Nach 14 Jahren Freude ist die „Ära Kittymobil“ letzte Woche zu Ende gegangen: Unser VW Bus “Kittymobil” ist auf dem Schrottplatz. Das war anders geplant…
Als wir im Mai in Bamberg in der Werkstatt vorbeischauten, um uns gegenseitig zu beschnuppern, war der Plan, Kittymobils Unterboden mit TimeMAX Produkten langfristig zu versiegeln. Geplant war eine Versiegelung, mit der wir in den Tropen bei Temperaturen um die 50°C und offroad keine Probleme (Abtropfen von Wachs, Verkleben von Sand, Steinschlag etc.) haben würden. Die grundsätzliche Idee war, Kittymobil als Fernreisemobil weiter zu nutzen. Und unser Plan B für das nächste Reisekapitel war, Kittymobil nach Nordamerika zu verschiffen, denn dort wäre, falls die Grenzen sich wieder geschlossen hätten, viel Landfläche und viel zu Erleben bei nur einer Grenze. Das Visum für die USA haben wir letzte Woche auch nach über 5 Monaten Wartezeit abholen können. Soweit zu Plänen, die wir ja eigentlich nie wieder machen wollten…
Als wir im Juni Kittymobil termingerecht in der Werkstatt ablieferten und der Unterboden in der Werkstatt begutachtet wurde, gingen wir allesamt frohen Mutes davon aus, dass wir Kittymobil im Sommer wieder reisefertig haben würden. Doch es kam anders. Um die Versiegelung ordentlich auftragen zu können, muss der Unterboden eisgestrahlt werden. Damit entfernt man alten Unterbodenschutz und Dreck. Und dann kam das Drama ans Licht: wir hatten im März 2019, als wir auf Heimatbesuch waren, einen Blechschaden reparieren lassen. Da der TÜV Süd die Rechnung damals gezahlt hat (lange Geschichte, die Ihr uns damals schon nicht richtig glauben wolltet) und wir für die Reparatur unsere Lieblingswerkstatt in Krefeld ausgesucht hatten, die VW T2, VW Käfer und andere Liebhaberstücke betreut und große Fans von „Kittymobil auf großer Fahrt“ sind, waren wir überzeugt, dass gute deutsche Wertarbeit geleistet werden würde.
An einer anderen Stelle hatten wir vor etwa fünf Jahren von einem uns persönlich gut bekannten Schweißer, der hauptberuflich in seiner Werkstatt unglaublich tolle Custom-Bike-Kreationen schweißt, eine andere Stelle reparieren lassen. Auch damals hatten wir „deutsche Wertarbeit gegen deutsches Geld“ erwartet. In beiden Fällen auch deshalb, weil wir zu beiden Werkstätten langjährige und teils wirklich persönliche Beziehungen aufgebaut hatten. In beiden Fällen haben wir großen Pfusch bekommen, der unter schwarzer Unterbodenpaste und Plastikverkleidung schön vertuscht wurde. Damit sind wir dann drei heftige Winter in Sibirien, Kasachstan und Skandinavien unterwegs gewesen und Ihr könnt Euch vorstellen, wie die Kombination aus Salz, Feuchtigkeit und Pfusch wirkt… letztendlich wäre eine sehr großflächige und aufwändige Restauration an beiden Stellen unumgänglich gewesen. Man hätte natürlich weiter pfuschen können, aber das war nie unsere Absicht.
Nach dem Eisstrahlen kamen dann noch andere uns unbekannte (aber nicht vertuschte, sondern einfach altersbedingte) Stellen zutage, die man auch hätte schweißen müssen. Und da sich Kittymobil in Deutschland befand und man in Deutschland für deutsche Wertarbeit auch deutsches Geld verlangt, haben wir entschieden, uns von Kittymobil zu trennen. Natürlich wäre alles machbar gewesen, aber das Geld dafür investieren wir lieber ins Reisen. Und bitte: keine Diskussionen darüber, ob die Entscheidung “richtig” oder “falsch” ist. Für uns ist sie richtig und alleine das ist, was zählt. Schließlich ist es unser Portemonnaie und unser Herzschmerz…
Es waren 14 unglaublich schöne Jahre und 190.000 erlebnisreiche Kilometer mit Kittymobil, ich habe darin fast jeden Sommer 6-8 Wochen gewohnt, seit Februar 2018 war Kittymobil unser Hauptwohnsitz, unser echtes Zuhause. Mit Kittymobil waren wir in Tibet, sind durch die Wüste Gobi gefahren, haben Kittymobil als gefühlt einzigen Verbrennungsmotor durch Peking rollen lassen, haben bewiesen, dass man sehr wohl mit einem Diesel im Winter durch Sibirien fahren kann (und dass man ungedämmt auch selbst nicht erfriert), hatten keine technischen Probleme (ein Schweinwerfer durch Steinschlag und eine Hupe) und uns eigentlich vor dem Portala Palast in Lhasa geschworen, Kittymobil auch die nächsten 25 Jahre die Welt zu zeigen. So ist das aber mit Plänen und „deutscher Wertarbeit“. Geht bei uns beides meistens schief.
Seit Oktober 2021 waren wir mit Kittymobil wieder in Europa und um ehrlich zu sein, haben wir die letzten Monate so gar nicht genossen. Letztendlich hat das auch zum Abbruch unserer Nordeuropa-Tour im März 2022 geführt: in unseren 4 Jahren Abwesenheit hat sich Europa verändert und durch das „Massenphänomen Vanlife“ in den „Pandemiesommern“ ist bei Einheimischen in Skandinavien alleine der Anblick eines Campingfahrzeuges mit deutschen Nummernschildern auf Ablehnung gestoßen. Wir wurden zwei Mal vom Schneepflug auf einem offiziellen WoMo-Stellplatz absichtlich und mit Augenkontakt in Schnee eingegraben, im Restaurant nicht bedient, für kostenlose Services doch zur Kasse gebeten und als lästige Besucher abwertend beäugt. Ganz klar: die letzten Sommer haben „Neu-Vanlifer“ mit ihrem respektlosen Verhalten und massenhaftem Auftreten dafür gesorgt, dass wir nicht willkommen waren.
Wir haben im Winter (!) beobachtet, wie Müll im Wald zurückgelassen wurde, mitten auf dem Parkplatz Lagerfeuer illegal entzündet wurde, Brennstoffe in die Natur gekippt wurden, wissentlich trotz Bitten einem Rentierhirten die Zufahrt zum Tierfutter zugeparkt, trotz Campingverbot gecampt wurde, eine Batterie auf einem Rastplatz “vergessen” wurde, Privatgrundstücke in Camping-Apps wie Park4Night auftauchen und als Konsequenz Verbotsschilder aus dem Boden schossen. Und das im Winter. Im Sommer muss es für die Menschen, die in Regionen wohnen, die von „Vanlifern“ heimgesucht werden, der pure Horror sein. Die Verbote und die ablehnende Haltung Einheimischer können wir voll und ganz verstehen und möchten deswegen derzeit nicht mehr Teil dieser „Meute“ sein, die sich mit Campingfahrzeugen ihre eigene Welt schafft und damit Natur und Einheimischen schadet.
Die Trennung von Kittymobil kommt daher zur rechten Zeit. Dass Kittymobil auf dem Schrott („Fahrzeugverwerter“ klingt netter) gelandet ist, lag daran, dass Kittymobil neuen TÜV hat (so viel dazu, wirklich gut versteckter Pfusch) und weder die Werkstatt, die den Pfusch aufgedeckt hat, noch wir aus Haftungsgründen im Falle eines (Un-) Falles vor dem deutsche Kadi landen möchten. Wir wollten einen klaren, rechtlich einwandfreien und unkomplizierten Schlussstrich ziehen, ohne das Risiko eingehen zu müssen, mit einem ach so vertrauenswürdigen, Haftungsausschluss unterschreibenden Käufer dann doch wieder im Rechtsstreit zu enden. Das Vertrauen in deutsche Justiz und Ehrlichkeit ist uns schon vor Jahren abhandengekommen. Und das mit der Ehrlichkeit wurde uns ja jetzt wieder bestätigt: die existiert nicht mehr, die „sprichwörtliche“ deutsche Zuverlässigkeit und Wertarbeit! Einzig die Werkstatt im Bamberg war ehrlich und hat den Pfusch nicht weiter pfuschen wollen. Auch da diskutiert bitte nicht mit uns: der “Schrotti” hat uns für Kittymobil natürlich nichts bezahlt, obwohl wir wissen, dass VW T4 gerade “vergoldet” gehandelt werden. Uns ging es darum, einen rechtlich klaren Schritt ohne potentielle “Nachwehen” zu ziehen. Und genau das haben wir gemacht. Unser Portemonnaie, unser Herzschmerz.
Dass wir mit Kittymobil kein Einzelfall sind, bestätigte uns leider eine Bekannte aus Kindertagen mit Lackierbetrieb: es ist normal, dass von Werkstätten (und Versicherungen) gebeten wird, Pfusch mit Lackierarbeit zu verstecken. Und warum, denkt Ihr, schlägt Euch nach einem Blechschaden Eure Versicherung eine „Partnerwerkstatt“ vor? Sicher nicht, weil dort besonders gute deutsche Wertarbeit geliefert wird… Lernen durch Schmerzen. Wir fahren ab jetzt nur noch in den „türkischen Hinterhof“, zahlen nicht mehr für „deutsche Wertarbeit“ und bekommen dafür ehrliche, dem Preis entsprechende Arbeit und mit Glück sogar mehr. „Deutsche Wertarbeit“ hat uns von Kittymobil getrennt. Klar sind wir traurig und wütend und haben extrem viel Geld verloren (Klartext: 3500€ für das Strahlen, das den Pfusch zutage brachte!), aber wir sind auch sehr dankbar, dass wir mit Kittymobil in den vergangenen 14 Jahren so viel erleben durften und dass wir „Vanlife“ leben konnten, bevor es in Europa richtig unangenehm wurde und uns der Spaß abhandenkam.
Kittymobil stand also teilzerlegt in Bamberg, der Ausbau und unser Gepäck lag in einem Nebenraum der Werkstatt. Weil wir uns offenhalten möchten, irgendwann wieder einen T4 zu fahren (wenn sich der „Vanlife-Hype“ gelegt hat und man wieder willkommen ist), musste der Ausbau zu uns. Per Spedition wäre das nicht gutgegangen, denn die Möbelstücke (2m lang für das Bett z.B.) passen nicht auf eine Palette und wie das mit „deutscher Wertarbeit“ ist, wollten wir nicht auch noch mit einer Möbelspedition ausprobieren. Also nahmen wir das selbst in die Hand.
Wir flogen letzte Woche für sagenhafte 16€ nach Memmingen und kauften am nächsten Morgen in Bayern einen abgerockten VW T5 Postbus mit 110tkm als „Einwegfahrzeug“. Die Zulassung auf Exportkennzeichen verlief (bis auf grundloses Anbrüllen aller Anwesenden und erforderlichem Vorführen des Fahrzeuges am Nachmittag) problemlos. Dazu braucht man (laut Gesetz, aber dazu später) keinen deutschen Wohnsitz. Macht ja auch Sinn. In diesen ausgemusterten Postbus luden wir dann wieder einen Tag später unser Hab und Gut aus Kittymobil und ein paar Dinge, die im nächsten T4 besser aufgehoben sind als auf dem Schrottplatz: die Sitzbank, den neu gepolsterten Fahrersitz, die Kotflügel etc. Das Wochenende war Familienzeit (75. Geburtstagsfeier) und am Montag stürzten wir uns ins „Abenteuer deutsche Behörden“.
Wir haben seit 2018 in Deutschland keinen Wohnsitz, wie es das Gesetz auch vorschreibt. Mehr dazu hier: Abmeldung aus Deutschland FAQ. Unsere Abmeldebescheinigung jedoch fiel im Juni bei der deutschen Botschaft in Sofia in Ungnade, weil darauf nicht „Abmeldung ins unbekannte Ausland“ steht, sondern „Meldebestätigung Wegzug ins unbekannte Ausland“. Bedeutet zwar ein und dasselbe, kostet aber trotzdem 60€ pro Person Strafe, weil es keine „gültige Abmeldebescheinigung“ ist. Diese „gültige Abmeldebescheinigung“ war jedoch „systembedingt“ beim letzten zuständigen Einwohnermeldeamt nicht erstellbar, nachdem die erste Bescheinigung (nach Abmeldung per Fax) auf dem innerdeutschen Postweg verloren ging. Um eine gültige Abmeldebescheinigung zu bekommen, mussten wir uns erstmal anmelden. Das taten wir am Montag.
Gleich danach hatten wir einen vor Wochen im Voraus online gesicherten Termin bei der Zulassungsstelle ums Eck (Bad Kreuznach), welche sämtliche Dienstleistungen (auch Exportkennzeichen, absurder geht es nicht) grundsätzlich und „leider“ nur für „Personen aus dem Kreis“ anbietet. Sprich: um Kittymobil abmelden zu dürfen, brauchten wir einen Wohnsitz im Kreis Bad Kreuznach (Kittymobil war in Krefeld zugelassen). Ist zwar nicht rechtens, aber wir spielten das Spiel ja aus anderen Gründen schon mit. Online hätten wir Kittymobil übrigens nicht abmelden können, denn das ist nur bei Fahrzeugen möglich, die nach 2014 zugelassen wurden.
Der Fahrzeugschein von Kittymobil war verloren, aber das macht nichts, denn den kann man vor dem Abmelden neu ausstellen, um ihn dann zwei Minuten später wieder vernichten zu lassen. Dazu muss man auch nicht zu der Zulassungsstelle, die den Fahrzeugschein ursprünglich mal ausgestellt hat. Die Zulassungsstellen können sich da gegenseitig die Zuständigkeit zuweisen (dafür gibt es einen Fachbegriff, den wir uns telefonisch haben erklären lassen) und es somit ermöglichen, dass ein Fahrzeug überall in Deutschland abgemeldet werden kann. Soweit die Theorie. In der Praxis verfügten wir da aber leider über mehr Wissen als die „Fachkräfte“ auf dem Amt. „Geht nicht!“. Aha. Wir sollten 700km hin und zurück nach Krefeld fahren; dort war aber erst in 5 Wochen ein Termin frei. Na, dann warten wir lieber zwei Stunden auf den Chef, der ist sicher schlauer, kennt die Formulare und Paragraphen, von denen wir wussten. Der war leider nicht schlauer, er konnte nur lauter „geht nicht“ brüllen. Unsere Bitte, doch einfach mal in Krefeld anzurufen, um die Sachlage zu klären, wurde mit „nicht mein Problem!“ weggebrüllt. Tja. Unser Fehler, wir hätten die Paragraphen ausgedruckt mit aufs Amt nehmen müssen.
Wir riefen einen Zulassungsservice in Krefeld an. Die verstanden das Problem nicht, da es ja keins geben könne und lehnten den Postversand unserer Papiere per Einschreiben ab. Das ginge zu oft schief in Deutschland, sagte der Türke am Telefon. Wissen wir, aber vielleicht hatten wir ja Glück? Nein, macht er nicht mit der Post, außerdem hätten wir ja gar kein Problem. Der zweite Zulassungsservice bat, es nochmal selbst zu versuchen, denn das mit der Post sei ein Problem und eigentlich dürften wir ja kein Problem auf der Zulassungsstelle haben. Hatten wir aber. Mittlerweile wissen wir, dass Ihr alle die Erfahrung gemacht habt, dass man ein in Deutschland zugelassenes Fahrzeug egal wo abmelden kann. Das ist auch gesetzlich genau so geregelt. Danke für Eure persönlichen Erfahrungsberichte, das nützt uns aber nix, wenn wir trotzdem mit „geht nicht“ abgefertigt werden. Der dritte Zulassungsservice verstand zwar auch nicht, warum wir das nicht vor Ort selbst lösen können, ging das Risiko Postversand aber ein und stellte uns zwei Tage später 150€ in Rechnung für einen Verwaltungsakt, den wir rein rechtlich hätten selbst erledigen können, wenn die „top ausgebildeten“ Beamten nicht „geht nicht!“ durch alle Tagen gebrüllt hätten.
Nächster Verwaltungsakt: internationaler Führerschein. Die Sachbearbeiterin dort war unglaublich nett (blutjung und noch motiviert) und erklärte uns tatsächlich Neues: Deutschland sei nicht nur einem, sondern zwei Abkommen beigetreten und wir hätten die Wahl zwischen zwei internationalen Führerscheinen! Als sie für uns die Liste der jeweiligen Länder vorlas, wurde uns klar: wir hatten bisher zwar immer einen internationalen Führerschein, der war aber dort wo wir waren, nie gültig, weil die „Fräuleins vom Amt“ (Hamburg, Krefeld und Mannheim) das nicht wussten und einfach nach „Schema F“ den Führerschein ausgestellt haben, der in den allerwenigsten Ländern und überhaupt auch nur ein Jahr gültig ist. Die Freude über das tolle „Erlebnis Amt“ war nur kurz, denn in meinem Führerschein war vermerkt, dass ich zum Fahren eine Brille brauche. Das brauche ich nicht und das steht auch so auf meinem Plastik-Kartenführerschein, aber „systembedingt“ war das nicht zu ändern, ohne eine „Karteikartenabschrift“ anzufordern. Digitalisierung, jaja. Immerhin war die junge Dame so lieb, das durchzustreichen und abzustempeln. Hoffen wir mal, dass das keine Probleme macht… Immerhin war uns das aber geglückt: internationaler Führerschein (auch wenn „systembedingt“ falsch) in der Tasche!
Für den Abend hatten wir bei der Hausärztin einen Impftermin: Masern und Polio. Unser bulgarischer Hausarzt hatte erklärt, es gäbe derzeit Lieferschwierigkeiten und wir sollten uns in Sofia beim Gesundheitsamt impfen lassen. Sofia ist 250km entfernt und der deutsche Hausarzt nur ein paar Häuser weiter. Die „bulgarischen Lieferengpässe“ (das deutsche Paul Ehrlich Institut listet die Impfung allerdings auch in Deutschland als „nicht lieferbar“) wurden am Telefon arrogant belächelt. „Das haben wir immer im Kühlschrank!“. Nun ja, hatten sie natürlich nicht, als wir pünktlich um 17 Uhr zum Termin kamen. Und auch keine der vielen Apotheken im 15km Umkreis, die die sichtlich peinlich berührte Ärztin dann abtelefonierte. Aber das sei kein Problem, Apotheken könnten alles bis zum nächsten Morgen bestellen. Wir hörten die Nachtigall ganz laut poltern und liefen zur Apotheke, die der Ärztin telefonisch die Bestellung bestätigt hatte, um schonmal zu zahlen. Jaja, „morgen früh um 8!“. „Jaja“, dachten wir und behielten Recht: am nächsten Morgen um 8 war natürlich nichts da, der Großhändler hatte nichts. Die Apothekerin erzählte, ihr Job sei derzeit eher „Krisenmanager“ als „Apotheker“, denn in Deutschland seien gerade über 300 Medikamente nicht lieferbar. Dass das nicht nur Deutschland sondern die ganze EU betrifft, können wir bestätigen. Deswegen waren wir ja letztens in der Türkei zum Impfen und ich vor zwei Jahren in Kasachstan. Unvorstellbar, aber leider wahr. Immerhin war die Apothekerin so nett, sich daran zu erinnern, an welchen Arzt sie zuletzt den Masern-Impfstoff geliefert hatte. Dort lag auch noch tatsächlich Impfstoff im Kühlschrank und wir bekamen doch noch die Piekser gegen Masern und Polio.
Als wir uns noch schnell auf dem Einwohnermeldeamt abmeldeten, guckte die Dame dort erst komisch, verstand aber unser Problem und schaffte es tatsächlich (wer will, der kann!), uns eine gültige Abmeldebescheinigung auszudrucken und auch einen dazugehörigen Aufkleber auf den Personalausweis zu kleben. Das einzige Amt in unserer Odyssee, auf dem alles so geklappt hat, wie es soll! Und dann schnell in den T5 gehüpft und los gedüst, unser Ziel war Budapest, schlappe 1065km entfernt. Wir schafften es und ergatterten ein Zimmer mitten im Zentrum der Stadt.
Wir waren am nächsten Morgen mit Daniela und Wolfgang (Discoveringtheworld) zum Frühstück verabredet! Die beiden hatten wir zuletzt vor drei Jahren bei Eriwan in Armenien getroffen, jetzt gönnten wir uns ein edles Frühstück in der Konditorei Gerbeaud, in der schon Kaiserin Sissi und Franz List ihren Kaffee tranken und der Kaffeehauskultur (gab’s nicht nur in Wien) frönten. Nach der ausgedehnten Schlemmerei gaben wir dem T5 die Sporen und schafften es noch auf die andere Seite der Donau nach Bulgarien in „unseren“ Truckstop, wo wir noch unter anderen Fernfahrern (schließlich ist der T5 auch ein LKW und wir fahren damit „fern“) lecker bulgarisch aßen.
Die Exportkennzeichen liefen am übernächsten Tag ab, daher waren wir ein wenig im Stress, den Bus auch noch diese Woche in Bulgarien zuzulassen. An sich ist das kein Problem und schnell erledigt, wenn man die Papiere alle in Ordnung hat. Und das, dachten wir, hätten wir. Aber nein, hatten wir nicht. Denn dem bulgarischen TÜV-Prüfer fiel auf, was in 14 Jahren deutschem TÜV niemandem aufgefallen war: die deutschen Papiere waren falsch. Laut Papieren hat der Bus drei montierte Sitze, bauartbedingt kann ein Postbus aber niemals mehr als zwei Sitze haben, der Beifahrersitz ist schon eine absolute Seltenheit und wir waren froh, die Nadel im Heuhaufen gefunden zu haben! In der Mitte, wo laut deutschen Papieren der dritte Sitz sein sollte, befindet sich seit 2008 ein Gestell für die Post. Wären „wahlweise“ drei Sitze zugelassen, hätte das auch genau so im Kommentarfeld des deutschen Fahrzeugscheins gestanden. Und da stand nach intensiver Suche zweier bulgarischer TÜV-Prüfer (und ehrlicherweise auch uns, die wir das nicht glauben konnten) wirklich nichts. Und wir hatten ein Problem, denn den dritten Platz auszutragen ist in Bulgarien nicht einfach. Natürlich war das wieder unsere Schuld, denn natürlich hätten wir uns nicht darauf verlassen können, dass ein deutsches Amt richtige Papiere ausstellt und ein deutscher TÜV Prüfer diese Papiere liest. Richtig? Wir sind aber immer noch zu deutsch und kontrollieren nicht jeden Pups deutscher Beamter. Sollten wir aber, denn die Papiere waren einfach falsch ausgestellt. Um aus drei Sitzen zwei zu machen, bedarf es in Bulgarien einem TÜV-Gutachten und der Gutachter war erst am 20.10. wieder da. Blöd, denn die Kennzeichen liefen am 30.9. ab.
Bulgaren sind ja nette Menschen und noch netter, wenn man sie nicht arrogant auf Englisch zulabert, sondern grundsätzlich die Landessprache nutzt. Obwohl wir wissen, dass der TÜV Prüfer Englisch versteht, versuchen wir es nie, aus ihm herauszukitzeln. Wir wissen, dass er das wertschätzt (und dass viele Ausländer sich an ihm die Zähne ausbeißen) und schafften es so tatsächlich, mit ihm eine Lösung zu finden: wir haben nun „2+1“ Sitzplätze eingetragen und mussten versprechen, dass wir für drei Sitzplätze auch einen dritten Sitz besorgen und die dritte Person nicht im Laderaum transportieren. Da hat der nette Bulgare den Fehler deutscher Bürokratie ganz lieb ausgebügelt! Der Bus wird nun wie ursprünglich geplant wieder verkauft, wenn wir ihn durch die Waschanlage gefahren und innen ausgesaugt und abgestaubt haben. Nach 2500km mit dem T5 sind wir keine Freunde geworden. Zu modern (diese elendige Piepserei wegen allem und nichts!), zu kleiner Laderaum (wir hatten tatsächlich Probleme, Kittymobils Möbel unterzubringen!), aber mit angenehmem, sparsamem 1,9Tdi Motor. Für das nächste Kapitel der Reise sind die Motorräder bereit. Fast. Nächste Woche kommen hoffentlich die letzten Teile und dann…
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Das in D vieles immer schlechter wird, ist etwas, was ich seit längerem beobachte, resp. aus eigener Wahrnehmung bestätigen kann. Allerdings ist das für Deutsche,die “nur” in D leben, schwer nachvollziehbar. Das Ganze ist ein schleichender Prozess, an den man sich “gewöhnt”. Für mich, im Ausland lebend und im ständigen Austausch mit einem weiteren Nachbar Deutschlands ist das was anderes, ich werde immer wieder damit konfrontiert, wie sich alles verändert hat, wenn ich mit “deutschen” Service oder Behörden zu tun habe, traurig……………………..
Genau das ist es: wer in Deutschland ist, ist daran gewöhnt. Und merkt auch nicht, dass der Umgangston dort unglaublich rau geworden ist. Schleichender Prozess, der es zu „normal“ macht. Das zu erkennen ist schwer, wenn man in der „Normalität“ feststeckt und wenn man den Spiegel vorgehalten bekommt, ist Aggression die einzige Reaktion. Leider.
Ja,mitunter hat man den Eindruck,das alte Obrigkeitsdenken schleicht sich wieder ein.Die Verwaltungen bzw.Behörden sind nicht für den Bürger da,sondern umgekehrt.Die dort an den kleinen Schalthebeln sitzen brauchen das für ihr Ego.