! In Reiseforen und Langzeitreisegruppen weiß man: der Reise-Burnout kommt so spätestens nach 3 Monaten, manchmal früher. Macht also langsam, nehmt Euch Zeit und genießt die Reise!

Eine Fernreise mit dem eigenen Haus zu machen ist unendlich luxuriös, aber auch ganz anders als mit dem Motorrad. Wer immer im eigenen Bett schläft, kommt kaum in Kontakt mit den Einheimischen. Schläft man in Kirgistan auf dem Boden, so wie im Iran? Wie sehen kirgisische Wohnungen aus? Was kommt in Kirgistan auf den Tisch bei den Familien und nicht im Restaurant? Wir wissen es nicht. Wir wissen es nicht, weil wir keine Homestays besuchen, wir haben ja unser „home“ dabei!

Wer mit dem eigenen Haus reist, kann, wenn er will, die ganze Reise über steril von der Außenwelt abgeschirmt ohne jeglichen Kontakt reisen. Im eigenen Bett schlafen, das eigene Essen am eigenen Herd kochen, die Welt durch die Fensterscheibe betrachten. Abenteuer? Länder intensiv kennen lernen? Für uns nicht. Wir genießen die Vorteile des Autos, aber vermissen auch den ganz anderen Reisestil, den wir mit den Motorrädern gewohnt waren. Unserer Meinung und nun auch Erfahrung nach reist man mit dem Motorrad intensiver, ist näher am Land, näher an den Menschen ihren Traditionen, Lebensweisen und Kultur. Außerdem fehlt beim Auto der Fahrspaß, aber das ist ja individuell. Ihr könnt Euch also sicher sein, dass wir wieder umsatteln!

Wie das alles so kam mit uns, den Motorrädern und Kittymobil, seht Ihr hier nochmal im Video:

Im letzten Blogbeitrag hatten wir ausführlich erklärt, warum wir zur Teit nicht mehr mit Motorrädern reisen: Fahrzeugwechsel Wenn Ihr Kittymobil, unserer interims-Weltreisefahrzeug kennen lernen möchtet, dann schaut hier: VW T4 Kittymobil

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