Silke mit Apotheke Materialen

Mein Mitte März in Hamburg verdrehtes Knie war zwar schmerzfrei, doch spürte ich immer wieder, dass darin etwas „herum rollte“. Da man ja als deutscher Kassenpatient nicht dann die medizinische Behandlung braucht, wenn man sie braucht (in Göttingen hätte ein MRT Termin erst nach 6 Monaten Wartezeit angeboten werden können!), waren wir noch in der Schweiz zur Diagnose. Die vor den Missständen des deutschen Systems nach Zürich geflüchtete deutsche Ärztin diagnostizierte auch ohne MRT einen Korbhenkelriss des Innenmeniskus. Hätte jeder Arzt in Deutschland auch gekonnt, wollte aber keiner von beiden, bei denen ich versuchte, Hilfe zu bekommen. Wir schworen uns, auch nach einer Rückkehr nach Deutschland bei medizinischen Notfällen über die Grenze in ein angrenzendes Ausland zu fahren, um dann Hilfe zu bekommen, wenn man sie braucht.

Silke im Wohnmobil mit Wasserflasche

Das deutsche Kassenpatienten-System schreibt vor, dass man für alles eine Überweisung braucht, auch dann, wenn man genau weiß, was man braucht (nämlich ein MRT) und wegen fehlendem Wohnsitz auch keinen Hausarzt hat. Ich hatte zu Studienzeiten Ende der 1990er Jahre in Mannheim in einer ernährungsmedizinischen Praxis gearbeitet und ein sehr enges, freundschaftliches Verhältnis zu der Ärztin. Diese, so kam eine andere Freundin auf die Idee, könne mir sicher, obwohl keine Orthopädin, die erforderliche Überweisung ausstellen. Leider war die Ärztin an dem Tag krank, aber ihre Kollegin hatte Verständnis für meine Situation und so bekam ich endlich den erforderlichen Zettel, mit dem ich eines Abends in Heidelberg auch endlich ein MRT bekam. Die Radiologin sagte nur, sie zwei zwar keine Orthopädin, aber „das kann man so nicht lassen“. Nebenan sei ein Orthopäde, bei dem wir gleich am nächsten Morgen um 8 Uhr auf der Matte standen. Das Gebäude war neu, aber der Name kam mir bekannt vor. Als Kassenpatient einen Termin beim Orthopäden zu bekommen, gleicht normalerweise einem Lottogewinn, aber es stellte sich heraus, dass ich bei diesem Arzt noch in der Kartei war – als Privatpatient! Und Privatpatienten dürfen liebend gerne Platz nehmen und kommen gleich dran. Dass ich mittlerweile Kassenpatient war, erklärte ich natürlich erst, als ich schon im Terminkalender des Tages stand.

Der Orthopäde, Dr. Volk, ist Mannschaftsarzt der Adler Mannheim. Kaum dass er zur Tür hinein kam, erkannte ich ihn wieder als den Arzt, der mir schonmal „unkonventionell“ geholfen hatte: ich hatte damals einen Marknagel im Schlüsselbein, welcher sich gelöst hatte und im Dekolletee drohte, durch die Haut zu brechen. Weil ich aber „auf dem Sprung“ nach Marokko war und keine Zeit für Vollnarkose und Krankenhaus hatte, entfernte er mir damals das Metall nur mit örtlicher Betäubung aus dem Knochen. Als er also in der Tür erschien, ging für mich die Sonne auf. Er erklärte, dass während der Meniskus im Knie eingeklemmt gewesen war, er komplett durchgerissen (worden?) sei, man müsse das sich im Knie herum walzende Stück Meniskus entfernen, um nicht dauerhafte Knorpelschäden zu verursachen. Er verstand auch unsere Lebenssituation und mein Martyrium in den Händen Göttinger Schlächter und organisierte an einem Freitagvormittag einen OP Termin für mich am darauffolgenden Dienstag.
Die OP verlief an sich super, nur mit der Narkose und der Narkoseärztin hatte ich so meine Probleme. Nicht nur, dass sie die Unterlagen eines anderen Patienten zu meiner Narkose mit brachte und mich wild dafür anherrschte, Ihr eine Allergie verschwiegen zu haben, irgendwie muss sie mit mir während der OP auch sehr ruppig umgegangen sein, denn ich wachte mit Zahnweh auf. Das Knie machte keine Probleme. Die ersten 3 Nächte nach der OP verbrachten wir in einer tollen Ferienwohnung im Odenwald, dann zogen wir weiter gen Süden. Am 24.4.2018 verließen wir mit Kittymobil Deutschland. Endlich!

Die Fotas unserer „Deutschlandtournee“ gibt es hier: FOTOALBUM

Silke und Jan neben ihrem Kittymobil unter einem Sternenhimmel

Unser erstes Ziel war der Triglav Nationalpark in Slowenien. Weil noch absolute Vorsaison war, hatten wir die atemberaubende Schönheit dieser Landschaft ganz für uns alleine. Wir fanden einen Übernachtungsplatz mit Kittymobil direkt auf einem Kiesstrand der Soca und konnten unser Glück kaum fassen, an einem solchen Ort in der Natur unser Haus aufstellen zu können. Wir buken am Ufer Apfelpfannkuchen, bestaunten bei Vollmond die schneebedeckten Berge über uns und schliefen beim Plätschern des türkisblauen Flusses voll Glück ein. Endlich waren wir unterwegs, endlich draußen! Darauf hatten wir so lange gewartet!
Doch seht selbst, wie toll es in Slowenien ist: Slowenien in der Cloud

gelber Lieferwagen an der Küste

Wir zogen weiter nach Kroatien und verbrachten unter anderem zwei Nächte an einem wunderschönen Stellplatz direkt am Meer und ließen uns von Meeresrauschen entschleunigen, genossen unser Leben im Kittymobil bei bestem Sommerwetter und ließen den Ärger und Stress in Deutschland mit jeder Welle mehr und mehr von uns abwaschen.

die Brücke von Mostar in Bosnien-Herzegowina

Wir kamen auf die Idee, nach Mostar in Bosnien-Herzegowina zu fahren, unserer eigentlichen Lieblingsstadt. Wir waren schon 2x zuvor dort und wussten, dass die Stadt bis ca. 17 Uhr völlig überfüllt war mit Kreuzfahrttouristen auf Tagesausflug. Doch diesmal platze die Stadt auch nach Sonnenuntergang aus allen Nähten. Die Wirtin unseres 15€ „teuren“ Zimmers freute sich darüber, dass „die Leute keine Angst mehr haben“, aber für uns war der Charme dahin, Mostar hatte den Status als unsere Lieblingsstadt verloren.

Nach nur einer Nacht im Trubel fuhren wir weiter, raus ins Grüne, raus in die Natur, raus mit Kittymobil, durch einen weiteren Nationalpark ein Land weiter nach Serbien. Dort war es schwer, einen Übernachtungsplatz zu finden. Um nicht auf der Transitstrecke Belgrad-Sofia zu fahren, waren wir auf allerkleinsten Straßen unterwegs, die zum Teil noch nicht einmal asphaltiert waren. Doch leider endete so ziemlich jeder kleine Weg an einem Gehöft und da wir uns in einem Tal befanden, beendeten wir den Tag schließlich am Rande eines glyphosatverseuchten Himbeerfeldes.

Kittymobil in Himbeertal im Gras neben einem See

Das „Himbeertal“ wie wir es nannten, war an sich wunderschön, nur zum Übernachten einfach ungeeignet. Am 30.4. beendeten wir gefühlt unsere „Herumtingelei“ mit Kittymobil durch Europa und fanden ein letztes wunderschönes Nachtlager im Stara Planina Nationalpark am See, wo wir zu selbst gebackenem Brot grillten und Abschied vom echten Vanlife nahmen. Am 1.5.2018 reisten wir nach Bulgarien ein.

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