Wir haben mittlerweile die Motorräder eingelagert und sind jetzt mit Handgepäck als Backpacker unterwegs. Seit Donnerstag in einem neuen Land, zur Feier unseres „Siebenjährigen“. Vor sieben Jahren sind wir losgezogen, die Welt zu entdecken – und sind immer noch nicht müde! Ist es das „verflixte siebte Jahr“?
Trotz Motorschaden: nein. Auch in unserer Ehe gab es kein „verflixtes siebtes Jahr“. Unsere Art zu reisen ist für uns beide nicht immer einfach, aber trotzdem leben wir damit unseren Traum vom selbstbestimmten, unabhängigen Leben, immer weiter durch die Welt trudelnd, unseren Horizont bis ins Unendliche erweiternd und so viel lernend, dass es für mehrere Leben reichen könnte. Aber weil wir nur dieses eine Leben haben, leben wir es einfach, bevor wir es nicht mehr können. Sieben Jahre verflogen wie ein Augenblick, das Leben rast schneller, als man es sich vorstellen kann und wir sind froh, vor acht Jahren die Entscheidung getroffen zu haben, die uns verbleibende Zeit zu nutzen, statt Träume auf „später“ zu verschieben. Weil aus „später“ zu oft „nie“ wird. Zur Feier des Tages gab’s gleich ein neues Land: Äquatorialguinea.
Doch bis wir hier landen konnten, mussten wir erst unsere Motorräder samt Gepäck einlagern. Wie im letzten Blogpost rund um den Motorschaden bereits erklärt, hatten wir das sowieso für Kamerun geplant, allerdings einen Monat später. So packten wir dann die Honda in einen Toyota Kombi (Avanza) und sortierten Gepäck, denn wir sind jetzt nur noch mit Handgepäck unterwegs. Der Plan: wir fahren mit dem Kombi zu Bram, der nur 90km von Douala entfernt auf unsere Motorräder aufpasst, lassen den Fahrer des Kombis alleine zurückfahren und schauen uns noch Schimpansen und Seekühe an, bis unser Weiterflug startet. Aber Pläne sind in Afrika immer so eine Sache…
Als erstes scheiterte die Geschichte mit den Schimpansen. Der Ansprechpartner erklärte, es sei derzeit nicht möglich, zu kommen, um die Tiere zu sehen. Okay, dann Plan B: Manatees (Seekühe)! Die Dame erklärte, sie brauche mindestens vier Tage Vorlauf für die Organisation des Ausflugs (wir wären mit einem Fischer per Boot losgezogen und hätten in einer Hütte übernachtet) und da wir nur zwei Tage im Voraus gefragt hatten, ging das auch nicht. Also entschieden wir spontan: dann fahren wir einfach mit dem Fahrer wieder zurück nach Douala!
Die 90km zu Bram sollten wir auch bei viel Verkehr in maximal 2,5 Stunden geschafft haben, dachten wir, als wir mit etwas Verspätung in Douala losfuhren. Moses, unser Fahrer, eigentlich der Bartender der deutschen Seemannsmission, der Kombi ein Dienstfahrzeug und ich auf dem Beifahrersitz, Jan auf seinem Motorrad hinterher. Wir kamen gerade mal 20km, als die Polizei an einem Checkpoint meine weiße Haut sah und uns deswegen anhielt. Weiße Menschen im Auto sind in Afrika meist wandelnde Geldautomaten und so musste schnell ein Grund her, warum wir „Strafe“ zahlen sollen: „es ist verboten, in einem normalen PKW ein Motorrad zu transportieren“. Dass in Kamerun jeder sein Motorrad in den Kofferraum steckt, war dem jungen Polizisten wohl gerade zufällig entfallen.
Er suchte weitere Gründe, um Geld zu verlangen und verlangte meinen Pass, die Autopapiere und Führerschein und Personalausweis von Moses. Der griff in seine Tasche und fand: nichts. Er hatte Portemonnaie und Handy in der Seemannsmission liegenlassen. Gefundenes Fressen für den Polizisten: „Fahren ohne Führerschein und Illegalität“, weil Moses sich nicht ausweisen konnte. Wir schickten Jan die 20km durch den üblen Stadtverkehr, der sich in den folgenden 1,5 Stunden Wartezeit zum dichten Feierabendverkehr gemauert hatte, um das Portemonnaie von Moses zu holen. Währenddessen grillten Moses und ich im dunkelgrauen Kombi in der Sonne und redeten mit dem Polizisten. Moses war völlig nervös und bereit, Schmiergeld zu zahlen, damit der Polizist die „Anzeige“ (er zeigte irgendwelche Notizen in seiner Kladde) „vergaß“ und wir nicht mit ihm auf die Wache mussten. Ich zahle kein Schmiergeld und blieb stark. Mittlerweile über 10 Jahre Schwarzafrika in den Knochen bedeutet eben auch: 10 Jahre Erfahrung mit Menschen, die glauben, Uniform mache schlau und Weiße seien Geldautomaten. Stimmt beides nicht. Was wir nicht wussten: der Schichtwechsel stand an und der Polizist baute deswegen immensen Druck auf, um vor der Ablöse noch Schmiergeld einzutreiben. Moses knickte leider ein und zahlte umgerechnet 7,50€. Dann kam Jan zurück und wir konnten weiter, mittlerweile gargekocht und durchgeschwitzt.
Weil wir fast zwei Stunden an der Polizeikontrolle gestanden haben, ging bald die Sonne unter und wir stellten fest: das Licht ging am Auto nicht. Moses wurde richtig wütend auf seinen Kollegen von der Seemannsmission, der für den Fuhrpark zuständig ist, aber Wut bringt keine Scheinwerfer zum Leuchten. Wir erkannten: die Birne war zersplittert und schickten Jan mal wieder los. Er fuhr zurück in den letzten Ort und fand dort tatsächlich nach etwas Suche eine H4 Birne. Für ein acht Jahre altes Auto bemerkenswert, dass da noch H4 Birnen verbaut werden. Die von der UV-Strahlung vergilbten Plastik-Scheinwerfer taten ihr Übriges und außerdem muss irgendwo ein Kabelbruch sein, denn das Licht ging überhaupt nur in der Aufblendlicht-Stellung. Trotzdem Kerzenlicht, aber besser als Standlicht. Jan fuhr vorneweg und leuchtete mit seinem LED-Scheinwerfer die Schlaglöcher für uns aus.
Die Einlagerung von Motorrädern und Sachen bei Bram ging ruckzuck, leider. Wir hätten gerne noch länger mit ihm geschwätzt, aber dazu war keine Zeit, wir mussten mit dem Auto mit Teelicht-Beleuchtung noch 90km zurück durch die Nacht. Wer Bram ist? Bram ist der ehemalige Kollege von Sven und beide gehören zur Plantagen-Connection, die wir in Sierra Leone und Liberia geknüpft haben. Beide sind Belgier und beide Motorradfahrer. Dass wir in Ghana und Kamerun nun bei Belgiern einlagern, ist Zufall. Wir kannten Bram nicht, aber jeder im Konzern kennt Bram und so müsst Ihr Euch keine Sorgen um unsere Sachen machen.
Die Fahrt durch die Nacht war genau das, was man nie, nie, niemals machen soll: nachts durch Afrika fahren. Und weil wir nie im Dunkeln fahren, kann man auch mal Ausnahmen von der Regel machen, wenn es nicht anders geht. Weil Jan auf dem Beifahrersitz saß, konnte er nicht mehr die Straße mit seiner KTM ausleuchten und Moses stocherte mit der Teelicht-Beleuchtung von Schlagloch zu Schlagloch. Im Gegenverkehr brauste ein LKW nach dem anderen in Höchstgeschwindigkeit mit allen Zusatzscheinwerfern, die der Markt so hergibt an uns vorbei und überholten wie die Wilden. Wir sahen so gut wie nichts – aber immerhin sorgten die Teelichter dafür, dass man uns sehen konnte, wenn auch oft später, als unseren Nerven guttat. Aber wir schafften es, kamen kurz vor Mitternacht in Douala an – und Jan hatte den Zimmerschlüssel in seiner Motorradjacke vergessen, die bei Bram im Gästezimmer lag. Danke an Klaus fürs Wachbleiben und den Ersatzschlüssel!
Wir sind mittlerweile in Äquatorialguinea und so rasant mittendrin gelandet, dass keine Zeit für Blogs und Fotos bleibt. Das erzählen wir Euch ein ander Mal! Bis dahin könnt Ihr die letzten Meter der Honda sehen und wie wir sie mit Motorschaden durchs Bürgerkriegsgebiet geschafft haben:
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Hallo,
Ich habe auch eure China-Durchquerung in 2020 mitverfolgt (Youtube & Blog).
Ich habe mitbekommen, welche ‚Herausforderungen‘ ihr mit dem deutschen Reiseveranstalter hattet. Trotzdem die Frage, um vergleichen zu können – da ich aktuell auch eine China-Durchquerung plane (eigener 4×4 mit Wohnkabinenaufbau): Wer war denn euer deutscher und euer chinesischer Reiseveranstalter? (Über eine PN würde ich mich freuen.)
Gute Reise Silke & Jan weiterhin in Zentralafrika!
-TomP